Der Aufbau der Maoistischen Kommunistischen Partei in Italien
(Interview mit der PCm-Italia [Maoistische Kommunistische Partei
Italiens], veröffentlicht in der nepalesischen revolutionären Presse)
Frage: Italien hat eine lange und herausragende Geschichte
menschlicher Zivilisation. Wie ist die politische Situation im heutigen
Italien?
Antwort: Ohne Zweifel nimmt Italien eine herausragende Stellung in der
Geschichte der menschlichen Zivilisation ein. Immerhin ist es das Land
des alten Rom, der Meister der Literatur, der Kunst (beispielsweise
Dante Alighieri oder Leonardo da Vinci), jener besonderen „Kunst“ die
man Politik nennt (Machiavelli) und in jüngerer Vergangenheit der
modernen Künste wie des Kinos und nicht zu vergessen des Sports.
Es ist klar, dass jede dieser Errungenschaften, wie jeder Fortschritt
der Menschheit, seinen Ursprung in der Geschichte der Klassenkämpfe hat.
Andererseits hat Italien auch großes Leid über die Menschheit gebracht.
Sei es durch die historische Rolle der katholischen Kirche, Mutter der
„heiligen Inquisition“ und einiger der dunkelsten Kapitel der
Geschichte, oder durch den Faschismus Mussolinis, Vorbote und
wichtigster Verbündeter des deutschen Faschismus, dem Verantwortlichen
für das düsterste Kapitel des 20. Jahrhunderts, den 2. Weltkrieg und den
Holocaust.
Das italienische Proletariat, als Kontingent der fortschrittlichsten
Klasse der Geschichte, welche in der Lage ist durch die eigene Befreiung
die gesamte Menschheit zu befreien, ist heute der alleinige Erbe der
positiven Aspekte der italienischen Geschichte und der einzige, der –
durch die sozialistische Revolution – die Rolle Italiens in der
Geschichte der menschlichen Zivilisation bis zu ihrem letztlichen Ziel –
dem Kommunismus auf Weltebene – weiterführen kann.
Deshalb müssen wir besonderes Augenmerk auf die Geschichte der
Arbeiterbewegung sowie der kommunistischen Bewegung legen. Tatsächlich
haben das Proletariat und die fortschrittlichen Kräfte seit dem Prozess
der Vereinigung des Landes eine bedeutende Rolle gespielt. Während des
1. Weltkriegs erschütterte eine kurze außergewöhnliche „rote Ära“ das
Land, welches gerade als imperialistische Macht hervortrat, und zeigte
die Macht und die revolutionäre Stärke der Arbeiter- und Bauernmassen.
Diese Phase erreichte ihren historischen Höhepunkt mit der Gründung der
Kommunistischen Partei Italiens (PCI). Diese stand auf der Grundlage der
von Lenin und der Komintern aufgestellten „21 Punkte“ und in den
folgenden Jahren in noch größerem Maße auf dem Denken Antonio Gramscis,
welcher – durch die These von Lyon – der Erste war, der den
Marxismus-Leninismus auf die italienische Realität anwendete. Auch
während der letzten Jahre seines Lebens, welche er im faschistischen
Kerker verbrachte, suchte Gramsci nach einem eigenständigen Pfad für die
sozialistische Revolution in Italien. Diese Arbeit macht ihn nicht nur
zur bedeutendsten Figur in der Geschichte der italienischen
kommunistischen Bewegung, sondern auch zum Bezugspunkt und zur Quelle
für die internationale kommunistische Bewegung als Ganzes.
Doch ist das vermutlich glorreichste Kapitel in der Geschichte des
Proletariats und der unterdrückten Klassen Italiens und Europas der
antifaschistische Widerstand, der in Italien das faschistische Regime
stürzte und die Nazi-Invasoren vertrieb. Auch wenn er sein angestrebtes
politisches Ziel nicht erreicht hat, betrachten wir den Widerstand als
die erste historische Erfahrung eines vom Volk geführten Krieges in
einem imperialistischen Land, als einen Meilenstein und mit all seinen
positiven und negativen Lehren eine Etappe des Kampfes für die
proletarische Revolution in unserem Land.
Italien war in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts
auch Schauplatz einer großartigen revolutionären Bewegung der Arbeiter
und Studenten, welche in unserem Land lang andauerte – von '68 bis in
die Mitte der 70er Jahre – während der „Französische Mai“ kurz und
intensiv war. Innerhalb dieser Bewegung wurde der erste Versuch zur
Errichtung einer marxistisch-leninistisch-maoistischen Partei (Mao
Tse-tung-Gedanken, wie es damals hieß) unternommen, sowie auch der
bedeutendste Versuch das Banner des bewaffneten Kampfes erneut zu
erheben und den Pfad für einen wirklichen revolutionären Kampf in
unserem Land zu ebnen. Dies sind Aspekte, die in allen imperialistischen
Ländern große Relevanz besitzen.
Unter diesen Gesichtspunkten geschieht die Gründung und die Konstitution
der marxistisch-leninistisch-maoistischen Partei Italiens nicht
zufällig oder lediglich aus subjektivem Antrieb, sondern ist ein
notwendiges Ergebnis des Klassenkampfes in diesem Land.
Zur derzeitigen politischen Situation in Italien.
Als Erstes ist zu betonen, dass Italien ein imperialistisches Land ist.
Es schwankt zwischen dem fünften und siebten Rang unter den
imperialistischen Mächten der Welt. Also gehört es definitiv zu der
Handvoll Großmächte, von denen zwei Drittel der Menschheit ausgebeutet,
geknechtet und heute mehr denn je unterdrückt werden. Diese Handvoll
reicher Länder lebt sowohl von der Ausbeutung des Proletariats in ihrem
Inneren als auch von der Plünderung der Rohstoffe sowie der doppelten
Ausbeutung der Proletarier und ganzer Völker in den Ländern der Dritten
Welt.
Obwohl unter diesen imperialistischen Mächten die US-Imperialisten mehr
denn je eine dominierende Position innehaben, wäre es – vor dem
Hintergrund der derzeitigen Weltlage – aus unserer Sicht falsch die
Rolle der anderen imperialistischen Länder, so in unserem Fall des
italienischen Imperialismus, zu unterschätzen.
Der italienische Imperialismus hat – indirekt und direkt – alle von den
USA geführten Aggressionskriege unterstützt. Hierbei hat er hinter
Großbritannien die Rolle des zweiten Verbündeten der USA gespielt.
So spielte Italien eine entscheidende Rolle im Balkankrieg, durch
welchen Jugoslawien zerschlagen und der Krieg in das Herz Europas
zurückgebracht wurde. Ohne die Unterstützung Italiens hätten USA, NATO
und EU diesen Krieg nicht führen können. Italien selbst konnte mit Hilfe
dieses Krieges – wie bereits zu faschistischer Zeit – seinen Einfluss
auf Albanien ausdehnen und nach Osteuropa vordringen.
Vor dem erwähnten Krieg auf dem Balkan hat Italien bereits direkt in
Konflikte im Libanon und Somalia interveniert – stets unter Verfolgung
der eigenen Interessen. Eine Erneuerung der Epoche des faschistischen
Kolonialismus und der schrecklichen Massaker in Libyen, Somalia und
Albanien.
Heute ist Italien mit seinen Truppen direkt an der Besetzung des Irak
und der Unterdrückung des Befreiungskampfes des irakischen Volkes
beteiligt. Auch seine Beteiligung am Krieg in Afghanistan hat es erst
kürzlich verstärkt. Außerdem „hilft“ es der UN-Mission zur Deckung der
israelischen Massaker im Libanon mit Geld und Truppen.
Italien verteidigt seine Interessen an der Kontrolle der Rohstoffe und
Energiequellen, welche lebensnotwendig für die imperialistische
italienische Wirtschaft sind. Es kämpft für ein „Stück vom Kuchen“ im
Interesse der italienischen multinationalen Konzerne – von Eni bis Fiat –
die auf der Suche nach Absatzmärkten für ihr gewaltig anwachsendes
Kapital sind, und versucht den Geldhunger des italienischen
Finanzkapitals auf diese Weise zu stillen.
Aus all diesen Gründen dienen alle Regierungskoalitionen, die auf der
politischen Bühne Italiens miteinander wetteifern und einander alle paar
Jahre ablösen, nur den Interessen des italienischen Imperialismus. Sie
wetteifern darum, ihre Rolle als Verwaltungsausschuss der
imperialistischen Bourgeoisie noch besser zu spielen, den
(imperialistischen Anm. d. Übersetzer) Frieden zu bewahren und den
Herausforderungen der derzeitigen Weltlage zu begegnen. Um dies
gewährleisten zu können, braucht die Bourgeoisie einen zunehmend
reaktionären und militarisierten Staat, welcher in der Lage ist, die
Kosten von Krise und militärischen Interventionen auf dem Proletariat
und den Massen abzuladen, den Sozialstaat immer mehr auszuhöhlen und
alle Ressourcen auf die Unterstützung des italienischen Kapitals im
internationalen Wettbewerb zu konzentrieren sowie die proletarische
Gegenwehr zu unterdrücken und den Aufbau, die Stärkung und die
Weiterentwicklung der revolutionären Kräfte, insbesondere der
revolutionären Kommunistischen Partei, zu verhindern.
In jüngerer Zeit haben der Staat und seine Institutionen durch diesen
Entwicklungsprozess die Form eines modernen Faschismus und Polizeistaats
angenommen.
Wir definieren dies als modernen Faschismus, weil es einen Angriff auf
die aus dem Widerstand entstandene Verfassung darstellt, auf alle
Errungenschaften und den historischen Wert des antifaschistischen
Widerstands.
Die antifaschistischen Partisanen werden als „Banditen“ verunglimpft,
der Mussolini-Faschismus wird neu bewertet und die kommunistische
Bewegung wird für angebliche „fürchterliche Verbrechen“ angeklagt. Dies
wird durch Gesetze untermauert, welche im Namen des „Kampfes gegen den
Terror“ versuchen die Kommunisten und ihre Organisationen zu
kriminalisieren.
Obwohl es in unserem Land gefährliche faschistische und Neo-Nazi-Gruppen
gibt, nutzt der moderne Faschismus für seinen „Marsch auf Rom“ den
Staat auf faschistische Weise – mit faschistischen Polizei- und
Streitkräften, mit den „anti-subversiven“ Notstandsgesetzen, mit dem was
wir als „Medien und Fernseh-Faschismus“ bezeichnen und schließlich
unter der von Berlusconi geführten Koalition zuletzt sogar durch eine
wirkliche Ein-Mann-Diktatur.
Die Schlacht von Genua, die heftige Repression, mit welcher den
Protesten gegen den G8-Gipfel begegnet wurde, hat der Welt den Charakter
dieser Entwicklungstendenz der imperialistischen Bourgeoisie gezeigt.
In den letzten Jahren wurde die Regierungskoalition Berlusconi weit über
die italienischen Grenzen hinaus bekannt – dieses von dem Milliardär
und Medienmogul Silvio Berlusconi angeführte dreiköpfige Monster: die
mit Anzug und Krawatte getarnten Faschisten unter Gianfranco Fini, die
von Umberto Bossi geführte separatistische „Lega Nord“ und, zu guter
Letzt, der eng mit dem Vatikan verbundene rechte Flügel der aufgelösten
„Democrazia Cristiana“.
Dieses Bündnis hat im Volk, unter den Arbeitern und Studenten, heftigen
Widerstand hervorgerufen. So gab es eine starke Bewegung gegen die
italienische Beteiligung am Krieg und der militärischen Besetzung im
Irak, ein Wiederaufleben der Frauenbewegung und auch Widerstand von
bedeutenden Journalisten, Anti-Korruptions-Richtern sowie den
antifaschistisch und demokratisch gesinnten Intellektuellen.
Eine Folge dieser Entwicklung war, dass in einer äußerst knappen Wahl
ein anderes Bündnis siegreich sein konnte – die „Mitte-Links-Koalition“
von Romano Prodi. Diese vereinigt in sich die bedeutendsten
sozialdemokratischen Kräfte, vor allem die „Partito Democratico della
Sinistra” (Demokratische Linkspartei) – die ehemalige Kommunistische
Partei Italiens – und den „linken“ Flügel der ehemaligen „Democrazia
Cristiana“. Dieses Bündnis wird von der bedeutendsten revisionistischen
Kraft, der „Partito della Rifondazione Comunista” (Partei der
kommunistischen Neugründung), und Organisationen, welche sich nach wie
vor an dieser orientieren, massiv unterstützt.
Prodis Sieg wurde von den Massen begrüßt, immerhin bedeutete er eine
Lockerung des eisernen Griffs Berlusconis und der reaktionärsten Kräfte
in der Regierung und im Staatssystem. Doch bedeutet er keinen
grundlegenden Wandel im allgemeinen Charakter der Herrschaft der
Bourgeoisie. Die großen Industrie-Monopole, jene Fraktion des
Finanzkapitals, die in Opposition zu Berlusconi steht, haben offenkundig
die Vorherrschaft über die neue Regierung. Die italienischen
Sozialdemokraten haben nicht den Weg Zapateros (ehemaliger spanischer
Regierungschef, galt als „linker“ Sozialdemokrat; Anm. d. Übersetzer)
gewählt, sondern den von Tony Blair. Die Aufnahme der Revisionisten in
die Regierung ist nichts als ein „Feigenblatt“. Diese haben keinen
Einfluss auf die Entscheidungen der Regierungen. Dennoch sind sie
entscheidend dafür, die Konsequenzen dieser Entscheidungen den Massen
aufzubürden. Der Ausgleich zwischen den beiden Regierungsbündnissen ist
noch immer äußerst instabil, sodass die Bourgeoisie als Ganzes nach
Möglichkeiten zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit sucht
und Druck in diese Richtung ausübt.
Trotz ihrer aktuell geringen Stärke war unsere Partei, gemeinsam mit
allen anderen revolutionären Kräften, auf allen Ebenen sehr aktiv im
Kampf der Massen gegen die Regierung Berlusconi – vom Juli 2001 in Genua
bis heute. Sie konnte einige Erfahrung in politischer Führung sammeln
und ihren Einfluss unter den Massen verstärken. Allerdings stieß sie
auch auf Schwierigkeiten, welche aus der Beteiligung von mit der
„Mitte-Links-Koalition“ verbundenen, kleinbürgerlichen Kräften an den
Massenbewegungen entstanden.
Darum war es im Vorfeld der letzten Wahlen, vor dem Hintergrund dieser
Auseinandersetzung innerhalb der Bourgeoisie, notwendig und entscheidend
den Kampf um die ideologische, politische und programmatische
Unabhängigkeit des Proletariats zu führen. Dies ist nicht nur
strategisch, sondern auch taktisch wichtig. Die Illusionen und
Abweichungen, die in den Massenbewegungen von jenen geschaffen werden,
die diese zu einem Hund an der Leine der Prodi-Regierung machen wollen,
müssen entschieden bekämpft werden.
Die Dynamik dieser politischen Situation erfordert sowohl strategische
Festigkeit als auch taktische Flexibilität, wie auch einen entschiedenen
Kampf gegen die opportunistischen Tendenzen, welche in den
Massenbewegungen auftreten und ihren schädlichen Einfluss ausüben. Auch
der Kampf gegen „ultralinke“ Tendenzen dauert an. Zwar sind diese
innerhalb der Massenbewegungen unbedeutender und üben einen geringeren
Einfluss aus, jedoch besitzen sie einen negativen Einfluss auf die
kommunistischen Militanten und die proletarische Avantgarde und bringen
diese im Hinblick auf ihre Rolle in den Bewegungen vom Kurs ab. Dennoch
bleiben die Hauptfeinde nach wie vor der Revisionismus und der
Opportunismus.
Der seit der Schlacht von Genua geführte Kampf gegen den modernen
Faschismus und den Polizeistaat stellte und stellt ein vorteilhaftes
Terrain für die notwendige Entwicklung des Pfades zur Revolution dar –
einen Volkskrieg mit dem Charakter einer neuen „Resistenza“.
Frage: Genosse Lenin sagte, dass die marxsche Theorie den Grundstein
für eine Wissenschaft gelegt hat, welche von den Sozialisten in alle
Richtungen weiter entwickelt werden muss. Was ist die Geschichte der
MLM-Bewegung und des Kampfes gegen den Revisionismus hier in Italien und
Europa?
Antwort: So wie es nach der Oktoberrevolution nicht möglich war Marxist
zu sein, ohne Marxist-Leninist zu sein, ist es heute, im Lichte der
historischen Erfahrungen des Klassenkampfes, nicht möglich
Marxist-Leninist zu sein, ohne Marxist-Leninist-Maoist zu sein. In
diesem Sinne stellt der Maoismus die dritte, höhere Stufe des
Marxismus-Leninismus-Maoismus dar. Er ist die kontinuierliche
Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus und ist mit diesem auf allen
Ebenen zu einem einheitlichen, unauflösbar verbundenen Ganzen verwoben.
Wir sind somit gegen die Tendenz diese beiden Stufen als einander entgegengesetzt zu betrachten.
Mao entwickelte die revolutionäre Theorie in allen Bereichen weiter: in
der marxistischen Philosophie, dem wissenschaftlichen Sozialismus, der
Militärwissenschaft und vor allem in der Frage der Fortführung der
Revolution im Sozialismus. In diesem Sinne ist es korrekt von
„hauptsächlich Maoismus“ zu sprechen um diese Aspekte zu betonen, denn
der Maoismus ist in der heutigen Zeit der Schlüssel zur Anwendung des
MLM auf die konkrete Situation in jedem Land, der Schlüssel zum Finden
von neuen Antworten auf neue Probleme der Revolution, die Grundlage auf
der Kommunistische Parteien neuen Typs errichtet werden können.
Wenn der MLM auf die konkrete Wirklichkeit des Klassenkampfes angewandt
wird, gibt es neue Beiträge und Weiterentwicklungen. So hat die
Anwendung des MLM durch den Volkskrieg in Peru in der Tat wichtige
Beiträge hervorgebracht, welche durch den Vorsitzenden Gonzalo und sein
Denken synthetisiert wurden. Auch gibt es Beiträge aus dem Volkskrieg in
Nepal, unter der Führung des „Pranchanda-Pfad“.
Den Kommunistischen Parteien stellt sich heute die Aufgabe diese
Beiträge zu definieren, zu verteidigen und sie in das ideologische und
politische Waffenarsenal der MLM-Theorie zu integrieren. Gleichzeitig
ist völlig klar, dass die Anwendung des MLM auf die Realität in
imperialistischen Ländern neue Beiträge zur Wissenschaft des MLM
hervorbringen wird. An diesen Bemühungen sind wir mit dem Aufbau der
PCm-Italia (Maoistische Kommunistische Partei Italiens) aktiv beteiligt.
Was die Anwendung der Beiträge aus den Revolutionen in Peru und Nepal
auf die konkrete Wirklichkeit in unserem Land angeht, wenden wir Lenins
Methode der „kritischen Anwendung“ an. Hierbei wird unterschieden
zwischen ihren universellen Aspekten, die überall anwendbar sind und
ihren spezifischen Aspekten, die für die jeweiligen Länder gültig sind.
Dies ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit und unseres
ideologischen und politischen Verständnisses.
Die MLM-Bewegung in Europa und Italien entstand inmitten des Kampfes und
aus dem Kampf gegen den modernen Revisionismus, begonnen von der
Kommunistischen Partei Chinas unter der Führung des Vorsitzenden Mao
Tse-tung, welche in dieser ersten Phase auch noch aktiv von der Partei
der Arbeit Albaniens unterstützt wurde.
Die zwei Schriftstücke der von Mao Tse-tung geführten KPCh „über die
Differenzen zwischen dem Genossen Togliatti und uns“ stellten einen
fundamental wichtigen Bezugspunkt für den Kampf gegen den Revisionismus
in unserem Land dar. Aus diesen Schriften erklang der Ruf sich vom in
der von Togliatti geführten PCI herrschenden modernen Revisionismus zu
trennen und neue, revolutionäre proletarische Parteien aufzubauen.
Ehemalige Kader und Mitglieder der PCI gaben den Anstoß für die
marxistisch-leninistische Bewegung und gründeten schließlich 1966 die
PCd'I (m-l) (Kommunistische Partei Italiens [Marxisten-Leninisten]).
Auch wenn dies ein bedeutender Schritt war, basierte ihre Partei eher
auf der Grundlage den Genossen Stalin zu verteidigen, anstatt aus
maoistischer Perspektive auch Kritik an seinen Fehlern zu üben. Oft
waren es ehemals führende Parteikader und Bürokraten, die sich aufgrund
des neuen Kurses der revisionistischen Führung von der PCI abwandten und
keine Kader, die durch die Klassenkämpfe der Arbeiter- und der
Volksmassen in den 50er und 60er Jahren geformt wurden. Diese Führung
entwickelte keine aktuelle Analyse der Verhältnisse in Italien, welches
dank des „Wirtschaftswunders“ zu einem entwickelten imperialistischen
Land wurde. Während also der von Mao Tse-tung geführte Kampf gegen den
modernen Revisionismus mit der Großen Proletarischen Kulturrevolution
seinen Höhepunkt erreichte, schritt die PCd'I (m-l) nicht voran, sondern
wich stattdessen zurück und erlebte eine Krise. Sie bewies, dass sie
unfähig war, die Führung der großartigen revolutionären Bewegung –
zunächst der Studenten, dann auch der Arbeiter – die Italien in den
Jahren '68 und '69 erschütterte, zu übernehmen.
Eine neue Generation hörte das Donnergrollen der Großen Proletarischen
Kulturrevolution, wagte die Rebellion und probte den Aufstand mitten im
Herzen der imperialistischen Länder. Die Parolen „Rebellion ist
gerechtfertigt!“ und „Die Arbeiterklasse muss die Führung übernehmen!“,
die Bewegung der Roten Garden, die Fortführung der Revolution unter der
Diktatur des Proletariats, die Kommunistische Partei neuen Typs – dieses
Banner Maos und der GPKR (Große Proletarische Kulturrevolution)
entrollten die Studenten und die proletarische Avantgarde in unseren
Ländern. Neue marxistisch-leninistische Organisationen wurden gegründet.
Sie vertieften die Kritik am Revisionismus – in Italien also die Kritik
an der PCI – und am „Realsozialismus“. Diese neue Welle der
Unterstützung Maos und der GPKR nährte sich aus verschiedenen
bedeutenden Ereignissen: dem Krieg in Vietnam und der großen
antiimperialistischen Bewegung, der sozialimperialistischen Entartung
der UdSSR, den Protesten der Studenten und Arbeiter und der Entstehung
der feministischen Bewegung. Es war eine junge Bewegung, die nur in
einem gewissen Maße durch den Klassenkampf geformt worden ist. Ihr
fehlte es an Strategie und Taktik für die sozialistische Revolution und
so wurde sie von den allgemeinen Rückschlägen der Massenbewegungen in
den imperialistischen Ländern sowie dem Stillstand beziehungsweise der
Umkehr der mächtigen Befreiungsbewegungen der unterdrückten Völker hart
getroffen. Sie war deshalb weder in der Lage, eine wirkliche
Kommunistische Partei hervorzubringen, noch dem Abebben und letztlichen
Ende der Großen Proletarischen Kulturrevolution nach Maos Tod
standzuhalten.
Dennoch lieferten diese Bewegung und ihre Hauptkräfte wichtige Beiträge
und ebneten den Weg für den Aufbau und die Gründung einer maoistischen
Kommunistischen Partei in Italien. Die Massen der Proletarier und
Studenten sammelten wichtige Kampferfahrungen – auch im bewaffneten
Kampf. Auf die von ihnen gesammelten Erfahrungen in ideologischen,
politischen und organisatorischen Fragen und ihre reichhaltigen
positiven und negativen Lehren muss aufgebaut werden.
Betrachten wir die MLM-Bewegung als Ganzes, können wir sagen, dass in
ihrer ersten Phase Dogmatismus und Rechtsopportunismus als Abweichungen
auftraten. Diese hatten ihren Klassenhintergrund in der
Arbeiteraristokratie und der Polit- und Gewerkschaftsbürokratie, aus
welchen sich ein Großteil der Kader rekrutierte, welche die Bewegung in
Gang brachten. Außer diesen spielten hier auch Elemente aus den
ländlichen Gegenden – diese erlebten zu jener Zeit tiefgreifende
Umwälzungen durch wirtschaftlichen Abschwung und die daraus folgende
Proletarisierung – sowie Kader aus der Partisanenbewegung, welche der
revisionistischen Linie nicht folgten und diese als Verrat durch ihre
Anführer begriffen, eine äußerst wichtige Rolle. In den Jahren nach '68
trat als Hauptabweichung ein von kleinbürgerlichen Intellektuellen
getragener ideologischer, politischer und organisatorischer
Linksradikalismus auf.
Es ist klar, dass die Rechtsabweichler völlig degenerierten, als sie
zunächst den Schulterschluss mit Enver Hoxha und später mit dem
breschnewschen Sozialimperialismus suchten. Die Degeneration der
Linksabweichler hingegen zeigte sich in Form des Liquidatorentums. Diese
kleinbürgerlichen Maoisten degenerierten zunächst durch eine
propagandistische und idealistische Haltung, welche den Maoismus von
seiner Klassenbasis und der revolutionären Praxis trennte. So isolierten
sie sich von der Arbeiterklasse und nahmen ihr gegenüber eine
feindliche Haltung ein. Durch diese feindselige Haltung waren sie auch
isoliert von der Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes in Folge der
großartigen Bewegung von 1968-1970.
Die idealistische Linie des Maoismus in Italien degenerierte zu einer
Art von Messianismus und Prophetismus, der sich mechanisch, in grotesker
Weise in der Partei und ihrer Anwendung der fortgeschrittenen
Kampfformen der GPKR festsetzte. Die maoistische Organisation
verwandelte sich so zu einer „maoistischen Sekte“ deren wichtigste
Vertreter später zu offen antikommunistischen Reaktionären wurden.
Dieses Phänomen trat in ganz Europa auf, so beispielsweise bei früheren
maoistischen Führungspersönlichkeiten in Frankreich, welche sich
zunächst zu Vertretern einer „neuen Philosophie“ erklärten und heute
erbitterte Antimaoisten und Antikommunisten sind.
Die historischen Erfahrungen der MLM-Bewegung in Italien zusammenfassen
und Schlüsse ziehen – vor allem aus den negativen Erfahrungen – das
waren anfänglich die wichtigsten Aufgaben der ersten, schon seit '68 in
der MLM-Bewegung aktiven Militanten, welche heute führende Kader der PCm
sind. Durch diese Arbeit wurde inmitten des Feuers des Klassenkampfes
und in enger Verbindung mit den Massen die proletarische und
revolutionäre Basis für den Kampf um den Aufbau der für die
proletarische Revolution in Italien notwendigen Kommunistischen Partei
neuen Typs gelegt.
Frage: Was sind eure Erfahrungen aus dem Aufbau einer maoistischen Partei in Italien?
Antwort: Die PCm-Italia wurde am 1. Mai 2000 gegründet. Sie erhob das
rote Banner der sozialistischen Revolution in Italien, um die Avantgarde
des Proletariats und alle wahren Revolutionäre unter dem Maoismus und
um die an die Bedingungen eines imperialistischen Landes wie dem unseren
angepasste Strategie des Volkskrieges zu vereinen. Der Volkskrieg muss
in die Praxis umgesetzt werden, um den Kampf um die Machtergreifung des
Proletariats in Italien von neuem zu beginnen und mit dem Proletariat
und den Völkern der Welt in Richtung Sozialismus und Kommunismus
voranzuschreiten.
Die Gründung der PCm-Italia ist das Resultat von 20 Jahren harter Arbeit
der marxistisch-leninistisch-maoistischen Kommunisten in Italien.
Am Ende der 80er Jahre hatten die italienischen Maoisten keine Partei.
Die marxistisch-leninistischen Kräfte hatten den Maoismus über Bord
geworfen und wurden zu hoxhaistischen oder pro-UdSSR-Organisationen. Auf
der anderen Seite setzte sich der langandauernde Prozess der Auflösung
der PC(m-l)I (Kommunistische Partei [marxistisch-leninistisch] Italiens)
fort und, was noch wichtiger ist, ihr degenerierter Maoismus war im
Proletariat, der Jugend sowie der Frauenbewegung dieses Landes völlig in
Verruf geraten.
Die Aufgabe, die gesammelten Erfahrungen zusammenzufassen und mit dem
Wiederaufbau zu beginnen, wurde vom „Kommunistischen
Agit/Prop-Kollektiv“ in Taranto, einer vom Militär geprägten
Industriestadt im Süden des Landes, angenommen. Die hieran beteiligten
Kader entstammten verschiedenen Traditionen der 70er Jahre. Sie
anerkannten den Kampf gegen den Revisionismus und die daraus folgende
Loslösung von der PCI durch die PCd'I (m-l) wie auch den durch die
PC(m-l)I und andere maoistische Gruppen gewagten ersten Versuch den
Maoismus und die GPKR auf die italienische Realität anzuwenden.
Gleichzeitig bekämpften sie sowohl die dogmatische und revisionistische
Entartung der PCd'I (m-l), als auch die populistische und
kleinbürgerliche Anwendung des Maoismus durch die PC(m-l)I. Diese Brüche
waren notwendig, reichten aber noch nicht aus, um mit dem
Gründungsprozess der Kommunistischen Partei zu beginnen. Es musste auch
die Tendenz bekämpft werden, sich als Maoisten in eklektischer Weise mit
kleinbürgerlichen Revolutionären, den „Autonomen“, zu vereinigen – eine
Tendenz, die in den letzten Jahren der PC(m-l)I aufgetreten war. Die
Entwicklung der Arbeiter- und Studentenbewegungen von 1968 bis 1977
musste analysiert werden, um die positiven Aspekte zu begreifen und die
negativen zu bekämpfen und um diese Erfahrungen und Lehren in das
Arsenal der Marxisten-Leninisten-Maoisten im Kampf um die Gründung und
den Aufbau der Partei aufzunehmen. Die Fortsetzung der Kämpfe der
Arbeiterklasse in Form der Bewegung der „Fabrikräte“ und der Bewegung
der „Arbeiter-Basis-Komitees“ musste analysiert werden. Es musste ein
korrekter Umgang mit der von den Roten Brigaden und anderen Gruppen
repräsentierten, nach wie vor andauernden Praxis des bewaffneten Kampfes
gefunden werden, um gegen die falsche Theorie und Praxis der
„Guerilla-Partei“ zu kämpfen. Und auch die von den Studenten- und
Frauenbewegungen der Jahre 1968 bis 1977 entwickelte
antirevisionistische Praxis sowie ihre Analysen mussten studiert werden.
In den Jahren 1982 bis 1984 begrüßte das „Kommunistische
Agit/Prop-Kollektiv“ den Donnerhall des Volkskrieges in Peru als
großartiges Symbol, als Aufruf und als praktischen Orientierungspunkt in
der Entwicklung des Maoismus und nahm gleichzeitig dank einer Einladung
der RCP USA an der Gründungskonferenz der RIM teil. Agit/Prop machte
klar, dass es richtig ist, die Kommunistischen Parteien und
Organisationen der Welt zu vereine,n um den Marxismus-Leninismus, die
Große Proletarische Kulturrevolution und die großartigen Beiträge Mao
Tse-tungs hochzuhalten und als Ausgangspunkt für einen erneuten Vorstoß
der kommunistischen Bewegung nach dem Verlust Chinas und dem Tod Maos zu
nutzen. Gleichzeitig erkannte Agit/Prop, dass die Handlungen der
Maoisten selbst die Waffe zur Entwicklung des Maoismus sind – zu diesem
Zeitpunkt also hauptsächlich der von der PCP begonnene und vom
Vorsitzenden Gonzalo in meisterhafter Weise angeführte Volkskrieg in
Peru.
Das „Kommunistische Agit/Prop-Kollektiv“ war Gründungsmitglied der RIM,
unterschrieb ihre Gründungserklärung und auf gab auf dieser Basis ihr
Grundlagendokument heraus: das erste Dokument, in welchem die
ideologischen, politischen, analytischen und programmatischen Grundlagen
der italienischen Marxisten-Leninisten-Maoisten dargelegt wurden.
In den folgenden Jahren entwickelte das „Kommunistische
Agit/Prop-Kollektiv“ notwendigerweise den Kampf gegen ökonomistische
Auffassungen, welche ein Überrest der alten ML-Bewegung innerhalb der
neuen MLM-Bewegung waren, sowie den Kampf gegen diejenigen, welche im
Namen des „Kampfes gegen den Ökonomismus“ und für die „Vormachtstellung
der Ideologie“ und einer „demokratischen Taktik“ die revolutionären
Inhalte des MLM aufweichten und verleugneten, ihn von den Kämpfen der
Arbeiterklasse und der Praxis des Klassenkampfes trennten und den MLM zu
einer idealistischen und existentialistischen Philosophie mit einer
demokratisch-liberalen Politik und Praxis machten, zu nichts weiter als
einem intellektuellen Diskussionszirkel.
Durch diesen Kampf machte Agit/Prop Fortschritte in der Bildung einer
Aufbauorganisation für die MLM-Partei – eine Organisation auf
Klassenbasis, mit dem Verständnis des Maoismus als schöpferische Waffe
und eine erste Keimzelle der Anwendung revolutionärer Strategie und
Politik. 1988 wurde die nationale Organisation der
Marxisten-Leninisten-Maoisten unter dem Namen „Kommunistische
Organisation Rossoperaio“ gegründet. Diese Organisation arbeitete
innerhalb des Rahmens der Auseinandersetzungen in der RIM einen Plan für
den Aufbau der MLM-Kommunistischen Partei in unserem Land aus.
Während Rossoperaio den aktiven ideologischen Kampf sowie den
Zweilinienkampf führte, nahm sie ausdrücklich ihre Aufgaben an und
erfüllte diese auch:
1. Auf internationaler Ebene an dem Prozess den Maoismus hochzuhalten,
zu verteidigen und durchzusetzen teilhaben sowie im Geiste von Einheit
und Kampf die Verbindung zur RIM stärken und, verbunden damit, an der
Seite der PCP und mit Hilfe der Kampagnen zur Unterstützung des
Volkskrieges in Peru, innerhalb unseres Landes die Aktualität des
Maoismus propagieren.
2. Eine Organisation aus maoistischen Kadern aufbauen, die durch die
alltäglichen Kämpfe ihrer Klasse gestählt wird und fähig ist mithilfe
einer MLM-kommunistischen politischen Zeitung eine revolutionäre Politik
im Proletariat und den Massen zu entfalten.
3. Durch das Erkennen der historisch festgelegten Formen, in welchen die
Arbeiter ihren eigenen Kampf organisierten, also das Erkennen der
Keimzellen des proletarischen politischen Bewusstseins, sowie durch die
Führungsrolle beim Sammeln wichtiger Kampferfahrungen den Prozess der
Vereinigung der Maoisten mit den fortgeschrittensten Teilen des Arbeiter
beginnen, um so ihre Anerkennung und ihr Vertrauen zu gewinnen.
Durch diese Bemühungen wurde Rossoperaio in Italien immer stärker und in
Europa waren sie als wirklich maoistische Organisation anerkannt,
welche in der Lage ist, die Verantwortung zu übernehmen inmitten des
Feuers des Klassenkampfes und in enger Verbindung mit den Massen die
Partei aufzubauen. Indem sie den MLM in kreativer Weise auf die Realität
des Klassenkampfes anwendeten und nach Lösungen für die konkreten
Probleme der Gründung und des Aufbaus der Partei suchten, entwickelten
die italienischen Marxisten-Leninisten-Maoisten Elemente spezifischer
Gedanken, die nicht nur für Italien sondern auch für Europa und die
heutigen imperialistischen Länder insgesamt von Bedeutung sind.
Was sind diese Elemente?
Gegen den neuen Revisionismus, die kleinbürgerlichen Revolutionäre und die falschen Maoisten:
a.) Ausgehend von einer konkreten Analyse und auf Basis der von dieser
Phase des Aufbaus verlangten Massenlinie betonten wir das Vorhandensein
eines untrennbaren Zusammenhangs zwischen der Partei und den Arbeitern
bzw. proletarischer Selbstorganisation. Aufgrund der Tatsache, dass die
Maoisten in Italien und Europa degeneriert und politisch wie auch
organisatorisch bedeutungslos waren, entwickelten sich die Avantgarde
der Arbeiter und das Proletariat als solches in ihren Kämpfen weiter,
trieben ihre Trennung vom Revisionismus in den Gewerkschaften und der
Politik voran und entwickelten eigene Formen von Gewerkschaft und
politischer Selbstorganisation. Aus diesem Grund, um diese reale
Gegebenheit anzuerkennen, war und ist es für die maoistischen
Kommunisten notwendig, die proletarische Partei aufzubauen. Es war und
ist notwendig in die proletarischen Organisationen hineinzugehen, um den
Ökonomismus, den anarchistischen Syndikalismus sowie den ideologischen
und politischen Eklektizismus zu bekämpfen und – indem die Führung in
ihren Kämpfen übernommen wird – die am meisten fortgeschrittenen
Arbeiter und proletarischen Kader für den Aufbau der Maoistischen
Kommunistischen Partei zu gewinnen.
b.) Innerhalb der Organisation wurden aktiver ideologischer Kampf und
Zweilinienkampf entwickelt, um die Mitglieder in ihrer Ideologie und
Praxis voranzubringen und den großen Sprung der Gründung der Partei
verwirklichen zu können und somit in der Lage zu sein, den Volkskrieg
und seine konzentrierte Form – den bewaffneten Kampf – in einem
imperialistischen Land wie Italien vorzubereiten, zu beginnen und zu
entwickeln.
c.) Wir betonten die entscheidende Bedeutung von „der Entfesselung der
Kraft der Frau als eine mächtige Waffe der Revolution“ und
konkretisierten dies mit der Gründung der Revolutionären
Proletarisch-Feministischen Bewegung (MFPR) und in der Erkenntnis über
die Rolle der Frau für die Gründung der Partei als eine Maoistisch
Kommunistische Partei neuen Typs, welche von Beginn an die von der
proletarisch-sozialistischen Revolution in allen Phasen verlangte
„Revolution innerhalb der Revolution“ verwirklicht.
Folglich fand die Gründung auf Grundlage der Bestimmung von Thesen
statt. Diese waren nicht das Produkt einer akademischen Studie, sondern
die Verbindung der MLM-Theorie mit der Praxis und der konkreten
Wirklichkeit des imperialistischen Italien – die Verbindung von Analysen
mit Erfahrungen.
All unsere Gründungsthesen basieren auf der konkreten Analyse der
konkreten Situation, auf der Zusammenfassung der Geschichte der
kommunistischen Bewegung in Italien und insbesondere der Geschichte der
revolutionären Bewegung als Ganzes von '68 bis heute, sowie, als Teil
dessen, der Geschichte unserer Organisation in den vergangenen 20
Jahren. All diese Thesen sind wichtig und wir betrachten sie als Beitrag
zur RIM und für den Kampf um die Gründung von MLM-Parteien in den
imperialistischen Ländern.
Dennoch betonen wir vor allem die 5. These, in welcher wir, ausgehend
von unserer Anwendung des MLM und unseren Erfahrungen, den Unterschied
sowie die dialektische Wechselwirkung zwischen aktivem ideologischem
Kampf und Zweilinienkampf betonen und auch die Frage der ideologischen
Einheit des die Partei errichtenden Kerns vertiefen. Dies begegnete uns
als Hauptproblem. Kommunist in einem imperialistischen Land zu sein ist
nicht leicht und ein wirklicher Kommunist zu sein, gerüstet mit der
Theorie und Praxis des Maoismus, ist sogar noch schwerer. Wir betrachten
die Revolution als eine Entscheidung fürs Leben, denn als bewusste
Vorhut ihrer Klasse geben und verändern die Kommunisten ihr Leben, um
ihrer Klasse und der Revolution zu dienen. Es ist eine Entscheidung, die
ihr ganzes Leben bestimmt und verändert. Wir betrachten Militanz nicht
als Anwendung eines bestimmten Ethos, sondern als permanente Zerstörung,
denn die kommunistischen Militanten haben kein Vorbild, an dem sie sich
festklammern und keinen Ethos, dem sie folgen, außer der ständigen,
rastlosen Zerstörung der immer wieder von neuem auftretenden und den
Klassenkampf in jeder Phase beeinflussenden bürgerlichen Ideen. Wir
begreifen den Klassencharakter der Ideologie als die Notwendigkeit
anzuerkennen, dass die kommunistischen Militanten keine Inseln des
Kommunismus sind, sondern handelnde, kämpfende Akteure im Klassenkampf,
welche mit den Massen interagieren. Die Militanten nehmen Ideen,
Klassenwidersprüche, klassenspezifische Verhaltensweisen sowie von den
herrschenden Klassen kommende Ideologien und Praktiken aus den Massen
auf. Um die Ideologien und Praktiken der herrschenden Klassen zu
bekämpfen und sich selbst und das eigene Leben zu verändern sind
permanente Anstrengungen nötig.
Sobald ein Genosse beschlossen hat ein Mitglied der Organisation zu
werden und politisch in ihr aktiv zu sein, wird die Organisation zu
einer Art Gemeinschaft bzw. zum sozialen Umfeld. Ein politischer
Militanter wird ständig durch seine eigene Praxis beeinflusst und früher
oder später werden bestimmte Elemente seiner Art zu leben auch seine
Ideologie beeinflussen. Dies ist ab einem bestimmten Punkt
unvermeidlich. Das Ziel des ideologischen Kampfes ist es, dies zu
verstehen und als Kampffeld zu begreifen. Denn wenn wir es nicht
verstehen und uns nicht mit diesem Problem befassen, ist das Resultat
immer eine Trennung von der Arbeiterklasse.
Mao lehrte uns, dass der Zweilinienkampf der Motor zur Entwicklung der
Partei ist. Entgegen der Theorie der Partei als monolithischer Block,
betonte Mao, dass eine Partei nur in der Lage ist sich selbst zu stärken
und ihre eigene Degeneration zu verhindern, wenn sie, als
Widerspiegelung des Klassenkampfes, den Zweilinienkampf führt. Auf
Grundlage unserer historischen Erfahrungen sagen wir, dass innerhalb der
Partei der Zweilinienkampf alltäglich in Form des aktiven ideologischen
Kampfes geführt wird. Dennoch sind dies zwei unterschiedliche Dinge,
denn Zweilinienkampf heißt, dass zwei Linien existieren und nicht nur
zwei verschiedene Denkweisen, zwei verschiedene Sichtweisen etc.
Wenn wir nicht den aktiven ideologischen Kampf zur Veränderung der
rückschrittlichen Elemente des Alltags der Genossen führen, wird dieser
Alltag politischen Raum einnehmen und der politischen Linie der Partei
entgegenstehen.
Somit ist der aktive ideologische Kampf auch eine Möglichkeit, um der Entstehung einer schwarzen Linie vorzubeugen.
In den imperialistischen Ländern gibt es einige sehr starke, über viele
Jahre verfestigte Aspekte der bürgerlichen und kleinbürgerlichen
Ideologie. Sie traten nach der Hochzeit der revolutionären Bewegung in
den Jahren 1968 bis 1975 auf und prägten ihren darauf folgenden
Tiefpunkt. Insbesondere der kleinbürgerliche „Privatismus“, die
weitverbreitete Ideologie des Kleinbürgertums, hatte auch in den Reihen
des Proletariats großen Einfluss. Dies äußerte sich in der senilen
Arroganz der „erfahrenen“ Militanten sowie einem halb- bzw.
lumpenproletarischen Infantilismus als Frucht eines strukturellen
Prozesses, der zu massiver Arbeitslosigkeit, dem langandauernden
Verbleib der Jugendlichen in ihren Familien, etc. führte.
Schlussendlich betonen wir, dass die Ideologie zwar im Gedanken gebaut
wird, aber nur in der Aktion lebendig wird. Das bedeutet, dass der
Charakter der Ideologie des Kerns, der heute die Partei aufbaut in einem
politisch-militärischen Zusammenhang lebendig werden muss – denn die
Strategie der Partei ist der Volkskrieg. Die Erfahrungen bewaffneter
Organisationen und ihres Scheiterns zeigen, dass die Politik der Partei
das Gewehr führen muss und dass die kommunistischen Militanten nur durch
den alltäglichen und allgemeinen Klassenkampf des Proletariats gestählt
werden. Nur politische Militante, die durch den Klassenkampf und das
Verständnis, dass die Politik den Klassenkampf führt – auch wenn dieser
in legaler Form stattfindet – gefestigt wurden, sind in der Lage korrekt
mit dem Konzept der politisch-militärischen Militanz umzugehen.
Frage: Genosse Mao sagte, dass alles von der Korrektheit der
ideologischen und politischen Linie abhängt. Was ist die Parteilinie in
der Frage von Strategie und Taktik der proletarischen Revolution in
einem imperialistischen Land wie Italien?
Antwort: Mao sagte: „Die zentrale Aufgabe und die höchste Form der
Revolution ist die bewaffnete Machtergreifung, ist die Lösung des
Problems durch den Krieg. Dieses revolutionäre Prinzip des
Marxismus-Leninismus hat allgemeine Gültigkeit, es gilt überall, in
China wie im Ausland. Wenn jedoch das Prinzip ein und dasselbe bleibt,
so kommt doch seine Verwirklichung durch die Partei des Proletariats
gemäß den verschiedenen Bedingungen auf verschiedene Weise zum
Ausdruck.".
Anwendung auf die spezifischen Bedingungen eines imperialistischen
Landes bedeutet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den anderen
Ländern der Welt zu betrachten. Gleichzeitig bedeutet es diese Strategie
in den konkreten Zusammenhang eines Landes wie Italien einzuordnen.
In unseren Thesen definieren wir als Erstes das Ziel und den
grundlegenden Zweck einer Maoistischen Kommunistischen Partei in der
heutigen Zeit: Wir kämpfen für die sozialistische Revolution in unserem
Land und der Welt, um die Diktatur des Proletariats zu errichten, welche
die Entwicklung zum Sozialismus und – über Kulturrevolutionen – zum
Kommunismus führt. Das genaue Programm der Diktatur des Proletariats ist
jeweils einzigartig und hängt mit dem jeweiligen Charakter der
Gesellschaft zusammen.
Die imperialistischen Bourgeoisien haben keine Chance diesen
unaufhaltsamen, die Widersprüche dieses Entwicklungsstadiums des
Imperialismus noch verschärfenden Prozess aufzuhalten.
Der gesellschaftliche Charakter der Produktion hat im internationalen
Rahmen einen bisher beispiellosen Entwicklungsgrad erreicht und ein
gewaltiges Potenzial zur Lösung der Probleme der Menschheit entwickelt.
Es sind alle Bedingungen für eine reiche Menschheit vorhanden, für einen
weltweiten qualitativen Sprung in Richtung einer Gesellschaft, in der
menschliche Wesen nur noch ihre eigenen Herren sind. Doch welche
Realität bürdet uns die imperialistische Bourgeoisie im Angesicht dieser
gewaltigen Entwicklung der Produktivkräfte auf? Während der Reichtum in
immer weniger Händen konzentriert ist, wächst die neue Armut auf ein in
der modernen Epoche bisher unerreichtes Ausmaß. Hauptsächlich betroffen
ist das Proletariat, die am meisten ausgebeutete Klasse der
Weltgeschichte. Eine unglaubliche Entwicklung der Technologie geht
einher mit der Zerstörung des Öko-Systems, Versorgungskrisen und
Wirtschaftsformen aus dem 19. Jahrhundert oder sogar dem Mittelalter.
Die beispiellosen Möglichkeiten weltweiter Zusammenarbeit und des
gleichberechtigten Austauschs zwischen Völkern, Nationen und Staaten
gehen einher mit den Niederträchtigkeiten ständigen Mangels, Hungers und
globaler Katastrophen mit mehr und mehr tragischen Konsequenzen, bis
hin zur Zerstörung der modernen Transportsysteme in den entwickelten
Ländern. Die konkrete Möglichkeit einer reichen Menschheit geht einher
mit den Bemühungen der Bourgeoisie, die offensichtlich versucht, die
Intelligenz der Menschen niedrig zu halten und sie zu beschränkten und
dummen Wesen, ja zu Tieren, zu machen. Die Möglichkeit einer Menschheit,
die ihr eigener Herr ist, geht einher mit dem Versuch sie zu Sklaven
der Mode und der sogenannten Promis, der Religion, der Väter und Herren
zu machen. Die Möglichkeit mit den Widersprüchen zwischen den
Geschlechtern im Sinne einer qualitativen Weiterentwicklung der
Beziehung zwischen Mann und Frau umzugehen und die mit der sexuellen
Befreiung zusammenhängende neue Rolle der Frau gehen einher mit neuer
und verstärkter Geschlechterunterdrückung, dem Auftreten immer neuer
Perversionen und einer neuen und noch schlimmeren Krise des
Verhältnisses zwischen Mann und Frau und aller Verhältnisse, die damit
zusammenhängen. Die beinahe wundersame Möglichkeit Krankheiten ein Ende
zu bereiten geht einher mit dem Wiederauftreten eigentlich besiegter
Krankheiten, damit, dass Gesundheitsrisiken zur Normalität werden und
mit unglaublichen Opferzahlen nicht nur im Zusammenhang mit der
nuklearen Gefahr, sondern auch bei „Natur“katastrophen, Epidemien etc.
All dies zeigt, dass der Widerspruch zwischen der Entwicklung der
Produktivkräfte und den diese hemmenden Produktionsverhältnissen
innerhalb des kapitalistischen Systems nicht lösbar ist und, dass es
notwendig ist, dieses System zu stürzen. Das ist der Grund für die
Revolution. Diese ist eine proletarische Revolution, denn es ist
hauptsächlich das Proletariat der Welt, dessen Interesse darin besteht,
das System zu stürzen. Und sie ist eine sozialistische Revolution, denn
der Sozialismus kann das durch die Entwicklung der Produktivkräfte
geschaffene Bedürfnis nach einer Sozialisierung der Produktion erfüllen.
Die imperialistische Gesellschaft bringt Probleme hervor, welche nur mit
der Macht in den Händen des Proletariats gelöst werden können. Auf
jeder Stufe der Revolution müssen diese Erfordernisse zusammengetragen
und zu Losungen des Programms der Revolution gemacht werden.
Die Sozialisierung ist die einzige Form, die der Dynamik des Wandels
entspricht und somit dafür sorgt, dass nicht nur Individuen, sondern die
Gesellschaft als Ganzes zum Werkzeug sowie zum Ziel des
Umwandlungsprozesses wird.
Um die Strategie und Taktiken der Revolution anwenden zu können,
brauchen die Marxisten-Leninisten-Maoisten eine konkrete Analyse ihrer
konkreten Situation, aus welcher eine aktualisierte Analyse des modernen
imperialistischen Systems entwickelt wird.
Die leninistische Imperialismus-Theorie gegenüber den Theorien der
Globalisierung, des Endes der Nationalstaaten usw. hochzuhalten reicht
nicht aus. Der moderne imperialistische Staat besitzt einige Elemente,
die wir analysieren müssen: Die Einbettung der Nationalstaaten in
internationale Strukturen wie die WTO, den IWF und die NATO als ein
strukturelles Merkmal des modernen Staates das schwerwiegende Folgen für
den Klassenkampf hat; die organische Integration der
Arbeiteraristokratie in staatliche Strukturen; das Ausmaß des
staatlichen Instrumentariums der Kontrolle und ideologischer
Gleichschaltung, welches die Erkenntnisse der Wissenschaft – von
Psychoanalyse bis Soziologie – in sich aufnimmt, für sich nutzt und in
eine Waffe verwandelt, um auf wissenschaftlicher Grundlage die
übereinstimmende Meinung über den bürgerlichen Staat und die herrschende
Klasse zu bilden und aufrechtzuerhalten. Wir können dies den
„Big-Brother“-Staat nennen.
Klären wir dies anhand eines Beispiels: In der imperialistischen
Gesellschaft sind weder Verfolgung durch die Polizei noch die soziale
Kontrolle der politischen Opposition neu. Doch heute leben wir in einem
allumfassenden Spionage-Netzwerk, in welchem die Geheimdienste nicht nur
die Akteure des politischen Kampfes – die „Subversiven“ – verfolgen,
sondern ein bewährtes und allumfassendes System, das jeden Einzelnen und
das gesamte Leben ins Visier nimmt und eben nicht nur die mit dem
politischen Kampf verbundenen Aktivitäten. Gleichzeitig wird die
flächendeckende Überwachung, welche früher nur in Phasen der
verschärften sozialen Kämpfe oder während Bürgerkriegen eingesetzt
wurde, zu einem System der vorsorglichen Katalogisierung.
Der letztgenannte Aspekt ist nicht nur ein theoretisches Problem,
sondern impliziert auf strategischer Ebene einen Zusammenhang zwischen
der Zerstörung dieses Instrumentariums und dem Aufbau des revolutionären
Prozesses und der neuen Macht.
Unser Ziel ist, als Teil der Kämpfe des Proletariats in aller Welt und
als Teil der internationalen kommunistischen Bewegung, die Durchführung
der sozialistischen Revolution und die Errichtung der Diktatur des
Proletariats in unserem Land, der Aufbau des sozialistischen Staates und
das Voranschreiten zum Kommunismus über proletarische
Kulturrevolutionen. Unsere Strategie ist der langandauernde Volkskrieg.
Dieser verläuft in drei Phasen: strategische Defensive, Gleichgewicht
und Offensive...
Anmerkung des Redaktionskollektivs:
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde vom Kollektiv des
MLM-Kommunismus-Blogs vorgenommen und unterliegt allein unserer
Verantwortung. Wir denken das dieses Dokument wie auch allgemein
die Erfahrungen der italienischen Genossen beim Parteiaufbau nicht nur
wegen der vielen Parellelen zwischen unseren beiden imperialistischen
Staaten und der Geschichte der revolutionären und kommunistischen
Bewegung in ihnen, überaus interessant sind. Wir empfehlen allen
Revolutionären, besonders unseren maoistischen Genossen, die Lektüre und
das Studium dieses Textes.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen