Von
Poonal
[1]
amerika21
Mexiko-Stadt. Gut eine Woche vor der
Präsentation des inzwischen zweiten Expertenberichtes über
43 verschwundenen Lehramtsstudenten in Mexiko ist das
Verhältnis der Autoren zur mexikanischen Regierung
zerrüttet. Mehrere Regierungsvertreter haben trotz
gegenteiliger Forderungen von Familienangehörigen der Opfer,
Menschenrechtsorganisationen sowie Abgeordneter und Senator
eine weitere Mandatsverlängerung für die fünfköpfige
Interdisziplinäre Gruppe Unabhängiger Experten (GIEI) der
Interamerikanischen Menschenrechtskommission (CIDH)
abgelehnt. Das aktuelle zweite Mandat endet am 30. April.
Eine lückenlose Aufklärung der Attacken von lokaler Polizei
und Mitgliedern des organisierten Verbrechens gegen die
Studenten in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2014 in
der Stadt Iguala scheint damit unwahrscheinlicher denn je.
Zu deutlich war in den vergangenen Monaten das Bemühen der
Autoritäten, den Ermittlungen keine neuen Impulse zu geben
und stattdessen mit ihrem Vorgehen für weitere Verwirrung zu
sorgen. Der noch amtierende CIDH-Direktor Emilio Álvarez
Icaza, selbst Mexikaner und wie die GIEI Zielscheibe
von Diffamierungen [4],
hinter denen böswillig Denkende Regierungshardliner
vermuten, warnte am vergangenen Wochenende vor einer
Rückkehr zum "autoritären Mexiko”. Vor wenigen Wochen war es
bereits zu heftigen Meinungsverschiedenheiten über einen
Kommissionsbericht zur allgemeinen Menschenrechtslage in
Mexiko gekommen. Die Regierung hatte den kritischen
CIDH-Bericht vehement zurückgewiesen.
Erst am vergangenen Freitag war ein neues Zwischengutachten
der internationalen Forensiker der Universität Innsbruck
bekannt geworden. Die Gutachter hatten unter anderem
Knochenreste auf der Müllhalde von Cocula mit Haarproben aus
den Bussen verglichen, mit denen die verschwundenen
Studenten vor den Attacken gefahren waren. Die Proben
erbrachten jedoch wegen nicht zu erstellender genetischer
Profile keine Belege für die Regierungsversion, dass die
Studenten alle noch in der Tatnacht auf der Müllhalde
verbrannt wurden. Diese von dem ehemaligen
Generalbundesstaatsanwalt Jesús Murillo Karam der
Öffentlichkeit als "historische Wahrheit" präsentierte
Version wird letztendlich auch von seiner Amtsnachfolgerin
Aracely Gómez nicht aufgegeben, obwohl die GIEI in ihrem
ersten Mandatsbericht zahlreiche wissenschaftliche Argumente
dagegen aufführte.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtet indes unter Berufung
auf nationale Medien, dass die Nationale
Menschenrechtskommission in Mexiko erstmals eine Verwicklung
von zwei Bundespolizisten in den Fall öffentlich gemacht
hat. Der Augenzeuge habe die beiden Bundespolizisten im
südmexikanischen Iguala beobachtet, als Polizisten auf die
Reifen von einem der fünf Busse der Lehramtsstudenten
geschossen hätten, wird die Kommission zitiert. "Daraufhin
seien die 15 bis 20 Studenten aus dem Bus geholt und in
mehrere Einsatzwagen nicht nur der örtlichen Polizei gezerrt
worden, sondern auch aus der Stadt Huitzuco, die bislang in
dem Zusammenhang noch nicht erwähnt wurde", heißt es in der
AFP-Meldung.
Die Verwicklung der Bundespolizei ist auch für die
deutschen Bundesregierung unangenehm, weil sie gegen die
Kritik der Opposition ein Polizeiabkommen mit Mexiko
verteidigt.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/poonal
[2] https://www.flickr.com/photos/cidh/22349209451/in/photolist-zKndgj-zKoNxS-A3VuRi-A2Z23e-A3VpL8-zKoASY-z66JUM-zKoMM3-A2Z2RZ-zKn9Qb-zZFkzJ-z5WSxG-A2Ze7K-A1QefS-zKntm9-z5WNCs-z5WMMj-zKtcN2-zKneGq-A3Vme8-A1QtPb-z5WPuC-A3VbAa-z63DLY-A1Q1Du-zKoxR7-A3VopR-zKoSmo-A2YYLa-z63Ar1-z63FiW-zZFE6w-z63zB5-z66Tk4-A2YRcx-z63CWS-A3Vxkr-A1Qa45-A2YNSx-zKsKCC-zZFDbq-zKoRmh-A3VeLi-zKugJ5-A3VykT-A3VhEz-A2YNbn-zKsP3y-A3VcoH-z63EuS
[3] https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode
[4] http://www.jornada.unam.mx/2016/03/15/opinion/016a2pol
[5] https://www.npla.de/poonal/bruch-zwischen-cidh-expertinnenkommission-und-mexikanischer-regierung/
[6] http://www.spiegel.de/panorama/justiz/verschwundene-studenten-in-mexiko-zeuge-belastet-polizisten-a-1087340.html
[7] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F04%2F150937%2Figuala-giei-experten-polizei&title=Streit%20zwischen%20Forensikern%20und%20Regierung%20in%20Mexiko%20im%20Fall%20Iguala%2C%20Augenzeuge%20belastet%20Polizei&description=Mexiko-Stadt.%20Gut%20eine%20Woche%20v or%20der%20Pr%C3%A4sentation%20des%20inzwischen%20zweiten%20Expertenberichtes%20%C3%BCber%2043%20verschwundenen%20Lehramtsstudenten%20in%20Mexiko%20ist%20das%20Verh%C3%A4ltnis%20der%20Autoren%20zur%20mexikanischen%20Regierung%20zerr%C3%BCttet.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/poonal
[2] https://www.flickr.com/photos/cidh/22349209451/in/photolist-zKndgj-zKoNxS-A3VuRi-A2Z23e-A3VpL8-zKoASY-z66JUM-zKoMM3-A2Z2RZ-zKn9Qb-zZFkzJ-z5WSxG-A2Ze7K-A1QefS-zKntm9-z5WNCs-z5WMMj-zKtcN2-zKneGq-A3Vme8-A1QtPb-z5WPuC-A3VbAa-z63DLY-A1Q1Du-zKoxR7-A3VopR-zKoSmo-A2YYLa-z63Ar1-z63FiW-zZFE6w-z63zB5-z66Tk4-A2YRcx-z63CWS-A3Vxkr-A1Qa45-A2YNSx-zKsKCC-zZFDbq-zKoRmh-A3VeLi-zKugJ5-A3VykT-A3VhEz-A2YNbn-zKsP3y-A3VcoH-z63EuS
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[4] http://www.jornada.unam.mx/2016/03/15/opinion/016a2pol
[5] https://www.npla.de/poonal/bruch-zwischen-cidh-expertinnenkommission-und-mexikanischer-regierung/
[6] http://www.spiegel.de/panorama/justiz/verschwundene-studenten-in-mexiko-zeuge-belastet-polizisten-a-1087340.html
[7] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F04%2F150937%2Figuala-giei-experten-polizei&title=Streit%20zwischen%20Forensikern%20und%20Regierung%20in%20Mexiko%20im%20Fall%20Iguala%2C%20Augenzeuge%20belastet%20Polizei&description=Mexiko-Stadt.%20Gut%20eine%20Woche%20v or%20der%20Pr%C3%A4sentation%20des%20inzwischen%20zweiten%20Expertenberichtes%20%C3%BCber%2043%20verschwundenen%20Lehramtsstudenten%20in%20Mexiko%20ist%20das%20Verh%C3%A4ltnis%20der%20Autoren%20zur%20mexikanischen%20Regierung%20zerr%C3%BCttet.&language=de_DE&category=text
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