Ayotzinapa – Korruption in Mexiko hat einen Namen
BlogMarkus A. Gaßner
2. Oktober 2017
Dank einer spektakulären Rekonstruktion der Ereignisse rund um die Entführung und Ermordung von 43 Studenten wird die Korruption in Mexiko öffentlichkeitswirksam dokumentiert Vor drei Jahren wurden im mexikanischen Bundesstaat Guerrero 43 Studenten der Universität Ayotzinapa entführt, einem Verbrechersyndikat übergeben und ermordet. Ihre Leichen wurden anschließend verbrannt und verscharrt. Das Verbrechen wurde von den mexikanischen Behörden untersucht, die Ermittlungen daraufhin eingestellt. Allerdings gibt es massive Zweifel am Untersuchungsergebnis, das nur so vor Widersprüchen trotzt, und die Angehörigen der Ermordeten fordern noch immer die Aufklärung über die wahren Hintergründe der Tat und auch darüber, warum von offizieller Seite alles vertuscht wird. Nun haben zwei verdiente Non-Profit-Organisationen alle öffentlich zugänglichen Materialien – Untersuchungsberichte, Videoaufnahmen, Telefonverbindungen, Zeugenaussagen – zusammengetragen, ausgewertet und auf ein Internetportal "Ayotzinapa. Una cartografía de la violencia" (http://www.plataforma-ayotzinapa.org/) veröffentlicht. Abgesehen von der Ungeheuerlichkeit des Versagens der mexikanischen Politik und der staatlichen Behörden beeindruckt die mediengerechte Aufbereitung. Gleich der erste Klick (Modelos interactivos) erinnert an die Serie "CSI Vegas". Jede Person, jedes Fahrzeug, einfach jedes Detail zu den Vorgängen in der Nacht von 26. auf 27. September wurde medial aufbereitet. Während das Handwerkliche überzeugt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus, was hier alles vertuscht werden soll. Auch wenn die detaillierte Recherche bis jetzt noch zu keinem Erfolg geführt hat, zeigt das Projekt eine interessante Perspektive auf, wie das Interesse der Öffentlichkeit zu Polizeigewalt und Korruption geweckt werden kann. Das, was hier gezeigt wird, ist nicht nur eine Netflix-Serie à la "Narcos", es ist die traurige Realität der Komplizenschaft von Politik, Polizei und organisiertem Verbrechen in Mexiko. Und es hält den breiten Protest gegen die korrupte Oberschicht in Mexiko weiterhin am Leben.
(Markus A. Gaßner, 2.10.2017) -
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