Informationsdienst Gentechnik v. 16.11.2015
Das höchste Gericht Mexikos hat bestätigt: auf der Halbinsel
Yucatán darf keine gentechnisch veränderte Soja angebaut werden.
Hintergrund: Maya-Gemeinden, die dort Honig produzieren, waren
vorher nicht informiert worden. Den Einspruch des
US-Gentechnikkonzerns Monsanto gegen den Verlust der Genehmigung
wiesen die Richter ab.
Die Imker hatten gegen den Anbau von gentechnisch veränderter
Soja geklagt - die Pflanzen sind meist gegen Spritzmittel wie
Glyphosat resistent gemacht. Sie befürchteten, dass ihr Honig
mit dem Pollen der Monsanto-Pflanzen verunreinigt werden könnte
– und sich dadurch schwerer oder gar nicht mehr nach Europa
verkaufen ließe. Importierter Honig aus Ländern, in denen
Gentechnik in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielt –
beispielsweise aus Kanada – sind immer wieder verunreinigt.
Häufig mit dem Pollen von Gentechnik-Raps, aber auch mit
transgenem Sojapollen.
So schrieb eine baden-württembergische Behörde 2011: „Spuren
der weltweit am häufigsten angebauten gv-Pflanze, der
sogenannten Roundup Ready Soja (Eventbezeichnung GTS 40-3-2),
waren in 10 (=15 %) der Importhonige nachweisbar.“
Für die Maya-Gemeinden ist das Gerichtsurteil ein großer
Erfolg. Die mexikanische Verfassung gewährt indigenen
Bevölkerungsgruppen besondere Mitsprache, wenn sie von
politischen Entscheidungen direkt betroffen sind. Darauf hatten
sich die Kläger berufen. Der auf Lateinamerika spezialisierte
Pressedienst poonal berichtet: „Das Mexikanische Zentrum für
Umweltrecht sprach sogar von einem 'historischen Erfolg für die
Maya-Bevölkerung und den Aufbau eines plurikulturellen
Staates'.“
Der Bio-Anbauverband Naturland, der die Maya-Imker unterstützt
hatte, schränkt jedoch ein: „Das Thema Gentechnik ist damit in
Mexiko aber noch nicht vom Tisch. Das Gesetz sieht nämlich nur
die Konsultation für Gemeinden mit indigener Bevölkerung vor und
regelt außerdem nicht, dass die Entscheidung der befragten
Bevölkerung wirklich respektiert werden muss.“
Spannend bleibt es auch in einem weiteren Rechtsstreit: dabei
geht es um das Anbauverbot für gentechnisch veränderten Mais.
Ein mexikanisches Gericht hat dieses im Sommer gekippt.
Wissenschaftler, Landwirte und NGOs legten dagegen Berufung ein.
Mexiko gilt als „Wiege des Mais“, tausende Sorten sind dort
bekannt. Der Anbau von zumeist insektizid-produzierenden
Gentech-Varianten könne diese Vielfalt untergraben, so die
Befürchtung der Kritiker.
Laut Reuters hofft Monsanto auf eine Verdopplung seines
Umsatzes in Mexiko, wenn der gentechnisch veränderte Mais dort
angebaut werden darf. [dh]
- poonal: Oberstes Gericht untersagt Anbau von Gensoja (12.11.15)
- Naturland: Wichtiger Sieg der Maya-Imker gegen Gentechnikanbau in Mexiko (November 2015)
- Reuters: Monsanto seeks higher sales in Mexico, pending GMO corn decision (27.10.15)
- Monsanto verliert Anbaugenehmigung in Mexiko (13.08.14)
- Gentech-Mais: Wieder Bangen in Mexiko (02.09.15)
- Dossier: Soja
- Dossier: Mais MON810 (Monsanto)
- CVUA Freiburg: Gentechnisch veränderte Pollen in Honig: Importhonige betroffen (2011)
- Dossier: Bienen, Honig & Gentechnik
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