12.04.16
Empfang im Rathaus Mexikos Staatspräsident polarisiert in Hamburg
Bürgermeister Olaf Scholz empfängt
Enrique Peña Nieto im Rathaus. Demonstranten kritisieren
Menschenrechtsverletzungen in Mexiko.
Hamburg.
Unter Protest von Regierungsgegnern hat Mexikos Staatspräsident
Enrique Peña Nieto im Zuge seiner Deutschlandvisite die Hansestadt
Hamburg besucht. Während er am Dienstag im Rathaus von
Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) empfangen wurde, demonstrierten
vor der Tür etwa 100 Menschen gegen Korruption, Morde und
Brutalität von Polizei und Armee in dem lateinamerikanischen Land.
27.000 Menschen in Mexiko verschwunden
Auch wiesen die Teilnehmer der Kundgebung, zu der
unter anderem Amnesty International aufgerufen hatte, darauf hin,
dass nach wie vor rund 27.000 Menschen in Mexiko einfach
verschwunden seien. Außerdem warfen sie Nieto und seiner Regierung
vor, die Aufklärung der mutmaßlichen Morde an 43 Studenten aus
Ayotzinapa massiv zu hintertreiben.
Nieto, der vor seinem Hamburg-Besuch in Berlin von
Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU)
empfangen worden war, äußerte sich nicht konkret zu
Menschenrechtsverletzungen.
Er sagte jedoch auf der Wirtschaftsveranstaltung
"Wirtschaftsaussichten Mexiko - Deutschland" im Rathaus: "Mexiko
ist ein stabiles und verlässliches Land, im institutionellen und
politischen Bereich, aber auch im Bereich der Makroökonomie." In
Mexikos gebe es seit mehr als 80 Jahren politische Stabilität.
"Wir sind eine offene Volkswirtschaft." Nieto zeigte sich
überzeugt, dass sein Besuch "nur die Spitze eines großen
kulturellen Handels und sozialen Austauschs" sei.
Mexiko bedeutendstes Exportland Lateinamerikas
Handelskammerpräses Fritz Horst Melsheimer plädierte
für einen differenzierten Blick auf Mexiko. Die Bekämpfung von
Korruption, Gewalt und Armut müssten Vorrang haben, sagte er. Auf
der anderen Seite sei Mexiko 2015 das bedeutendste Zielland für
deutsche Exporteure in Lateinamerika gewesen. Davon profitierten
besonders Außenhandelszentren wie Hamburg.
Im Anschluss an die Veranstaltung trug sich Nieto,
der mit einer 60-köpfigen Delegation nach Hamburg gekommen war, in
das Goldene Buch der Stadt ein. Nach seinem Besuch stand für den
49-Jährigen nach Angaben der Senatskanzlei die Weiterreise nach
Kopenhagen auf dem Programm.
(dpa)URL: http://www.abendblatt.de/hamburg/hamburg-mitte/article207417397/Mexikos-Staatspraesident-polarisiert-in-Hamburg.html
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