Mittwoch, 28. Februar 2018

Erinnerung & Tagesordnung für bundesweites Bündnistreffen 4.3. Frankfurt

diesen Sonntag, 4.3. findet unser BÜNDNISTREFFEN "GEMEINSAM GRUNDRECHTE VERTEIDIGEN!" zur Vorbereitung bundesweiter Aktionen und Demonstrationen im Juni/Juli 2018 statt. Wir freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen, die wir schon jetzt erhalten haben, und auf ein produktives Treffen. Im Folgenden schicken wir euch unseren Vorschlag für eine Tagesordnung.
Sagt uns doch bitte Bescheid, ob ihr kommt und für wen ihr kommt, damit wir besser planen können! Und gebt diese Einladung gerne an befreundete Gruppen und Spektren weiter. Auch über Unterzeichner*Innen für den Aufruf (Anhang) freuen wir uns.
Solidarische Grüße!
Der Ko-Kreis der Initiative Grundrechte verteidigen!

Vorschlag einer Tagesordnung:

Gemeinsam Grundrechte Verteidigen. Erstes bundesweites Bündnis- und Arbeitstreffen zur Vorbereitung gemeisnamer Aktionen/Demonstrationen im Juni/Juli 2018

11:00 – 11.30 Uhr: Begrüßung + Kurzvorstellung der Initiative und Idee, Verständigung über Ziel des Treffens und der Tagesordnung
11.30 – 12:00 Uhr: Vorstellungsrunde: Wer ist da, woher und warum – gibt es Ideen für den Tag und das Projekt?
12:00 – 13:00 Uhr: Gemeinsam Grundrechte Verteidigen: Input aus dem „Ko-Kreis“ mit gemeinsame Diskussion, Rückmeldungen, Kritik, neue Ideen. Was ist die politische Idee und die Lage, woraus hat sich das bisherige Bündnis und der jetzige Ko-Kreis entwickelt (Schwerpunkt NRW) entwickelt? Was haben wir uns zum Ziel gesetzt? Wie stellen wir uns die Kampagne zu Grundrechten vor? Was ist uns besonders wichtig? Idee der Demos im Sommer in verschiedenen Städten (jetziger) Aufruf
– 13:00 – 13.45 Uhr: Mittagspause –
13.45 – 15.30 Uhr: Wo stehen wir jetzt? Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse, Eindrücke
  • Wollen wir und wenn ja wie das gemeinsame Projekt stemmen (Kampagne: Gemeinsam Grundrechte Verteidigen!) – welche Struktur, Infrastruktur, geben wir uns, was ist zu tun, was zu entwickeln und wer macht was? Was ist die Kampagne, was kann sie sein?
  • Aufruf, Öffentlichkeitsarbeit, Medienkampagne, große und kleine Verteiler Listen (AG Gründung, wer macht was?)  
  • Vier Demos in vier Städten im Juni/Juli 2018 – welche Städte, welche lokalen/regionalen Bündnisse zur Vorbereitung – und was geht getrennt, was geht nur zusammen (Verantwortung)
  • Koordinierung der Ebenen und Arbeiten: Bisherige und zukünftige Koordinierung (Bildung eines Ko-Kreis, welche Aufgaben, was in Arbeitsgruppen, Kommunikation usw.) 
  • Welche gemeinsame Grundstruktur bzw. Infrastruktur bilden wir?
– 15.30 – 15.45 Uhr: Kaffeepause –
15.45 – 16.30 Uhr: Konkrete Verabredungen
  • Finanzen (Kosten, Konto, Bedarf – was gemeinsam und was getrennt tragen) 
  • Nächste Arbeitsschritte (Treffen z.B. im Mai?, regelmäßige TKs, Verteiler-Listen)
16.30 – 17:00 Uhr: Anderes Wichtiges zum Berichten oder für schnelle Reaktion
  • Fahnen – und drohende Vereinsverbote (hier jetzt NAV-Dem) (es muss immer erst geklärt werden, geht es um Berichte, geht es um gemeinsames Agieren, und wer ist das Gemeinsame „Wir“)
  •  … weiteres
17:00 Uhr: Ende

Rundbrief Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen 01. Märzhälfte

NEWSLETTER 01. - 15. März 2018


Dresden, 5. März, Montag, 19.00 UhrFilm und DiskussionAfro.Deutschland
Warm-up Veranstaltung zur Ausstellung EDEWA

Mit Jana Pareigis (Produzentin, Journalistin u.a. ZDF-Morgenmagazin)
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von DRESDENpostkolonial, VVN BdA Region Dresden, Kunsthaus Dresden, Dresden für Alle und der RLS Sachsen mit Unterstützung von RomaRespekt im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! und gefördert durch das BMFSFJ, initiiert von Mareike Fritz
WIR-AG, Martin-Luther-Straße 21, 01099 Dresden
Wie lebt es sich in Deutschland mit schwarzer Hautfarbe? Dieser Frage geht der Dokumentarfilm "Afro.Deutschland" nach. Die Journalistin Jana Pareigis (u.a. ZDF Morgenmagazin) verknüpft ihre biografischen Erfahrungen mit der Geschichte von Schwarzen in Deutschland - vo rn der Kolonialzeit bis heute. Jana Pareigis begegnet anderen Afro-Deutschen, etwa dem Rapper Samy Deluxe, der Hundetrainerin Indira Paasch und dem Zeitzeugen Theodor Michael, der in der NS-Zeit in Völkerschauen auftreten musste. Sie schildern, wie es ist, als schwarzer Mensch in Deutschland zu leben.

Riesa, 7. März, Mittwoch, 17.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
NS-Terror und Verfolgung in Sachsen - Von den frühen Konzentrationslagern bis zu den Todesmärschen
Mit Dr. Klaus-Dieter Müller (Historiker) und Hans Brenner (Moderation)
Stadtmuseum Riesa, Benno-Werth-Saal, Poppitzer Platz 3, 01589 Riesa
Eine Veranstaltung des Förderverein Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e.V. in Kooperation mit dem Stadtmuseum Riesa mit Unterstützung der RLS Sachsen und der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung

Zwei Mitautoren des Buches stellen neues Forschungsmaterial für die sächsische Geschichte während der NS-Zeit vor. Zu den Themen zählen das System der frühen Konzentrationslager von 1933 bis 1937 in mindestens 80 sächsischen Städten und Gemeinden, die politischen Prozesse gegen Gegner*innen des NS-Systems, Opferschicksale aus den verschiedenen Verfolgtengruppen und die euphemistisch als Evakuierungsmärsche bezeichneten Todesmärsche aus Konzentrationslagern und deren Außenlagern ab Herbst/Winter 1944 über sächsisches Territorium.


Döbeln, 7. März, Mittwoch, 19.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Fukushima: Sieben Jahre Katastrophe und kein EndeMit Falk Beyer (Greenkids e.V.)
Café Courage im Treibhaus, Bahnhofstraße 56, 04720 Döbeln
Eine Veranstaltung von greenkids e.V. Döbeln mit Unterstützung der RLS Sachsen

Am 11. März 2011 begann die größte atomare Katastrophe nach Tschernobyl: im Atomkraftwerk Fukushima explodierten drei Reaktoren. Doch das Reaktorunglück ist nicht vorbei – noch heute wird ständig weitere Strahlung ins Meer und an die Luft abgegeben. Noch immer werden von den Reaktorbetreibern und den japanischen Sicherheitsbehörden Informationen zur Katastrophe zurückgehalten. Der Vortrag wirft einen Blick auf die aktuelle Situation, die Auswirkungen auf Menschen und Umwelt und diskutiert politische Konsequenzen.



Leipzig, 8. März, Donnerstag, 18.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Die Seidenstraße - aktueller Mythos und orienthistorische Realitäten
REIHE: Jour Fixe - ein unkonventioneller Gesprächskreis
Mit Dr. phil. habil. Gerhard Hoffmann (Historiker und Arabist), Moderation: Klaus Kinner und Manfred Neuhaus
RLS Sachsen, Harkortstraße 10, 04107 Leipzig

Nahezu täglich sind in den Medien Berichte über aktuelle und zukünftige Projekte an einer „neuen Seidenstraße“ zwischen Asien und Europa zu finden. Der Leipziger Mediävist und Arabist Gerhard Hoffmann geht der Frage nach, ob die Seidenstraße im Lichte jahrhundertelanger historischer Erfahrungen tatsächlich als zentraler Bezugspunkt einer „neuen Geschichte der Welt“ (Peter Frankopan, 2017) gelten kann.


Dresden, 8. März, Donnerstag, 19.00 Uhr
Diskussion:
Kein Schlussstrich! – Perspektiven, Paradoxien und Grenzen der Aufarbeitung des NSU-Komplexes***
Mit Hannah Zimmermann (Kulturbüro Sachsen e.V.), Lee Hielscher (Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung), Robert Enge (RAA Sachsen e.V.), Tino Heim (Sozialwissenschaftler), Jane Viola Felber (Konfliktforscherin)

Veranstaltung des Bündnis KeinSchlussstrich! Dresden und der RLS Sachsen in Kooperation mit riesa efau.
Motorenhalle des riesa efau, wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden

Das Ende des NSU-Gerichtsprozesses kann kein Schlussstrich unter die weiterhin unabgegoltene Aufgabe einer Aufarbeitung des NSU-Komplexes bedeuten. Dieser umfasst mehr als die drei Bombenanschläge, zehn Morde und diversen Raubüberfälle des NSU und mehr als das multiple Versagen der Ermittlungs-, Sicherheits- und Justizbehörden bei der Aufklärung der Taten. Die hier erforderte Aufarbeitung hat über die polizeiliche und juristische Aufklärung hinaus auch vielfältige politische, wissenschaftliche, kulturelle und zivilgesellschaftliche Dimensionen, die beleuchtet und in ihrem Zusammenhang diskutiert werden sollen.


Leipzig, 8. - 10. März, Donnerstag-Samstag, 10.00-20.00 Uhr
Workshopwochenende
Querschnitt Feminismus. Workshops zum FrauenkampftagMit verschiedenen Leipziger Gruppen und Initiativen
Verschiedene Orte in Leipzig (Conne Island, Frauenkulturzentrum, MONAliesA, Institut für Zukunft, linxxnet)
In Kooperation mit dem StuRa der Uni Leipzig

Das Workshopwochenende aus Anlass des Frauenkampftages bietet mehr als zwanzig Workshops und Vorträge aus und zu feministischer Theorie und Praxis - vom empowerndem Skillsharing (Werken, Sprayen, Selbstverteidigung) über Räume für feministischen Gedankenaustausch hin zu emanzipatorischer Gesellschaftsanalyse.
Für das umfangreiche Programm achtet bitte auf weitere Ankündigungen vor Ort!


Chemnitz, 10. März, Samstag,
13.00 Uhr

Seminar
Marxlesekreis Chemnitz
Bibliothek der RLS Sachsen, Rosenplatz 4, 09126 Chemnitz

Diesmal beschäftigt uns der Text von Karl Marx “Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie - Einleitung”, welche im Jahre 1844 erstmalig in den “Deutsch-Französischen Jahrbüchern” erschien. Dabei wollen wir hauptsächlich den Begriff der Emanzipation diskutieren. 


Hohnstein, 10. März, Samstag, 10.00 Uhr
Wanderung und Gedenke
Gedenkwanderung – 85. Jahrestag der Errichtung des frühen KZ Burg HohnsteinMit Steffen Richter (AKUBIZ e.V.)
Eine Kooperation der RLS Sachsen mit dem AKUBIZ e.V. Pirna
Burg Hohnstein, VVN-Stele, Markt 5, 01848 Hohnstein/ Sächsische Schweiz

Am 8. März 1933 besetzten SA-Leute des SA-Sturmes 5/100 die Burg Hohnstein und richteten ein sogenanntes "Schutzhaftlager" ein, um politische Gegner*innen des Nationalsozialismus zu inhaftieren, zu demütigen und zu misshandeln.
Gemeinsam mit Schüler*innen und Vertreter*innen des VVN-BdA Sachsen wird mit einer Wanderung rund um Hohnstein und einem Rundgang auf der Burg an den 85. Jahrestag der Errichtung des frühen Konzentrationslagers erinnert.
Weitere Informationen zur geplanten Gedenkveranstaltung unter www.akubiz.de


Dresden, 13. - 28. März, Dienstag - Mittwoch,
19.00 Uhr - 22.00 Uhr

Wanderausstellung
EDEWA der Postkolonialwarenladen eröffnet erste Filiale in Sachsen
- Eine interaktive Wanderausstellung mit “Verkaufsaktionen”***
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von DRESDENpostkolonial, VVN BdA Region Dresden, Kunsthaus Dresden, Dresden für Alle und der RLS Sachsen mit Unterstützung von RomaRespekt im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! und gefördert durch das BMFSFJ, initiiert von Mareike Fritz
Kunsthaus Dresden, Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden

Im Kunsthaus Dresden öffnet die Wanderausstellung ihre Türen und lädt ein, beim „Supermarktbesuch“ und besonderen „Verkaufsaktionen“ die Perspektive zu wechseln. Die antikolonialen und rassismuskritischen Produkte sind zum Anfassen und Diskutieren. Sie regen zum kritischen Hinterfragen des (eigenen) Konsumverhaltens und der eigenen Wahrnehmung an.
Die Ausstellung kann außerhalb der Veranstaltungen Di–Do: 14–19 Uhr und Fr–So: 11–19 Uhr besucht werden.

Dresden, 13. März, Dienstag, 19.00 Uhr
Vernissage
EDEWA der Postkolonialwarenladen eröffnet erste Filiale in Sachsen
- Eine interaktive Wanderausstellung mit “Verkaufsaktionen”***
Mit Dikumbi (Musikerin)
Eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von DRESDENpostkolonial, VVN BdA Region Dresden, Kunsthaus Dresden, Dresden für Alle und der RLS Sachsen mit Unterstützung von RomaRespekt im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! und gefördert durch das BMFSFJ, initiiert von Mareike Fritz
Kunsthaus Dresden, Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden

Mit Führungen durch die Ausstellung und anschließendem Konzert der Musikerin Dikumbi
Ausklang findet die Vernissage mit einem Solokonzert der afrodeutschen Sängerin Dikumbi. Geboren in der DDR und aufgewachsen in den Umbruchszeiten der Wende, bewegt sie sich seither im Spannungsfeld zwischen Neuem und Altem, Gegenwärtigem und Vergangenem, dem Gefühl zuhause zu sein und sich doch in die Ferne zu wünschen. Die musikalischen Wurzeln in Jazz und brasilianischer Musik, spannt sie mit ihrer gefühlvollen Musik einen Bogen zwischen USA und Brasilien bis nach Deutschland.

Leipzig, 14. März, Mittwoch, 18.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Russland und die Russen. Europäische Wahrnehmungen aus einem Jahrtausend
Mit Prof. Dr. Wolfgang Geier (Historiker)
RLS Sachsen, Harkortstraße 10, 04107 Leipzig

Im Verlaufe eines Jahrtausends vom Beginn des 11. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts haben europäische, also nicht-russische Gelehrte und Schriftsteller, Reisende aller Art, Diplomaten und Politiker ihre mehr oder weniger genauen und zutreffenden, sachkundigen und vorurteilslosen Wahrnehmungen Russlands und der Russen in Schriften mitgeteilt, von denen manche bis heute als „Klassiker“ der Russlandkunde gelten. In diesem Band der genannten Enzyklopädie werden sie dar- und einige in dieser Veranstaltung vorgestellt.
Buchvorstellung im Rahmen der Buchmesse: Wieser Enzyklopädie des Europäischen Ostens, Bd. 20.3


Chemnitz, 14. März, Mittwoch, 18.30 Uhr
Vortrag und Diskussion
Die Türkei heute - wie Erdoğan seine Macht sichert***
REIHE: Junge akademische Reihe
mit Florian Kistner (Politikwissenschaftler)
Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit dem Rothaus
Rothaus, Lohstraße 2, 09111 Chemnitz

Seit ein paar Jahren ist die Türkei in den Medien omnipräsent: Egal ob es um die Einschränkung von Freiheit, den Militärputsch, Korruption oder den Krieg gegen die Kurden geht, fast jeden Tag erhalten wir neue Nachrichten darüber, wie Erdoğan seine Macht ausbaut. Können wir schon von Autokratie reden?
In diesem Vortrag wird die Türkei als Regime klassifiziert. Anhand eines politikwissenschaftlichen Modells soll erläutert werden, mit welchen Methoden der türkische Präsident sein Regime zu stabilisieren versucht, und ob es sich dabei um aussichtsreiche Strategien handelt.


Leipzig, 15. März, Donnerstag, 18.00 Uhr
Lesung
„Der Abend kommt so schnell“ Sarah Sonja Lerch - 
Münchens vergessene Revolutionärin
REIHE: Rosa L. in Grünau
Mit Cornelia Naumann (Autorin und Dramaturgin)
Wahlkreisbüro Grünau, Stuttgarter Allee 18, 04207 Leipzig (Örtlichkeit barrierefrei)

Im Januar 1918 mobilisiert Sarah Sonja Rabinowitz-Lerch an der Seite Kurt Eisners für einen pazifistischen Aufstand in München. Eine Woche lang hält sie flammende Reden gegen den Krieg, ruft die Arbeiter der Rüstungsfabriken zum Streik, rennt von Versammlung zu Versammlung. Dann ist sie plötzlich verschwunden, hinter Neudecks Gefängnismauern: festgenommen wegen Landesverrat. Ihr Mann sagt sich öffentlich von ihr los, sie stirbt in einer Isolationzelle des Gefängnisses Stadelheim.
Cornelia Naumann hat der unbekannten russischen Jüdin nachgespürt. In diesem Roman ist alles wahr, auch das Erfundene.

Im Rahmen der Buchmesse Vorstellung des Buches: „Der Abend kommt so schnell“ Sarah Sonja Lerch - Münchens vergessene Revolutionärin


Leipzig, 15. März, Donnerstag,
19.00 Uhr

Lesung und Diskussion
„Israel & Palästina - 100 Dokumente aus 100 Jahren“
Mit Dr. Angelika Timm (Nahostwissenschaftlerin)
RLS Sachsen, Harkortstraße 10, 04107 Leipzig

Angelika Timm stellt anhand ihrer neuen Publikation die wichtigsten Positionsbestimmungen internationaler Mächte und Organisationen bzw. israelischer, arabischer und palästinensischer Akteure sowie bi-nationale israelisch-palästinensische Friedensvorschläge in ihrem jeweiligen historischen Kontext vor. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die Interessenlagen der wichtigsten Protagonisten, generelle Entwicklungstendenzen sowie reale und verpasste Regelungschancen. Mit Blick auf die Zukunft wird u. a. nachgefragt, wie realistisch die bisher diskutierten Ein- oder Zwei-Staatenmodelle sind bzw. welche anderen Optionen im Konfliktmanagement denkbar wären.

Im Rahmen der Buchmesse Vorstellung des Buches: „100 Dokumente aus 100 Jahren. Teilungspläne, Regelungsoptionen und Friedensinitiativen im israelisch-palästinensischen Konflikt (1917-2017)“


Dresden, 15. März, Donnerstag,
19.00 Uhr

Vortrag und Diskussion
Roma in Deutschland: Immer noch unerwünscht.Eine persönliche Geschichte über den Kampf gegen eine Abschiebung aus SachsenREIHE: EDEWA der Postkolonialwarenladen eröffnet erste Filiale in Sachsen- Eine interaktive Wanderausstellung mit “Verkaufsaktionen”Mit Sami Bekir und der Gruppe Gegen AntiromaismusEine gemeinsame Veranstaltungsreihe von DRESDENpostkolonial, VVN BdA Region Dresden, Kunsthaus Dresden, Dresden für Alle und der RLS Sachsen mit Unterstützung von RomaRespekt im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! und gefördert durch das BMFSFJ, initiiert von Mareike Fritz
Kunsthaus Dresden, Rähnitzgasse 8, 01097 Dresden

Sami Bekir und die Gruppe Gegen Antiromaismus gehen der jahrhundertealten Verfolgungsgeschichte der Roma auf den Grund und berichten von ihren praktischen Auswirkungen heutzutage: von Abschiebung, Familientrennung, Untertauchen, Unterstützung, juristischen Auseinandersetzungen und Erfolgen. Von der Verweigerung der Behörden, hier ein normales Leben führen zu können und dem Kampf um diese Normalität.





Bildnachweise:
EDEWA Plakat - EDEWA
Allgemeine Hinweise:
*** Gemeinsam mit Rosa-Luxemburg-Stiftung. Gesellschaftsanalyse  und Politische Bildung e.V.
- Gemäß §6 des Versammlungsgesetzes haben Mitglieder rechtsextremer Parteien und neonazistischer Freier Kameradschaften sowie Personen, die bereits rechtsextrem oder rassistisch aufgetreten sind, keinen Zutritt. Der Veranstalter macht von seinem Hausrecht Gebrauch, wenn sich Besucherinnen bzw.Besucher rechtsextrem oder rassistisch äußern.

Rundbrief des Werner-Fuss-Zentrums

Prädikat sehenswert
Ab 19. April 2018 bundesweit in den Kinos zu sehen:

SPK Komplex

Im Rahmen der Berlinale wurde der Film die ersten 4 Male aufgeführt. Immer waren die Kinos bis auf den letzten Platz ausverkauft.
Zum Inhalt:
1970 gründete der Arzt Wolfgang Huber in Heidelberg mit Patienten das „Sozialistische Patientenkollektiv“, kurz SPK. Hubers Experiment fand bald viele Anhänger, führte aber auch zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Uni Heidelberg und der baden-württembergischen Landesregierung. Im Zuspitzen des Konflikts radikalisierte sich das SPK, Gerüchte über latente Verbindungen zur RAF wurden laut. Huber, seine Frau und weitere Mitstreiter wurden verhaftet und vor Gericht gestellt.

Die SPK-Prozesse nahmen in der Härte, mit der sie von beiden Seiten geführt wurden – von Versuchen, Rechtsanwälte auszuschließen, bis zur Totalverweigerung der Angeklagten – die späteren Stammheim-Prozesse vorweg.
In SPK KOMPLEX erzählt Regisseur Gerd Kroske über Interviews mit Hubers Weggefährten, mit Ermittlern, Richtern und Journalisten sowie über eine Fülle von unveröffentlichten Aufnahmen und Archivmaterial aus dem „Deutschen Vorherbst“ die weitgehend unbekannte Geschichte des SPK und ihrer Folgen bis heute.

Bei allen Unterschieden in vielen Aussagen und der Rhetorik, mit denen diese vorgetragen und Begriffe angewendet werden, haben die 1980 gegründete Irren-Offensive und das SPK (siehe heute http://www.spkpfh.de) ein Ziel gemeinsam: das Ende von Zwang und Gewalt in der Psychiatrie.
Sehr gut an dem Film ist, dass er zeigt, wie die Wut und Verzweiflung über die Entrechtung, Endwürdigung und Folter der Zwangspsychiatrie schon mal in Gewaltbereitschaft umgeschlagen ist. Auch heute droht die Geduld überzogen zu werden, mit der wir mit ansehen müssen, wie wir um die Versprechen der Behindertenrechtskonvention (BRK) auf eine gewaltfreie Psychiatrie betrogen werden. Jetzt droht durch die geplante Professionalisierung der Berufsbetreuer die BRK sogar ins Gegenteil um zu schlagen: Die Gefährdung, wenn nicht sogar Zerstörung der Selbstbestimmung, die durch die PatVerfü mit eingebauter Vorsorgevollmacht nach 30 Jahren Kampf für die Unteilbarkeit der Menschenrechte möglich geworden ist: Geisteskrank? Ihre eigene Entscheidung!

Das SPK hat sich vehement gegen den Film gewehrt, siehe hier: http://spkpfh.de/Achtung_Gattungsgifter_am_Werk.htm
Trotzdem ist der Film ein gelungenes Kontra gegen das vor einem Jahr erschienene Buch des Arztes Christian Pross über das SPK mit dem verleumderischen Titel: Wir wollten ins Verderben rennen.
Ein Interview mit dem Regisseur in der Taz „Das SPK hat rebelliert“: https://www.taz.de/Archiv-Suche/%215484189&/
Radiointerview im Deutschlandfunk Kultur: http://www.ardmediathek.de/radio/Kompressor-das-Kulturmagazin/Dokumentarfilm-SPK-Komplex-Aus-der-/Deutschlandfunk-Kultur/Audio-Podcast?bcastId=47760956&documentId=50139782
Eine Filmkritik im Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/kultur/spkkomplex-im-forum-gegen-kapitalismus-und-irrenhaus/20988368.html
Bericht in "Junge Welt": https://www.jungewelt.de/artikel/327898.in-die-enge-getrieben.html

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Am 22.2. um 20.15 Uhr wurde in Arte der Fernsehfilm

Gefangen - Der Fall K.

erst aufgeführt. Eng angelehnt an die tatsächliche Geschichte zeichnet der Film den Skandal um Gustl Mollath mit ausgezeichneten Schauspielern (z.B. Jan Josef Liefers und Julia Koschitz) nach.
Am Donnerstag, 1. März um 14:00 wird er in Arte wiederholt. Danach kann er einen Monat lang hier in der Mediathek abgerufen werden:
https://www.arte.tv/de/videos/074497-000-A/gefangen-der-fall-k/


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Wieder ein Grund mehr, unbedingt eine PatVerfü zu haben:
In der Zeitschrift Psychiatrische Praxis wird doch tatsächlich nur 42 Jahre nach "Einer flog über das Kuckucksnest" das Elektroschocken mit Zwang und Gewalt beworbenhttps://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0043-116921
Mit vielen Lügen und der Angabe der E-mail Adresse der Autoren, wird behauptet, das sei sowohl medizinisch wie ethisch gerechtfertigt.
Wir werden über unser weiteres Vorgehen dagegen bald wieder berichten.

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Dies sind Nachrichten des Werner-Fuß-Zentrums
im Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
http://www.psychiatrie-erfahrene.de

Geisteskrank? Ihre eigene Entscheidung!
Informieren Sie sich: http://www.patverfue.de

Nachrichten aus dem Werner-Fuß-Zentrum jetzt auch auf Twitter und Facebook (und weiterhin per RSS-Feed):
Twitter: https://twitter.com/wernerfuss
Facebook: https://www.facebook.com/bundesarbeitsgemeinschaft.psychiatrieerfahrener
RSS: http://www.zwangspsychiatrie.de/feed

Bitte vormerken:
T4 Umzug am 2. Mai, dem "Day of Remembrance and Resistance" um 16 Uhr, ab 15 - 16 Uhr sammeln und Demo vor dem Justizministerium, , 16 Uhr Umzug zum T4 Denkmal

Dienstag, 27. Februar 2018

ausgestrahltNews | Fukushima – Aktionen gegen das Vergessen!

Katastrophen lassen sich nicht durch Wahrscheinlichkeitsrechnungen vorhersagen, so die These des Risikoforschers Nassim Taleb. Er spricht vom „Schwarzen Schwan“ als Sinnbild für sehr seltene, katastrophale Ereignisse, die wir uns nicht vorstellen können oder wollen, die aber gleichwohl geschehen. Die Atomkatastrophe von Fukushima ist so ein „Schwarzer Schwan“. Am 11. März dauert das Unglück bereits seit sieben Jahren an.
Wäre die Menschheit nicht so meisterhaft im Verdrängen, gäbe es wohl längst keine Atomkraftwerke mehr – nicht bei uns, nicht woanders. Allein in Deutschland laufen jedoch – trotz Ausstiegsbeschluss – immer noch sieben AKW. Ein Super-GAU ist auch hier jederzeit möglich.
Rund um den Fukushima-Jahrestag 2018 gibt es viele Aktionen gegen das Verdrängen und Vergessen.

In diesem Newsletter verraten wir, wie Du Dich dabei einbringen kannst:
1. Fukushima-Mahnwachen an Deinem Wohnort
2. Demos in Berlin und Neckarwestheim
3. Foto-Aktion: #FukushimaUeberall
4. Kinofilm “Furusato – Wunde Heimat“
5. Infomaterial und Plakat-Ausstellung
6. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
Es gibt viel zu tun! Machst Du mit?
Herzliche Grüße
Angela Wolff
und das ganze .ausgestrahlt-Team

1. Fukushima-Mahnwachen an Deinem Wohnort
Auf unserer Website haben Anti-Atom-Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet Mahnwachen zum Fukushima-Jahrestag angemeldet. Schau doch mal nach, ob Deine Region schon vertreten ist und markiere den Termin fett in Deinem Kalender.
Dein Wohnort ist nicht dabei? Möglicherweise ist eine Aktion in Deiner Umgebung geplant, aber noch nicht auf unserer Veranstaltungsseite eingetragen. Schau in den nächsten Wochen einfach immer mal wieder rein.
Vielleicht hast Du aber auch Lust, selbst eine Mahnwache zu organisieren. Wir unterstützen Dich mit Tipps und einem kostenlosen Materialpaket für Deinen Info-Stand.
Alle Informationen findest Du hier.

2. Demos in Berlin und Neckarwestheim
Überregionale Demos zum Fukushima-Jahrestag finden in Berlin und in Neckarwestheim statt.
Berlin macht den Auftakt am Samstag, den 10. März um 13 Uhr. Treffpunkt: Brandenburger Tor-Pariser Platz. Dort spricht auch Jochen Stay. Infos findest Du hier.
Die Demo zum AKW Neckarwestheim startet am 11. März um 13 Uhr am Bahnhof Kirchheim/Neckar. Kostenlose Flyer und Plakate gibt es im .ausgestrahlt-Shop.
Weitere Infos findest Du hier.

3. Foto-Aktion: #FukushimaUeberall
Du fotografierst gerne? Dann solltest Du unbedingt an der aktuellen Foto-Aktion zum Fukushima-Jahrestag teilnehmen.
Du benötigst: eine Kamera und einen markanten Ort in Deiner Umgebung. Von uns bekommst Du eine Fotoschablone, die Du vor die Kameralinse hältst.
Das fertige Foto zeigt das von Dir gewählte Motiv umgeben von sogenannten Bigbags. In Fukushima prägen die schwarzen mit radioaktiv verseuchtem Erdboden befüllten Kunststoffsäcke ganze Landstriche. Sie sind zum Symbol für die unbeherrschbaren Folgen der Atomkatastrophe geworden.
Bring Deine Bigbag-Fotomontage unter die Leute!
Lass Postkarten oder Plakate von Deinem Motiv drucken, die Du verteilen, verschicken oder aushängen kannst – das ist nicht teuer. Vielleicht interessiert sich aber auch die Lokalpresse für Dein Foto und veröffentlicht es.
Oder: Poste Dein Bild unter Nennung des Hashtags #FukushimaUeberall in den Sozialen Medien, bei Instagram, Facebook oder Twitter.
Wir freuen uns, wenn Du bei dieser Gelegenheit unseren neuen Instagram-Account besuchst.
Dort findest Du bereits eine Sammlung eindrucksvoller Bigbag-Fotomontagen. Mit dem Hashtag #FukushimaUeberall kannst Du Dich auch selbst auf die Suche nach den vielfältigen Fotobeiträgen machen.
Anregungen und Ideen zur Foto-Aktion findest Du hier.

4. Kinofilm „Furusato“
Am 8. März feiert der Kinofilm „Furusato – Wunde Heimat“ Deutschlandpremiere. Der Regisseur Thorsten Trimpop gibt mit seiner Kamera Einblicke in die schmerzliche Lebensrealität der Menschen, die heute in der Region Fukushima leben.
Hier kannst Du nachschauen, ob ein Kino in Deiner Nähe den Film aufführt.
Falls nicht: Frag doch einfach bei Deinem Lieblingskino nach, ob sie den Film ins Programm nehmen möchten. .ausgestrahlt ist Kooperationspartner der Furusato-Kinotour und unterstützt Dich dabei.
Hier findest Du alle Infos, die Du dafür brauchst.

5. Infomaterial und Plakat-Ausstellung
Im .ausgestrahlt-Shop haben wir umfangreiches Info- und Aktionsmaterial zusammengestellt, mit dem Du Menschen an Deinem Wohnort ins Bewusstsein rufen kannst, dass die Atomkatastrophe in Fukushima – ebenso wie die in Tschernobyl – andauert und auch bei uns möglich ist, solange AKW in unserer Nähe laufen.
Die Plakat-Ausstellung „Fukushima, Tschernobyl und wir“ etwa zeigt das eindrücklich. Sie ist für öffentliche Räume wie Schulen, Universitäten oder Kulturhäuser geeignet. Vielleicht fällt Dir ein passender Ort in Deiner Umgebung ein und vielleicht bewirkst Du damit ja, dass sich noch mehr Menschen für den sofortigen Atomausstieg einsetzen.

6. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
Am 24. Februar findet der Streckenaktionstag gegen Urantransporte und Atomanlagen statt.
Mit gelben Pulver entlang von Schienen und Straßen machen Demonstrant*innen die Atomtransportstrecke sichtbar. Infos findest Du hier.
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.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation. Wir unterstützen Atomkraftgegner*innen, aus ihrer Haltung öffentlichen Protest zu machen. Mit diesem Newsletter informieren wir über Kampagnen, Aktionen und politische Entwicklungen.
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Essener Tafel nimmt nur noch Deutsche auf – Straßenmagazin fiftyfifty: Menschenverachtend

Wer Lebensmittel von der Essener Tafel beziehen will, muss künftig einen deutschen Pass haben. Der Andrang von Migranten sei zu groß. Die Essener Tafel nimmt vorerst nur noch Bedürftige mit deutschem Pass neu in ihre Kartei auf. Grund sei, dass der Anteil der Migranten zuletzt auf drei Viertel geklettert sei, sagte am Donnerstag der Vereinsvorsitzende Jörg Sartor. (…) Auf der Internetseite des Vereins heißt es zu der Beschränkung: „Da aufgrund der Flüchtlingszunahme in den letzten Jahren der Anteil ausländischer Mitbürger bei unseren Kunden auf 75 Prozent angestiegen ist, sehen wir uns gezwungen, um eine vernünftige Integration zu gewährleisten, zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalausweis aufzunehmen.“ Der Vorsitzende Sartor sagte der „WAZ“: „Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt.“ In den vergangenen zwei Jahren seien aber ältere Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter offenbar einem schleichenden Verdrängungsprozess zum Opfer gefallen. (…) Ähnliche Beschränkungen wie in Essen seien aber nicht bekannt. Eine Sprecherin der Düsseldorfer Tafel sagte: „Bei uns zählt die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft.“…” Meldung vom 22.2.2018 ber der FR online externer Link, siehe dazu:
  • Brief an OB Thomas Kufen: „In Essen verlaufen die Grenzen zwischen arm und reich und nicht am Pass.“ New
    Said Rezek ist Essener Bürger und enttäuscht über Oberbürgermeister Thomas Kufen. Er hatte Verständnis für die Entscheidung der Essener Tafel gezeigt, vorerst keine ausländischen Mitbürger mehr aufzunehmen. In einem offenen Brief appelliert Said Rezek an Kufen, die Grenzen in seiner Stadt nicht am Pass zu ziehen, sondern an der Bedürftigkeit der Menschen. (…) Als Essener Bürger bin ich bestürzt über diese Entscheidung, denn sie spaltet unsere Stadtgesellschaft nach Nationalitäten. Wir sind jedoch alle Essener, egal woher unsere Eltern und Großeltern ursprünglich kommen, ob wir einen deutschen Pass besitzen oder nicht. Natürlich muss das Fehlverhalten einzelner Konsequenzen nach sich ziehen, aber Sippenhaft ist das falsche Rezept! (…) Bei allem Respekt, Herr Kufen, aber mit diesem Standpunkt werden Sie dem Anspruch ihres Amtes, Oberbürgermeister aller Essener, aus über 170 Ländern zu sein, nicht gerecht. In Essen verläuft die Grenze nicht zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, sondern zwischen dem wohlhabenden Essener Süden und den sozialen Brennpunkten im Norden unserer Stadt. Dieses Problem gilt es zu benennen und etwas dagegen zu unternehmen, statt Scheinlösungen zu begrüßen und damit Stellvertreterkonflikte zu befeuern. Es gibt keine Bedürftigen erster und zweiter Klasse, sondern nur Bedürftige…” Offener Brief von Said Rezek dokumentiert bei Migazin am 26. Februar 2018 externer Link, siehe auch einen Überblick über Reaktionen bei Migazin externer Link
  • Wenn die “deutsche Oma” gegen Arme ohne deutschen Pass ausgespielt wird New
    “… Unter der Schlagzeile “Hilfe nur für Deutsche” kritisierten viele Medien diesen Aufnahmestopp für Nicht-Deutsche, die in der Erklärung der Essener Tafel korrekt als ausländische Mitbürger, bei vielen Kritikern aber fälschlicherweise oft als Migranten bezeichnet werden. Dabei handelt es sich bei den nun Abgewiesenen oft um EU-Bürger aus osteuropäischen Ländern, die einfach ihr Recht auf Freizügigkeit im EU-Raum wahrnehmen. (…) Bei der Kritik an den Ausschlusskriterien wird vergessen, die kapitalistischen Zustände zu kritisieren, die die Existenz und den Boom der Tafeln überhaupt möglich machten. Zum 20ten Jahrestag der Tafeln erinnerten einige Initiativen noch daran, dass die Tafeln eine Konsequenz der politisch gewollten und vorangetriebenen Pauperisierung großer Teile der Gesellschaft waren. (…) Dabei braucht es eine solche Stimme, die nicht nur kritisiert, dass jetzt Menschen ohne deutschen Pass nicht mehr zu einer Tafel zugelassen werden. Niemand soll auf Tafeln angewiesen sein, nicht der Mann aus Osteuropa, nicht das Kind aus Syrien und nicht die deutsche Oma. Das müsste die zivilisatorische Minimalforderung sein. So würden zumindest die Kritiker nicht ebenfalls diese Spaltung der Armen weiter vorantreiben…” Beitrag von Peter Nowak vom 24. Februar 2018 bei Telepolis externer Link – Anm.: Wir kennen sogar ganz persönlich eine solche “deutsche Oma”, die sich mit den vielen Ausländern nicht mehr wohlfühlt – aber die ist halt rassistisch eingestellt. Da macht es sich Peter etwas zu leicht. Es gibt auch bei der Tafel begeisterte AfD-Anhänger. Bei dem Essener kann man eine rechte Ideologie nicht ausschließen, bes. wenn er völlig ungeprüft von der “deutschen Oma” spricht.
  • “Menschenverachtend”. Straßenmagazin fiftyfifty kritisiert Essener Tafel. Essen nur noch für Deutsche. Abgewiesene erhalten anwaltliche Unterstützung über fiftyfifty
    Mit Entsetzen hat fiftyfifty von der Maßnahme der Essener Tafel erfahren, dass nur noch Deutsche kostenlose Lebensmittel erhalten. Mit dieser Entscheidung verstößt Jörg Sartor als Vorsitzende des Vereins gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz – sein Handeln ist somit nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtswidrig. Zudem ist ein solches Vorgehen Wasser auf die Mühlen der Rassisten von AfD, Pegida und Co. und unterscheidet sich in keiner Weise von der „Deutschen Winterhilfe“ der extrem rechten Partei „Der III. Weg“.
    Seit Jahren gibt es kontroverse Diskussionen um das Konzept der Tafeln. Kritiker sagen, dass staatlich verbriefte Grundrechte wie die Ernährung nicht unter das Existenzminimum fallen und Menschen deshalb auch nicht an ehrenamtliche und karitative Einrichtungen verwiesen werden dürfen. Die Höhe der Transferleistungen muss ausreichen, um den Lebensbedarf zu decken. Insofern wurde immer wieder Kritik laut, die Tafeln machten sich zu Erfüllungsgehilfen der Politik, die sich weigert, angemessene Regelsätze zu beschließen. Unter den gegebenen Bedingungen wären statt des Ausschlusses bestimmter Personengruppen zusätzliche oder erweiterte Öffnungszeiten der Tafeln eine zu fordernde Lösung. Zudem verstößt die Essener Tafel e.V. durch diesen Ausschluss auch gegen die eigenen Statuten. Dort heißt es im Grundsatz 4: „Die Tafeln arbeiten unabhängig von politischen Parteien und Konfessionen. Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen.“ „Es ist schon schlimm genug, dass arme Menschen in einem reichen Land wie Deutschland auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Dass jetzt allerdings der Pass entscheidet, ob jemand etwas zu Essen bekommt, wenn er Hunger hat, ist unhaltbar und menschenverachtend“, erklärt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin bei fiftyfifty. Sie bittet alle, die von Abweisungen betroffen sind, sich unter ihrer mail-Adresse zu melden und bietet an, einen Anwalt einzuschalten, der für fiftyfifty arbeitet
    . fiftyfifty bittet um Protestmails an die Essener Tafel essener_tafel@gmx.de bzw. 0177 3488886 (Jörg Sartor), cc j.vonlindern@fiftyfifty-galerie.de” Pressemitteilung vom 22.2.2018 (noch nicht online)

310.000 Fälle: Hartz-IV-Sanktionen treffen oft Kinder

… Fast ein Drittel aller Hartz-IV-Sanktionen trifft Familien mit Kindern. Es handelt sich um Bescheide, die deren Leistungsansprüche kürzen. Von Oktober 2016 bis September 2017 wurden rund 954.000 Sanktionen gegen Hartz-IV-Beziehende verhängt; 310.000 davon gingen an Haushalte mit Kindern. Darunter befanden sich außerdem rund ein Drittel Haushalte mit nur einem alleinerziehenden Elternteil. Insgesamt waren Alleinerziehende von 96.000 Sanktionen betroffen. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesagentur für Arbeit (BA) an die Linken-Parteichefin Katja Kipping hervor. (…) Im Juni des vergangenen Jahres hatte das Deutsche Kinderhilfswerk bereits die Forderung erhoben, Familien mit minderjährigen Kindern von Hartz-IV-Sanktionen auszunehmen. Nach Berechnungen der Organisation waren jeden Monat rund 76.000 Kinder und Jugendliche von Kürzungen betroffen…” Beitrag von Nicola Abé vom 24. Februar 2018 aus Der Spiegel Heft 9/2018 externer Link

„Kostenloser“ Nahverkehr, oder: Die Frage, wofür Steuergelder ausgegeben werden. Statt für Giftautos



Die einen finden eine ganze Verkehrswende statt ticketlosem Nahverkehr 
sei nötig, ohne jetzt groß auszuführen, was an solchem Nahverkehr zu 
schwach wäre. Andere wollen den Nahverkehr  nochmal bezahlt haben, zu 
den Steuern – aus denen er ja finanziert werden soll - soll eine 
weitere Sondersteuer, Sonderabgabe, was auch immer, hinzu kommen. Die 
einen finden vergiftete Luft und Verkehrstote durchs Auto jeweils 
zusätzliche Argumente für eine andere Verkehrspolitik, andere sehen 
darin eine Art Ablenkung vom Kampf um Gemeineigentum und Zugang. Mit 
anderen Worten: Der (gar nicht so) kostenlose Nahverkehr ist in der 
linken Debatte angekommen, hier und da auch in der praktischen 
Tätigkeit. Dieweil die Autoindustrie und ihre Vorfeldorganisationen 
massiv zur Verteidigung ihrer Fördermillionen mobilisieren – auch 
gegen Umfrageergebnisse, die für sie gar nicht günstig aussehen. Und 
am Horizont taucht die Frage auf, aktiv werden oder Justiz abwarten… 
Siehe in der ergänzenden Materialsammlung zu „Ticketfrei im 
Nahverkehr? Sowieso!“ einen Überblick von aktuellen Beiträgen, sowie 
einigen Debattenartikeln und Erfahrungsberichten
http://www.labournet.de/?p=128588

AfD & Co: Nach den Köpfen nun auch in Betriebe und Betriebsräte?!


a) Stand der Kandidaturen

"Alternative Gewerkschaft" vom Frühjahr 2018, eine 18seitige Zeitung 
von einprozent, compact, Zentrum Automobil e.V. und "Die Patriotische 
Gewerkschaft" - angeblich mit 60.000 Stück aufgelegt worden - spricht 
in einem Interview mit Oliver Hilburger (Zentrum Automobil) von "weit 
über 300 Kandidaten in fast 40 Betrieben aller denkbaren Branchen" in 
ganz Deutschland... Siehe unseren aktuellen Stand der Informationen im 
Dossier
http://www.labournet.de/?p=125057

Und wir erneuern unsere Bitte um Hinweise und Informationen zum Stand 
der Kandidaturen in den Betrieben (mag.wompel@labournet.de)!

Übrigens: Wie wenige Aktive diese Bewegung wirklich hat, zeigt die 
Behauptung in der genannten Zeitung: "Jeder von uns hat mittlerweile 
einen Freund oder Bekannten, der seine Arbeitsstelle aus politischen 
Gründen verloren hat" - aber bislang hat es selbst noch nicht mal 
Oliver Hilburger getroffen...

b) [Erklärungvon IAWC] Keinen Fußbreit den Faschisten – überall! und 
besonders im Betrieb!

"Die Internationale Automobilarbeiterkoordination in Deutschland zeigt 
klare Kante gegen die Absicht der faschistoiden AfD, bundesweit eine 
faschistische Gewerkschaft aufzubauen. Mit den Betriebsratswahlen 201 
8 wollen sie nach faschistoidem Vorbild „Hilburger“ bei Daimler 
Untertürkheim mit seiner Liste „Zentrum Automobil e.V.“ auch in 
anderen Betrieben Fuß fassen, so die Arbeitereinheit schwächen und die 
Gewerkschaft letztendlich zerstören..." Erklärung der deutschen 
Koordinierungsgruppe der Internationalen Automobilarbeiterkoordination 
bei IAWC
http://www.iawc.info/de/2018/h1/keinen-fussbreit-den-faschisten-ueberall-und-besonders-im-betrieb

Massendemonstration in Tel Aviv gegen Massenabschiebungen in „Drittländer“ - ein Grund mehr: Polizei erschießt kongolesische Flüchtlinge in Ruanda


„Rund 20.000 Menschen haben am Samstagabend in Tel Aviv gegen die 
geplante Abschiebung afrikanischer Flüchtlinge aus Israel 
demonstriert. Afrikanische Migranten und Israelis hätten sich 
gemeinsam an dem Protest beteiligt, berichteten israelische Medien. 
Die israelische Regierung hat angekündigt, bis zu 40.000 Flüchtlinge 
aus Eritrea und dem Sudan in afrikanische Drittländer abzuschieben. 
Nach Medienberichten handelt es sich dabei um Uganda und Ruanda.  (…) 
Die Demonstranten trugen Schilder, auf denen unter anderem stand „Nein 
zur Abschiebung“ und „Wir sind alle Menschen“. Der Protest fand im 
vernachlässigten und ärmeren Süden Tel Avivs statt, in dem viele 
Flüchtlinge leben…“ – aus der Meldung „20.000 gegen Abschiebung“ am 
25. Februar 2018 in der taz, über den bisherigen Höhepunkt des 
wachsenden Protestes gegen die Massendeportationen, die die 
israelische Rechtsregierung vorbereitet.
http://www.taz.de/Protest-gegen-Israels-Fluechtlingspolitik/!5487136/

Siehe zur Polizeirepression im Abschiebeland Ruanda (gegen Flüchtlinge 
aus dem Kongo) und zu den Protesten in Israel drei weitere aktuelle 
Beiträge, sowie den Verweis auf den letzten unserer bisherigen 
Berichte, inklusive des Hungerstreiks im Flüchtlingslager Holot
http://www.labournet.de/?p=128584

Neue Waffen nach Ankara: Dazu jetzt generelle Demonstrationsverbote in der BRD – im Gleichschritt mit der Repression in der Türkei



„Der Dortmunder Polizei liegt für den morgigen Samstag (24. Februar) 
die Anmeldung eines kurdischen Veranstalters für einen geplanten 
Aufzug in der nördlichen Innenstadt vor. Nach Angaben des 
Veranstalters rechnet dieser ab 14 Uhr mit etwa 1000 Teilnehmern. Nach 
sorgfältiger Prüfung hat der Dortmunder Polizeipräsident am heutigen 
Freitag (23. Februar) die Versammlung wegen konkreter Gefahren für die 
öffentliche Sicherheit und Ordnung untersagt. "Das Versammlungsrecht 
ist in unserem demokratischen Rechtsstaat ein hohes Gut", so Gregor 
Lange. "Es ist die Aufgabe der Polizei, friedliche Versammlungen 
möglich zu machen - und Aufgabe des Anmelders, unsere Rechtsordnung 
einzuhalten. Versammlungen, mit denen die verbotene PKK unterstützt 
wird, werden von der Dortmunder Polizei verboten"“ – womit LabourNet 
Germany erstmals in seiner Geschichte eine ganze 
Polizei-Pressemitteilung dokumentiert, nämlich  „Dortmunder Polizei 
verbietet kurdische Versammlung“ am 23. Februar 2018 im Presseportal 
(deren Veröffentlichung und – anders als hier - Umwandlung zum 
redaktionellen Produkt wir ansonsten lieber anderen überlassen). Das 
Versammlungsrecht ist ein hohes Gut – über seine Verwirklichung 
entscheidet die Polizei, und findet das „Gut“ dann doch gar nicht 
hoch. Und Herr Lange ist Polizeipräsident. Nicht von Ankara, wo auch 
alle Demonstrationen gegen den Krieg verboten sind, sondern von 
Dortmund.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/3875485

Siehe zum sehr hohen Gut neuer Waffenlieferungen (weder von der 
Dortmunder noch irgendeiner anderen Polizei verboten), zum trotz allem 
sich verbreitenden Widerstand gegen den Krieg in Nordsyrien weitere 
aktuelle Beiträge – wie auch zur fortgesetzten Verhaftungswelle in der 
Türkei, der dortigen Flüchtlingshatz nach deutschem Muster und zur 
linksradikalen Propaganda des Bayerischen Rundfunks, gegen die nun 
auch ermittelt wird
http://www.labournet.de/?p=128530

[Chiapas98] Neuer Rekord von Rücküberweisungen an mexikanische Familienangehörige (Poonal v. 3.2.2018)

Neuer Rekord von Rücküberweisungen an mexikanische Familienangehörige

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[Chiapas98] Veracruz: In sieben Jahren 346 geheime Gräber gefunden (Poonal v. 31.1.2018)

Von Gerold Schmidt
(Mexiko-Stadt, 31. Januar 2018, npl)-.Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Veracruz, Jorge Wincker Ortiz, berichtete vor dem lokalen Parlament über die Funde der Überreste von mutmaßlich ermordeten Personen. Demnach sind in 44 der 212 Landkreise des Bundesstaates insgesamt 346 geheime Gräber entdeckt worden, in denen sich Skelette, Schädel und zehntausende Knochenteile befanden. Der Großteil der Funde, die vielfach nur aufgrund der gemeinsamen Suche der Familienangehörigen von Verschwundenen gemacht werden konnten, konzentrierte sich auf vier Landkreise, unter denen die Hauptstadt Veracruz herausragt. (Poonal berichtete mehrfach über die Funde auf dem Gelände Colinas de Santa Fe, am Rand der Hafenstadt Veracruz).
 Weniger als die Hälfte der Leichen wurden bisher identifiziert. Menschenrechtsorganisationen und Initiativen von Familienangehörigen beklagen immer wieder die Hindernisse, die ihnen bei der Suche – die eigentlich staatliche Instanzen vorantreiben müssten – in den Weg gelegt werden. Ein Mitglied des Kollektivs Auf der Suche nach unseren Verschwundenen (Colectivo Buscando a Nuestros Desaparecidos y Desaparecidas) beklagte in einem konkreten Fall, Staatsanwalt Winckler habe kein Interesse daran, nach Verschwundenen zu suchen. Er sei „gleichgültig und lustlos“ angesichts der Fälle im Bundesstaat. „Er empfängt uns nicht. Es sei denn, ihm bleibt wegen der Präsenz des Staatssekretärs für Menschenrechte des Bundesinnenministeriums nicht anderes übrig.“
2017: Täglich 16 Morde mehr als im Jahr zuvor
Gerade erst hat es die offizielle Bestätigung durch das mexikanische Innenministerium gegeben, dass 2017 das Jahr mit den meisten Morden in den vergangenen 20 Jahren in Mexiko war. Werden die Monatsstatistiken zusammengezogen, ergeben sich für das vergangene Jahr knapp über 29 000 offiziell registrierte Morde, ein Anstieg von mehr als 6000 Fällen gegenüber 2016.
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[Chiapas98] Abgesang auf Kardinal Norberto Rivera (Poonal v. 5.2.2018)

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[AGF-Info] Massive Kritik am Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD- Koalition gegen den Frieden!

  Mitteilung für die Medien, Berlin/Stuttgart/Freiburg, den 08. Februar 2018


Massive Kritik am Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD
  • Rüstungsexporte an alle kriegführenden und menschenrechtsverletzenden Staaten müssen gestoppt werden
  • Koalitionsvertrag bedeutet ‚Business as usual‘ – mit tödlichen Folgen auf den Schlachtfeldern der Welt!
  • Aktion Aufschrei fordert Kurswechsel mit einem Rüstungsexport-Kontrollgesetz!

„Die Große Koalition verschenkt die Chance, einen grundlegenden Kurswechsel in der deutschen Rüstungsexportpolitik einzuleiten und damit den grausamen Folgen des deutschen Waffenhandels endlich Einhalt zu gebieten. Es reicht nicht aus, den Rüstungsexportstopp auf Länder zu begrenzen, die im Jemen-Krieg beteiligt sind. Und selbst der Rüstungssexportstopp an im Jemen-Krieg beteiligte Länder wurde aufgeweicht. Deutsche Rüstungskonzerne können zudem weiterhin deutsche Exportregeln umgehen, indem sie ihre Produktion ins Ausland verlegen. Waffen und Munition deutscher Unternehmen gelangen somit auch über Umwege in Krisen- und Kriegsregionen. Die Regelungslücken, die dieses Vorgehen ermöglichen, muss die Große Koalition umgehend schließen. Rüstungsexporte an alle kriegführenden und menschenrechtsverletzenden Staaten müssen gestoppt werden“, fordert Charlotte Kehne, Sprecherin der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ und Referentin für Rüstungsexportkontrolle bei Ohne Rüstung Leben.

„Die besonders tödlichen Waffenexporte von Kleinwaffen (Pistolen und Gewehre) wurden von der Großen Koalition zuletzt um 47 Prozent gesteigert, deutsche Waffenexporte an die besonders problematischen Drittländer wurden massiv auf über 60 Prozent ausgeweitet. Der Endverbleib deutscher Kriegswaffen wurde in der Vergangenheit wiederholt gebrochen, daran wird sich mit dieser laxen Vorlage des Koalitionsvertrags realiter nichts ändern. Im Fall der Jemen-Kriegsländer sollen sogar noch Altaufträge umgesetzt werden – wie Schiffslieferungen an Saudi-Arabien und Panzerexporte an Katar. Weiterhin sollen Kriegsländer wie der Irak und die Türkei Kriegswaffen aus Deutschland erhalten. ‚Business as usual‘ heißt die Devise von CDU, CSU und SPD. In diesem Sinne ist der Koalitionsvertrag Augenwischerei und dient als Barbiturat fürs Volk. Wird dieser Koalitionsvertrag umgesetzt, dann schreitet das Massenmorden mit deutschen Kriegswaffen auf den Schlachtfeldern der Welt nahezu ungebremst voran“, so die Kritik von Jürgen Grässlin, Sprecher der Aufschrei-Kampagne und der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK).

Für „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ fordert die Kampagnensprecherin Christine Hoffmann einen friedenspolitischen und juristischen Kurswechsel: „Für eine restriktive Rüstungsexportpolitik springt der gestern bekannt gewordene Entwurf zum Koalitionsvertrag viel zu kurz. Angemessen wäre ein Rüstungsexport-Kontrollgesetz zu schaffen und so auszustatten, dass die Kriegswaffen- und Rüstungsexporte tatsächlich reduziert und auf Dauer gestoppt werden.  Ein solches Rüstungsexport-Kontrollgesetz fordern wir mit der „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!“ seit 2011. Es soll u.a. die Vergabe von Lizenzen und den Export ganzer Waffenfabriken verbieten, den Export von Kleinwaffen und zugehöriger Munition verbieten, die Postshipment-Kontrollen massiv verstärken, den Export von Know-how kontrollieren und eine Verbandsklage ermöglichen, die Transparenz ausbauen und das erreichte festschreiben u.v.a.m.“, kommentiert Christine Hoffmann, Sprecherin der Kampagne „Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!“ und pax-christi-Generalsekretärin.

* * *

IMI-Standpunkt 2018/005 (Update 7.2.2018) 

Koalition gegen den Frieden!


Die Militärpolitik im künftigen Koalitionsvertrag der Großen Koalition

von: Tobias Pflüger und Jürgen Wagner | Veröffentlicht am: 7. Februar 2018

Am 12. Januar 2018 hatten die Verhandler von CDU/CSU und SPD ihre Sondierungsgespräche abgeschlossen und hielten die Ergebnisse in einem Sondierungspapier fest, dessen problematische außen- und sicherheitspolitischen Aspekte leider in der anschließenden Debatte kaum eine Rolle spielten (siehe IMI-Standpunkt 2018/002). Am 7. Februar 2018 einigten sich die Parteien dann auf einen Entwurf eines Koalitionsvertrags, der wohl weitgehend identisch mit der Fassung sein dürfte, über die die SPD-Mitglieder nun wohl abstimmen werden. Vieles wurde aus dem Sondierungspapier direkt übernommen, einige Passagen abgeändert und einige kamen – logischerweise angesichts eines Umfangs von 177 (Koalitionsvertrag) zu 28 (Sondierungspapier) Seiten – neu hinzu.
Die Absätze zur EU sind weitgehend gleich geblieben, insbesondere das flammende Bekenntnis zu PESCO, dem aktuell als „Meilenstein“ auf dem Weg zur weiteren Militarisierung der EU gehandelten Vorhaben, ist gleichgeblieben (siehe IMI-Standpunkt 2018/002 und IMI-Studie 2018/02). Allerdings wurde im Koalitionsvertrag ein Satz zur beabsichtigten Nutzung des geplanten „Europäischen Verteidigungsfonds“ hinzugefügt, ein  EU-Topf, aus dem in Kürze jährlich 500 Mio. für Rüstungsforschung und 5 Mrd. für Rüstungsbeschaffung bereitstehen sollen (siehe IMI-Analyse 2017/45). Neu ist beispielsweise auch, sich dafür einsetzen zu wollen, dass für „Ertüchtigungsprojekte im Sicherheitsbereich auf EU-Ebene (CBSD) rasch ein gesondertes Finanzinstrument außerhalb der EU-Entwicklungsfinanzierung eingerichtet wird.“ Ertüchtigung – die Aufrüstung und Ausrüstung „befreundeter Akteure“ – gewinnt als vermeintlich politisch wie finanziell „kostengünstigerer“ Weg zur indirekten Durchsetzung von Interessen immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Grund wurde mit EU-Entwicklungshilfegeldern hierfür ein eigener Fonds eingerichtet (siehe IMI-Studie 2017/15). Die Entwicklungshilfe hier vom Militärhaken zu lassen, ist zwar gut, ein eigenes EU-Finanzinstrument zur Ertüchtigung einrichten zu wollen, wird diesen Bestrebungen aber nur weiter Vorschub leisten.
Auch bezüglich der Eurodrohne gab es im Vergleich zum Sondierungspapier eine Veränderung: Explizit ist nun die Rede von der Anschaffung der Heron TP als „Brückenlösung“ bis die Eurodrohne zur Verfügung steht, gleichzeitig wird die Frage der Bewaffnung vorbehaltlich einer Bundestagsentscheidung gestellt: „Als Übergangslösung wird die Drohne HERON TP geleast. Über die Beschaffung von Bewaffnung wird der Deutsche Bundestag nach ausführlicher völkerrechtlicher, verfassungsrechtlicher und ethischer Würdigung gesondert entscheiden.“
Eine weiterer interessanter Unterschied zwischen beiden Papieren: Im Sondierungspapier wurden lediglich „Völkerrechtswidrige Tötungen durch autonome Waffensysteme“ abgelehnt. Nun lautet die Formulierung: „Völkerrechtswidrige Tötungen lehnen wir kategorisch ab, auch durch Drohnen.“ Tatsächlich erfolgt kaum eine Drohnen-Tötung gerade seitens der USA – und zentral über Deutschland von Ramstein aus – aktuell vollautonom. Allerdings ist kaum davon auszugehen, dass sich die Große Koalition mit dieser Praxis anlegen will – weshalb dieser  Passus dann aber in dieser Form eingefügt wurde, ist recht unklar.
Was die Rüstungsexportpolitik anbelangt, wurde der umstrittene Satz aus dem Sondierungspapier zwar beibehalten, keine Rüstungsgüter an Länder zu liefern, die am Jemen-Krieg beteiligt sind. Berichten zufolge sollen hier Vertreter von CDU und CSU erfolgreich auf eine Aufweichung gedrängt haben, denn nun wurde folgender Satz nachgeschoben: „Firmen erhalten Vertrauensschutz, sofern sie nachweisen, dass bereits genehmigte Lieferungen ausschließlich im Empfängerland verbleiben.“ Solange also Material nicht direkt im Krieg selbst zum Einsatz kommt, kann munter weitergeliefert werden, wie etwa Thomas Wiegold auf Augengeradeaus betont: „Bereits genehmigte Lieferungen, die ausschließlich im Empfängerland verbleiben: Das klingt doch wie maßgeschneidert für die Lieferung von Küstenschutzbooten an Saudi-Arabien.“ Ansonsten bleiben die kritischen Anmerkungen zur bereits im Sondierungspapier bekundeten Absichtserklärung, die Rüstungsexporte „einschränken“ zu wollen, ebenso für den Koalitionsvertrag gültig (siehe IMI-Standpunkt 2018/002). Neu ist die explizite Ankündigung, die Rüstungssexportrichtlinien von 2000 noch in diesem Jahr überabreiten zu wollen.
Auffällig und neu sind auch Passagen zur atomaren Rüstungskontrolle: „Wir wollen ein neues konventionelles und nukleares Wettrüsten auf unserem Kontinent vermeiden.“ Im besten Fall kann dies als eine Absage gegenüber den immer lauter werdenden Forderungen nach einer Stationierung weiterer US-Atomwaffen in Europa verstanden werden. Auf der anderen Seite wird aber der – eigentlich vom Bundestag 2010 von allen Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag geforderten – Abzug der US-Atomwaffen in Deutschland an „erfolgreiche Abrüstungsgespräche“ gekoppelt, also angesichts der aktuellen westlich-russischen Konflikte einstweilen auf den St. Nimmerleinstag verschoben: „Erfolgreiche Abrüstungsgespräche schaffen die Voraussetzung für einen Abzug der in Deutschland und Europa stationierten taktischen Nuklearwaffen.“
Was die Bundeswehreinsätze anbelangt, hat sich zwischen Sondierungspapier und Koalitionsvertrag wenig verändert. Vor allem die Ankündigung, das Afghanistan-Kontingent aufstocken zu wollen, wurde beibehalten.
Angesichts zahlreicher aktueller Versuche zur Gegenkonversion, also dem Bestreben, frühere Bundeswehrliegenschaften zu reaktivieren oder sich neue Gelände unter den Nagel zu reißen (siehe IMI-Analyse 2017/038b), ist folgende neue Absichtserklärung von Interesse: „Vor einer endgültigen Abgabe von Liegenschaften der Bundeswehr werden wir vor dem Hintergrund der Trendwenden [Personal, Material, Finanzen] jeweils noch einmal den zukünftigen Bedarf prüfen. Unseren Bedarf werden wir auch in Hinblick auf Liegenschaften prüfen, deren Abgabe bereits vollzogen ist.“
Rüstungspolitisch wichtig ist zudem einerseits, dass eine starke Betonung auf die Rüstungskooperation in Europa und damit länderübergreifende Rüstungsprojekte gelegt wird. Hierdurch sollen Fusionen und Übernahmen und dadurch die Bildung sogenannte Eurochampions gefördert werden. Andererseits, dort nämlich, wo deutsche Konzerne aus dem großen Fressen nicht als Sieger hervorgehen könnten und so „nationale Schlüsseltechnologien“ in fremde Hände überzugehen drohen, sollen diese geschützt werden. Dieser Rüstungsprotektionismus war bereits ein Kernelement im „Strategiepapier der Bundesregierung zur Stärkung der Verteidigungsindustrie in Deutschland“ vom 8. Juli 2015, von einer Möglichkeit, wie dies geschehen könnte, war darin damals allerdings noch keine Rede. Im Koalitionsvertrag heißt es nun, man wolle „prüfen, inwieweit der Ausnahmetatbestand des Art. 346 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union in der Beschaffungspraxis stärker herangezogen werden kann.“ Artikel 346 setzt die Regeln des Binnenmarktes für den Rüstungssektor aus. Das heißt, Rüstungsprojekte müssen unter Berufung auf diesen Artikel nicht europaweit ausgeschrieben – und die heimischen Konzerne damit einer ggf. stärkeren Konkurrenz ausgesetzt – werden, sofern ein Staat geltend macht, hier seien nationale Sicherheitsinteressen im Spiel.
Und schließlich ist vor allem ein Aspekt gleichgeblieben: Weiter soll alles „auf Grundlage des 51. Finanzplans“ finanziert werden, was zu deutlich saftigeren Steigerungen des Rüstungshaushaltes führen wird, als es unter einer Jamaika-Koalition wohl der Fall gewesen wäre. Insgesamt dürfte es sich hier um Mehrausgaben von zusammen wohl mindestens 10,2 Mrd. Euro zwischen 2018 und 2021 handeln, möglicherweise sogar um noch mehr. Reuters rechnete beispielsweise bereits zum Sondierungspapier vor: „Das Entscheidende ist dabei der Verweis auf den 51. Finanzplan: Er hat zwar auch keine bindende Wirkung, ist aber die Absichtserklärung der bisherigen großen Koalition, wie sie sich die Entwicklung des Bundeshaushalts in den vier Jahren von 2018 bis 2021 vorstellt. Für den Wehretat sieht der Finanzplan für diesen Zeitraum eine Steigerung um knapp neun Milliarden Euro auf 42,4 Milliarden Euro vor. Sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen, kann die Bundeswehr also mit einer Aufstockung ihres Budgets um neun Milliarden Euro plus ihrem Anteil an den zwei Milliarden Euro für Verteidigung und Entwicklungshilfe rechnen.“
Pflichtschuldig haben SPD und CDU/CSU einen Koalitionsvertrag gegen den Frieden und für Krieg und Aufrüstung auf den Weg gebracht – und genau dies wird von ihnen quasi wörtlich auch noch so formuliert: „Wir stärken unsere Bundeswehr und die europäische Verteidigungsstruktur: Mehr Personal, beste Ausbildung und moderne Ausstattung bei der Bundeswehr durch einen höheren Verteidigungsetat. Ausbau der europäischen Verteidigungsunion mit PESCO, europäischem Verteidigungsfonds und weiteren Schritten auf dem Weg zur ‚Armee der Europäer‘.“
Es bleibt deshalb zu hoffen, dass die SPD-Mitglieder dem Koalitionsvertrag die Zustimmung bei der anstehenden Abstimmung verweigern, auch wenn die allermeisten es, sollte es dazu kommen, aller Wahrscheinlichkeit nicht aus friedenspolitischen Motiven tun werden.
http://www.imi-online.de/2018/02/07/koalition-gegen-den-frieden/