Montag, 12. März 2018
[DGB Vorstand Annelie Buntenbach] „Nur die Fassade ist sozial“: Rechte Kandidat_innen bei der Betriebsratswahl
"... Sehr fraglich ist, ob ihnen dies in vielen Betrieben gelingt.
Dennoch nehmen der DGB und die Einzelgewerkschaften die Versuche
ernst. In den Betrieben arbeiten Menschen unterschiedlicher Herkunft,
Kultur oder Religion zusammen. Unsere Betriebsräte, von denen viele
selbst einen Migrationshintergrund haben, setzen sich solidarisch für
alle Beschäftigten ein. Wir werden im Betrieb nicht denen das Feld
überlassen, die mit rassistischen und nationalistischen Parolen auf
eine Spaltung der Belegschaft aus sind. Die extreme Rechte ist ja auch
per se gewerkschaftsfeindlich. Neu ist das Phänomen nicht. Es gibt
seit einigen Jahren vereinzelt Betriebsräte, die keiner
DGB-Gewerkschaft angehören, die zum Teil aber auch in der nationalen
und internationalen Naziszene vernetzt sind. Vor dem Hintergrund der
Erfolge der AfD haben solche Leute aufgrund der momentanen
öffentlichen Diskussion ein viel größeres Gewicht, als sie es in der
Realität im Betrieb haben. Ich sehe nicht, dass die
Arbeitnehmervereinigungen der AfD oder die „Ein Prozent“-Bewegung über
eine nennenswerte Verankerung in den Betrieben verfügen. Vielfach sind
es Einzelpersonen, die ein Medienhype nach oben gespült hat, die aber
nur über eine sehr schmale Anhängerschaft verfügen. Professionell sind
sie nicht bei der Vertretung von Arbeitnehmerinteressen, aber bei der
Aufwertung ihrer Person in den Medien. (...) Je stärker wir im Betrieb
und in der Gesellschaft selbst Themen und Initiativen setzen können,
desto weniger Raum bleibt der AfD, um Sogkraft zu entwickeln. Wenn
sich z.B. bei einer beabsichtigten Standortschließung wie jetzt bei
Siemens in Görlitz die IGM so schnell und klar an die Spitze stellt,
hat das die größten Erfolgschancen für Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, gleichzeitig bleibt dann kein Platz für angebliche
"Interessenvertreter" (Ost)Deutscher von rechts außen, um Zorn und
Angst auf ihre Mühlen zu lenken. Um in der Auseinandersetzung mit
extrem Rechten und Rassismus zu bestehen, ist nicht allein die
demokratische Haltung wichtig, sondern auch die Kenntnis von
Argumentationslinien, Akteuren und Vorgehensweisen. Wir müssen immer
wieder deutlich machen, dass an den Forderungen von AfD und rechten
Betriebsräten gar nichts sozial ist - außer der Fassade. (...)
Angebote gibt es hier in Form von Materialien, Workshops, Beratung von
DGB und Gewerkschaften, DGB-Bildungswerk und entsprechenden
Projekten..." Interview mit Annelie Buntenbach aus Forum Migration
März 2018
http://www.migration-online.de/beitrag.html?id=10644
Damit äußert sich Annelie Buntenbach ähnlich wie ihr Kollege Hoffmann
[„Jeder rechtspopulistische Betriebsrat ist einer zuviel“ - auch ein
linker?]... von Selbstkritik keine Spur!
Wenn Rechte die Jahrzehnte lange Kritik der Gewerkschaftslinken
wiederholen, darf die Antwort nicht lauten: Ignorieren oder Workshops
für Stellvertreter. Dann sollte die Reaktion darin bestehen, sich der
Kritik der Gewerkschaftslinken zu stellen und eigenes, teilweise
bürokratisches und abgehobenes Handeln zu hinterfragen! Wenn rechte
Kandidaten erfolgreich sind, nur weil sie sich in der Halle blicken
lassen, so ist es eine Ohrfeige für alle freigestellten Betriebsräte!
Unser Rat zu BR-Wahl kann nur lauten: Wählt keine Stellvertreter, die
sich und ihr Ego darin Sonnen, es für Dich zu regeln... wähle die
Betriebsrätin/den Betriebsrat, die/der Dich unterstützt, selbst für
Deine Rechte einzutreten - Emanzipation ist ganz sicher kein Ding der
Rechten...
Siehe Hintergründe im Dossier
http://www.labournet.de/?p=125057
Siehe auch unser Dossier Betriebsratswahl 2018
http://www.labournet.de/?p=126873
Und wir erneuern unsere Bitte um Hinweise und Informationen zum Stand
der Kandidaturen und nun ersten Ergebnissen in den Betrieben
(mag.wompel@labournet.de )!
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