Mehr als anderthalb Jahre nach dem Verschwinden von 43 Studenten
in Mexiko hat die Nationale Menschenrechtskommission erstmals eine
Verwicklung von zwei Bundespolizisten in den Fall öffentlich
gemacht.
Ein Augenzeuge hat zwei Bundespolizisten gesehen, als im
September 2014 im südmexikanischen Iguala 43 Studenten
verschwanden. Dies teilte die Nationale
Menschenrechtskommission mit. Polizisten hätten auf die Reifen
eines der fünf Busse der Lehramtsstudenten geschossen.
Daraufhin seien 15 bis 20 Studenten aus dem Bus geholt und in
mehrere Einsatzwagen nicht nur der örtlichen Polizei gezerrt
worden, sondern auch aus der Stadt Huitzuco, die bislang in
dem Zusammenhang noch nicht erwähnt wurde.
Laut dem Augenzeugen seien dann die beiden Bundespolizisten
dazu gekommen und hätten gefragt, was los sei. Einer der
Polizisten aus Iguala soll gesagt haben, die Studenten würden
nach Huitzuco gebracht, wo der "Boss", vermutlich eines
Drogenkartells, entscheide, was mit ihnen zu tun sei. Die
Bundespolizisten hätten daraufhin gesagt "Ah, okay, das ist
gut" und hätten die Polizisten mit den Studenten wegfahren
lassen.
Ein Polizist namentlich bekannt
Einer der Bundespolizisten sei namentlich bekannt, teilte die
Kommission mit. Zudem habe ein Soldat auf einem Motorrad Fotos
des Geschehens gemacht und sei dann weggefahren. Die
Generalstaatsanwaltschaft kündigte an, die neuen Spuren zu
verfolgen. Der Augenzeuge und seine Familie würden beschützt.
Den bisherigen offiziellen Angaben zufolge hatten Polizisten
aus Iguala und dem benachbarten Cocula die Studenten
verschleppt und sie der Drogenbande Guerreros Unidos
übergeben. Diese habe die Studenten getötet, die Opfer auf
einer Müllkippe verbrannt und ihre Überreste in einen Fluss
geworfen. Von den Angehörigen beauftragte Wissenschaftler
fanden dafür aber keine Beweise. Der Bundesstaat Guerrero, wo
sich das Verbrechen ereignete, gilt als wichtige Transitroute
im Drogenhandel.
Foltervorwürfe gegen die Armee
Dort müssen sich unterdessen auch zwei Soldaten wegen der
Folterung einer jungen Frau vor einem Militärgericht
verantworten. Ein Hauptmann und eine Soldatin der
Militärpolizei seien festgenommen worden und warteten auf
ihren Prozess, teilte das Verteidigungsministerium mit. Auch
die Generalstaatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen Folter
auf.
Zuvor hatte der Fernsehsender Telefórmula ein Video
veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie zwei Soldaten und
ein Polizist eine jungen Frau während eines Verhörs brutal
misshandeln. Das Verteidigungsministerium bestätigte die
Authentizität des Videos. Die Tat habe sich im Februar
vergangenen Jahres in Guerrero zugetragen.
Menschenrechtsgruppen und die Vereinten Nationen melden immer
wieder Fälle von Folter in Mexiko. Im vergangenen Jahr sagte
der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Juan Méndez, Folter
und Misshandlungen durch staatliche Sicherheitskräfte seien in
Mexiko weit verbreitet. Die Regierung wies die Darstellung
zurück. Vor allem kritisierte Méndez die Militarisierung des
sogenannten Drogenkriegs gegen das organisierte Verbrechen.
Auch das Verteidigungsministerium hat Vorbehalte gegen den
Einsatz des Militärs im Inneren. Im Kampf gegen die mächtigen
Verbrechersyndikate sind derzeit bis zu 45.000 Soldaten im
Einsatz. Wegen der prekären Sicherheitslage in dem
lateinamerikanischen Land steht auch das geplante
Sicherheitsabkommen zwischen Deutschland und Mexiko in der
Kritik. Beim Besuch des mexikanischen Präsidenten Enrique Peña
Nieto Anfang der Woche in Berlin sagte Bundeskanzlerin Angela
Merkel der Regierung Mexikos Unterstützung im Kampf gegen das
organisierte Verbrechen zu. Deutschland könne bei der
Umsetzung einer Polizeireform helfen.
stu/gri (afp, ap, dpa)
URL
http://www.dw.com/de/vorw%C3%BCrfe-gegen-mexikanische-bundespolizisten/a-19190035_______________________________________________
Chiapas98 Mailingliste
JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider
Chiapas98@listi.jpberlin.de
https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen