Samstag, 28. Oktober 2017
Wie lange wollen wir schuften?
"Nicht nur um Geld lässt sich kämpfen, sondern auch um Zeit. Das
Kapital weiß das sehr gut. Die Gewerkschaften stehen nun vor
Auseinandersetzungen um die Dauer der Lohnarbeit. (...) An der
Arbeitszeit hängt für die Beschäftigten eine Menge. Wieviel Zeit für
die Familie, für das Pflegen von Freundschaften, für das Lesen eines
Romans bleibt, ist weitgehend davon bestimmt, wie lange einen die
Lohnarbeit in Anspruch nimmt. Wer acht Stunden am Tag schuftet – in
vielen Berufen auch mehr – der wird am Abend wenig Zeit für politische
Tätigkeit haben, der wird nicht mehr völlig begeistert zur nächsten
Gewerkschaftssitzung rennen. Auch für die Gegenseite ist die Frage der
Arbeitszeiten von entscheidender Bedeutung. Karl Marx wusste es schon
vor 150 Jahren (...) Die Unternehmer lassen gerne lange und hart
arbeiten. Entsprechend das Fazit von Marx: »Produktiver Arbeiter zu
sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech.« (...) Doch im Kampf um
Zeit hat die deutsche Arbeiterklasse nicht nur Niederlagen hinnehmen
müssen. Mit einem wochenlangen Streik schafften es Industriearbeiter
Westdeutschlands in den 80ern, den Einstieg in eine weitreichende
Arbeitszeitverkürzung zu erreichen – hin zur 35-Stunden-Woche. An
diesen Kampf, den Erfolg und seine Auswirkungen erinnert Daniel
Behruzi. Wie aktuell das Thema ist, zeigt sich schon daran, dass die
IG Metall in diesem Jahr abermals mit Forderungen zur Arbeitszeit in
die Tarifauseinandersetzung der Metall- und Elektroindustrie ziehen
will. Den Kolleginnen und Kollegen sei dabei ein Blick über die eigene
Branche hinaus empfohlen: Es lässt sich auch noch kürzer arbeiten. Das
wissen zum Beispiel die Beschäftigten der
Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei. Sie arbeiten nur 32 Stunden die
Woche. Will heißen: Drei Tage haben sie frei." Beitrag von Johannes
Supe bei der jungen Welt vom 20. September 2017
https://www.jungewelt.de/beilage/art/318008
Es ist ein Übersichts-Beitrag zur Beilage der Tageszeitung junge Welt
vom 20.09.2017 zum Thema "Gewerkschaften" mit Download als PDF (noch
nur für Onlineabonnenten)
https://www.jungewelt.de/beilage/beilage/391
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