Sonntag, 29. September 2013

Luxusgefängnis für Pinochets Folterer geschlossen

Düsseldorf (Korrespondenz), 28.09.13: In Chile ordnete Präsident Pinera gestern die Schließung eines Luxus-Gefängnisses an. Dort lebten zehn verurteilte Folterer des Militärdiktators Pinochets. Sie verfügten über einen Swimmingpool, Zellen mit Badezimmer, einem Tennisplatz. Die Gefängnisaufseher wurden als ihre Diener bezeichnet. Massenproteste hatten Präsidenten Pinera gezwungen, das Luxus-Gefängnis zu schließen. Es wurde bekannt, dass die Folterer dort eine Grillparty feiern wollten zur Ehrung des Massenmörders Miguel Krassnoff. Krassnoff ist zu 144 Jahren Gefängnis verurteilt. Über 3.000 Menschen verloren in der Pinochet-Diktator ihr Leben und über 28.000 wurden gefoltert. Die auch von der revisionistischen KP Chiles geförderte illusionäre Hoffnung, ein sozialistisches Chile auf friedlichem Weg zu erreichen, wurde von Pinochets Militärjunta im Blut erstickt. Eine bittere Lehre, dass es ohne die revolutionäre Beseitigung des bürgerlichen Machtapparats keinen Aufbau des Sozialismus geben kann.

Griechenland: Antifaschistischer Protest und Kampf gegen Abwälzung der Krisenlasten gehen Hand in Hand

Nach dem Mord an dem Hafenarbeiter und Musiker Pavlos Fyssas gehen in Griechenland die Massenproteste weiter. Fyssas war in der Nacht zum 18. September im Arbeiterviertel Kertsini bei Athen von einem Faschisten aus den Umfeld der Partei "Chrysi Avgi" ("Goldene Morgenröte") brutal mit Messerstichen getötet worden. In der Nacht zum 13. September wurde ein Plakatiertrupp der KKE von einem 50 Mann starken faschistischen Schlägerkommando mit Eisenstangen und Baseballschlägern angegriffen. In mehreren griechischen Städten gingen am Mittwoch wieder Tausende gegen insgesamt zunehmende faschistische Gewalttaten gegen Linke und Migranten auf die Straße. In Athen demonstrierten mindestens 10.000 Menschen, darunter auch viele Familien und Migranten. Große Demonstrationen gab es auch in Thessaloniki, auf Kreta und anderen Provinzstädten. Die anhaltende Empörung darüber verbindet sich mit Protesten der verschiedensten Schichten der Bevölkerung gegen die Abwälzung der Krisenlasten durch die "Troika" auf die Massen - aktuell unter anderem im öffentlichen Dienst gegen Lohnkürzungen, Sozialabbau und Massenentlassungen. Unter dem Druck der Proteste muss die Regierung unter Antonis Samaras reagieren. Heute morgen hat die griechische Polizei den Vorsitzenden von "Chrysi Avgi", Nikos Michaloliakos, und einen weiteren Abgeordneten seiner Partei unter dem Vorwurf, einer "kriminellen Organisation" anzugehören, verhaftet. Jahrelang wurden jedoch die Umtriebe und Attacken der Faschisten vom Staatsapparat verharmlost. Angesichts wachsender Massenproteste und der Gefahr für die Herrschenden, dass eine revolutionäre Situation entsteht, brauchen sie Organisationen wie "Chrysi Avgi" als faschistische Terrortrupps gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung und ihren Zusammenschluss mit der Frauenbewegung, Umwelt- und Jugendbewegung. Das durch den Kampf gegen den Hitlerfaschismus und die faschistische Militärdiktatur entwickelte antifaschistische Bewusstsein der griechischen Massen steht den Herrschenden dabei allerdings im Wege. Notwendig ist in Griechenland genauso wie in Deutschland das sofortige Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda. Eine wichtige Rolle zur Höherentwicklung des länderübergreifenden antifaschistischen Kampfs in enger Verbindung mit den Massenprotesten gegen die Folgen der Weltwirtschafts- und Finanzkrise spielt die "Internationale Koordinierung revolutionärer Parteien und Organisationen" (ICOR). Die weltweite revolutionäre Arbeiterbewegung muss zum Rückgrat des antifaschistischen Protests werden, denn die Geschichte zeigt: Erst durch den Sturz des Kapitalismus und den Aufbau des echten Sozialismus kann die faschistische Gefahr wirklich überwunden werden.

Evo Morales kritisiert US-Präsident Obama in seiner Rede vor der UNO

New York. Boliviens Präsident Evo Morales hat in seiner Rede vor den Vereinten Nationen die Behandlung seines venezolanischen Amtskollegen durch die USA verurteilt und US-Präsident Barack Obama für dessen Verhalten scharf kritisiert. Morales forderte dabei die Einrichtung eines internationalen Völker-Gerichtshofs und entsprechender internationaler Organisationen, um die Menschenrechte besser schützen zu können. Darüber hinaus verlangte er ein Verfahren vor einem solchen Tribunal gegen Obama, da dieser für internationale Spionage, Luftpiraterie, die wiederholte Verletzung diplomatischer Immunität und Verletzungen staatlicher Souveränität verantwortlich sei. Dem Präsidenten Venezuelas, Nicolás Maduro, sollen vergangene Woche die Überflugrechte über Puerto Rico verweigert worden sein, was für einen erneuten Sturm der Entrüstung unter lateinamerikanischen Regierungsvertretern sorgte. Da der Vorfall Morales an seine eigene ungeplante Zwischenlandung vor einigen Monaten in Wien erinnerte, hatte er zunächst mit den Staats- und Regierungschefs der ALBA- und UNASUR-Staaten einen Boykott der 68. Vollversammlung in Erwägung gezogen. In seiner Rede in New York betonte Morales sein Missfallen über die wiederholten "überheblichen imperialen Handlungen der Vereinigten Staaten, die internationale Verträge verletzen." Er forderte auch, den Sitz der UNO zu verlegen, da die USA kein sicherer Staat mehr für Vertreter aus Ländern seien, die sich offen zum Antiimperialismus bekennen. Dabei bezog sich Morales auch auf die umstrittene Visavergabe der USA. Er selbst habe für seinen Aufenthalt im Zusammenhang mit der Vollversammlung ein Visum für gerademal sechs Tage bekommen. Ecuadorianische und venezolanische Staatsbürger, die an Sitzungen von UN-Gremien teilnehmen sollten, hatten zunächst kein Visum von den USA erhalten hatten und erst auf internationalen Druck hin einreisen dürfen. (pl/La Razón)

جبهة العمل الطلابي: كل الوفاء والعهد لشهداء الحركة الطلابية الفلسطينية

توجهت جبهة العمل الطلابي التقدمية في الذكرى الثالثة عشر لاندلاع انتفاضة الأقصى... انتفاضة الحرية والاستقلال والعودة بالتحية للشهداء الذين قدموا أرواحهم رخيصة في سبيل حرية شعبهم، خاصة شهداء الحركة الطلابية، وعلى رأسهم شهداء جبهة العمل الطلابي ومنهم القادة الشهداء " يامن فرج، أشرف أبو لبدة، هند الشراتحة، طارق المصري، محمد طلال الزعانين" والقائمة تطول. كما تقدمت جبهة العمل الطلابي في بيان لها بمناسبة ذكرى انتفاضة الأقصى بالتحية للأسرى الأبطال الصامدين في معسكرات الاعتقال الذين يسطرون بنضالاتهم المتعددة الأشكال لوحة من الصمود والكبرياء والإصرار والانتصار على إرادة الجلاد. واعتبرت جبهة العمل الطلابي أن الوفاء والعهد لشهداء شعبنا وحركته الطلابية بمواصلة السير على دربهم حتى إنهاء ودحر الاحتلال. كما دعت لاستمرار النضال من أجل وحدة الحركة الطلابية، ونضالها العادل من أجل استعادة الحقوق والمكتسبات الطلابية، ومواجهة إجراءات إدارة الجامعات التي تستهدف الطالب والتي أصبحت عبئاً كبيراً عليه، متوجهة بالتحية لطالبات وطلبة جامعة بيرزيت الذين انتزعوا مطالبهم من أنياب إدارة الجامعة، وتواطئ حكومة رام الله، داعية لاستمرار الاعتصام والنضال حتى التوقيع الرسمي والنهائي على الاتفاق. كما طالبت جبهة العمل بضرورة توثيق شهداء الحركة الطلابية وتجربتهم وسيرهم النضالية، كلمسة وفاء لهم ولتضحياتهم، مشددة على ضرورة إنهاء الانقسام واستعادة الوحدة والوقوف صفاً واحداً، واستثمار كل الطاقات اللازمة في مواجهة الاحتلال الصهيوني. تعليقات الزوار عبر

Kundgebung gegen Rassismus am 2. Oktober in München

28.09.13 - Die "Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland" (ATIF) ruft zu einer Kundgebung gegen (institutionellen) Rassismus am 2. Oktober um 9 Uhr vor dem Justizzentrum (Nymphenburger Straße 16) auf. In dem Aufruf heißt es unter anderem: Seit Monaten gehen die Verhandlungen gegen die neofaschistische Organisation NSU weiter. Am Ende dieser Verhandlungen werden voraussichtlich die "persönliche Schuld" der Hauptangeklagten beschlossen und das Strafmaß für diese ausgesprochen. Ist das genug? Reicht es wirklich aus, wenn nur einige Marionetten-Figuren der Rassisten und paramilitärisch agierende Mörderbanden "persönlich" zur "Rechenschaft" gezogen werden? Was ist mit der Würde der von der NSU ermordeten Menschen und deren Familien, die sogar jahrelang als Täter durch haltlose Beschuldigungen terrorisiert wurden? Nicht nur die Würde der einzelnen NSU-Opfer wurde auf eine brutale Weise angegriffen, sondern ihnen wurde das Recht auf ein unversehrtes Leben genommen. Und das alles mit jahrelanger Unterstützung von "Verfassungsschützern" und "Sicherheitsorganen"! ... Wir fordern daher alle Menschen auf, sich zahlreich an unserer Kundgebung zu beteiligen und gemeinsam mehr Zivilcourage gegen jegliche Formen des Rassismus zu zeigen.

AL-QUAIDA UND AL-NUSRA HABEN IN SYRIEN MASSENHAFT SARIN ANGEHÄUFT

übersetzt von Jens-Torsten Bohlke Moskau, 17. September 2013, Russia Today.- Das US-Militär hat laut aktuellen Meldungen den Beweis dafür, dass die Produktion von Sarin-Gas unter einigen sunnitischen Salafistengruppen in Irak betrieben wird und über die Türkei die sogenannten syrischen Rebellen erreichen kann, wie der frühere Pentagon-Beamte Michael Maloof Russia Today unter Berufung auf seriöse Quellen erzählte. Hier das Interview: RT: Frankreich, die USA und Großbritannien sagen gegenwärtig, dass der UNO-Bericht ganz klar die Verwicklung der Assad-Regierung in den Giftgasangriff vom August belegt. Aber wie können sie da so sicher sein, wo doch jenes Dokument aussagt, dass die eingesetzten improvisierten Gasraketen möglicherweise von der Rebellenbewegung verwendet worden sind? Michael Maloof: Ich habe einen Bericht von einer Quelle, die direkte Verbindungen zu vertraulichen Informationen hat. Und er sagte mir im Grunde, dass das US-Militär eine Einschätzung basierend auf 50 Indikatoren und geheimen Interviews vorgenommen hat, dass die Herkunft des Sarin aus Irak in einigen Fällen durch Beschlagnahmungen in der Türkei im Mai nachgewiesen werden konnte. Diese Quelle geht davon aus, dass seit der Erstellung jenes Berichts im August 2013 eine weitaus größere Menge an in Irak und in der Türkei produziertem Sarin an die syrische Opposition ging, und zwar vor allem an Al-Quaida und Al-Nusra. Es war ihr besonderes Ziel nachzusehen, bis zu welchem Ausmaß die Al-Quaida derzeit in die Produktion, die Forschung und die Weiterverbreitung verwickelt ist. Er sagte, was da beschlagnahmt wurde, war der Richtwert aus kleinen Proben zu jener Zeit, aber man glaubt, dass die Produktion jetzt weitaus größer ist, und die Nichtweiterverbreitung gilt nicht weiterhin als ausgeschlossen, nach seinen Worten. Das heißt, dass es eine ziemlich wachsende Besorgnis darüber gibt, dass es immer noch weitergeht und die Produktion von Sarin unter den sunnitischen Salafisten in Irak geschieht, und das Giftgas von dort in die Türkei gebracht wird. RT: Können Sie uns mehr über das vertrauliche Dokument erzählen, welches Sie gesehen haben und welches zeigt, dass die USA wussten, dass Al-Quaida mit Verbindung zu den Rebellen in Syrien Sarin-Gas hatte? MM: Das Dokument selbst wurde im August 2013 im Nationalen Geheimdienstzentrum (NGIC) veröffentlicht, welches ein Bestandteil der Geheimdienstgemeinschaft ist. Es ist Tatsache, dass einiges von diesem Gas im Mai an der Grenze der Türkei beschlagnahmt wurde, und zwar bei Al-Quaida. Und seit dies rauskam, sagen mir meine Quellen, dass die Sarin-Produktion wahrscheinlich sehr gesteigert worden ist und Sarin-Gas in großen Mengen produziert worden ist. Dies geht derzeit weiter. Und es gibt gegenwärtig einen saudischen Geldgeber dafür, dessen Name ich gerade herauszubekommen versuche. Das führt zu einer Menge Fragen. Und selbst wenn Herr Kerry sagt, dass wir wissen, was jener Schusses vom 21. August auf die Außenbezirke von Damaskus war, welcher Hunderte Menschen und darunter Kinder tötete, sagte er mir, dass sie Syrien seit über einem Jahr strengstens hinsichtlich seiner militärischen Bewegungen überwachen und keinerlei Information über abgefeuerte Artilleriegeschosse an jenem Tag auf jenen Ort haben. Daraus ergeben sich alle nur möglichen weiteren Fragen darüber, was für Information Kerry hat, die er der Welt nicht mitteilen will. RT: Warum handeln die USA derzeit nicht gegen die syrischen Rebellen? Nach allem müssen Sie glauben, dass Al-Quaida, ihr Erzfeind, Chemiewaffen hat. MM: Die US-Regierung will nicht noch stärker in den Mittelost-Konflikt hineingezogen werden. Da gibt es wahrscheinlich einen politischen Ordnungsruf an die Obama-Regierung. Noch mal, das ist Spekulation von mir. Aber ich denke, es würde absolut gegen die Bemühungen laufen, den Rebellen zu helfen. Und ich denke, dass der Regimewechsel wirklich das Ziel der US-Regierung ist. Man hat dort eine Opposition und die ausländischen Kämpfer, die sich jetzt in die Opposition integriert haben, welche da involviert ist. Dies läuft dem zuwider, was ihre politische Richtung ist, und es führt zu ziemlicher Verwirrung. Wir haben schon separate Berichte, wonach die Elemente von Al-Quaida eher von der Zahl her erheblich sind und sich in der Opposition breitgemacht haben. Folglich ist das Vermögen zu unterscheiden, wer was wo bekommt, immer problematischer für diese US-Regierung. Ich denke, dass die US-Regierung versucht, Assad zu stürzen. Aber die Tatsache, dass man dort jene ausländischen Kämpfer hat, untergräbt den gesamten politischen Ansatz einer syrischen Opposition. „DIE USA KÖNNEN KEINEN WEITEREN KRIEG MIT FRAGLICHEN ERGEBNISSEN MEHR ZAHLEN“ RT: Die USA sagen, dass sie die Genfer Friedensgespräche stattfinden sehen wollen – gleichzeitig haben sie schon mehr Unterstützung an die Opposition angeboten. Wie soll dies den Friedenprozess voranbringen? MM: Man muss die Opposition in sich unterscheiden. Die Opposition hat das Treffen abgelehnt, solange die Assad-Regierung bei Genf 2 vertreten sein wird. Aber ich denke, mit der Richtung und Führung des russischen Präsidenten Putin bei all dem, da denke ich sind die USA gezwungen, dieses Treffen zu haben und sich da zu versuchen und das zu lösen. Das wird sicherlich nicht die Opposition zufriedenstellen, aber die USA haben sich selbst in eine Ecke bei diesem politischen Ansatz hineingeboxt, weil die nächste Frage ist, was in Reaktion auf ein Bombardement oder einen Regimewechsel geschieht. Ein Regimewechsel würde klar durch militärisches Vorgehen und mit Gewalt erfolgen. Welche Auswirkungen sich daraus ergeben, dem will sich die US-Regierung nicht stellen. Und ich denke, dass sich die Opposition deshalb schwer enttäuscht fühlt. Was sie stark demoralisieren kann. Die USA können es sich nicht leisten, in einen weiteren militärischen Konflikt mit fragwürdigen Ergebnissen reingezogen zu werden. Und sicherlich in Zeiträumen, wo sich alles zuspitzen wird. Ich denke, es wäre in den Interessen der USA und Russlands, Genf 2 auf den Weg zu bringen und einiges gelöst zu bekommen. Ich denke, die Führung von Herrn Putin und ganz bestimmt Außenminister Lawrow hat mit einer Lösung aufgewartet, und ich meine, dass dies vorangebracht werden muss. Ob man die Opposition dazu bewegen kann, ist sehr fragwürdig. Aber ich denke bei diesem Entwicklungsstand, dass da die großen Spieler zur Ordnung rufen, nicht die Opposition. Man muss sich vergewärtigen, dass die Opposition in sich zerstückelt ist. Es sind mehr als Tausend Bestandteile in ihr, die nicht miteinander reden. Das ist keine vereinte Bemühung, und genau dies festigt derzeit Assads Position, insbesondere mit der Hilfe von Iran und Russland an diesem Punkt. Quelle: http://rt.com/op-edge/syria-rebels-have-sarin-980/

Repression gegen legitimen Protest

Indigene Aktivist_innen in Honduras festgenommen Am Abend des 24. Mai wurden die beiden indigenen Aktivist_innen Bertha Cáceres Flores und Tomás Gómez Membreño in der Nähe des Dorfes Agua Caliente von Soldat_innen aufgehalten und anschließend festgenommen. Die beiden Angehörigen der indigenen Organisation COPINH (Ziviler Rat der Basis und indigenen Organisationen von Honduras) waren auf dem Weg zu einer Versammlung in der Region Rio Blanco, wo Bewohner_innen mehrerer Dörfer seit dem 1. April die Zufahrtsstraße zu dem geplanten Staudammprojekt Agua Zarca blockieren. Cáceres ist Generalkoordinatorin des COPINH und aufgrund ihres Engagements weit über die Grenzen von Honduras hinaus bekannt. 2009 ordnete die interamerikanische Menschenrechtskommission besondere Schutzmaßnahmen für Cáceres an, wodurch der honduranische Staat zu Maßnahmen für ihre Sicherheit verpflichtet wäre. Gómez arbeitet für den kommunalen Radiosender der Organisation. In einer Erklärung spricht COPINH von einem geplanten Hinterhalt. Die etwa 20 Soldaten gingen aggressiv und gewalttätig vor und verfügten über Informationen über die Aktivist_innen und das Fahrzeug mit dem diese unterwegs waren. Nachdem das Auto durchsucht worden war, forderten sie Polizeikräfte an. Diese erschienen in Fahrzeugen der Unternehmen, die für den Bau des Staudammprojektes Agua Zarca verantwortlich sind und nahmen die beiden Aktivist_innen wegen illegalen Waffenbesitzes fest. Angeblich fanden die Sicherheitskräfte eine Schusswaffe auf der Ladefläche des Pickups. Während Gómez am gleichen Tag wieder frei kam, wurde Cáceres die Nacht über in der Polizeistation in Santa Barbara festgehalten und schließlich am 25. Mai, nachdem sie einem Richter vorgeführt wurde, unter Bewährungsauflagen wieder freigelassen. Am 13. Juni soll nun ein Gerichtsverfahren gegen die indigene Aktivistin beginnen. Cáceres muss sich aufgrund der Bewährungsauflagen wöchentlich bei der Polizei melden und darf das Land nicht verlassen. Zudem wurde das Auto des COPINH beschlagnahmt. Die Festnahme löste eine breite Solidaritätswelle mit den indigenen Aktivist_innen aus. So fanden sich umgehend danach zahlreiche Sympathisant_innen vor der Polizeiwache in Santa Barbara ein. Ebenso gingen eine Vielzahl von Protestanrufen bei den zuständigen Autoritäten ein. Laut dem Anwalt von Cáceres wurde der Aktivistin die Waffe untergeschoben, um ihr etwas anzuhängen. “Es ist nicht logisch, eine Waffe zur Selbstverteidigung mit sich zu führen und diese auf der Ladefläche liegen zu lassen.” COPINH sieht einen klaren Zusammenhang der Festnahme mit den Protesten in Rio Blanco. Seit Wochen erhalten Cáceres und andere Aktivist_innen des COPINH aufgrund ihrer Aktivitäten gegen das Staudammprojekt Morddrohungen. Die honduranische Regierung steht klar auf Seiten der Unternehmen. So wurde die Region um Rio Blanco stark militarisiert und mehrfach versuchten staatliche Sicherheitskräfte die friedliche Straßenblockade zu räumen. Das Militär übernimmt Funktionen der Sicherheit und Logistik für die Unternehmen DESA und SINOHYDRO und versucht Druck auf die Dörfer auszuüben, um diese zu Verhandlungen zu zwingen und das Projekt Agua Zarca zu akzeptieren. Die Festnahme ist ein weiterer Versuch der Kriminalisierung des legitimen Protestes der indigenen Dörfer. Petition auf Avaaz.org aufgrund des Prozesses gegen Bertha Cáceres: http://www.avaaz.org/es/petition/Justicia_en_Honduras_para_Berta_Caceres_del_COPINH_y_para_las_comunidades_en_luchan_en_defensa_de_territorios_lencas

Daimler und der WDR: Argentiniens verschwundene Gewerkschafter

Von Karl Faust Um 23.30 Uhr wird die ARD am 23.09.13 den Dokumentarfilm »Mercedes-Benz-Argentina« ausstrahlen. Sein Thema ist die Ermordung von 14 Mercedes-Benz-Gewerkschaftern während der argentinischen Militärdiktatur. Daß sich das deutsche Fernsehen des Themas nach 15 Jahren annimmt, ist zu begrüßen. Jede Erwähnung durchbricht den Nachrichtenboykott. Aber schon der Untertitel des 45minütigen Beitrags vom WDR ist irreführend: »Ein Konzern und seine Verantwortung«, lautet er – als hätte die Firma jemals Verantwortung für die Verbrechen übernommen. Auch die Vorankündigung ist fehlerhaft: »In Argentinien hat die Justiz nach dem Ende der Militärdiktatur festgestellt, es habe eine Komplizenschaft des Unternehmens wegen Mitwisserschaft gegeben«. Schön wär’s. Einer der Überlebenden, Héctor Ratto, hatte 1985 im Prozeß gegen die Junta-Kommandanten als Zeuge ausgesagt, Produktionschef Tasselkraut habe der Polizei bei seiner Verhaftung die Adresse seines Kollegen Núñez mitgeteilt, der in der derselben Nacht verschleppt wurde und bis heute als »verschwunden« gilt. Damals wurde es in der Presse als »Heldentat« Tasselkrauts bewertet, daß er Ratto nicht der Polizei, sondern den Militärs übergab. Rattos Hinweis auf die Adressenübergabe wurde nie nachgegangen. Erst durch den WDR-Hörfunk wurde die Komplizenschaft des Unternehmens 1999 bekannt. Seitdem ist Rattos Geschichte um die Welt gegangen. Die damalige WDR-Produktion über die verschwundenen Betriebsräte stammte von der Journalistin Gaby Weber, die Bücher und einen langen Dokumentarfilm folgen ließ. Daimler mußte eine Untersuchungskommission unter dem Vorsitz des Völkerrechtlers Christian Tomuschat einrichten. Deren Gefälligkeitsgutachten konnte die Vorwürfe nicht widerlegen. Webers 90minütiger Film lief im argentinischen Fernsehen und im dortigen Parlament. Er war in der jW-Ladengalerie zu sehen und ist Beweismittel in einem Verfahren, das die Opfer in den USA angestrengt haben (es ist beim Supreme Court anhängig). Warum hat der WDR eine eigene Produktion bezahlt? Die Autoren erwähnen Weber in ihrem Exposé mit keinem Wort und erfinden, daß »kommunistische Guerillagruppen und Parteien in Argentinien zur realen Gefahr für Mercedes-Benz« geworden waren. Dabei weiß jedes Schulkind, daß die argentinische KP die korrupten Gewerkschaftsbonzen und nach dem Putsch die Diktatur unterstützt hat. Weber erklärte gegenüber jW »sehr enttäuscht«, sie arbeite seit über 30 Jahren für die ARD und habe das Thema seit 2003 in Angeboten an die Redaktion ständig aktualisiert. »Beim Hörfunk wäre sowas nicht passiert.« Ihr Film ist zu finden unter kurzlink.de/wunder-gibts-nicht. Wunder gibt es nicht“ – die Verschwundenen von Mercedes-Benz. Eine Recherche von Gaby Weber Die in Argentinien lebende Journalistin zeigt in ihrem Dokumentarfilm, wie während der Militärdiktatur Gewerkschafter von Mercedes Benz Argentina nachts aus ihren Wohnungen entführt, in Folterzentren verschleppt und ermordet wurden und wie sie die Überlebenden gefunden hat. Es berichten die Opfer und die Manager, darunter der Folterer und Kindesräuber Rubén Lavallén, Sicherheitschef bei Mercedes. Die Firma hat medizinische Geräte für Frühgeburten an das Militärhospital Campo de Mayo geliefert. Dort mussten schwangere Gefangene ihre Kinder zur Welt bringen, bevor sie ermordet wurden. Der Produktionschef, Juan Ronaldo Tasselkraut, erinnert sich, dass die Produktivität wegen Sabotage auf 30 Prozent gefallen war, bis sie normalisiert werden konnte. Ob ein Zusammenhang mit den Morden an den Betriebsräten bestand? „Wunder gibt es nicht, Euer Ehren“, so seine Antwort. Der Film berichtet auch über die Bemühungen, die Täter vor Gericht zu bringen. Die spanische Version des Films wurde zur besten Sendezeit in mehreren südamerikanischen Kanälen gezeigt. Er ist Beweismittel im US-Verfahren gegen die Daimler AG. Er wurde im argentinischen Parlament vorgeführt und soll zum "nationalen Interesse" erklärt werden. Das Labournet hat diesen Fall von Anfang an unterstützt. Das deutsche Fernsehen hat diesen Dokumentarfilm nicht ausgestrahlt, sondern ein anderes Filmteam nachdrehen und kommentieren lassen. Der Film entstand 2003 und jetzt liegt eine aktualisierte Fassung vor. Das Video bei labournet.tv (spanisch mit dt. UT | 90 min | 2003) http://de.labournet.tv/video/6126/wunder-gibt-es-nicht Wer einen unabhängigen und investigativen Journalismus fördern will, kann auf der Seite der Autorin online spenden http://www.gabyweber.com/werke.php Kontakt zur Autorin: gaby.weber@gmx.net Siehe dazu im Archiv des LabourNet Germany Argentinien: Die verschwundenen Betriebsräte bei Mercedes Argentinien http://archiv.labournet.de/branchen/auto/dc/ar/index.html

Interview: Proteste der LehrerInnen in Mexiko

Wladek Flakin interviewt Arturo Méndez LehrerInnen in Mexiko kämpfen gegen eine neoliberale Bildungsreform. Der Zentralplatz in Mexiko-Stadt wurde letzte Woche brutal geräumt, doch heute werden sie wieder eine Zeltstadt aufbauen. Ein Gespräch mit Arturo Méndez, Lehrer aus Mexiko-Stadt und Aktivist der LehrerInnengewerkschaft CNTE sowie des Bulletins “Unsere Klasse” und der Liga der ArbeiterInnen für den Sozialismus (LTS). In den vergangenen Wochen sind viele LehrerInnen in Mexiko auf die Straße gegangen. Wogegen kämpfen sie? Die mexikanischen LehrerInnen kämpfen gegen die vor kurzem beschlossene Bildungsreform, die unsere Arbeitsrechte beschneidet und auch Verfassungsänderungen beinhaltet, die den öffentlichen und kostenfreien Charakter der Bildung verletzten. Ganz im Sinne der neoliberalen Offensive der vergangenen Jahrzehnte werden dadurch Probezeiten sowie befristete Verträge eingeführt und Entlassungen erleichtert. Außerdem werden Studiengebühren legalisiert und das Bildungssystem für Privatfirmen geöffnet. Am 13. September hatten LehrerInnen auf dem Zócalo demonstriert, dem wichtigsten Platz von Mexiko-Stadt. Die Polizei griff ein – was genau ist passiert? Einheiten der Bundes- und der Stadtpolizei haben den Platz geräumt, auf dem wir Zelte aufgebaut hatten und haben 31 Demonstranten verhaftet. Dutzende wurden schwer verletzt, einige sind seitdem verschwunden. Seit 1968, als die damalige Regierung über 300 Studierende massakrieren ließ, die mehr Demokratie forderten, war dieser Platz nicht mehr geräumt worden. Die Regierung rechtfertigt ihr hartes Vorgehen damit, sie sei “sehr tolerant” gewesen – die LehrerInnen hätten jedoch keinen Dialog gewollt. Schon seit Wochen hetzen die Massenmedien gegen uns, wir werden als Kriminelle beschimpft, als Faulpelze oder Aufsässige, die nicht unterrichten wollen. Wir bleiben trotzdem auf der Straße und erfahren immer mehr Solidarität. Und worin besteht die? Nur zwei Tage nach der Räumung wurden wir von einem “Marsch der Genugtuung” überrascht. Zehntausende Studierende aus den wichtigsten Universitäten des ganzen Landes protestierten massenhaft gegen die Repression. Sie reifen: “Von Chiapas [im Süden des Landes] bis Sonora [im Norden], sind wir mit der Koordinierung!” Das bezieht sich auf die Nationale Koordinierung der ArbeiterInnen der Bildung (CNTE), also die Gewerkschaft der kämpfenden LehrerInnen. Sie erinnerten uns an die heroische mexikanische Jugend von 1968 und auch an die Jugendbewegung “#yosoy132″ der letzten Jahre. Auch die Gewerkschaft der ElektrikerInnen und viele linken Organisationen waren dabei. In den Schulen machen wir große Anstrengungen, der Kriminalisierungskampagne entgegenzuwirken und die Unterstützung der Eltern zu gewinnen. Wir haben auch Hilfe von LehrerInnen aus anderen Ländern bekommen, zuletzt aus Argentinien. Die Regierung des PRI-Politikers Enrique Peña Nieto versucht, den staatlichen Ölkonzern PEMEX zu privatisieren. Gibt es auch dagegen Proteste? Am 31. August und am 8. September gab es wichtige Aktionen gegen den Verkauf von PEMEX, sie wurden von Teilen der LehrerInnenschaft unterstützt. Leider ist es noch nicht gelungen, die diversen Proteste zusammenzuführen – nur gemeinsam lässt sich diese neoliberale Politik verhindern. Zunächst müsste erreicht werden, dass sich die LehrerInnengewerkschaft CNTE mit anderen Gewerkschaften koordiniert. Dann brauchen wir einen einheitlichen Kampfplan, wie sich die “strukturellen Reformen” zurückweisen lassen, die unter dem Etikett “Pakt von Mexiko” mit Schlagstöcken durchgesetzt werden. Das gilt sowohl für die Bildungs- als auch für die Energiepolitik. Wie verhalten sich die Oppositionsparteien, die PAN und die PRD? Beide Parteien sind Partnerinnen des “Paktes für Mexiko”. Sie unterstützen diese Gesetze und auch die Repression vom 13. September. Die Mitte-Links-Partei PRD steckt zur Zeit allerdings in einer Krise, weil eine interne Opposition diese Politik lauwarm kritisiert. Der Zócalo wurde ja nicht nur von Bundespolizei geräumt, die unter dem Befehl der PRI-Regierung steht. Auch die lokale Polizei war beteiligt, für die die PRD-Regierung von Mexiko-Stadt verantwortlich ist. Wie gehen die LehrerInnenproteste weiter? Auf einem Koordinierungstreffen wurde am Samstag beschlossen, dass wir am heutigen Mittwoch erneut demonstrieren: vom Revolutionsdenkmal bis zum Zócalo. Dort wollen wir erneut eine Zeltstadt errichten. Außerdem wird es am Donnerstag und Freitag einen landesweiten Streik von verschiedenen Bereichen der LehrerInnenschaft geben. URL: http://www.jungewelt.de/2013/09-18/025.php _______________________________________________ Chiapas98 Mailingliste JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider Chiapas98@listi.jpberlin.de https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98

MANIFIESTA 2013

von Jens-Torsten Bohlke Brüssel, 22. September 2013. – Zufriedenheit strahlte Genosse Hendrik Vermeersch in seiner Funktion als Leiter des von der Wochenzeitung SOLIDAIR und dem Verein „Gesundheit für das Volk“ mit stärkster Unterstützung der Belgischen Arbeiterpartei (PVDA/PTB) veranstalteten MANIFIESTA 2013 in Bredene aan Zee nahe Oostende in Belgien aus, als er am 21. September spätnachmittags auf der Hauptbühne in der Einleitung der Abschlussveranstaltung, des Zentralen Momentes, verkündete: „Heute nehmen beinahe 10.000 Menschen an der 4. Auflage der ManiFiesta in Bredene teil.“ Jubel brandete auf. „Wir haben unsere Zielstellung hinsichtlich der Besucherzahlen so gut wie erfüllt.“ Der Genosse neben mir raunzt mir ins Ohr: „Ja, wir freuen uns immer über noch mehr interessierte Menschen.“ Und wir rechnen mal kurz nach, dass sich die Teilnehmerzahl in den letzten 4 Jahren ebenso verdoppelt hat wie die Mitgliederzahl der PVDA/PTB. MANIFIESTA ist das große politisch rote Informations-, Diskussions- und Kulturfestival der fortschrittlichen Kräfte Belgiens. Diesmal war als Regierungsvertreterin die Arbeitsministerin Monica de Coninck von der Sozialistischen Partei zur Diskussion mit zwei Vertretern der beiden mitgliederstärksten Transportarbeitergewerkschaften eingeladen worden, welche tags zuvor noch protestierende Gewerkschafter wie mich durch Polizei daran hindern ließ, ihr unseren Protest in ihr Arbeitsministerium zu überbringen. Alle Veranstaltungen auf der MANIFIESTA laufen zweisprachig in niederländischer und französischer Sprache ab. Im Mittelpunkt der jetzt alljährlich stattfindenden MANIFIESTA steht der antiimperialistische Solidaritätsgedanke auf allen Ebenen des gesellschaftlichen und alltäglichen Lebens der arbeitenden Klassen. Dies beginnt im Belgien heutzutage mit der entschiedenen Absage an die reaktionären bürgerlichen Parteien, welche die Spaltung Belgiens in ein unabhängiges Flandern und eine unabhängige Wallonie betreiben und damit den Sozialkahlschlag beschleunigt fortsetzen wollen. Neben dieser innenpolitischen Ebene Belgiens gibt es die breite sozialökonomische Ebene, die noch wichtiger ist, denn die arbeitenden Klassen werden unter dem ständig sich zuspitzenden Konkurrenzkampf der Monopole immer gnadenloser entrechtet und ausgebeutet, so dass der breite antiimperialistisch-demokratische Kampf die Klassensolidarität der Arbeiter und das gesellschaftliche Bündnis aller antiimperialistisch-demokratischen Kräfte geradezu schreiend auf die Tagesordnung setzt. Kein Wunder daher, dass MANIFIESTA die protestierenden Frauen und Jugendlichen mit der organisierten kämpferischen Arbeiterbewegung zusammenführt, und zwar über Ländergrenzen und kulturelle oder religiöse Unterschiede hinaus. Immer wieder ging es um die Diskussion darüber, wie gemeinsam der sozialen Ungleichheit, dem imperialistischen Konkurrenzkampf mit seinen Folgen bis hin zu Hochrüstung und Krieg sowie der schamlosen und für jedermann sichtbar gewordenen Raffgier der Euro-Milliardäre begegnet werden kann und muss. Es wurde intensiv über die jüngsten Massenentlassungen nicht nur in Belgien, auch in den anderen EU-Ländern wie Griechenland und Spanien oder Italien sowie die Ausweitung der Niedriglöhne in Deutschland und Polen diskutiert. Und immer wieder war man sich einig, dass die kapitalistische Gesellschaft am Ende ist und ihr revolutionärer Sturz auf der Tagesordnung steht, damit die Menschheit endlich weltweit in Frieden und Wohlstand leben kann sowie die sozialen Menschenrechte für jeden Menschen gesichert werden können. Die Entwicklung zur Erreichung gesellschaftlichen Fortschritts verläuft in diesen Jahren in Belgien und innerhalb der EU nicht revolutionär, sondern evolutionär, – auch darin waren sich die diskutierenden Menschen sehr einig. Daher liegt der Schwerpunkt für die Linken im Kampf gegen die Monopole und auch gegen die Folgen ihrer Herrschaft, beispielsweise für die Einführung einer Millionärssteuer und Vermögenssteuer auf die großen privat angehäuften Vermögen der Millionäre. Forderungen wie die nach Absenkung der Mehrwertsteuer auf die Ware Energie und Wasser für den alltäglichen Bedarf in den privaten Haushalten der arbeitenden Menschen sind keinesfalls revolutionär und dennoch von großer Bedeutung für eine Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Klassen. Ebenso verhält es sich mit den Forderungen nach Verhinderung von Mietwucher durch Begrenzung der Mieten für Wohnraum, nach höheren Löhnen und höheren Renten für die arbeitenden Menschen sowie höheren Sozialleistungen für Sozialfälle. Auch die Forderung nach einem Verbot von Massenentlassungen für multinationale Konzerne wurde erhoben und vielfach unterstützt. Genosse Vermeersch: „Die vielen Festivalbesucher haben die Qualität der Debatten sehr genossen. Wir hatten ein Dutzend größere politische Podiumsdiskussionen diesmal. Es gab Dutzende Konzertauftritte von Musikgruppen. 150 teilnehmende Vereine und Organisationen stellten sich mit Informationsständen vor. Die Bücherstände fanden regen Anklang. Unser Jugendverband COMAC ist aktiv wie nie zuvor dabei gewesen und organisierte einen großartigen Platz der Jugend mit politischen und sogar sportlichen Höhepunkten sowie einer großartigen Betreuung der Kinder auf der PioFiesta im Kinderdorf mit dem Höhepunkt der Kinderdemonstration durch unser gesamtes Gelände. Damit ist das Konzept von ManiFiesta in der Tat einzigartig. Und zu all dem spielte auch noch das Wetter allerbestens mit.“ Ich selbst freute mich über Einladungen nach Kuba, Bolivien, Ekuador, in die Philippinen. Im Anschluss an seinen Auftritt bei einer Podiumsdiskussion über die Menschenrechtssituation konnte ich den Abgeordneten Satur Ocampo von der Partei Bayan Muna über seine Einschätzung zu den Ereignissen derzeit in Zamboanga City sprechen, wo seit ca. zwei Wochen eine ca. 200 Invasoren starke bewaffnete Rebellengruppe der MNLF mit zivilen Geiselnahmen das Hissen ihrer Flagge am Rathaus der sehr stark militärisch befestigten Garnisonsstadt Zamboanga zu erzwingen versuchte und in diesen Tagen nicht nur das Scheitern der gesamten Aktion zu verkraften hat, sondern allgemein dem Ansehen der MNLF als einer großen sozialen Widerstandsorganisation des Bangsamoro-Volkes in den Südphilippinen und materiell wie ideell auch der Bevölkerung in den betroffenen sechs Küstendörfern von Zamboanga City sehr geschadet hat. Mich überraschte sehr ein Informationsstand über Leonard Peltier, der bereits 1973 in den USA politisch inhaftiert war und es mit seinen 90 Jahren immer noch ist, – trotz der Bitte um Begnadigung an US-Präsident Obama. Auf Obama hofften einige auch im Fall der Cuban Five, aber auch da gab wie so oft keinerlei YES WE CAN, sondern lediglich eine Fortsetzung der Arroganz seiner Amtsvorgänger im Weißen Haus. Die Verleihung des SOLIDAIR-Ehrenpreises 2013 war einer der Höhepunkte der MANIFIESTA, und fast 2000 Teilnehmer hatten dazu online abgestimmt. Der Preis ging an ein Netzwerk von Bürgerinitiativen namens „Plattform Recht für Alle – Recht voor iedereen – Justice pour tous“, welches in Belgien gegen eine Umstrukturierung der gesetzlichen Regelung über Rechtsbeistand durch die Regierung kämpft. Christine Mahy von „Réseau wallon de lutte contre la pauvreté – Waalse netwerk voor de strijd tegen armoede – Wallonisches Netzwerk für den Kampf gegen Armut“ nahm den Preis unter Beifall entgegen. Bei der Abschlussveranstaltung, dem „Zentralen Moment“, sprachen dann auch noch Nico Cué, Vorsitzender der Metallarbeitergewerkschaft der ABVV-MWB, Katrien Verwimp, Vorsitzende von ACV Transcom. Adán Chávez Frías’ Grußbotschaft wurde wegen Abwesenheit von einer venezolanischen Teilnehmerin verlesenen. PVDA/PTB-Vorsitzender Peter Mertens griff in seiner Rede den Maßnahmeplan der belgischen bürgerlich-opportunistischen Koalitionsregierung mit scharfen und viel Beifall findenden Worten an. Er nannte die Verquickung der Monopolherren sowie Bankenbesitzer mit den Politikern der bürgerlichen und opportunistischen Parteien eine „aristokratische Klasse“. Er rief dazu auf, dass die arbeitenden Menschen als eigenständige Klasse, die den gesamten gesellschaftlichen Reichtum produziert, mit eigenen Maßnahmen eingreifen und Widerstand leistet. Das Publikum im überfüllten Hauptzelt der MANIFIESTA reagierte begeistert auf diese kämpferische Rede. Sobald die Rede schriftlich veröffentlicht vorliegt, werde ich sie übersetzen. Erstmals berichteten auch große bürgerliche Medien Belgiens über die MANIFIESTA. Insgesamt 4 Fernsehsender von VRT bis RTLB waren vor Ort. Der Bürgermeister von Bredene (SP.a) hatte seiner Freude Ausdruck verliehen, dass die MANIFIESTA alljährlich am Strand von Bredene stattfindet. Einigen meiner Genossen in der PVDA fiel auf, dass keinerlei Organisation aus Deutschland diesmal teilnahm und nicht einmal etwas von der DKP zu sehen gewesen war, so dass sie mich zum zu ihrem anwesenden Vertreter der kommunistischen Bewegung des heutigen Deutschlands ernannten … ich lächelte nur zurück mit der Bemerkung, dass wir Kommunisten auch in Deutschland sehr daran arbeiten müssen, Thälmanns Partei der Arbeiterklasse erneut aufzubauen. Da traf sich gut, dass ein belgischer Kommunist mir auf deutsch erzählte, dass auch in Belgien die kommunistische Partei derzeit nur als Kommunistische Partei der Wallonie und in Brüssel existiert, in Flandern jedoch vor dem Wiederaufbau steht, sich angesichts dieser desolaten fast alle Kommunisten Belgiens in der PVDA/PTB organisiert haben. http://www.manifiesta.be/nl/news/manifiesta-2013-bijna-10000-deelnemers-lanceerden-een-krachtige-solidariteitsboodschap

Tropenstürme in Mexiko: Indigene Opfer bleiben unsichtbar

amerika21.de, 24. SEP 2013 Von Peter Clausing GUERRERO, MEXIKO. Hunderte Gemeinden in der Region Montaña des Bundesstaates Guerrero sind von der Außenwelt abgeschnitten. Niemand weiß, wie viele Todesopfer dort zu beklagen sind. Das Menschenrechtszentrum Tlachinollan beklagt [1], dass indigene Katastrophenopfer in Guerrero ignoriert werden, die mexikanische Regierung blende diese vollständig aus. Die Folgen des Unwetters in dieser Region sind nicht überschaubar. Neben Erdrutschen ist es vielfach zur Vernichtung der Felder gekommen, von denen der Mais weggespült wurde. Für die Subsistenzbauern könnte es in naher Zukunft zu einer alarmierenden Nahrungsmittelverknappung kommen. Besonders betroffen sind neben anderen die Gemeinden der Méphaa-Ethnie. Während die mexikanischen Medien ausführlich über die Evakuierung von Touristen aus Acapulco berichteten, wurden die traditionellen Gemeindeautoritäten, die sich in der Kreisstadt Tlapa hilfesuchend an die Behörden wandten, abgewiesen. Das Menschenrechtszentrum beklagt die fehlende Koordination zwischen den verschiedenen Regierungsebenen und den fehlenden politischen Willen zu einer schnellen Hilfe. Zugleich riefen die MitarbeiterInnen von Tlachinolllan die Zivilbevölkerung zu solidarischer Hilfe auf. [1]http://tinyurl.com/pak2pu8 URL: http://amerika21.de/2013/09/89370/hurrikan-indig-mex _______________________________________________ Chiapas98 Mailingliste JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider Chiapas98@listi.jpberlin.de https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98

Entregan Premio del Barrio a Fidel en VIII Congreso de los CDR

Los 460 delegados al VIII Congreso de los Comité de Defensa de la Revolución (CDR) lo habían decidido por unanimidad y este sábado convirtieron el acuerdo en hecho: entregaron el Premio del Barrio al Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, fundador de la organización en septiembre de 1960. La impronta en la vida económica, social y política del país, más su ejemplo y liderazgo en los momentos más difíciles durante los días de fundaciones posteriores a enero de 1959, son apenas dos de los muchos argumentos que arrancaron aplausos del quórum reunido en el Palacio de Convenciones de La Habana y fundamentaron la concesión del galardón. Y el presidente de Cuba, el General de Ejército Raúl Castro Ruz, lo recibió a su nombre en la clausura del foro, que acaba de finalizar con la alocución central de José Ramón Machado Ventura, segundo secretario del Comité Central del Partido Comunista de Cuba y vicepresidente de los Consejos de Estado y de Ministros. Así corrió sus cortinas una jornada a la que asistió el Héroe de la República René González Sehwerert y familiares de sus hermanos de causa Antonio Guerrero, Fernando González, Gerardo Hernández y Ramón Labañino, luchadores antiterroristas detenidos en cárceles de Estados Unidos. Comenzó el día con la presentación del libro Guardianes de medio siglo, por uno de sus autores, Ventura Carballido Pupo, y también la muestra de una multimedia, realizada por el historiador José Antonio Gell Noa, documentos los dos que reseñan aristas, sucesos y cronología de la historia de los CDR. A continuación, ya en sesión plenaria, se presentaron y aprobaron los dictámenes de las tres comisiones reunidas desde el jueves último y se aprobó el informe central que hizo un compendio crítico del hacer cederista en los últimos años y perfila el trabajo futuro. Hubo, además, un momento para el saludo solidario de los cerca de 40 invitados de organizaciones comunales de Argentina, España, Brasil, Chile, Ecuador, Nicaragua, Sudáfrica, Uruguay, Venezuela, México y Vietnam. En nombre del Frente de la Patria vietnamita, su secretario general, Vu Trong Kim, agradeció la invitación, aseguró que las relaciones de los pueblos de Cuba y Vietnam superarán las distancias entre los dos países y cualquier barrera, y condenó el bloqueo de Estados Unidos a la Isla caribeña. También hizo uso de la palabra, de México, Pedro Vázquez González, secretario ejecutivo del Frente Continental de Organizaciones Comunales, que alabó las relaciones del Frente con los CDR. Más adelante se conoció el resultado de la emulación nacional, en la que Camagüey, Santiago de Cuba, Cienfuegos y Matanzas resultaron provincias destacadas, y Pinar del Río mereció la distinción de Vanguardia. Carlos Rafael Miranda Martínez fue ratificado como coordinador nacional, al frente de un secretariado ejecutivo compuesto por Oreste Llanes Mestre (Vicecordinador), Vladimir Sauri Bermúdez (Frente de Vigilancia y Prevención) y Betty Oria González (Esfera Ideológica y de apoyo a las tareas económicas); y las miembros no profesionales Loida Alicia Pérez Díaz y Mónica Díaz O’Farril. El VIII Congreso de los CDR se clausuró luego de tres días de debates concentrados, sobre todo, en la revitalización del hacer de la organización, la incorporación de sangre joven y comprometida a los puestos de dirección, y el aumento de las acciones de enfrentamiento a las ilegalidades e indisciplinas sociales.

Mexiko: Freilassung von Alberto Patisthán verweigert

Zuvor der Hinweis auf eine exzellente, bislang hier nicht beachtete Zusammenfassung des Falls (bis zum Stand 16.1.2013) durch Franziska Bundi - siehe: http://albertopatishtan.blogspot.de/2013/04/alberto-patishtan-gomez-politischer.html Von Peter Clausing amerika21.de, 15. Sep 2013 Tuxtla Gutiérrez, Mexiko.. In letzter Instanz hat das Kollegialgericht in der chiapanekischen Hauptstadt Tuxtla Gutiérrez am 12. September die Anerkennung der Unschuld des Lehrers Alberto Patishtán verweigert. Theoretisch wäre noch ein Gnadengesuch denkbar, aber weder Alberto Patishtán noch seine Verteidiger werden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Dies erklärte PatishtánsAnwalt Leonel Rivero. "Diese Entscheidung ist enttäuschend und scheint zu zeigen, dass das (mexikanische) Rechtssystem nicht willen ist, seine Fehler zu korrigieren", kommentierte Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation hatte im Vorfeld der Sitzung des Kollegialgerichts weit über 10.000 Stimmen gesammelt, die die Freilassung Albertos forderten. Die Entscheidung "ist ein Schlag ins Gesicht aller Mexikaner, aber wir werden nicht aufgeben", sagte Trinidad Ramirez von der "Volksfront zur Verteidigung des Landes von Atenco", die sich an einer am 11. September begonnenen Mahnwache vor dem Bundesrat der Judikative (Consejo de la Judicatura Federal) beteiligte. Die einzige noch verbleibende Möglichkeit sei nun das interamerikanische Rechtssystem, erläuterte Leonel Rivero in einem Telefonat mit der Zeitschrift Desinformémonos. URL: https://amerika21.de/2013/09/88316/patishtan-freilassung-verweig _______________________________________________ Chiapas98 Mailingliste JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider Chiapas98@listi.jpberlin.de https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98

WAR EIN ANSCHLAG UNTER FALSCHER FLAGGE: SUSAN LINDAUER

übersetzt von Jens-Torsten Bohlke Washington, 16. September 2013, Press TV.- Press TV: Es scheint, dass mit den Jahren die Menschen nur noch sehr sporadisch gegen die offizielle Story zum Vorfall des 9/11 protestieren. Und damit sind Sie sehr vertraut. Lindauer: Ja, denn ich war die Zielscheibe. Ich war eine der Zielscheiben für die Verschleierung des 9/11, denn von den Tatsachen her erfuhr ich von dem Angriff vom 9/11 im April 2001. Also etliche Monate, bevor es dann geschah. Ich erfuhr davon durch die CIA. Ich war damals für Irak und Libyen bei den Vereinten Nationen zuständig. Und mir wurde gesagt, dass ich meinen diplomatischen Kontaktpersonen bei der Irak-Vertretung drohen soll und ihnen sagen soll, dass sofern sie irgendeine Verschwörung hinsichtlich Flugzeugentführungen und eines Angriffs auf das World Trade Center mit spezifischem Inhalt entdecken und uns nicht diese Informationen über meine Kontaktkanäle im Hintergrund geben, dann würden wir sie verantwortlich machen und sie schlimmer in die Steinzeit zurückbombardieren, als sie es jemals zuvor erlebt hatten. Als es dann passierte, war ich in meiner ganzen Stimmungslage sehr gegen die Ergreifung von Sanktionen eingestellt. Und ich versuchte, etwas sehr Hilfreiches für eine Veränderung der Situation zugunsten des irakischen Volkes zu machen. Ich arbeitete die ganze Zeit daran. Ich war ein getarnter Kontakt und in vollem Besitz des Wissens der irakischen Botschaft und der irakischen Regierung bis hinauf in deren höchste Gremien. Und sie wussten dort, wer ich bin, und was ich gerade mache. Ich bin sehr der Ansicht, dass die Diplomatie und der Dialog die besten Wege zur Lösung von Konflikten sind. Zumindest versuchte ich dies. Und ich bedaure bis zu meinem letzten Atemzug für das irakische Volk ganz tief in mir drin, dass ich damit gescheitert bin … aber ich versuchte es. Press TV: Sie sagen damit jetzt im Grunde, dass der 9/11 eine Vorwandkulisse für den Krieg gegen Irak war. Aber haben Sie dafür nicht noch mehr Beweismittel? Lindauer: Das war eine Aktion unter falscher Flagge! Und das war schon Monate vorher bekannt. Das war etwas, was wir ein Täuschungsmanöver, einen “psy.op” (“psychologische Operation”) nennen. Alle Augen wurden auf die in das World Trade Center einfliegenden Flugzeuge gerichtet. Aber die eigentliche Aktion war eine kontrollierte Zerstörung des Gebäudekomplexes. Das bedeutet folglich, dass jemand auf geheimdienstlicher Ebene die Piloten ausbildete und einsetzte, um genau diesen Ablauf geschehen zu lassen. Und gleichzeitig sorgte dieser Jemand dafür, dass alle Sicherungen entfernt wurden, die das World Trade Center, den US-Luftraum geschützt hätten, die wie NORAD sofort wirksam geworden wären und die Piloten und Kampfjets alarmiert hätten, um jene angreifenden Flugzeuge abzuschießen. Dafür gibt es ganz einfache Dinge zu tun, aber alle diese Prozesse waren blockiert worden. Und zu all dem kommt als dritter Teil hinzu, dass zeitgleich die Bomben und die Zündkörper im Gebäudekomplex angebracht wurden. Und dies alles waren militärisch präzise Waffen! Im gesamten Sommer 2001 wurde mir immer wieder gesagt, dass wir zu erwarten haben, dass sowohl die Flugzeugentführungen als auch die Sprengstoffeinsätze ablaufen werden. Und sollte ich in New York sein, wenn der Angriff erfolgt, dann müsse ich nicht in das World Trade Center gehen, denn wir erwarten die Sprengungskomponente als Bestandteil des Gesamtbildes der Aktion. Also warnten sie mich, nicht in das World Trade Center zu gehen, denn nach dem Aufprall der Flugzeuge dort sollte es durch Explosionen zusammenbrechen. Und wir redeten seinerzeit darüber, woher sie die Sprengladungen bekommen würden. Und sie sagten nur ‘Na hör’ mal! Du kannst zu jedem Militärstützpunkt die Ostküste rauf und runter fahren, da mit Deinem Militärausweis reinfahren und jedes Ausrüstungsstück und die Sprengladungen mit aus der Basis rausnehmen.’ Es gibt einen Grund, warum all dies nicht öffentlich bekannt ist … es ist in den Vereinigten Staaten der 9/11-Wahrheitsfindungsgemeinschaft bekannt, sie kennen diese Information. Aber der Grund, warum es Dir nicht bekannt ist und dem breiteren Publikum nicht bekannt ist, liegt darin, dass George Bush in seiner Verzweiflung entschied, die Wahrheit nicht ans Licht kommen zu lassen. Ich wurde aufgrund des Patriot Act* inhaftiert. Ich war der zweite nichtarabische US-amerikanische Staatsangehörige, der jemals auf der Grundlage des Patriot Act* unter Anklage gestellt wurde. Ich wurde auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Carswell eingekerkert, wo auch Aafia Siddiqui aus Pakistan eingekerkert ist. Dort sind alle weiblichen politischen Gefangenen eingekerkert. SC/HJL Quelle: http://www.presstv.ir/detail/2013/09/16/324314/911-was-a-false-flag-operation/ Anmerkung: * Was ist das US-Gesetz namens “Patriot Act”? Hier ein hilfreicher Link dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/USA_PATRIOT_Act

Trotz Gewalt: Mexikos Lehrer vor neuen Protesten

Demonstrationen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden. Polizei hatte Protestcamp gewaltsam geräumt. Dutzende Aktivisten verhaftet Von Jonas Pentzien amerika21.de, 17. Sep 2013 Mexiko-Stadt. Nach der gewaltsamen Räumung eines Protestcamps in Mexiko-Stadt haben Lehrerinnen und Lehrer am Wochenende eine Wiederaufnahme ihrer Proteste für den Mittwoch dieser Woche an gekündigt. Die Pädagogen wenden sich gegen eine geplante Bildungsreform der konservativen Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto. Am Freitagmittag hatten mehrere hundert Polizisten den Zócalo, den zentralen Platz im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt, eingekreist und den dort seit Ende August demonstrierenden Lehrern und Lehrerinnen der Gewerkschaft CNTE ein Ultimatum gestellt. Begleitet von Räumfahrzeugen und Helikoptern forderten sie die Demonstranten dazu auf, den Platz bis zum Nachmittag zu verlassen und das in den letzten Wochen errichtete Camp abzubauen. Anlass für den massiven Polizeieinsatz waren laut Aussage der Einsatzleitung die für das Wochenende auf dem Zócalo geplanten Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag Mexikos. Die Lehrergewerkschaft CNTE lehnt die zu Beginn der letzten Woche von Präsident Enrique Peña Nieto verabschiedete Bildungsreform ab. Sie kritisiert vor allem die darin vorgesehenen jährlichen leistungsbezogenen Evaluationen der Lehrkräfte. Diese stellten einen Eingriff des Staates in die traditionell kommunal festgelegten Lehrpläne dar und dienten der Kontrolle und Sanktionierung regierungskritischer Lehrerinnen und Lehrer, heißt es von ihrer Seite. Die landesweiten Proteste gegen die Reform begannen vor über einem Monat im Bundesstaat Oaxaca und weiteten sich innerhalb kürzester Zeit über das ganze Land aus. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten sie mit der Besetzung des Zócalos in Mexiko-Stadt Ende August. Kurz nach Ablauf der Frist am Freitag durchbrach die Bundespolizei die von den Demonstranten aufgebauten Barrikaden und zerstörte das auf dem Platz etablierte Camp. Eine Mehrheit der sich zu diesem Zeitpunkt noch vor Ort befindenden Protestteilnehmer verließ den Zócalo kurz vor Ablauf des Ultimatums friedlich. Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Räumungsfahrzeuge gegen die sich in den Seitenstraßen sammelnden Demonstranten ein und verhaftete dutzende Personen. Aus Mangel an Beweisen wurden jedoch bereits am Samstag 23 der 31 Inhaftierten wieder freigelassen. Nach Ende der Räumung des Zócalos versammelte sich ein Großteil der Gewerkschaftsmitglieder in den umliegenden Straßen und machte sich auf einer von der Polizei festgelegten Route durch die Innenstadt auf den Weg in Richtung Plaza Monumento a la Revolución. Dort errichteten sie erneut Barrikaden und beschlossen, in den kommenden Tagen an Ort und Stelle ein neues Camp zu errichten und den Protest gemeinsam fortzusetzen. Solidarität erhielten die Pädagogen bereits am Freitag aus dem ganzen Land: In Minatitlán blockierten Demonstranten die Zufahrtswege zum Flughafen, in Tlaxcala wurden die Ausfahrtsstraßen aus der Stadt lahmgelegt und in Oaxaca tausendfach gegen den gewaltvollen Polizeieinsatz in der Hauptstadt protestiert. In Mexiko-Stadt kam es parallel zu Blockaden mehrerer Hauptverkehrsstraßen durch Studierende der staatlichen Universitäten. URL: https://amerika21.de/2013/09/88654/mexiko-proteste-lehrer _______________________________________________ Chiapas98 Mailingliste JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider Chiapas98@listi.jpberlin.de https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98

J.W. Stalin Über dialektischen und historischen Materialismus

Der dialektische Materialismus ist die Weltanschauung der marxistisch-leninistischen Partei. Diese Weltanschauung heißt darum dialektischer Materialismus, weil ihr Herangehen an die Naturerscheinungen, ihre Methode der Erforschung der Naturerscheinungen, ihre Methode der Erkenntnis dieser Erscheinungen die dialektische ist, und weil ihre Deutung der Naturerscheinungen, ihre Auffassung der Naturerscheinungen, ihre Theorie materialistisch ist. Der historische Materialismus ist die Ausdehnung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, die Anwendung der Leitsätze des dialektischen Materialismus auf die Erscheinungen des Lebens der Gesellschaft, auf die Erforschung der Gesellschaft, auf die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft. Bei der Charakterisierung ihrer dialektischen Methode berufen sich Marx und Engels gewöhnlich auf Hegel, als den Philosophen, der die Grundzüge der Dialektik formuliert hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Dialektik von Marx und Engels identisch ist mit der Dialektik Hegels. In Wirklichkeit haben Marx und Engels der Dialektik Hegels nur deren „rationellen Kern“ entnommen, die Hegelsche idealistische Hülle jedoch beiseite geworfen und die Dialektik weiterentwickelt, um ihr moderne wissenschaftliche Gestalt zu geben. „Meine dialektische Methode“, sagt Marx, „ist der Grundlage nach von der Hegelschen nicht nur verschieden, sondern ihr direktes Gegenteil. Für Hegel ist der Denkprozess, den er sogar unter dem Namen Idee in ein selbständiges Subjekt verwandelt, der Demiurg“ (Schöpfer) „des Wirklichen, das nur seine äußere Erscheinung bildet. Bei mir ist umgekehrt das Ideelle nichts andres als das im Menschenkopf umgesetzte und übersetzte Materielle.“ (Karl Marx, Nachwort zur zweiten Auflage des ersten Bandes des „Kapital“, Dietz Verlag, Berlin 1947, S. 17/18.) Bei der Charakterisierung ihres Materialismus berufen sich Marx und Engels gewöhnlich auf Feuerbach, als den Philosophen, der den Materialismus wieder in seine Rechte eingesetzt hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Materialismus von Marx und Engels identisch ist mit dem Materialismus Feuerbachs. In Wirklichkeit haben Marx und Engels dem Materialismus Feuerbachs nur dessen „Grundkern“ entnommen, ihn zu einer wissenschaftlich-philosophischen Theorie des Materialismus weiterentwickelt und seine idealistischen und religiös-ethischen Überlagerungen weggeräumt. Bekanntlich wehrte sich Feuerbach, der im Grunde Materialist war, gegen die Bezeichnung Materialismus. Engels erklärte wiederholt, dass Feuerbach, „trotz der“ materialistischen „‚Grundlage’ in den überkommnen idealistischen Banden befangen“ blieb, dass der „wirkliche Idealismus Feuerbachs“ zutage tritt, „sobald wir auf seine Religionsphilosophie und Ethik kommen“. (Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Dietz Verlag, Berlin 1946, S. 24 u. 26.) Dialektik stammt von dem griechischen Wort „dialego“, was ein Gespräch führen, eine Polemik führen heißt. Unter Dialektik verstand man im Altertum die Kunst, durch Aufdeckung der Widersprüche in den Urteilen des Gegners und durch Überwindung dieser Widersprüche zur Wahrheit zu gelangen. Im Altertum gab es Philosophen, die der Meinung waren, dass die Aufdeckung der Widersprüche im Denken und der Zusammenstoß entgegengesetzter Meinungen das beste Mittel zur Auffindung der Wahrheit seien. Diese dialektische Denkweise, die in der Folge auf die Naturerscheinungen ausgedehnt wurde, verwandelte sich in die dialektische Methode der Naturerkenntnis, die die Naturerscheinungen als in ewiger Bewegung und Veränderung befindlich und die Entwicklung der Natur als Resultat der Entwicklung der Widersprüche in der Natur, als Resultat der Wechselwirkung entgegengesetzter Kräfte in der Natur betrachtete. In ihrem Wesen ist die Dialektik der Metaphysik gerade entgegengesetzt. 1. Die marxistische dialektische Methode wird durch folgende Grundzüge charakterisiert: a) Im Gegensatz zur Metaphysik betrachtet die Dialektik die Natur nicht als zufällige Anhäufung von Dingen, von Erscheinungen, die voneinander losgelöst, voneinander isoliert und voneinander nicht abhängig wären, sondern als zusammenhängendes einheitliches Ganzes, wobei die Dinge, die Erscheinungen miteinander organisch verbunden sind, voneinander abhängen und einander bedingen. Darum geht die dialektische Methode davon aus, dass keine einzige Erscheinung in der Natur begriffen werden kann, wenn sie isoliert, außerhalb des Zusammenhangs mit den sie umgebenden Erscheinungen genommen wird, denn jede beliebige Erscheinung auf jedem Naturgebiet kann in Widersinn verwandelt werden, wenn sie außerhalb des Zusammenhangs mit den sie umgebenden Erscheinungen, losgelöst von ihnen, betrachtet wird, und, umgekehrt, jede beliebige Erscheinung kann verstanden und begründet werden, wenn sie in ihrem unlösbaren Zusammenhang mit den sie umgebenden Erscheinungen, in ihrer Bedingtheit durch die sie umgebenden Erscheinungen, betrachtet wird. b) Im Gegensatz zur Metaphysik betrachtet die Dialektik die Natur nicht als einen Zustand der Ruhe und Unbeweglichkeit, des Stillstands und der Unveränderlichkeit, sondern als Zustand unaufhörlicher Bewegung und Veränderung, unaufhörlicher Erneuerung und Entwicklung, in welchem immer irgendetwas entsteht und sich entwickelt, irgendetwas zugrunde geht und sich überlebt. Darum verlangt die dialektische Methode, dass die Erscheinungen nicht nur vom Standpunkt ihres gegenseitigen Zusammenhangs und Bedingtseins, sondern auch vom Standpunkt ihrer Bewegung, ihrer Veränderung, ihrer Entwicklung, vom Standpunkt ihres Entstehens und Vergehens betrachtet werden. Für die dialektische Methode ist vor allem nicht das wichtig, was im gegebenen Augenblick als fest erscheint, jedoch bereits abzusterben beginnt, sondern das, was entsteht und sich entwickelt, selbst wenn es im gegebenen Augenblick nicht fest aussieht, denn für die dialektische Methode ist nur das unüberwindlich, was entsteht und sich entwickelt. „… die gesamte Natur“, sagt Engels, „vom Kleinsten bis zum Größten, von den Sandkörnern bis zu den Sonnen, von den Protisten (lebendigen Urzellen. Die Red.) bis zum Menschen“ hat „in ewigem Entstehen und Vergehen, in unaufhörlichem Fluss, in rastloser Bewegung und Veränderung ihr Dasein.“ (Friedrich Engels, Dialektik der Natur. Siehe Sonderband der Marx-Engels-Gesamtausgabe, Moskau 1935, S. 491.) Darum nimmt, wie Engels sagt, die Dialektik „die Dinge und ihre begrifflichen Abbilder wesentlich in ihrem Zusammenhang, ihrer Verkettung, ihrer Bewegung, ihrem Entstehen und Vergehen“. (Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft [Anti-Dühring], Dietz Verlag, Berlin 1948, S. 25/26.) c) Im Gegensatz zur Metaphysik betrachtet die Dialektik den Entwicklungsprozess nicht als einfachen Wachstumsprozess, in welchem quantitative Veränderungen nicht zu qualitativen Veränderungen führen, sondern als eine Entwicklung, die von unbedeutenden und verborgenen quantitativen Veränderungen zu sichtbaren Veränderungen, zu grundlegenden Veränderungen, zu qualitativen Veränderungen übergeht, in welcher die qualitativen Veränderungen nicht allmählich, sondern rasch, plötzlich, in Gestalt eines sprunghaften Übergangs von dem einen Zustand zu dem anderen Zustand eintreten, nicht zufällig, sondern gesetzmäßig, als Ergebnis der Ansammlung unmerklicher und allmählicher quantitativer Veränderungen. Darum ergibt sich aus der dialektischen Methode, dass der Entwicklungsprozess nicht als Kreisbewegung, nicht als einfache Wiederholung des Früheren, sondern als fortschreitende Bewegung, als Bewegung in aufsteigender Linie, als Übergang von einem alten qualitativen Zustand zu einem neuen qualitativen Zustand, als Entwicklung von Einfachem zu Kompliziertem, von Niederem zu Höherem aufgefasst werden muss. „Die Natur“, sagt Engels, „ist die Probe auf die Dialektik, und wir müssen es der modernen Naturwissenschaft nachsagen, dass sie für diese Probe ein äußerst reichliches, sich täglich häufendes Material geliefert und damit bewiesen hat, dass es in der Natur, in letzter Instanz, dialektisch und nicht metaphysisch hergeht, dass sie sich nicht im ewigen Einerlei eines stets wiederholten Kreises bewegt, sondern eine wirkliche Geschichte durchmacht. Hier ist vor allen Darwin zu nennen, der der metaphysischen Naturauffassung den gewaltigsten Stoß versetzt hat durch seinen Nachweis, dass die ganze heutige organische Natur, Pflanzen und Tiere und damit auch der Mensch, das Produkt eines durch Millionen Jahre fortgesetzten Entwicklungsprozesses ist.“ (Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft [Anti-Dühring], S. 26.) In seiner Charakterisierung der dialektischen Entwicklung als eines Übergangs von quantitativen Veränderungen zu qualitativen Veränderungen sagt Engels: „In der Physik … ist jede Veränderung ein Umschlagen von Quantität in Qualität, eine Folge quantitativer Veränderung der dem Körper innewohnenden oder mitgeteilten Bewegungsmenge irgendwelcher Form. ‚So ist z. B. der Temperaturgrad des Wassers zunächst gleichgültig in Beziehung auf dessen tropfbare Flüssigkeit; es tritt dann aber beim Vermehren oder Vermindern der Temperatur des flüssigen Wassers ein Punkt ein, wo dieser Kohäsionszustand sich ändert und das Wasser einerseits in Dampf und andrerseits in Eis verwandelt wird.’ … So gehört eine bestimmte Minimalstromstärke dazu, den Platindraht des elektrischen Glühlichts zum Glühen zu bringen; so hat jedes Metall seine Glüh- und Schmelzwärme, so jede Flüssigkeit ihren bei bekanntem Druck feststehenden Gefrier- und Siedepunkt – soweit unsere Mittel uns erlauben, die betreffende Temperatur hervorzubringen; so endlich auch jedes Gas seinen kritischen Punkt, wo Druck und Abkühlung es tropfbar flüssig machen … Die so genannten Konstanten der Physik (Punkte des Umschlagens von dem einen Zustand in einen anderen Zustand. Die Red.) sind größtenteils nichts andres als Bezeichnungen von Knotenpunkten, wo quantitative (Veränderung) Zufuhr oder Entziehung von Bewegung qualitative Änderung im Zustand des betreffenden Körpers hervorruft, wo also Quantität in Qualität umschlägt.“ (Friedrich Engels, Dialektik der Natur, a. a. O., S. 502/03.) Weiterhin zur Chemie übergehend, fährt Engels fort: „Man kann die Chemie bezeichnen als die Wissenschaft von den qualitativen Veränderungen der Körper infolge veränderter quantitativer Zusammensetzung. Das wusste schon Hegel selbst …Gleich der Sauerstoff: vereinigen sich drei Atome zu einem Molekül, statt der gewöhnlichen zwei, so haben wir Ozon, einen Körper, der durch Geruch und Wirkung von gewöhnlichem Sauerstoff sehr bestimmt verschieden. Und gar die verschiednen Verhältnisse, mit denen Sauerstoff sich mit Stickstoff oder Schwefel verbindet, und deren jedes einen von allen andern qualitativ verschiednen Körper bildet!“ (Ebenda, S. 503.) Schließlich sagt Engels in seiner Kritik Dührings, der Hegel aufs gröbste anpöbelt und ihm doch gleichzeitig stillschweigend den bekannten Satz entlehnt, dass der Übergang aus dem Reich der empfindungslosen Welt in das Reich der Empfindung, aus dem Reich der unorganischen Welt in das Reich des organischen Lebens ein Sprung in einen neuen Zustand sei: „Dies ist ganz die Hegelsche Knotenlinie von Maßverhältnissen, wo bloß quantitative Steigerung oder Abnahme an gewissen bestimmten Knotenpunkten einen qualitativen Sprung verursacht, z. B. bei erwärmtem oder abgekühltem Wasser, wo der Siedepunkt und der Gefrierpunkt die Knoten sind, an denen der Sprung in einen neuen Aggregatzustand – unter Normaldruck – sich vollzieht, wo also Quantität in Qualität umschlägt.“ (Friedrich Engels, Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft [Anti-Dühring], S. 52/53.) d) Im Gegensatz zur Metaphysik geht die Dialektik davon aus, dass den Naturdingen, den Naturerscheinungen innere Widersprüche eigen sind, denn sie alle haben ihre negative und positive Seite, ihre Vergangenheit und Zukunft, ihr Ablebendes und sich Entwickelndes, dass der Kampf dieser Gegensätze, der Kampf zwischen Altem und Neuem, zwischen Absterbendem und neu Entstehendem, zwischen Ablebendem und sich Entwickelndem, den inneren Gehalt des Entwicklungsprozesses, den inneren Gehalt des Umschlagens quantitativer Veränderungen in qualitative bildet. Darum ergibt sich aus der dialektischen Methode, dass der Prozess der Entwicklung von Niederem zu Höherem nicht in Form einer harmonischen Entfaltung der Erscheinungen verläuft, sondern in Form eines Hervorbrechens der Widersprüche, die den Dingen und Erscheinungen eigen sind, in Form eines „Kampfes“ gegensätzlicher Tendenzen, die auf der Grundlage dieser Widersprüche wirksam sind. „Im eigentlichen Sinne ist die Dialektik“, sagt Lenin, „die Erforschung der Widersprüche im Wesen der Dinge selbst.“ (Lenin, Aus dem philosophischen Nachlas, S. 188.) Und ferner: „Entwicklung ist ‚Kampf’ der Gegensätze.“ (Ebenda, S. 286.) Dies sind in kurzem die Grundzüge der marxistischen dialektischen Methode. Es ist nicht schwer zu begreifen, welche gewaltige Bedeutung die Ausdehnung der Leitsätze der dialektischen Methode auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, auf die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft hat, welche gewaltige Bedeutung der Anwendung dieser Leitsätze auf die Geschichte der Gesellschaft, auf die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats zukommt. Wenn es in der Welt keine isolierten Erscheinungen gibt, wenn alle Erscheinungen miteinander verbunden sind und einander bedingen, so ist es klar, dass jede gesellschaftliche Ordnung und jede gesellschaftliche Bewegung in der Geschichte nicht vom Standpunkt „ewiger Gerechtigkeit“ oder irgendeiner andern vorgefassten Idee einzuschätzen ist, wie dies nicht selten die Historiker tun, sondern vom Standpunkt der Bedingungen, die diese Ordnung und diese gesellschaftliche Bewegung hervorgebracht haben und mit denen sie verbunden sind. Die auf Sklaverei beruhende Gesellschaftsordnung ist unter modernen Bedingungen ein Unsinn, eine widernatürliche Dummheit. Die Sklaverei unter den Bedingungen der sich zersetzenden Urgemeinschaft ist eine völlig verständliche und gesetzmäßige Erscheinung, weil sie im Vergleich mit der Urgesellschaft einen Schritt vorwärts bedeutet. Die Forderung der bürgerlich-demokratischen Republik war unter den Bedingungen der Existenz des Zarismus und der bürgerlichen Gesellschaft in Russland, sagen wir im Jahre 1905, eine völlig verständliche, richtige und revolutionäre Forderung, denn die bürgerliche Republik bedeutete damals einen Schritt vorwärts. Die Forderung der bürgerlich-demokratischen Republik ist für unsere gegenwärtigen Bedingungen in der Sowjetunion eine unsinnige und konterrevolutionäre Forderung, denn im Vergleich mit der Sowjetrepublik wäre die bürgerliche Republik ein Schritt zurück. Alles hängt ab von den Bedingungen, von Ort und Zeit. Es ist verständlich, dass ohne ein solches historisches Herangehen an die gesellschaftlichen Erscheinungen die Existenz und die Entwicklung einer Wissenschaft von der Geschichte unmöglich ist, denn nur ein solches Herangehen bewahrt die historische Wissenschaft davor, in ein Chaos von Zufälligkeiten und in einen Haufen unsinnigster Irrtümer verwandelt zu werden. Ferner. Wenn die Welt sich in ununterbrochener Bewegung und Entwicklung befindet, wenn das Absterben des Alten und das Heranwachsen des Neuen ein Entwicklungsgesetz ist, so ist es klar, dass es keine „unerschütterlichen“ gesellschaftlichen Zustände, keine „ewigen Prinzipien“ des Privateigentums und der Ausbeutung, keine „ewigen Ideen“ der Unterwerfung der Bauern unter die Gutsbesitzer, der Arbeiter unter die Kapitalisten mehr gibt. Also kann man die kapitalistische Ordnung durch die sozialistische Ordnung ersetzen, ebenso wie die kapitalistische Ordnung seinerzeit die Feudalordnung ersetzt hat. Also darf man sich nicht auf diejenigen Schichten der Gesellschaft orientieren, die sich nicht mehr entwickeln, auch wenn sie im gegenwärtigen Augenblick die vorherrschende Kraft darstellen, sondern muss sich auf diejenigen Schichten orientieren, die sich entwickeln, die eine Zukunft haben, auch wenn sie im gegenwärtigen Augenblick nicht die vorherrschende Kraft darstellen. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in der Epoche des Kampfes der Marxisten gegen die Volkstümler, stellte das Proletariat in Russland eine unbedeutende Minderheit im Vergleich zur Einzelbauernschaft dar, die die gewaltige Mehrheit der Bevölkerung ausmachte. Aber das Proletariat, als Klasse, entwickelte sich, während die Bauernschaft, als Klasse, zerfiel. Und eben weil das Proletariat sich als Klasse entwickelte, orientierten sich die Marxisten auf das Proletariat. Und sie gingen nicht fehl, denn bekanntlich wuchs das Proletariat dann aus einer unbedeutenden Kraft zu einer erstrangigen historischen und politischen Kraft heran. Um also in der Politik nicht fehlzugehen, muss man vorwärts schauen und nicht rückwärts. Ferner. Wenn das Umschlagen langsamer quantitativer Veränderungen in rasche und plötzliche qualitative Veränderungen ein Entwicklungsgesetz darstellt, so ist es klar, dass die von unterdrückten Klassen vollzogenen revolutionären Umwälzungen eine völlig natürliche und unvermeidliche Erscheinung darstellen. Also kann der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und die Befreiung der Arbeiterklasse vom kapitalistischen Joch nicht auf dem Wege langsamer Veränderungen, nicht auf dem Wege von Reformen, sondern einzig und allein auf dem Wege qualitativer Veränderung der kapitalistischen Ordnung, auf dem Wege der Revolution verwirklicht werden. Um also in der Politik nicht fehlzugehen, muss man Revolutionär sein und nicht Reformist. Ferner. Wenn die Entwicklung in Form des Hervorbrechens der inneren Widersprüche, in Form von Zusammenstößen gegensätzlicher Kräfte auf der Basis dieser Widersprüche verläuft mit dem Ziel, diese Widersprüche zu überwinden, so ist es klar, dass der Klassenkampf des Proletariats eine völlig natürliche und unvermeidliche Erscheinung ist. Also darf man die Widersprüche der kapitalistischen Zustände nicht verkleistern, sondern muss sie aufdecken und entwirren, darf man den Klassenkampf nicht eindämmen, sondern muss ihn zu Ende führen. Um also in der Politik nicht fehlzugehen, muss man eine unversöhnliche proletarische Klassenpolitik, nicht eine reformistische Politik der Interessenharmonie zwischen Proletariat und Bourgeoisie, nicht eine Paktiererpolitik des „Hineinwachsens“ des Kapitalismus in den Sozialismus durchführen. So verhält es sich mit der marxistischen dialektischen Methode, wenn man sie in ihrer Anwendung auf das gesellschaftliche Leben nimmt, in ihrer Anwendung auf die Geschichte der Gesellschaft. Was den marxistischen philosophischen Materialismus betrifft, so ist er in seinem Wesen dem philosophischen Idealismus gerade entgegengesetzt. 2.Der marxistische philosophische Materialismus wird durch folgende Grundzüge charakterisiert: a) Im Gegensatz zum Idealismus, der die Welt als Verkörperung der „absoluten Idee“, des „‘Weltgeistes“, des „Bewusstseins“ auffasst, geht der philosophische Materialismus von Marx davon aus, dass die Welt ihrer Natur nach materiell ist, dass die mannigfaltigen Erscheinungen in der Welt verschiedene Formen der sich bewegenden Materie darstellen, dass der wechselseitige Zusammenhang und die wechselseitige Bedingtheit der Erscheinungen, die durch die dialektische Methode festgestellt werden, Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der sich bewegenden Materie darstellen, dass die Welt sich nach den Bewegungsgesetzen der Materie entwickelt und keines „Weltgeistes“ bedarf. „Allerdings heißt materialistische Naturanschauung weiter nichts als einfache Auffassung der Natur so wie sie sich gibt, ohne fremde Zutat…“ (Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, Anhang, S.60.) Zu der materialistischen Auffassung des antiken Philosophen Heraklit: „Die Welt, eine und dieselbe aus allem, hat keiner der Götter noch Menschen gemacht, sondern sie war und ist und wird sein ewig lebendes Feuer, nach Maß sich entzündend und nach Maß erlöschend“, bemerkt Lenin: „Eine sehr gute Darlegung der Prinzipien des dialektischen Materialismus.“ (Lenin, Aus dem philosophischen Nachlas, S. 276.) b) Im Gegensatz zum Idealismus, der behauptet, dass nur unser Bewusstsein wirklich existiere, dass die materielle Welt, das Sein, die Natur nur in unserem Bewusstsein, in unseren Empfindungen, Vorstellungen, Begriffen existiere, geht der marxistische philosophische Materialismus davon aus, dass die Materie, die Natur, das Sein die objektive Realität darstellt, die außerhalb des Bewusstseins und unabhängig von ihm existiert, dass die Materie das Primäre, das Ursprüngliche ist, weil sie Quelle der Empfindungen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist, das Bewusstsein aber das Sekundäre, das Abgeleitete ist, weil es ein Abbild der Materie, ein Abbild des Seins ist, dass das Denken ein Produkt der Materie ist, die in ihrer Entwicklung einen hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, und zwar ein Produkt des Gehirns, das Gehirn aber das Organ des Denkens ist, dass man darum das Denken nicht von der Materie trennen kann, ohne in einen groben Irrtum zu verfallen. Die „höchste Frage der gesamten Philosophie“, sagt Engels, ist die „Frage nach dem Verhältnis des Denkens zum Sein, des Geistes zur Natur…“ „Je nachdem diese Frage so oder so beantwortet wurde, spalteten sich die Philosophen in zwei große Lager. Diejenigen, die die Ursprünglichkeit des Geistes gegenüber der Natur behaupteten, … bildeten das Lager des Idealismus. Die andern, die die Natur als das Ursprüngliche ansahen, gehören zu den verschiednen Schulen des Materialismus.“ (FriedrichEngels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, S. 16/17.) Ferner ist „die stoffliche, sinnlich wahrnehmbare Welt, zu der wir selbst gehören, das einzig Wirkliche …“ Unser „Bewusstsein und Denken, so übersinnlich es scheint“, ist „das Erzeugnis eines stofflichen, körperlichen Organs, des Gehirns … Die Materie ist nicht ein Erzeugnis des Geistes, sondern der Geist ist selbst nur das höchste Produkt der Materie.“ (Ebenda, S. 20.) Auf die Frage von Materie und Denken eingehend, sagt Marx: „Man kann den Gedanken nicht von einer Materie trennen, die denkt. Sie ist das Subjekt aller Veränderungen.“ (Marx-Engels-Gesamtausgabe, Erste Abteilung, Bd. 3, S. 305.) Den marxistischen philosophischen Materialismus charakterisierend, sagt Lenin: „Der Materialismus überhaupt erkennt das objektiv reale Sein (die Materie) als unabhängig von dem Bewusstsein, der Empfindung, der Erfahrung … an… Das Bewusstsein ist … nur das Abbild des Seins, bestenfalls sein annähernd getreues (adäquates, ideal-exaktes) Abbild.“ (Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus, S. 316/17.) Und ferner: „… Materie ist das, was durch seine Wirkung auf unsere Sinnesorgane die Empfindung erzeugt; die Materie ist die objektive, uns in der Empfindung gegebene Realität … Materie, Natur, Sein, Physisches sind das Primäre, während Geist, Bewusstsein, Empfindung, Psychisches das Sekundäre sind.“ (Ebenda, S.134 und 135/36.) „Das Weltbild ist ein Bild dessen, wie sich die Materie bewegt und wie ‚die Materie denkt’.“ (Ebenda, S. 345.) „… das Gehirn“ ist „das Organ des Denkens …“ (Ebenda, S.141.) c) Im Gegensatz zum Idealismus, der die Möglichkeit der Erkenntnis der Welt und ihrer Gesetzmäßigkeiten bestreitet, der nicht an die Zuverlässigkeit unseres Wissens glaubt, der die objektive Wahrheit nicht anerkennt und der Ansicht ist, dass die Welt voll sei von „Dingen an sich“, die niemals von der Wissenschaft erkannt werden können, geht der marxistische philosophische Materialismus davon aus, dass die Welt und ihre Gesetzmäßigkeiten durchaus erkennbar sind, dass unser Wissen von den Naturgesetzen, durch die Erfahrung, durch die Praxis geprüft, zuverlässiges Wissen ist, das die Bedeutung objektiver Wahrheit hat, dass es in der Welt keine unerkennbaren Dinge gibt, wohl aber Dinge, die noch nicht erkannt sind, und diese werden durch die Kräfte der Wissenschaft und der Praxis aufgedeckt und erkannt werden. In seiner Kritik der These Kants und anderer Idealisten von der Unerkennbarkeit der Welt und den unerkennbaren „Dingen an sich“ und in seiner Verfechtung der bekannten These des Materialismus von der Zuverlässigkeit unseres Wissens schreibt Engels: „Die schlagendste Widerlegung dieser, wie aller andern philosophischen Schrullen ist die Praxis, nämlich das Experiment und die Industrie. Wenn wir die Richtigkeit unsrer Auffassung eines Naturvorgangs beweisen können, indem wir ihn selbst machen, ihn aus seinen Bedingungen erzeugen, ihn obendrein unsern Zwecken dienstbar werden lassen, so ist es mit dem Kantschen unfassbaren ‚Ding an sich’ zu Ende. Die im pflanzlichen und tierischen Körper erzeugten chemischen Stoffe blieben solche ‚Dinge an sich’, bis die organische Chemie sie einen nach dem andern darzustellen anfing; damit wurde das ,Ding an sich’ ein Ding für uns, wie z. B. der Farbstoff des Krapps, das Alizarin, das wir nicht mehr auf dem Felde in den Krappwurzeln wachsen lassen, sondern aus Kohlenteer weit wohlfeiler und einfacher herstellen. Das kopernikanische Sonnensystem war dreihundert Jahre lang eine Hypothese, auf die hundert, tausend, zehntausend gegen eins zu wetten war, aber doch immer eine Hypothese; als aber Leverrier aus den durch dies System gegebenen Daten nicht nur die Notwendigkeit der Existenz eines unbekannten Planeten, sondern auch den Ort berechnete, wo dieser Planet am Himmel stehen müsse, und als Galle dann diesen Planeten wirklich fand, da war das kopernikanische System bewiesen.“ (Friedrich Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie, S. 18.) Lenin, der Bogdanow, Basarow, Juschkewitsch und andere Anhänger Machs des Fideismus (reaktionäre Theorie, die dem Glauben vor der Wissenschaft den Vorzug gibt) beschuldigt und die bekannte These des Materialismus verficht, dass unsere wissenschaftliche Erkenntnis der Gesetzmäßigkeiten der Natur zuverlässiges Wissen ist, dass die Gesetze der Wissenschaft objektive Wahrheit darstellen, sagt in diesem Zusammenhang: „Der moderne Fideismus verwirft die Wissenschaft durchaus nicht; er verwirft nur die ‚übermäßigen Ansprüche’ der Wissenschaft, und zwar den Anspruch auf objektive Wahrheit. Wenn es eine objektive Wahrheit gibt (wie die Materialisten meinen), wenn nur die Naturwissenschaft allein, die die Außenwelt in der menschlichen ‚Erfahrung’ abbildet, fähig ist, uns die objektive Wahrheit zu vermitteln, so ist damit jeglicher Fideismus unbedingt verworfen.“ (Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus, S. 114.) Dies sind in kurzem die charakteristischen Züge des marxistischen philosophischen Materialismus. Es ist leicht zu begreifen, welche gewaltige Bedeutung die Ausdehnung der Leitsätze des philosophischen Materialismus auf die Erforschung des gesellschaftlichen Lebens, auf die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft hat, welche gewaltige Bedeutung der Anwendung dieser Leitsätze auf die Geschichte der Gesellschaft, auf die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats zukommt. Wenn der Zusammenhang der Naturerscheinungen und ihre wechselseitige Bedingtheit Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Natur darstellen, so folgt daraus, dass der Zusammenhang und die wechselseitige Bedingtheit der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens ebenfalls nichts Zufälliges, sondern Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Gesellschaft darstellen. Also hört das gesellschaftliche Leben, die Geschichte der Gesellschaft auf, eine Anhäufung von „Zufälligkeiten“ zu sein, denn die Geschichte der Gesellschaft wird zur gesetzmäßigen Entwicklung der Gesellschaft, und die Erforschung der Geschichte der Gesellschaft verwandelt sich in eine Wissenschaft. Also darf sich die praktische Tätigkeit der Partei des Proletariats nicht auf die frommen Wünsche „hervorragender Persönlichkeiten“, nicht auf Forderungen der „Vernunft“, der „allgemeinen Moral“ usw. gründen, sondern muss sich auf die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Gesellschaft, auf die Erforschung dieser Gesetzmäßigkeiten gründen. Ferner. Wenn die Welt erkennbar ist und unser Wissen von den Entwicklungsgesetzen der Natur zuverlässiges Wissen ist, das die Bedeutung objektiver Wahrheit hat, so folgt daraus, dass das gesellschaftliche Leben, die Entwicklung der Gesellschaft ebenfalls erkennbar ist und dass die Ergebnisse der Wissenschaft bezüglich der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft zuverlässige Ergebnisse sind, die die Bedeutung objektiver Wahrheiten haben. Also kann die Wissenschaft von der Geschichte der Gesellschaft trotz aller Kompliziertheit der Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens zu einer genau so exakten Wissenschaft werden wie, sagen wir, die Biologie, zu einer Wissenschaft, die imstande ist, die Entwicklungsgesetze der Gesellschaft in der Praxis auszunutzen. Also darf sich die Partei des Proletariats in ihrer praktischen Tätigkeit nicht von irgendwelchen zufälligen Beweggründen leiten lassen, sondern muss sich von den Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft, von praktischen Schlussfolgerungen aus diesen Gesetzen leiten lassen. Also verwandelt sich der Sozialismus aus einem Traum von einer besseren Zukunft der Menschheit in eine Wissenschaft. Also muss die Verbindung von Wissenschaft und praktischer Tätigkeit, die Verbindung von Theorie und Praxis, ihre Einheit zum Leitstern der Partei des Proletariats werden. Ferner. Wenn die Natur, das Sein, die materielle Welt primär sind, das Bewusstsein, das Denken aber sekundär, abgeleitet, wenn die materielle Welt die objektive Realität darstellt, die unabhängig von dem Bewusstsein der Menschen existiert, das Bewusstsein aber ein Spiegelbild dieser objektiven Realität ist, so folgt daraus, dass das materielle Leben der Gesellschaft, ihr Sein ebenfalls das Primäre, das Ursprüngliche ist, ihr geistiges Leben aber das Sekundäre, das Abgeleitete, dass das materielle Leben der Gesellschaft eine objektive Realität ist, die unabhängig vom Willen der Menschen existiert, das geistige Leben der Gesellschaft aber eine Widerspiegelung dieser objektiven Realität, eine Widerspiegelung des Seins ist. Also darf man die Quelle der Gestaltung des geistigen Lebens der Gesellschaft, den Ursprung der gesellschaftlichen Ideen, der gesellschaftlichen Theorien, der politischen Anschauungen, der politischen Einrichtungen nicht in den Ideen, Theorien, Anschauungen, politischen Einrichtungen selbst suchen, sondern muss sie in den Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft, in dem gesellschaftlichen Sein suchen, dessen Abbild diese Ideen, Theorien, Anschauungen usw. sind. Wenn also in verschiedenen Perioden der Geschichte der Gesellschaft verschiedene gesellschaftliche Ideen, Theorien, Anschauungen, politische Einrichtungen zu beobachten sind, wenn wir in der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung die einen gesellschaftlichen Ideen, Theorien, Anschauungen, politischen Einrichtungen antreffen, unter dem Feudalismus andere, unter dem Kapitalismus wieder andere, so erklärt sich das nicht aus der „Natur“, aus der „Eigenschaft“ der Ideen, Theorien, Anschauungen, politischen Einrichtungen selbst, sondern aus den verschiedenen Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft in den verschiedenen Perioden der gesellschaftlichen Entwicklung. Wie das Sein der Gesellschaft, wie die Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft, so sind ihre Ideen, Theorien, politischen Anschauungen, politischen Einrichtungen. In diesem Zusammenhang sagt Marx: „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ (Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, Vorwort, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. 13.) Um also in der Politik nicht fehlzugehen und nicht in die Lage weltfremder Träumer zu geraten, muss die Partei des Proletariats in ihrer Tätigkeit ausgehen nicht von abstrakten „Prinzipien der menschlichen Vernunft“, sondern von den konkreten Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft als der entscheidenden Kraft der gesellschaftlichen Entwicklung, nicht von den frommen Wünschen „großer Männer“, sondern von den realen Bedürfnissen der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft. Das Scheitern der Utopisten, darunter der Volkstümler, Anarchisten, Sozialrevolutionäre, erklärt sich unter anderem dadurch, dass sie die primäre Rolle der Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft in der Entwicklung der Gesellschaft nicht anerkannten und – in Idealismus verfallend – ihre praktische Tätigkeit nicht auf der Grundlage der Bedürfnisse der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft aufbauten, sondern unabhängig von ihnen und im Gegensatz zu ihnen auf der Grundlage „idealer Pläne“ und „allumfassender Projekte“, die von dem realen Leben der Gesellschaft losgelöst waren. Stärke und Lebenskraft des Marxismus-Leninismus bestehen darin, dass er sich in seiner praktischen Tätigkeit eben auf die Bedürfnisse der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft stützt, ohne sich jemals von dem realen Leben der Gesellschaft loszulösen. Aus den Worten von Marx folgt jedoch nicht, dass die gesellschaftlichen Ideen, Theorien, politischen Anschauungen, politischen Einrichtungen im Leben der Gesellschaft keine Bedeutung haben, dass sie auf das gesellschaftliche Sein, auf die Entwicklung der materiellen Lebensbedingungen der Gesellschaft nicht zurückwirken. Wir haben hier zunächst von dem Ursprung der gesellschaftlichen Ideen, Theorien, Anschauungen, politischen Einrichtungen, von ihrer Entstehung gesprochen, davon, dass das geistige Leben der Gesellschaft ein Abbild der Bedingungen ihres materiellen Lebens ist. Was die Bedeutung der gesellschaftlichen Ideen, Theorien, Anschauungen, politischen Einrichtungen betrifft, was ihre Rolle in der Geschichte betrifft, so wird ihre gewichtige Rolle und Bedeutung im Leben der Gesellschaft, in der Geschichte der Gesellschaft, vom historischen Materialismus nicht nur nicht bestritten, sondern im Gegenteil hervorgehoben. Es gibt verschiedene gesellschaftliche Ideen und Theorien. Es gibt alte Ideen und Theorien, die sich überlebt haben und den Interessen der absterbenden Kräfte der Gesellschaft dienen. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie die Entwicklung der Gesellschaft, ihre Vorwärtsbewegung hemmen. Es gibt neue, fortschrittliche Ideen und Theorien, die den Interessen der fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft dienen. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie die Entwicklung der Gesellschaft, ihre Vorwärtsbewegung erleichtern, wobei sie um so größere Bedeutung erlangen, je genauer sie die Bedürfnisse der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft zum Ausdruck bringen. Neue gesellschaftliche Ideen und Theorien entstehen erst, nachdem die Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft diese vor neue Aufgaben gestellt hat. Aber nachdem sie entstanden sind, werden sie zu einer höchst bedeutenden Kraft, die die Lösung der neuen, durch die Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft gestellten Aufgaben erleichtert, die Vorwärtsbewegung der Gesellschaft erleichtert. Gerade hier äußert sich die gewaltige organisierende, mobilisierende und umgestaltende Rolle neuer Ideen, neuer Theorien, neuer politischer Anschauungen, neuer politischer Einrichtungen. Neue gesellschaftliche Ideen und Theorien entstehen im Grunde genommen eben darum, weil sie für die Gesellschaft notwendig sind, weil es ohne ihr organisierendes, mobilisierendes und umgestaltendes Wirken unmöglich ist, die herangereiften Aufgaben der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft zu lösen. Entstanden auf der Basis der neuen Aufgaben, welche die Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft stellt, bahnen sich die neuen gesellschaftlichen Ideen und Theorien den Weg, werden sie zum Gemeingut der Volksmassen, mobilisieren diese, organisieren sie gegen die absterbenden Kräfte der Gesellschaft und erleichtern auf diese Weise den Sturz der absterbenden Kräfte der Gesellschaft, die die Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft hemmen. So wirken die gesellschaftlichen Ideen, Theorien, politischen Einrichtungen, die auf der Basis der herangereiften Aufgaben der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft, der Entwicklung des gesellschaftlichen Seins entstanden sind, in der Folge selber auf das gesellschaftliche Sein, auf das materielle Leben der Gesellschaft zurück, indem sie die Bedingungen schaffen, die notwendig sind, um die Lösung der herangereiften Aufgaben des materiellen Lebens der Gesellschaft zu Ende zu führen und seine ‘Weiterentwicklung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang sagt Marx: „Die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“ (Marx-Engels-Gesamtausgabe, Erste Abteilung, Bd. 1, Erster Halbbd., S. 614.) Um also die Möglichkeit zu haben, auf die Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft einzuwirken und die Entwicklung dieser Bedingungen zu beschleunigen, ihre Verbesserung zu beschleunigen, muss die Partei des Proletariats sich auf eine gesellschaftliche Theorie, eine gesellschaftliche Idee stützen, welche die Bedürfnisse der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft richtig zum Ausdruck bringt und infolgedessen fähig ist, die breiten Massen des Volkes in Bewegung zu setzen, sie zu mobilisieren und aus ihnen die große Armee der proletarischen Partei zu organisieren, die bereit ist, die reaktionären Kräfte niederzuschlagen und den fortschrittlichen Kräften der Gesellschaft den Weg zu bahnen. Das Scheitern der „Ökonomisten“ und Menschewiki erklärt sich u. a. daraus, dass sie die mobilisierende, organisierende und umgestaltende Rolle der fortschrittlichen Theorie, der fortschrittlichen Idee nicht anerkannten, und – in Vulgärmaterialismus verfallend – deren Rolle fast auf ein Nichts reduzierten, dass sie folglich die Partei zur Passivität, zum Dahinvegetieren verurteilten. Stärke und Lebenskraft des Marxismus-Leninismus bestehen darin, dass er sich auf die fortschrittliche Theorie stützt, die die Bedürfnisse der Entwicklung des materiellen Lebens der Gesellschaft richtig zum Ausdruck bringt, die Theorie auf die ihr gebührende Höhe erhebt und es für seine Pflicht hält, ihre mobilisierende, organisierende und umgestaltende Kraft restlos auszunutzen. So löst der historische Materialismus die Frage des Verhältnisses zwischen dem gesellschaftlichen Sein und dem gesellschaftlichen Bewusstsein, zwischen den Bedingungen der Entwicklung des materiellen Lebens und der Entwicklung des geistigen Lebens der Gesellschaft. 3. Der historische Materialismus. Bleibt noch die Frage zu klären: was ist vom Standpunkt des historischen Materialismus unter den „Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft“ zu verstehen, die in letzter Instanz das Gepräge der Gesellschaft, ihre Ideen, Anschauungen, politischen Einrichtungen usw. bestimmen? In der Tat – was sind das für „Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft“, welcher Art sind ihre charakteristischen Züge? Ohne Zweifel gehört zu dem Begriff „Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft“ vor allem die die Gesellschaft umgebende Natur, das geographische Milieu, das eine der notwendigen und ständigen Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft ist und natürlich auf die Entwicklung der Gesellschaft einwirkt. Welcher Art ist die Rolle des geographischen Milieus in der Entwicklung der Gesellschaft? Ist nicht das geographische Milieu jener Hauptfaktor, der das Gepräge der Gesellschaft, den Charakter der gesellschaftlichen Ordnung der Menschen, den Übergang von einer Ordnung zur anderen bestimmt? Der historische Materialismus beantwortet diese Frage verneinend. Das geographische Milieu ist unbestreitbar eine der ständigen und notwendigen Bedingungen der Entwicklung der Gesellschaft, und es übt natürlich auf die Entwicklung der Gesellschaft seine Wirkung aus – es beschleunigt oder verlangsamt den Entwicklungsgang der Gesellschaft. Aber sein Einfluss ist kein bestimmender Einfluss, da die Veränderungen und die Entwicklung der Gesellschaft unvergleichlich rascher vor sich gehen als die Veränderungen und die Entwicklung des geographischen Milieus. In einem Zeitraum von nur dreitausend Jahren sind in Europa drei verschiedene Gesellschaftsordnungen vom Schauplatz abgetreten: die Ordnung der Urgemeinschaft, die auf Sklaverei beruhende Gesellschaftsordnung, die Feudalordnung, und im östlichen Teil Europas, in der Sowjetunion, sind sogar vier Gesellschaftsordnungen vom Schauplatz abgetreten. Indessen haben sich in derselben Periode die geographischen Bedingungen in Europa entweder gar nicht oder derart unbedeutend verändert, dass die Geographie es nicht einmal für nötig hält, davon überhaupt zu sprechen. Das ist auch verständlich. Für einigermaßen bedeutsame Veränderungen des geographischen Milieus sind Millionen von Jahren erforderlich, dagegen genügen einige hundert oder ein paar tausend Jahre sogar für überaus bedeutsame Veränderungen der menschlichen Gesellschaftsordnung. Hieraus folgt aber, dass das geographische Milieu nicht die Hauptursache, nicht die bestimmende Ursache der gesellschaftlichen Entwicklung sein kann, denn das, was im Laufe von Zehntausenden von Jahren fast unverändert bleibt, kann nicht Hauptursache der Entwicklung dessen sein, was im Laufe von Jahrhunderten tiefgehende Veränderungen durchmacht. Es ist ferner unzweifelhaft, dass das Wachstum der Bevölkerung, diese oder jene Bevölkerungsdichte, ebenfalls zu dem Begriff „Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft“ gehört, denn die Menschen bilden ein notwendiges Element der Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft, und ohne das Vorhandensein einer gewissen Mindestzahl von Menschen kann es keinerlei materielles Leben der Gesellschaft geben. Ist nicht das Wachstum der Bevölkerung jener Hauptfaktor, der den Charakter der gesellschaftlichen Ordnung der Menschen bestimmt? Der historische Materialismus beantwortet diese Frage ebenfalls verneinend. Natürlich hat das Wachstum der Bevölkerung Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft, es erleichtert oder verlangsamt die Entwicklung der Gesellschaft, aber es kann nicht der Hauptfaktor der Entwicklung der Gesellschaft sein, und sein Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft kann nicht der bestimmende Einfluss sein, da das Wachstum der Bevölkerung an und für sich nicht den Schlüssel zur Erklärung dessen liefert, weshalb eine gegebene Gesellschaftsordnung gerade von einer so gestalteten neuen Ordnung, und nicht von irgendeiner anderen, abgelöst wird, warum die Urgemeinschaft abgelöst wird gerade von der Sklaverei, die Sklaverei von der Feudalordnung, die Feudalordnung von der bürgerlichen Ordnung, und nicht von irgendeiner anderen Gesellschaftsordnung. Wäre das Wachstum der Bevölkerung die bestimmende Kraft der gesellschaftlichen Entwicklung, so müsste eine größere Bevölkerungsdichte unbedingt einen entsprechend höheren Typus der Gesellschaftsordnung ins Leben rufen. In Wirklichkeit ist dies jedoch nicht der Fall. Die Bevölkerungsdichte in China ist viermal so groß wie die in den Vereinigten Staaten von Amerika, aber die Vereinigten Staaten stehen in der gesellschaftlichen Entwicklung höher als China, denn in China herrscht immer noch eine halbfeudale Gesellschaftsordnung, während die Vereinigten Staaten schon lange das höchste Stadium der Entwicklung des Kapitalismus erreicht haben. Die Bevölkerungsdichte in Belgien ist 19mal so groß wie in den Vereinigten Staaten und 26mal so groß wie in der Sowjetunion, aber die Vereinigten Staaten stehen in der gesellschaftlichen Entwicklung höher als Belgien, und hinter der Sowjetunion ist Belgien um eine ganze historische Epoche zurückgeblieben, denn in Belgien herrscht die kapitalistische Ordnung, während die Sowjetunion bereits mit dem Kapitalismus Schluss gemacht und die sozialistische Gesellschaftsordnung errichtet hat. Daraus folgt aber, dass das Wachstum der Bevölkerung der den Charakter der Gesellschaftsordnung, das Gepräge der Gesellschaft bestimmende Hauptfaktor der Entwicklung der Gesellschaft weder ist noch sein kann. a) Worin besteht denn also der Hauptfaktor in dem System der Bedingungen des materiellen Lebens der Gesellschaft, der das Gepräge der Gesellschaft, den Charakter der Gesellschaftsordnung, die Entwicklung der Gesellschaft von einer Ordnung zur andern bestimmt? Diesen Faktor sieht der historische Materialismus in der Art und Weise der Gewinnung der Mittel für den Lebensunterhalt, die für die Existenz der Menschen notwendig sind, in der Produktionsweise der materiellen Güter - Nahrung, Kleidung, Schuhwerk, Wohnung, Heizung, Produktionsinstrumente u. ä. -, die notwendig sind, damit die Gesellschaft leben und sich entwickeln kann. Um zu leben, muss man Nahrung, Kleidung, Schuhwerk, Wohnung, Heizung u. ä. haben, um diese materiellen Güter zu haben, muss man sie produzieren, um sie aber zu produzieren, muss man Produktionsinstrumente haben, mit deren Hilfe die Menschen Nahrung, Kleidung, Schuhwerk, Wohnung, Heizung u. ä. produzieren, muss man diese Instrumente zu produzieren verstehen, muss man diese Instrumente zu gebrauchen verstehen. Produktionsinstrumente, mit deren Hilfe materielle Güter produziert werden, Menschen, die diese Produktionsinstrumente in Bewegung setzen und die Produktion der materiellen Güter dank einer gewissen Produktionserfahrung und Arbeitsfertigkeit bewerkstelligen – alle diese Elemente zusammen bilden die Produktivkräfte der Gesellschaft. Aber die Produktivkräfte bilden nur eine Seite der Produktion, eine Seite der Produktionsweise, die das Verhältnis der Menschen zu den für die Produktion der materiellen Güter benutzten Gegenständen und Naturkräften zum Ausdruck bringt. Die andere Seite der Produktion, die andere Seite der Produktionsweise, bilden die Wechselbeziehungen der Menschen im Produktionsprozess, die Produktionsverhältnisse der Menschen. Die Menschen führen einen Kampf mit der Natur und benutzen die Natur zur Produktion materieller Güter nicht voneinander isoliert, nicht als voneinander losgelöste Einzelwesen, sondern gemeinsam, in Gruppen, in Gesellschaften. Darum ist die Produktion immer und unter allen Bedingungen eine gesellschaftliche Produktion. Im Prozess der Produktion der materiellen Güter stellen die Menschen untereinander diese oder jene Wechselbeziehungen innerhalb der Produktion, diese oder jene Produktionsverhältnisse her. Diese Verhältnisse können Verhältnisse der Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe von Menschen sein, die von Ausbeutung frei sind, sie können Verhältnisse der Herrschaft und Unterordnung sein, sie können endlich Übergangsverhältnisse von einer Form der Produktionsverhältnisse zu einer anderen Form sein. Aber welchen Charakter die Produktionsverhältnisse auch tragen mögen, sie bilden – immer und in allen Gesellschaftsordnungen – ein ebenso notwendiges Element der Produktion wie die Produktivkräfte der Gesellschaft. „In der Produktion“, sagt Marx, „wirken die Menschen nicht allein auf die Natur, sondern auch aufeinander. Sie produzieren nur, indem sie auf eine bestimmte Weise zusammenwirken und ihre Tätigkeiten gegeneinander austauschen. Um zu produzieren, treten sie in bestimmte Beziehungen und Verhältnisse zueinander, und nur innerhalb dieser gesellschaftlichen Beziehungen und Verhältnisse findet ihre Einwirkung auf die Natur, findet die Produktion statt.“ (Karl Marx, Lohnarbeit und Kapital, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. 27.) Folglich umfasst die Produktion, die Produktionsweise, sowohl die Produktivkräfte der Gesellschaft als auch die Produktionsverhältnisse der Menschen, sie ist somit die Verkörperung ihrer Einheit im Prozess der Produktion der materiellen Güter. b) Die erste Besonderheit der Produktion besteht darin, dass sie niemals für längere Zeit an einer Stelle verharrt, sondern sich immer im Zustand der Veränderung und Entwicklung befindet, wobei Veränderungen in der Produktionsweise unvermeidlich eine Veränderung der gesamten Gesellschaftsordnung, der gesellschaftlichen Ideen, der politischen Anschauungen, der politischen Einrichtungen, eine Umwälzung der gesamten gesellschaftlichen und politischen Struktur hervorrufen. Auf verschiedenen Entwicklungsstufen bedienen sich die Menschen verschiedener Produktionsweisen oder, gröber gesprochen, führen sie eine verschiedene Lebensweise. Im urwüchsigen Gemeinwesen besteht die eine Produktionsweise, unter der Sklaverei eine andere, unter dem Feudalismus eine dritte Produktionsweise usw. Dementsprechend sind auch die Gesellschaftsordnung der Menschen, ihr geistiges Leben, ihre Anschauungen, ihre politischen Einrichtungen verschieden. Wie die Produktionsweise einer Gesellschaft, so ist im Wesentlichen auch die Gesellschaft selber, so sind ihre Ideen und Theorien, ihre politischen Anschauungen und Einrichtungen. Oder gröber gesprochen: wie die Lebensweise der Menschen, so ist ihre Denkweise. Das bedeutet, dass die Entwicklungsgeschichte der Gesellschaft vor allem die Entwicklungsgeschichte der Produktion ist, die Geschichte der Produktionsweisen, die einander im Laufe der Jahrhunderte ablösen, die Entwicklungsgeschichte der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse der Menschen. Also ist die Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung zugleich auch die Geschichte der Produzenten der materiellen Güter, die Geschichte der werktätigen Massen, die der Hauptfaktor des Produktionsprozesses sind und die Produktion der für die Existenz der Gesellschaft notwendigen materiellen Güter besorgen. Also kann die Geschichtswissenschaft, will sie eine wirkliche Wissenschaft sein, nicht mehr die Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung auf die Handlungen von Königen und Heerführern, auf die Handlungen von „Eroberern“ und „Staatenbezwingern“ reduzieren, sondern muss sich vor allem mit der Geschichte der Produzenten der materiellen Güter, mit der Geschichte der werktätigen Massen, mit der Geschichte der Völker beschäftigen. Also darf man den Schlüssel zur Erforschung der Gesetze der Geschichte der Gesellschaft nicht in den Köpfen der Menschen, nicht in den Anschauungen und Ideen der Gesellschaft suchen, sondern muss ihn in der Produktionsweise suchen, die die Gesellschaft in jeder gegebenen historischen Periode anwendet, in der Ökonomie der Gesellschaft. Also ist die allererste Aufgabe der Geschichtswissenschaft die Erforschung und Aufdeckung der Gesetze der Produktion, der Entwicklungsgesetze der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse, der ökonomischen Entwicklungsgesetze der Gesellschaft. Also muss die Partei des Proletariats, will sie eine wirkliche Partei sein, sich vor allem die Kenntnis der Entwicklungsgesetze der Produktion, die Kenntnis der ökonomischen Entwicklungsgesetze der Gesellschaft aneignen. Um also in der Politik nicht fehlzugehen, muss die Partei des Proletariats sowohl im Aufbau ihres Programms als auch in ihrer praktischen Tätigkeit vor allem von den Entwicklungsgesetzen der Produktion ausgehen, von den ökonomischen Entwicklungsgesetzen der Gesellschaft. c) Die zweite Besonderheit der Produktion besteht darin, dass ihre Veränderungen und ihre Entwicklung immer mit Veränderungen und mit der Entwicklung der Produktivkräfte beginnen, vor allem mit Veränderungen und mit der Entwicklung der Produktionsinstrumente. Die Produktivkräfte sind folglich das beweglichste und revolutionärste Element der Produktion. Zuerst verändern und entwickeln sich die Produktivkräfte der Gesellschaft und dann, in Abhängigkeit von diesen Veränderungen und in Übereinstimmungmit ihnen, verändern sich die Produktionsverhältnisse der Menschen, ihre ökonomischen Beziehungen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Produktionsverhältnisse nicht auf die Entwicklung der Produktivkräfte einwirken und dass diese nicht von jenen abhängen. Die Produktionsverhältnisse, die sich in Abhängigkeit von der Entwicklung der Produktivkräfte entwickeln, wirken ihrerseits zurück auf die Entwicklung der Produktivkräfte, beschleunigen oder verlangsamen ihre Entwicklung. Hierbei muss erwähnt werden, dass die Produktionsverhältnisse nicht allzu lange hinter dem Wachstum der Produktivkräfte zurückbleiben und mit ihnen in Widerspruch stehen können, da sich die Produktivkräfte nur dann in vollem Umfang entwickeln können, wenn die Produktionsverhältnisse dem Charakter, dem Zustand der Produktivkräfte entsprechen und der Entwicklung der Produktivkräfte freien Spielraum gewähren. Wie sehr daher auch die Produktionsverhältnisse hinter der Entwicklung der Produktivkräfte zurückbleiben mögen, sie müssen früher oder später in Übereinstimmung kommen – und kommen wirklich in Übereinstimmung – mit dem Entwicklungsniveau der Produktivkräfte, mit dem Charakter der Produktivkräfte. Im entgegengesetzten Falle käme es zu einer tiefgehenden Störung der Einheit der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse im Produktionssystem, zu einer Sprengung der Produktion in ihrer Gesamtheit, zu einer Krise der Produktion, zu einer Zerstörung von Produktivkräften. Ein Beispiel der Nichtübereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte, ein Beispiel des Konflikts zwischen ihnen sind die Wirtschaftskrisen in den kapitalistischen Ländern, wo das kapitalistische Privateigentum an den Produktionsmitteln sich in schreiender Nichtübereinstimmung mit dem gesellschaftlichen Charakter des Produktionsprozesses, mit dem Charakter der Produktivkräfte befindet. Ergebnis dieser Nichtübereinstimmung sind die Wirtschaftskrisen, die zur Zerstörung von Produktivkräften führen, wobei eben diese Nichtübereinstimmung die ökonomische Grundlage der sozialen Revolution darstellt, deren Bestimmung es ist, die gegenwärtigen Produktionsverhältnisse zu zerstören und neue, dem Charakter der Produktivkräfte entsprechende, hervorzubringen. Und umgekehrt – ein Beispiel völliger Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der Produktivkräfte ist die sozialistische Volkswirtschaft in der Sowjetunion, wo das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln sich in völliger Übereinstimmung mit dem gesellschaftlichen Charakter des Produktionsprozesses befindet und wo es infolgedessen weder Wirtschaftskrisen noch eine Zerstörung von Produktivkräften gibt. Folglich sind die Produktivkräfte nicht nur das beweglichste und revolutionärste Element der Produktion. Sie sind gleichzeitig auch das bestimmende Element der Entwicklung der Produktion. Wie die Produktivkräfte, so müssen auch die Produktionsverhältnisse sein. Während der Stand der Produktivkräfte anzeigt, mit welchen Produktionsinstrumenten die Menschen die für sie notwendigen materiellen Güter produzieren, zeigen die jeweiligen Produktionsverhältnisse bereits etwas anderes an: in wessen Besitz sich die Produktionsmittel (der Boden, die Waldungen, die Gewässer, die Bodenschätze, die Rohmaterialien, die Produktionsinstrumente, die Betriebsgebäude, die Verkehrsmittel, das Nachrichtenwesen u. ä.) befinden, in wessen Verfügung sich die Produktionsmittel befinden, in der Verfügung der gesamten Gesellschaft oder in der Verfügung einzelner Personen, Gruppen, Klassen, die sie zur Ausbeutung anderer Personen, Gruppen, Klassen gebrauchen. Im Folgenden ein schematisches Bild der Entwicklung der Produktivkräfte von den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage. Übergang von groben Steinwerkzeugen zu Bogen und Pfeil und in Verbindung damit Übergang von der Lebensweise der Jäger zur Zähmung von Tieren und zu Urformen der Viehzucht; Übergang von Steinwerkzeugen zu Metallwerkzeugen (eiserne Axt, Pflug mit eiserner Pflugschar u. ä.) und dementsprechend Übergang zur Pflanzenkultur und zum Ackerbau; weitere Verbesserung der Metallwerkzeuge zur Bearbeitung von Materialien, Übergang zum Blasebalg der Schmiede, Übergang zur Töpferei und dementsprechend Entwicklung des Handwerks, Trennung des Handwerks vom Ackerbau, Entwicklung der selbständigen Handwerks- und späterhin der Manufakturproduktion; Übergang von handwerklichen Produktionsinstrumenten zur Maschine und Verwandlung der Handwerks- und Manufakturproduktion in maschinelle Industrie; Übergang zum Maschinensystem und Aufkommen der modernen maschinellen Großindustrie – das ist das allgemeine, bei weitem nicht vollständige Bild der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte im Verlaufe der Geschichte der Menschheit. Hierbei ist es verständlich, dass die Produktionsinstrumente von den Menschen, die zur Produktion in Beziehung standen, entwickelt und verbessert wurden, und nicht unabhängig von den Menschen – daher veränderten und entwickelten sich zugleich mit der Veränderung und Entwicklung der Produktionsinstrumente auch die Menschen, das wichtigste Element der Produktivkräfte, veränderten und entwickelten sich ihre Produktionserfahrung, ihre Arbeitsfertigkeit, ihre Fähigkeit, die Produktionsinstrumente zu handhaben. In Übereinstimmung mit der Veränderung und Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft im Verlaufe der Geschichte veränderten und entwickelten sich die Produktionsverhältnisse der Menschen, ihre ökonomischen Verhältnisse. Die Geschichte kennt fünf Grundtypen von Produktionsverhältnissen: die Produktionsverhältnisse der Urgemeinschaft, der Sklaverei, des Feudalismus, des Kapitalismus, des Sozialismus. In der Urgemeinschaft war die Grundlage der Produktionsverhältnisse das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln. Dies entspricht im Wesentlichen dem Charakter der Produktivkräfte in jener Periode. Die Steinwerkzeuge sowie Bogen und Pfeil, die später aufkamen, schlossen die Möglichkeit aus, dass der Kampf mit den Naturkräften und wilden Tieren von einzelnen allein geführt werde. Um Früchte im Walde zu sammeln, in den Gewässern Fischfang zu treiben, irgendeine Behausung zu bauen, sind die Menschen genötigt, gemeinsam zu arbeiten, wenn sie nicht Hungers sterben, wilden Tieren oder benachbarten Gemeinschaften zum Opfer fallen wollen. Die gemeinsame Arbeit führt zu Gemeineigentum an den Produktionsmitteln ebenso wie an den erzeugten Produkten. Hier ist der Begriff des Privateigentums an den Produktionsmitteln noch unbekannt, wenn wir absehen von dem persönlichen Eigentum an einzelnen Produktionsinstrumenten, die zugleich Waffen zur Verteidigung gegen wilde Tiere sind. Hier gibt es keine Ausbeutung, keine Klassen. In der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das Eigentum des Sklavenhalters an den Produktionsmitteln, aber auch an dem Produzenten, dem Sklaven, den der Sklavenhalter verkaufen, kaufen, töten kann wie ein Stück Vieh. Derartige Produktionsverhältnisse entsprechen im Wesentlichen dem Stand der Produktivkräfte in jener Periode. An Stelle der Steinwerkzeuge hatten die Menschen jetzt Metallwerkzeuge zu ihrer Verfügung, an Stelle der armseligen und primitiven Jagdwirtschaft, die weder Viehzucht noch Ackerbau kannte, kamen Viehzucht, Ackerbau, Handwerk und die Arbeitsteilung unter diesen Produktionszweigen auf, kam die Möglichkeit des Austausches von Produkten zwischen einzelnen Personen und Gemeinschaften auf, die Möglichkeit der Anhäufung von Reichtümern in den Händen weniger, die tatsächliche Anhäufung von Produktionsmitteln in den Händen einer Minderheit, die Möglichkeit einer Unterwerfung der Mehrheit durch eine Minderheit und der Verwandlung der Angehörigen dieser Mehrheit in Sklaven. Hier gibt es bereits keine gemeinsame und freie Arbeit aller Mitglieder der Gesellschaft im Produktionsprozess, hier herrscht die Zwangsarbeit von Sklaven, die von den nichtarbeitenden Sklavenhaltern ausgebeutet werden. Daher gibt es auch kein Gemeineigentum an den Produktionsmitteln sowie an den erzeugten Produkten. Es wird abgelöst durch das Privateigentum. Hier erscheint der Sklavenhalter als der erste, der grundlegende vollwertige Eigentümer. Reiche und Arme, Ausbeuter und Ausgebeutete, Vollberechtigte und Rechtlose, heftiger Klassenkampf zwischen ihnen – das ist das Bild der auf Sklaverei beruhenden Gesellschaftsordnung. In der Feudalordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das Eigentum des Feudalherrn an den Produktionsmitteln und beschränktes Eigentum an dem Produzenten, dem Leibeigenen, den der Feudalherr zwar nicht mehr töten darf, den er aber verkaufen und kaufen kann. Neben dem Feudaleigentum existiert- das individuelle Eigentum des Bauern und des Handwerkers an den Produktionsinstrumenten und an seiner auf persönlicher Arbeit beruhenden privaten Wirtschaft. Derartige Produktionsverhältnisse entsprechen im Wesentlichen dem Stand der Produktivkräfte in jener Periode. Weitere Verbesserung der Gewinnung und Verarbeitung des Eisens; Verbreitung des eisernen Pfluges und des Webstuhls; weitere Entwicklung des Ackerbaus, der Gartenwirtschaft, des Weinbaus, der Ölgewinnung; das Aufkommen von Manufakturbetrieben neben den Werkstätten der Handwerker – das sind die charakteristischen Kennzeichen des Standes der Produktivkräfte. Die neuen Produktivkräfte erfordern, dass der Arbeitende eine gewisse Initiative in der Produktion und Lust zur Arbeit habe, in gewissem Maße an der Arbeit interessiert sei. Darum verzichtet der Feudalherr auf den Sklaven, als auf einen Produzenten, der nicht an der Arbeit interessiert und jeder Initiative bar ist, und zieht es vor, mit dem Leibeigenen zu tun zu haben, der eine eigene Wirtschaft, eigene Produktionsinstrumente hat und der in gewissem Maße an der Arbeit interessiert ist, was notwendig ist, um den Boden zu bestellen und aus seinem Ernteertrag dem Feudalherrn Naturalabgaben zu leisten. Das Privateigentum erfährt hier eine weitere Entwicklung. Die Ausbeutung ist fast ebenso grausam wie unter der Sklaverei, sie ist nur ein wenig gemildert. Der Klassenkampf zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten bildet den Grundzug der feudalen Gesellschaftsordnung. In der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das kapitalistische Eigentum an den Produktionsmitteln ohne Eigentum an den Produzenten, den Lohnarbeitern, die der Kapitalist weder töten noch verkaufen kann, denn sie sind frei von persönlicher Abhängigkeit, sind aber der Produktionsmittel beraubt und, um nicht Hungers zu sterben, gezwungen, ihre Arbeitskraft an den Kapitalisten zu verkaufen und das Joch der Ausbeutung auf ihrem Nacken zu tragen. Neben dem kapitalistischen Eigentum an den Produktionsmitteln besteht das Privateigentum des von fronherrlicher Abhängigkeit befreiten Bauern und Handwerkers an den Produktionsmitteln, das auf persönlicher Arbeit beruht und in der ersten Zeit weit verbreitet ist. An Stelle der Werkstätten der Handwerker und der Manufakturbetriebe sind große, mit Maschinen ausgerüstete Fabriken und Werke aufgekommen. An Stelle der Adelsgüter, die mit primitiven bäuerlichen Produktionsinstrumenten bestellt werden, sind große kapitalistische Wirtschaften aufgekommen, die auf der Grundlage der agronomischen Technik betrieben werden und mit landwirtschaftlichen Maschinen versehen sind. Die neuen Produktivkräfte erfordern, dass die Produzenten auf höherer Kulturstufe stehen und anstelliger seien als die eingeschüchterten und unwissenden Leibeigenen, dass sie fähig seien, die Maschine zu verstehen und richtig mit ihr umzugehen. Darum ziehen die Kapitalisten die von feudalen Fesseln freien Lohnarbeiter vor, die auf hinreichend hoher Kulturstufe stehen, um mit den Maschinen richtig umzugehen. Aber indem der Kapitalismus die Produktivkräfte bis zu kolossalen Ausmaßen entwickelte, verstrickte er sich in Widersprüche, die für ihn unlösbar sind. Dadurch, dass der Kapitalismus immer mehr Waren produziert und die Warenpreise senkt, verschärft er die Konkurrenz, ruiniert er die Massen der kleinen und mittleren Privateigentümer, verwandelt er sie in Proletarier und verringert ihre Kaufkraft, wodurch es unmöglich wird, die produzierten Waren abzusetzen. Dadurch, dass der Kapitalismus die Produktion erweitert und Millionen Arbeiter in gewaltigen Fabriken und Werken zusammenballt, verleiht er dem Produktionsprozess gesellschaftlichen Charakter, wodurch er seine eigene Basis untergräbt, da der gesellschaftliche Charakter des Produktionsprozesses gesellschaftliches Eigentum an den Produktionsmitteln erfordert, während das Eigentum an den Produktionsmitteln privatkapitalistisch bleibt, was mit dem gesellschaftlichen Charakter des Produktionsprozesses unvereinbar ist. Diese unversöhnlichen Gegensätze zwischen dem Charakter der Produktivkräfte und den Produktionsverhältnissen tun sich in periodischen Überproduktionskrisen kund, in deren Verlauf die Kapitalisten, die infolge des von ihnen selbst verursachten Ruins der Massen der Bevölkerung keine zahlungsfähige Nachfrage finden, gezwungen sind, Produkte zu verbrennen, fertige Waren zu vernichten, die Produktion stillzulegen, Produktivkräfte zu zerstören, indessen Millionen der Bevölkerung gezwungen sind, unter der Arbeitslosigkeit und dem Hunger zu leiden, nicht weil es an Waren mangelt, sondern weil zuviel Waren produziert worden sind. Dies bedeutet, dass die kapitalistischen Produktionsverhältnisse aufgehört haben, dem Stand der Produktivkräfte der Gesellschaft zu entsprechen und in unversöhnlichen Gegensatz zu ihnen geraten sind. Dies bedeutet, dass der Kapitalismus mit der Revolution schwanger geht, die berufen ist, das gegenwärtige kapitalistische Eigentum an den Produktionsmitteln durch das sozialistische Eigentum zu ersetzen. Dies bedeutet, dass der schärfste Klassenkampf zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten den Grundzug der kapitalistischen Gesellschaftsordnung bildet. In der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die vorerst nur in der Sowjetunion verwirklicht ist, ist die Grundlage der Produktionsverhältnisse das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln. Hier gibt es keine Ausbeuter und keine Ausgebeuteten mehr. Die erzeugten Produkte werden nach der Arbeitsleistung verteilt gemäß dem Prinzip: „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.“ Die Wechselbeziehungen der Menschen im Produktionsprozess haben hier den Charakter kameradschaftlicher Zusammenarbeit und sozialistischer gegenseitiger Hilfe von Produzenten, die von Ausbeutung frei sind. Hier befinden sich die Produktionsverhältnisse in voller Übereinstimmung mit dem Stande der Produktivkräfte, denn der gesellschaftliche Charakter des Produktionsprozesses wird untermauert durch das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln. Darum kennt die sozialistische Produktion in der Sowjetunion keine periodischen Krisen der Überproduktion, noch die mit ihnen verbundenen Absurditäten. Darum entwickeln sich die Produktivkräfte hier in beschleunigtem Tempo, da die ihnen entsprechenden Produktionsverhältnisse den Produktivkräften zu einer solchen Entwicklung freien Spielraum lassen. Das ist das Bild der Entwicklung der Produktionsverhältnisse der Menschen im Verlaufe der Geschichte der Menschheit. Solcherart ist die Abhängigkeit der Entwicklung der Produktionsverhältnisse von der Entwicklung der Produktivkräfte der Gesellschaft, vor allem von der Entwicklung der Produktionsinstrumente, wodurch die Veränderungen und die Entwicklung der Produktivkräfte früher oder später zu entsprechenden Veränderungen und entsprechender Entwicklung der Produktionsverhältnisse führen. „Der Gebrauch und die Schöpfung von Arbeitsmitteln“ [Unter „Arbeitsmitteln“ versteht Marx in der Hauptsache die Produktionsinstrumente. Die Red.], sagt Marx, „obgleich im Keim schon gewissen Tierarten eigen, charakterisieren den spezifisch menschlichen Arbeitsprozess, und Franklin definiert daher den Menschen als … ein Werkzeug fabrizierendes Tier. Dieselbe Wichtigkeit, welche der Bau von Knochenreliquien für die Erkenntnis der Organisation untergegangner Tiergeschlechter, haben Reliquien von Arbeitsmitteln für die Beurteilung untergegangner ökonomischer Gesellschaftsformationen. Nicht was gemacht wird, sondern wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird, unterscheidet die ökonomischen Epochen. Die Arbeitsmittel sind nicht nur Gradmesser der Entwicklung der menschlichen Arbeitskraft, sondern auch Anzeiger der gesellschaftlichen Verhältnisse, worin gearbeitet wird.“ (Karl Marx, Das Kapital, Bd. I, S. 187/88.) Und ferner: „Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.“ (Karl Marx, Das Elend der Philosophie, Dietz Verlag, Berlin 1947, S. 127.) „Wir leben inmitten einer beständigen Bewegung des Anwachsens der Produktivkräfte, der Zerstörung sozialer Verhältnisse, der Bildung von Ideen; unbeweglich ist nur die Abstraktion von der Bewegung.“ (Ebenda, S. 127.) Bei der Charakterisierung des historischen Materialismus, wie er im „Manifest der Kommunistischen Partei“ formuliert ist, sagt Engels, „dass die ökonomische Produktion und die aus ihr mit Notwendigkeit folgende gesellschaftliche Gliederung einer jeden Geschichtsepoche die Grundlage bildet für die politische und intellektuelle Geschichte dieser Epoche; dass demgemäß (seit Auflösung des uralten Gemeinbesitzes an Grund und Boden) die ganze Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen gewesen ist, Kämpfen zwischen ausgebeuteten und ausbeutenden, beherrschten und herrschenden Klassen auf verschiedenen Stufen der gesellschaftlichen Entwicklung; dass dieser Kampf aber jetzt eine Stufe erreicht hat, wo die ausgebeutete und unterdrückte Klasse (das Proletariat) sich nicht mehr von der sie ausbeutenden und unterdrückenden Klasse (der Bourgeoisie) befreien kann, ohne zugleich die ganze Gesellschaft für immer von Ausbeutung, Unterdrückung und Klassenkämpfen zu befreien…“ (Engels, Vorwort zur deutschen Ausgabe des „Manifest“ von 1883, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. XVII/XVIII.) d) Die dritte Besonderheit der Produktion besteht darin, dass neue Produktivkräfte und die ihnen entsprechenden Produktionsverhältnisse nicht losgelöst von der alten Gesellschaftsordnung entstehen, nicht nach dem Verschwinden der alten Ordnung, sondern im Schoße der alten Gesellschaft, nicht als Ergebnis vorsätzlicher, bewusster Tätigkeit der Menschen, sondern elementar, unbewusst, unabhängig vom Willen der Menschen. Sie entstehen elementar und unabhängig vom Willen der Menschen aus zwei Gründen: Erstens darum, weil die Menschen nicht frei sind in der Wahl dieser oder jener Produktionsweise, denn jede neue Generation, die ins Leben tritt, findet bereits fertige Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse als Resultat der Arbeit vergangener Generationen vor, so dass sie für die erste Zeit alles das übernehmen muss, was sie in fertiger Gestalt auf dem Gebiete der Produktion vorfindet, und sich diesen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen anpassen muss, um die Möglichkeit zu erhalten, die materiellen Güter zu produzieren. Zweitens darum, weil die Menschen bei der Verbesserung dieses oder jenes Produktionsinstruments, dieses oder jenes Elements der Produktivkräfte sich dessen nicht bewusst sind, nicht verstehen und sich keine Gedanken darüber machen, zu welchen gesellschaftlichen Resultaten diese Verbesserungen führen müssen, sondern nur an ihre Alltagsinteressen denken, nur daran, sich die Arbeit zu erleichtern und irgendeinen unmittelbaren, greifbaren Vorteil für sich zu erlangen. Als einzelne Mitglieder der Urgemeinschaft allmählich und tastend von den Steinwerkzeugen zu eisernen Werkzeugen übergingen, wussten sie natürlich nicht und machten sich keine Gedanken darüber, zu welchen gesellschaftlichen Resultaten diese Neuerung führen werde, verstanden sie nicht und waren sie sich dessen nicht bewusst, dass der Übergang zu Metallwerkzeugen eine Umwälzung in der Produktion bedeutete, dass er schließlich zur Sklaverei führen werde – sie wollten sich einfach die Arbeit erleichtern und einen nächstliegenden, fühlbaren Vorteil erlangen, ihre bewusste Tätigkeit war auf den engen Rahmen dieses persönlichen Alltagsvorteils beschränkt. Als in der Periode der Feudalordnung die junge europäische Bourgeoisie neben den kleinen Zunftwerkstätten große Manufakturbetriebe zu bauen begann und auf diese Weise die Produktivkräfte der Gesellschaft vorwärtstrieb, wusste sie natürlich nicht und machte sich keine Gedanken darüber, zu welchen gesellschaftlichen Folgen diese Neuerung führen werde: sie war sich dessen nicht bewusst und verstand nicht, dass diese „kleine“ Neuerung zu einer Umgruppierung der gesellschaftlichen Kräfte führen werde, die mit einer Revolution enden musste sowohl gegen die Königsmacht, deren Gnade sie so hoch schätzte, als auch gegen die Adligen, in deren Reihen aufzusteigen nicht selten der Traum ihrer besten Vertreter war, – sie wollte einfach die Warenproduktion verbilligen, möglichst viel Waren auf die Märkte Asiens und des soeben entdeckten Amerikas werfen und möglichst viel Profit erlangen: ihre bewusste Tätigkeit war auf den engen Rahmen dieser Alltagspraxis beschränkt. Als die russischen Kapitalisten gemeinsam mit den ausländischen Kapitalisten in Russland in verstärktem Maße die moderne maschinelle Großindustrie einführten, wobei sie den Zarismus unangetastet ließen und die Bauern den Gutsbesitzern zur Ausplünderung auslieferten, wussten sie natürlich nicht und machten sich keine Gedanken darüber, zu welchen gesellschaftlichen Folgen dies bedeutsame Anwachsen der Produktivkräfte führen werde: sie waren sich dessen nicht bewusst und verstanden nicht, dass dieser bedeutsame Sprung auf dem Gebiete der gesellschaftlichen Produktivkräfte zu einer Umgruppierung der gesellschaftlichen Kräfte führen werde, die es dem Proletariat ermöglicht, die Bauernschaft in seinen Kampf .einzureihen und die siegreiche sozialistische Revolution zu vollbringen, – sie wollten einfach die Industrieproduktion aufs äußerste erweitern, den kolossalen inneren Markt erobern, zu Monopolisten werden und möglichst viel Profit aus der Volkswirtschaft herauspressen; ihre bewusste Tätigkeit ging nicht über ihre eng praktischen Alltagsinteressen hinaus. Dementsprechend sagt Marx: „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens (das heißt in der Produktion der für das Leben der Menschen notwendigen materiellen Güter. Die Red.) gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige[Von der Redaktion hervorgehoben.] Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.“ (Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 13.) Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Veränderungen der Produktionsverhältnisse und der Übergang von alten Produktionsverhältnissen zu neuen sich glatt, ohne Konflikte, ohne Erschütterungen vollziehen. Im Gegenteil, ein solcher Übergang vollzieht sich gewöhnlich auf dem Wege des revolutionären Sturzes der alten Produktionsverhältnisse und der Herstellung und Verankerung neuer. Bis zu einer gewissen Periode vollziehen sich die Entwicklung der Produktivkräfte und die Veränderungen auf dem Gebiete der Produktionsverhältnisse als elementarer Prozess, unabhängig vom Willen der Menschen. Aber dies nur bis zu einem gewissen Augenblick, bis zu dem Augenblick, wo die neu entstandenen und sich entwickelnden Produktivkräfte die notwendige Reife erlangt haben. Nachdem die neuen Produktivkräfte ausgereift sind, verwandeln sich die bestehenden Produktionsverhältnisse und ihre Träger, die herrschenden Klassen, in das „unüberwindliche“ Hindernis, das nur aus dem Wege geräumt werden kann durch die bewusste Tätigkeit der neuen Klassen, durch gewaltsame Handlungen dieser Klassen, durch die Revolution. Hier zeigt sich besonders klar die gewaltige Rolle der neuen gesellschaftlichen Ideen, der neuen politischen Einrichtungen, der neuen politischen Macht, die berufen sind, die alten Produktionsverhältnisse gewaltsam zu beseitigen. Auf der Grundlage des Konflikts zwischen den neuen Produktivkräften und den alten Produktionsverhältnissen, auf der Grundlage der neuen ökonomischen Bedürfnisse der Gesellschaft entstehen neue gesellschaftliche Ideen, die neuen Ideen organisieren und mobilisieren die Massen, die Massen schließen sich zusammen zu einer neuen politischen Armee, schaffen eine neue revolutionäre Macht und benutzen sie, um die alten Zustände auf dem Gebiet der Produktionsverhältnisse gewaltsam zu beseitigen und neue Zustände herzustellen und zu verankern. Der elementare Entwicklungsprozess macht der bewussten Tätigkeit der Menschen Platz, die friedliche Entwicklung der gewaltsamen Umwälzung, die Evolution der Revolution. „… das Proletariat“, sagt Marx, vereint „im Kampfe gegen die Bourgeoisie sich notwendig zur Klasse“, macht „durch eine Revolution sich zur herrschenden Klasse“ und hebt „als herrschende Klasse gewaltsam die alten Produktionsverhältnisse auf …“ („Manifest der Kommunistischen Partei“, S.34.), Und ferner: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“ (Ebenda, S.32.) „Die Gewalt ist der Geburtshelfer jeder alten Gesellschaft, die mit einer neuen schwanger geht.“ (Karl Marx, Das Kapital, Bd. I, S. 791.) Hier die geniale Formulierung des Wesens des historischen Materialismus, die Marx im Jahre 1859 in dem historischen „Vorwort“ zu seinem berühmten Buch „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ gegeben hat: „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewusstseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muss man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewusst werden und ihn ausfechten. So wenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt, was es sich selbst dankt, ebenso wenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewusstsein beurteilen, sondern muss vielmehr dies Bewusstsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären. Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue, höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, dass die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozess ihres Werdens begriffen sind.“ (Karl Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 13/14.) So verhält es sich mit dem marxistischen Materialismus, wenn man ihn in seiner Anwendung auf das gesellschaftliche Leben nimmt, in seiner Anwendung auf die Geschichte der Gesellschaft. Das sind die Grundzüge des dialektischen und des historischen Materialismus. Daraus ist ersichtlich, welchen theoretischen Reichtum Lenin gegen die Anschläge der Revisionisten und Entarteten für die Partei behauptet hat und welche große Bedeutung das Erscheinen von Lenins Buch „Materialismus und Empiriokritizismus“ für die Entwicklung unserer Partei hatte.