USA: Mehr als eine Million Menschen bei Massenprotesten gegen Waffengewalt, beschwichtigende Politiker und die Lobbyisten der NRA
Von Michael Merz
Überlebende des Massakers in Parkland, Florida, sind die Wegbereiter der aktuellen Anti-waffenproteste
Foto: Jonathan Ernst/Reuters
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Fernsehstationen übertrugen das Ereignis in der US-Hauptstadt unter dem Motto »Marsch für unser Leben« weltweit live. Dicht gedrängt warteten die Menschen auf der zentralen Pennsylvania Avenue auf den Beginn der Kundgebung um 12 Uhr mittags, Hunderttausende Demonstranten standen bereits kilometerweit vor der Bühne. Noch in Seitenstraßen weitab von den Zugängen wurden Transparente mit Losungen wie »Enough« (Genug) gezeigt und Sprechchöre wie »Vote Them Out« (Wählt sie raus) skandiert. »An die Machthaber, Skeptiker und Zyniker, die gesagt haben, wir sollen uns hinsetzen, ruhig sein und warten, bis wir an der Reihe sind: Willkommen zur Revolution«, rief Cameron Kasky, einer der überlebenden Schüler des Massakers in Parkland, in einer ersten Rede den Demonstranten zu. »Heute ist nicht der Höhepunkt dieser Bewegung. Es ist erst der Anfang.« Seine Mitschülerin Emma González bewegte die Zuhörer, als sie mehr als sechs Minuten stumm am Mikrofon stand und der Opfer an ihrer High School gedachte. Wenig später wurde der traditionelle Protestsong »The Times They Are a-Changin’« angestimmt.
Zu den Forderungen der Parkland-Aktivisten gehört das Verbot von Sturmgewehren für Zivilisten und eine Anhebung des Alters bei Waffenkäufen auf 21 Jahre. US-Präsident Donald Trump hatte zwar unter Druck ein Maßnahmenpaket zur Schulsicherheit angekündigt, aber praktisch nichts zur Verschärfung der Gesetze unternommen. Zu den Protesten äußerte sich der sonst sehr mitteilsame Trump nicht. Am vergangenen Freitag legte seine Regierung zwar einen Entwurf zur Abschaffung von sogenannten Bump Stocks (Aufsätze, mit denen halbautomatische Waffen im Dauerfeuer schießen können) vor. Doch sogar die NRA unterstützt dieses Verbot. Die Organisation, die für Trumps Präsidentschaftswahlkampagne mehr als 30 Millionen Dollar springen gelassen hatte, kommentierte die Großdemonstrationen am Wochenende auf Facebook mit dem Spruch »Kämpft für die Sicherheit unserer Kinder, indem ihr der NRA beitretet.«
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