Peña Nieto beim
Lateinamerika Verein in Hamburg. Aktivisten fordern
Stellungnahme zu Menschenrechtsverletzungen.
Freihandel im Zentrum des Staatsbesuches
amerika21
Hamburg. Menschenrechtsorganisationen und
politische Gruppen haben in Hamburg gegen den mexikanischen
Präsidenten Enrique Peña Nieto demonstriert und
den Lateinamerika Verein (LAV) der deutschen Wirtschaft
scharf kritisiert. Peña Nieto traf sich im Rahmen seines
Staatsbesuchs in Deutschland am Dienstag mit Mitgliedern des
LAV im Rathaus der Hansestadt Hamburg. Dort hatten sich rund
100 Demonstranten versammelt, die den Präsidenten mit
Protestrufen empfingen.
Der Verein definiert sich als "das Unternehmensnetzwerk und
die Informationsplattform für die deutsche Wirtschaft mit
Interessen an und in Lateinamerika". In einem offenen Brief [3], der an den Vorstand und
das Präsidium des LAV adressiert war, prangerten die
Verfasser an, dass in Mexiko "die Menschenrechte tagtäglich
mit Füßen getreten werden" und "die Methode des
Verschwindenlassens, wie in den lateinamerikanischen
Diktaturen der 60er Jahre, in Mexiko weiterhin eine gängige
Praxis des Staates ist". Die LAV-Mitglieder, die mit Mexiko
Geschäfte abschließen, trügen eine Verantwortung für die
Einhaltung der Menschenrechte. Der Brief fordert von den
Unternehmern, Themen wie die Aufklärung des
Verschwindenlassens der 43 Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa
und die Umsetzung der Empfehlungen der unabhängigen
Expertenkommission anzusprechen. Die jungen Männer waren im
September 2014 von Polizisten verschleppt worden und sind
seitdem verschwunden. Die Verfasser verlangten zudem eine
öffentliche Stellungnahme des LAV zu den
Menschenrechtsverletzungen in Mexiko.
Ziel der Zusammenkunft von Peña Nieto und LAV in Hamburg
war es, deutsche Unternehmer zu mehr Investitionen in Mexiko
zu motivieren, wo derzeit etwa 1.700 Firmen aktiv sind. Nach
Angaben der Bundesregierung
[4] erreichte der
Handelsaustausch 2015 ein Volumen von rund 17,4 Milliarden
US-Dollar. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner
Mexikos in Europa. Umgekehrt löste Mexiko Brasilien
[5] im Jahr 2015 als
wichtigstes Exportland deutscher Unternehmen in
Lateinamerika ab.
Vor dem Staatsbesuch Peña Nietos hatte der Präsident des
Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric
Schweitzer, "mehr Reformen" in Mexiko gefordert. Für die
deutschen Unternehmen seien "Rechtssicherheit bei
Verwaltungsakten und Rechtsstreitigkeiten ein großes
Problem". Die Menschenrechtslage bezeichnete er nicht als
Problem. Zugleich lobte
[6] er gegenüber der
Deutschen Presse-Agentur, dass "die grundsätzlich offene
Haltung Mexikos zum Freihandel" den Verkehr von Waren und
Dienstleistungen erleichtere.
Am Dienstag hatte sich Peña Nieto mit Kanzlerin Angela
Merkel in Berlin getroffen. Bei der gemeinsamen Pressekonferenz
[7] betonte Merkel, dass
Mexiko ein wichtiger Partner Deutschlands sei, aber
"Wirtschaft erfordert Sicherheit". Die Kanzlerin sagte zu,
das Land bei der staatsanwaltschaftlichen Aufklärung zu
unterstützen und sprach von dem "gemeinsamen Projekt für
eine Fortbildung der mexikanischen Polizei im Rahmen der von
Peña Nieto initiierten Polizeireform, damit diese
"effizienter wird". Deutschland werde auch den Dialog über
Menschenrechte in Mexiko unterstützen und Hilfe bei der
Aufklärung des "schwierigen Falles der 43 Studenten in
Iguala" leisten. Peña Nieto bezeichnete bei der
Pressekonferenz das TTIP-Abkommen "als Chance für mehr
Freihandel". Mexiko, das mit den USA und Kanada im
Nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta verbunden ist,
könne dann entsprechende Regeln auch mit der Europäischen
Union aushandeln. Deutschland wolle Mexiko bei der
Neuverhandlung des bestehenden Handelsabkommens mit der EU
unterstützen. Merkel lobte, dass Mexiko trotz sinkender
Erdölpreise" nicht auf Protektionismus und Abschottung
umgeschaltet" habe, sondern sich weiter "zu freiem Handel"
bekenne.
Bundespräsident Joachim Gauck, mit dem Peña Nieto am Montag
zusammentraf, bot
[8] dem mexikanischen
Staatschef, "Hilfe bei der Bekämpfung der organisierten
Kriminalität und des Drogenhandels" an. "Die Bürger erwarten
vom Staat neben der Prävention von Verbrechen auch, dass
Straftaten zügig und unter Achtung rechtsstaatlicher
Prinzipien aufgeklärt und geahndet werden", so Gauck.
Peña Nietos Besuch in Berlin war auch Auftakt des dualen
Jahres Mexiko-Deutschland 2016/17. Dabei werden die
Beziehungen und der Austausch zwischen beiden Ländern in den
Bereichen Kultur, Tourismus und Wirtschaft intensiviert. Als
der Präsident in Berlin die Ausstellung
[9] "Die Maya. Die
Sprache der Schönheit" im Martin-Gropius-Bau offiziell
eröffnete, protestierten Menschenrechtsaktivisten unter dem
Motto "Peña Nieto. Die Sprache des Terrors".
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/leticia-hillenbrand
[2] https://amerika21.de/autor/eva-haule
[3] http://www.chiapas.eu/news.php?id=8766
[4] https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/04/2016-04-12-staatspraesident-mexiko-berlin.html
[5] http://www.focus.de/orte/brasilien/
[6] http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/mexikos-praesident-in-deutschland-wirtschaft-verlangt-reformen_id_5424538.html
[7] https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2016/04/2016-04-12-pk-merkel-pena-nieto.html;jsessionid=0E7749E1611385726AC8563E222E14A6.s1t2
[8] http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2016/04/160411-Mexiko-Staatsbankett.html;jsessionid=9D069D9CA8026CDF1C04E2F515410EC6.2_cid293
[9] http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/gropiusbau/programm_mgb/mgb16_maya/ausstellung_maya/ausstellung_maya_151765.php
[10] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F04%2F150811%2Fpena-nieto-besuch-hamburg&title=Scharfe%20Kritik%20an%20Treffen%20deutscher%20Unternehmer%20mit%20Pr%C3%A4sident%20von%20Mexiko&description=Hamburg.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/leticia-hillenbrand
[2] https://amerika21.de/autor/eva-haule
[3] http://www.chiapas.eu/news.php?id=8766
[4] https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/04/2016-04-12-staatspraesident-mexiko-berlin.html
[5] http://www.focus.de/orte/brasilien/
[6] http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/mexikos-praesident-in-deutschland-wirtschaft-verlangt-reformen_id_5424538.html
[7] https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2016/04/2016-04-12-pk-merkel-pena-nieto.html;jsessionid=0E7749E1611385726AC8563E222E14A6.s1t2
[8] http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2016/04/160411-Mexiko-Staatsbankett.html;jsessionid=9D069D9CA8026CDF1C04E2F515410EC6.2_cid293
[9] http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/gropiusbau/programm_mgb/mgb16_maya/ausstellung_maya/ausstellung_maya_151765.php
[10] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F04%2F150811%2Fpena-nieto-besuch-hamburg&title=Scharfe%20Kritik%20an%20Treffen%20deutscher%20Unternehmer%20mit%20Pr%C3%A4sident%20von%20Mexiko&description=Hamburg.&language=de_DE&category=text
Veröffentlicht auf amerika21
(https://amerika21.de)
_______________________________________________
Chiapas98 Mailingliste
JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider
Chiapas98@listi.jpberlin.de
https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen