Mittwoch, 5. April 2017

Die strukturelle Krise der Kapitalakkumulation als Hintergrund multipler Krisendynamiken



Bild: pixel2013/pixabay.com (CC0-Public-Domain)
Dresden, 12. April, Mittwoch, 18.30 Uhr
Vortrag und Diskussion

REIHE: Gesellschaftskritik in der Krise
Mit Dr. Tino Heim (Sozialwissenschaftler)

Eine gemeinsame Vortrags- und Diskussionsreihe des Referates politische Bildung (StuRa der TU Dresden) und der RLS Sachsen
TU Dresden, Hörsaalzentrum, Bergstraße 64, 01069 Dresden
Die multiplen Krisendiskurse der Gegenwart zeigen ein fragmentiertes Krisenbewusstsein, das die immanenten Zusammenhänge ökonomischer, soziokultureller, politischer und ökologischer Krisenausprägungen verdeckt. Der Vortrag diskutiert die Ursachen- und Wirkungszusammenhänge verschiedener Krisen in der Logik der Kapitalakkumulation und in den Entwicklungstrends des kapitalistischen Weltsystems. Die Unterscheidung zyklischer Krisen von langfristig eskalierenden Krisendynamiken, die die Bedingungen des Kapitalismus unterminieren, stellt dabei vor die Frage, ob letztere mit den Mitteln der gegenwärtigen Wirtschaftstheorie und -politik noch adäquat begriffen und bearbeitet werden können.

Zur Reihe:
In der Weltwirtschaftskrise 2007/2009 konstatierte selbst der gesellschaftstheoretische Mainstream eine grundlegende Krise des Kapitalismus. Neue Krisenausprägungen sind hinzugekommen, alte haben sich verschärft. Die damit eng zusammenhängende wachsende politische Polarisierung und der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen geben Anlass, Ursachen und Wesen der Gesellschaftskrise zu hinterfragen. Dabei bedarf auch die Krise der Kritik selbst, das Fehlen eines Aufschreis kritischer Intellektueller und eines wirksamen Streitens um kulturelle Hegemonie, der Aufarbeitung. Warum fehlen in der Parteienlandschaft wie in den Gewerkschaften bei allem wachsenden Krisenbewusstsein Positionen, die eine dezidiert linke Kritik am gesellschaftlichen Status Quo verbalisieren? Warum bleibt die Kritik in aktuellen sozialen Bewegungen oft oberflächlich und begriffslos? Wie lassen sich verschiedene Krisenausprägungen auf adäquate Begriffe bringen? Wo kann eine der gegenwärtigen Krise entsprechende Neubestimmung der theoretischen Grundlagen von Kritik an Klassiker der kritischen Gesellschaftstheorie - von Marx über Gramsci und die Frankfurter Schule bis zu Foucault - anknüpfen und wo sind neue Ansatzpunkte linken Denkens erfordert? Pierre Bourdieu hatte eine „ökonomische Alphabetisierungskampagne“ gefordert. Diese tut dem sozialwissenschaftlichen Denken, dass die Reflexion auf die strukturellen Bedingungen vieler sozialer Phänomene in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen oft über Bord geworfen hat, heute ebenso Not, wie eine sozialwissenschaftliche Alphabetisierung der Ökonomie erfordert wäre, um 'Marktgesetzte' nicht als unabwendbare Naturgesetze zu begreifen, sondern als Ausdruck, historisch gewordener und damit veränderbarer gesellschaftlicher Verhältnisse. Krisen sind immer auch der Beginn von etwas Neuem und können als Chancen und Aufbruchssignale wirken. Ob und wie solche Chancen in konkreten gesellschaftlichen Kämpfen genutzt oder verspielt werden hängt nicht zuletzt von den Fähigkeiten zur Reflexion auf die Ursachen und Wirkungszusammenhänge der Krisen und auf die möglichen Bedingungen anderer Formen der Vergesellschaftung ab.

weitere Veranstaltungen:
19. April, Mittwoch, 18.30 Uhr:

Kritik in der Krise - Theoretische Bedingungen und Probleme kritischer Gesellschaftswissenschaft
Mit Dr. Michael Städtler (Universität Wuppertal)
10. Mai, Mittwoch, 18.30 Uhr:

Frauen als Avantgarde? Ist die Krise des Kapitalismus auch eine Krise des Patriarchats?
Mit Prof. Dr. Christine Bauhardt (Humboldt Universität Berlin)
1. Juni, Donnerstag, 18.30 Uhr:

Multiple Krisen als Krise der gesellschaftlichen Naturverhältnisse
Mit Prof. Christoph Görg (Uni Klagenfurt)
25. Oktober, Mittwoch, 18.30 Uhr:

Subjekt in der Krise
Mit Prof. Dr. Christine Kirchhoff (International Psychoanalytic University Berlin)
15. November, Mittwoch, 18.30 Uhr:

Krise der Bewegung oder Krise der Emanzipation???
Mit Christoph Spehr (Autor und Politiker)
6. Dezember, Mittwoch, 18.30 Uhr:

Krise, Kritik und autoritäre Bewegung – Rechts- und Linkspopulismus in der Kritik
Mit Dr. Ingo Elbe (Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg)

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