Marcus Fischer
Bei einem Heimatfest im
sächsischen Colmnitz liefen Teilnehmer in Wehrmachtsuniformen beim Umzug
mit. Gewehre und Hakenkreuze irritierten offenbar nur wenige der
Schaulustigen.
Nazi-Symbolik, obwohl das Zeigen des Hakenkreuzes im öffentlichen Raum in Deutschland verboten ist? Was hat sich der 22-köpfige Verein, der das Fest organisierte, dabei nur gedacht? Telefonisch war er am Sonntagabend nicht zu erreichen.
Eine Erklärung könnte vielleicht die einzige bekannte Persönlichkeit der rund 1400-Einwohner-Ortschaft sein: Horst Böhme. Er wurde 1909 in Colmnitz geboren und war Oberführer der Schutzstaffel im Dritten Reich sowie Befehlshaber der Sicherheitspolizei in Prag - eine vorbildliche Karriere in der Nazizeit. Vielleicht wollte der Heimatverein mit seinem provokanten Aufzug an den SS-Mann erinnern? Allein das wäre abenteuerlich genug.
Solche Feste sind in Sachsen nicht untypisch
Doch wirft man einen Blick in das Veranstaltungsprogramm, wird das diesjährige "Colmnitzer Schul- und Heimatfest" nicht etwa gefeiert, weil der Ort ein Jubiläum hat und man die Nazi-Epoche hätte irgendwie darstellen wollen. Nein, gefeiert wurde anlässlich von 110 Jahren Rassegeflügelzuchtverein, 110 Jahren Rassekaninchenzüchterverein, 110 Jahren Freiwilliger Feuerwehr sowie 850 Jahre Kirche Colmnitz.
"So geht sächsische Heimatliebe", schreibt die "Leipziger Internetzeitung". "Ein bisschen Waffen spazieren fahren, Hakenkreuze zeigen und augenzwinkernd an die Nazizeit erinnern. Halt 'Überliefertes und Neues sinnvoll vereinen, pflegen und weiterentwickeln.'"
Letzteres ist ein Hinweis auf die Selbstdarstellung des Heimatvereins auf dessen Website . Dort schreiben die Mitglieder, ihr Ziel sei unter anderem die "Heimatpflege, Heimatkunde und Heimatgeschichte sowie das heimatliche Brauchtum zu fördern und zu pflegen".
In Colmnitz scherte sich der Heimatverein aber offenbar nicht um die Querelen zu diesem Thema aus den vergangenen Jahren. Wenigstens aber schien es keine weiteren Zwischenfälle bei dem fragwürdigen Umzug gegeben zu haben. Fotograf Fischer twitterte, dass das Fest ansonsten sehr schön war.
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