Langer Leistungsbezug ist nicht gleich Langzeitarbeitslosigkeit
03.11.2015
Nur
etwa jeder vierte erwerbsfähige Langzeitleistungsbezieher von Hartz IV
ist auch langzeitarbeitslos. Das geht aus einer Studie des Instituts für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag
veröffentlicht wurde.
Langzeitleistungsbezieher können beispielsweise erwerbstätig und dabei
auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen angewiesen sein. Andere sind nicht
als arbeitslos registriert, weil sie dem Arbeitsmarkt zum Beispiel
aufgrund von Krankheit oder Versorgung von Kindern oder
pflegebedürftigen Angehörigen nicht zur Verfügung stehen. Wiederum
andere sind kürzer als ein Jahr arbeitslos, waren aber bereits zuvor auf
Hartz IV angewiesen, beispielsweise als Aufstocker.
Insgesamt
beziehen 6,1 Millionen Menschen Hartz IV. Darunter sind 1,7 Millionen
nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte, vor allem Kinder unter 15
Jahren. Unter den 4,4 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten
sind 3,1 Millionen Langzeitleistungsbezieher, die innerhalb von 24
Monaten mindestens 21 Monate auf Hartz IV angewiesen waren.
Fast
1,2 Millionen Personen bezogen zwischen Anfang 2005 und Ende 2013
durchgehend Hartz-IV-Leistungen. Dabei sind die nicht erwerbsfähigen
Leistungsberechtigten mitgerechnet, also auch Kinder unter 15.
Während
keineswegs alle Hartz-IV-Empfänger langzeitarbeitslos sind, gilt
gleichzeitig: Von den Langzeitarbeitslosen beziehen rund 90 Prozent
Hartz IV. Die verbleibenden zehn Prozent haben entweder Ansprüche auf
Arbeitslosengeld, weil sie über 50 sind und sie daher länger als ein
Jahr Arbeitslosengeld bekommen, oder sie haben keinen Anspruch auf Hartz
IV, weil beispielsweise ihr Partner gut verdient oder sie über Vermögen oberhalb der Freigrenzen verfügen.
Die
Zahl der Langzeitarbeitslosen verharrt seit 2010 bei rund einer
Million, etwa jeder dritte Arbeitslose ist schon mindestens ein Jahr
arbeitslos. Unter den Langzeitarbeitslosen ist der Anteil an Personen,
deren Chancen am Arbeitsmarkt eher ungünstig sind, zwischen 2010 und
2014 gestiegen. Im Jahr 2010 hatten beispielsweise 47 Prozent der
Langzeitarbeitslosen keinen Berufsabschluss, vier Jahre später 51
Prozent. 2010 waren 21 Prozent der Langzeitarbeitslosen über 55 Jahre
alt, vier Jahre später 26 Prozent.
Durchschnittlich 1,5 Prozent
der Langzeitarbeitslosen wechseln pro Monat in eine ungeförderte
Beschäftigung. Für Arbeitslose mit einer Arbeitslosigkeitsdauer von
unter einem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit etwa sechsmal höher.
Gleichzeitig
betonen die IAB-Forscher, dass mehr als zwei Drittel der erwerbsfähigen
Leistungsbezieher in einem Zeitraum von sechs Jahren zumindest
kurzfristige Phasen der Erwerbstätigkeit aufweisen. Bei der Hälfte der
erwerbsfähigen Leistungsbezieher dauerte die Erwerbstätigkeit insgesamt
mindestens ein Jahr.
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