50 Jahre Große Proletarische Kulturrevolution in China
Am 8. August jährt sich zum 50. Mal der Beginn der
Großen Proletarischen Kulturrevolution in China. Mit dem damaligen
Beschluss der knappen Mehrheit des Zentralkomitees der Kommunistischen
Partei (KP) Chinas wurde unter Führung Mao Zedongs eine in der
Geschichte der Menschheit noch nie dagewesene Massenbewegung zur
Verhinderung einer Restauration des Kapitalismus eingeleitet
In China hatte 1949 die Revolution gesiegt, aber das
heißt eben nicht, dass der Aufbau des Sozialismus ungehindert
vorankommt. Der Klassenkampf ging – teils in neuen Formen – weiter. Die
alten Mächte setzten mit Sabotage bis zur bewaffneten Aggression alles
daran, ihre Macht wieder zu erobern. Noch größere Gefahren entwickelten
sich aus der Bürokratie in Partei, Staat und Wirtschaft: Teile dieser
Kräfte entarteten mit Privilegien, Karrierismus und Selbstsucht und
steuerten schließlich die Machtergreifung als neue bürokratische
Kapitalistenklasse an. Genau das war 1956 in der Sowjetunion passiert.
Das wollten die Marxisten-Leninisten in China mit der Großen
Proletarischen Kulturrevolution verhindern.
Zum Jahrestag der Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur
Vorbereitung der Kulturrevolution bei einem ZK-Plenum der KP Chinas im
Mai 1966 traten bürgerliche Massenmedien eine Schlammlawine
antikommunistischer Hetztiraden über die Kulturrevolution los. Woher
kommt dieser blinde Hass – nach immerhin 50 Jahren?
Für die Hasser der Kulturrevolution – auch in der
heutigen sozialimperialistischen chinesischen Führung – handelt es sich
bei der Kulturrevolution um „zehn verlorene Jahre“ oder „zehn Jahre
Chaos“1. Das Volk sei von Mao Zedong „in einen Sturm von
Raserei und Gewalt verstrickt“ (ebenda) worden, um seine persönlichen
Machtgelüste zu befriedigen. Solche Behauptungen, meist gepaart mit frei
erfundenen Millionenzahlen von Opfern, entbehren jeder – erst recht
wissenschaftlichen – Grundlage.
Maos Ansprachen an die Genossinnen und Genossen der
Partei, seine millionenfach publizierten Weisungen sind überprüfbar. Sie
mobilisierten eben nicht für persönliche Motive, sondern zum
Klassenkampf zur Rettung des Sozialismus. Eine solche Massenbewegung
gegen bürokratische Erscheinungen und ihre Vertreter ist natürlich „kein
Deckchensticken“, wie Mao es selber sagte. Es gab auch Entgleisungen
und Übergriffe. Dabei gingen solche Gewaltakte meist von den
Parteirechten aus. Sie hetzten eigene, konkurrierende „Rote Garden“ auf –
die die jugendliche Massenbewegung attackierten. Aber auch diese waren
nicht frei von Überspitzungen, zum Beispiel, wenn in Versammlungen als
Bürokraten entlarvte Parteifunktionäre persönlich diffamiert oder
attackiert wurden. Das wurde von Mao Zedong und anderen Revolutionären
stets kritisiert.
Mao Zedong zog aus der Entwicklung die
vorausschauende Schlussfolgerung: „Die gegenwärtige große
Kulturrevolution ist nur die erste ihrer Art. In Zukunft werden
unausweichlich noch viele andere folgen. Die Frage, wer die Revolution
gewinnen soll, kann nur innerhalb eines langen historischen Zeitraums
entschieden werden. Wenn nicht aufgepasst wird, kann jederzeit eine
kapitalistische Restauration erfolgen.“2
Typisch für den herrschenden Antikommunismus ist die
Behauptung des Deutschlandfunks, die Wirtschaft in China sei in der
Kulturrevolution zusammengebrochen, aufgrund einer „staatlich
verordneten Anarchie“3.
Die Produktionszahlen der damaligen Jahre
demonstrieren etwas anderes. „Zwischen 1965 (dem letzten Jahr vor der
Kulturrevolution) und den letzten Jahren, über die einige Informationen
vorliegen, hat es keine Stagnation gegeben. Die Elektrizitätserzeugung
ist von 42 auf 108 Mrd. kwh … gestiegen. Die Stahlproduktion ist von
12,5 auf 23,8 Mio. t angewachsen (1974), die Kohleerzeugung hat sich von
220 auf 389 Mio. t gesteigert (1974) … Angesichts dieser Fakten von
einer langen Periode der Stagnation oder sogar von Regression zu
sprechen, steht im völligen Widerspruch zur Realität. Was mit dieser
Behauptung bezweckt wird, ist eine Verleumdung der Kulturrevolution
selbst.“4
Wie sollten solche Produktionssteigerungen unter
Bedingungen von Chaos, Massenmord und Massenterror möglich sein, wie sie
nach der antikommunistischen Propaganda geherrscht hätten? Der Grund
für die große Leistung der Volksmassen: Das sozialistische Bewusstsein
wurde unter Führung Mao Zedongs zur Haupttriebkraft der Produktion.
Gewaltige, für alle spürbare Veränderungen hatten
sich im ganzen Land vollzogen: Überall übernahmen die Massen in Form der
Revolutionskomitees die direkte Machtausübung – nicht eingesetzt,
sondern wählbar und abwählbar.
Die leitenden Kader in Industrie und Landwirtschaft
wurden verpflichtet, an der körperlichen Arbeit teilzunehmen. Die
Verfassung garantierte das Recht auf Streik, Wandzeitungen und
Massenversammlungen. Jahrtausende alte Traditionen wie die Unterdrückung
der Frau wurden aufgebrochen, der bewusste Kampf um die Einheit von
Mensch und Natur erfuhr eine Höherentwicklung. So gelang der bis dahin
weltweit erstmalige Übergang zur Kreislaufwirtschaft und des
vollständigen Müll-Recyclings. Hatten vor der Kulturrevolution nur 15
Prozent der Bauern überhaupt eine ärztliche Versorgung, gelang durch die
Barfuß-Ärzte-Massenbewegung die Versorgung der ganzen Bevölkerung.5
Wie es in China trotzdem im späteren Verlauf zu einer
Wiederherstellung kapitalistischer Verhältnisse kam, darauf gehen wir
in einer späteren Ausgabe ein.
Weitere Artikel zur Kulturrevolution in „Rote Fahne“-Magazin 9 und 10/2016
1 „Süddeutsche Zeitung“ 14.5.2016
2 J. Myrdal, „China: Die Revolution geht weiter“, S. 195
3 „Deutschlandfunk“, 4.5.2016
4 Charles Bettelheim, zitiert in REVOLUTIONÄRER WEG 19, S. 532
5 Siehe Medizin-Nobelpreis 2015 unter anderem an Youyou Tu
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