Donnerstag, 26. November 2015

Abschuss eines russischen Jagdbombers verschärft Lage im Nahen Osten

Abschuss eines russischen Jagdbombers verschärft Lage im Nahen Osten
Die abgeschossene russische Suchoi kurz vor der Detonation am Boden (foto: screenshot "euronews")
25.11.15 - Gestern morgen wurde ein russischer Jagdbomber vom Typ Suchoi Su-24 von der türkischen Luftwaffe an der türkisch-syrischen Grenze abgeschossen. Laut türkischen Angaben habe der Jagdbomber den türkischen Luftraum verletzt und auf zehnfache Warnung hin nicht reagiert. Von den beiden Piloten wurde einer von der syrischen Armee gerettet, der andere laut russischen Meldungen getötet. Die russische Regierung widersprach den Angaben der Türkei und der NATO. Auch der überlebende Pilot bestritt, dass er gewarnt wurde. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf der Türkei eine "geplante Provokation" und die Schaffung eines "Hinterhalts" vor.
Der Vorfall zeigt auf jeden Fall, wie schnell es in der angespannten Lage in Syrien und im Irak mit Bomber- und Lenkwaffeneinsätzen von immer mehr Großmächten zu einer unmittelbaren Konfrontation der imperialistischen Staaten kommen kann. Russlands Präsident Wladimir Putin drohte mit "ernsthaften Konsequenzen" für die russisch-türkischen Beziehungen und der russische Außenminister sagte seinen für heute geplanten Türkei-Besuch ab. Kremlsprecher Dmitri Peskow schränkte ein, Putin habe "nicht über irgendwelche militärischen Folgen gesprochen", aber es sei klar, "dass es unausweichlich Folgen geben muss".
Der Abschuss des russischen Bombers ist Ausdruck der Verschärfung der zwischenimperialistischen Widersprüche in der Region. Die Türkei ist ein aufstrebendes imperialistisches Land mit regionalem Machtanspruch. Diesen will es gegen den kurdischen Befreiungskampf und das von Russland unterstützte Assad-Regime durchsetzen. Russland will dagegen seinen Einfluss in der geostrategisch wichtigen Region einschließlich seines einzigen Militärstützpunkts am Mittelmeer verteidigen und ausbauen.
Es läuft den Interessen der Erdogan-Regierung zuwider, dass es zuletzt wieder eine deutliche Annäherung sowohl der führenden EU-Mächten als auch der USA mit Russland gab. Diese zielte darauf ab, das Vorgehen gegen den faschistischen IS zu koordinieren und eine Lösung zur imperialistischen Befriedung Syriens zu finden. Eine solche Befriedung kann es nur geben, wenn der IS militärisch besiegt wird. Daran wiederum hat die Türkei kein Interesse, die beim Sturz Assads maßgeblich auf die Karte des IS setzt und ihn dazu immer wieder unter anderem mit Waffen und Ölkäufen unterstützt hat (siehe "rf-news"-Kurzmeldung).
Wenn Putin den Abschuss des Jagdbombers als "Stoß in den Rücken, begangen von Helfershelfern von Terroristen" anprangert, ist das jedoch geheuchelt. Arbeitet doch auch seine Regierung mit faschistischen Kräften in der Ostukraine zusammen und bedient sich terroristischer Methoden zur Durchsetzung ihrer Machtinteressen.
Bei dem von der Türkei beantragten NATO-Sondergipfel sprach der NATO-Rat der Türkei seine "Solidarität" aus. Allerdings liegt aktuell weder der NATO noch den russischen Imperialisten an einer Eskalation des Kriegsgeschehens. Generalsekretär Jens Stoltenberg orientierte auf "Deeskalation" und betonte, wie wichtig Absprachen seien, um solche Vorfälle in der Zukunft zu vermeiden.
Nach dem Kriegsbrandherd in der Ukraine (siehe Kurzmeldung) nimmt auch in der Region Syrien/Irak die Gefahr eines unmittelbaren Aufeinandertreffens der imperialistischen Mächte weiter zu. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, die Wachsamkeit aller friedliebenden Kräfte auf der Welt zu erhöhen und entschieden für den Abzug aller imperialistischen Streitkräfte aus der Region einzutreten.
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