Mittwoch, 21. Mai 2014

Überlegungen zur gegenwärtigen Entwicklung des Imperialismus

Von KP der Italienischen Schweiz Quelle: e-mail an die Redaktion siehe auch: Kritik am Text (von Roter Webmaster) siehe 1 – Die Entwicklung der Produktion auf internationaler Ebene hat in den letzten 30 Jahren (und bis in die Gegenwart) tiefgreifende Veränderungen bewirkt, die insbesondere in den Ländern der imperialistischen Zentren (wie der Schweiz) auch die Arbeiterklasse erfassen. Es besteht eine „Arbeiteraristokratie” (Lenin) mit sozialen und ökonomischen Privilegien gegenüber den Werktätigen der peripheren Länder. Ein Wohlstand, der heute durch die Wirtschaftskrise abgetragen wird: dies führt zu politischen Problemen, wie der Annahme von rassistischen, nationalistischen und manchmal sogar kriegsbefürwortenden Optionen von Seiten dieser Schicht des Proletariats. 2 – Die Krise ist tief und systemisch. In die Krise geraten sind die Mechanismen selber der kapitalistischen Akkumulation und Reproduktion, und dies zieht nicht nur die Staaten hinein (durch die öffentliche Verschuldung), sondern überrollt die gesamte Wirtschaft der imperialistischen Triade (USA, EU, Japan). Der Ausweg aus einer solchen Lage wird nach rechts (Autoritarismus und neue Erscheinungsformen von Faschismus) oder nach links (mit Strukturreformen oder Revolutionen) münden. Die Krise kann rasche Umwälzungen hervorrufen, und dies nicht nur auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet, sondern auch in den politischen Organisationen und in den staatlichen Institutionen. Ein progressiver Ausgang der Krise wird jedoch völlig davon abhängen, wie die Revolutionäre handeln, wie gut sie organisiert sind, und ob sie es – mit einer der Lage entsprechenden Linie des Herangehens an die Massen – verstehen, die Volksstimmung aufzufangen. Dazu bedarf es einer klaren Strategie, aber einer elastischen Taktik. 3 – Die Krise ist auch politisch und trifft die Grundlagen nicht nur der bürgerlichen Demokratie, sondern auch der friedlichen Koexistenz unter den Nationen; der sozialen Beziehungen, der Stellung der Geschlechter und der Umweltbeziehungen. Das zerstörerische Potential des Kapitalismus zeigte sich bereits in den Widersprüchen der Finanzsphäre, und nun in Form von Kriegsdrohungen. Hieraus geht die Notwendigkeit der sozialistischen Perspektive hervor, im Bewusstsein, dass diese eine lange, von Land zu Land unterschiedliche Übergangsphase bedingt. 4 – Im Fordismus war die soziale Gliederung durch die Konzentration der Arbeiter an einem Arbeitsort, dem Großbetrieb, geprägt. Hier wurden die sozialen Beziehungen definiert, und hier wurde die Zugehörigkeit zu einem kollektiven Subjekt (der Gewerkschaft oder der Partei) hergestellt. Man interagierte mit dem Territorium, fand Zusammenschluss, entwickelte die Klassensolidarität, usw. Heute hingegen wird die Wohlfahrt abgebaut, und Formen der karitativen und freiwilligen Wohltätigkeit kommen wieder in Mode, um in die Lücken eines Staates in „Austerität” einzuspringen. 5 – Der kapitalistische Strukturwandel zerstückelt die Klassenzusammensetzung, streicht universelle Rechte, indem er diese der Ungleichheit des freien Marktes ausliefert. Das in der Schweiz vorherrschende Denken bevorzugt das neokorporative und klassenübergreifende Modell, das die Gesellschaft unbeweglich macht. Die politische Vertretung der Arbeiterklasse wird durch eine solche Fragmentierung der Gesellschaft erschwert: Damit vervielfachen sich die Angelegenheiten, Arbeitsverträge, Berufsbilder; große Migrationen, usw. 6 – Der Kapitalismus ist immer in Entwicklung, denn seine inneren Widersprüche – vor allem der tendenzielle Fall der Profitrate, welcher die Überproduktionskrisen erzeugt – zwingen die Bourgeoisie zur Suche nach „Lösungen”, um an der Macht zu bleiben: man bildet Monopole; man baut den Finanzsektor aus; man zerstört produktive wirtschaftliche Geflechte und die Umwelt; und man tötet Menschenleben durch imperialistische Kriege. 7 – Wenn wir in den Ländern des imperialistischen Zentrums, wie in der Schweiz, eine Verschlechterung der Lebensbedingungen der Werktätigen feststellen, so sind diese immer noch besser als jene der unterworfenen Länder, die vom Imperialismus als Absatzmärkte benutzt werden. Der von der imperialistischen Bourgeoisie durch die Ausbeutung der Peripherie akkumulierte Mehrwert erlaubt ihr eine bescheidene Politik zur Umverteilung des Reichtums im Westen: ein Teil der Arbeiter kommt so in Genuss eines relativen Wohlstands, der allerdings davon rührt, dass andere Arbeiter in anderen Ländern im Ergebnis mehr ausgebeutet werden. Der Zweck, die Werktätigen zu spalten, ist damit erreicht. Die „Arbeiteraristokratie” begreift sich nicht als Klasse, sondern als Ensemble von Individuen, die ihren Lebensstandard bewahren müssen, und dies um jeden Preis. Die tiefe Kluft zwischen dem Arbeiter des imperialistischen Zentrums und dem Arbeiter der Peripherie nimmt Züge an, welche die westliche Arbeiterklasse sogar dazu drängen können, autoritäre Ideen und Kriegstreiberei gegen die eigenen Brüder im Süden der Welt zu unterstützen. Es braucht einen erneuerten Internationalismus, der die Völker einander näher bringt und dem Frieden dient: die imperialistischen Drohungen zum Beispiel gegen Syrien, Venezuela, DVRK, usw. sind eindeutige Botschaften an Russland und China, welche den Expansionismus der USA und der EU bremsen. 8 – Wir leben in einem finanzialisierten Staatskapitalismus: heute ist ein Großteil der Kapitalmasse fiktiv und wird hauptsächlich geschaffen durch das Mittel der öffentlichen Verschuldung (und die entsprechende Geldschöpfung). Der Begriff „finanzialisiert” rechtfertigt sich auch damit, dass der Grossteil des produzierten Kapitals in der Finanzwirtschaft, und nicht in der Realwirtschaft angewendet wird. Das vom Staat geschaffene Kapital wird alsdann auf unterschiedlichste Weise an die Reichen verschenkt: zum Beispiel in Form von Banken-Rettungsaktionen à fonds perdu. Die Schweiz hat im Jahre 2008 die UBS mit 60 Milliarden gerettet, ohne jede Auflage; in den USA war die grösste Empfängerin von staatlichen Zuwendungen die Goldman Sachs; und – ein Extremfall – in Südzypern wurde das Geld direkt ab den Konten der Bürger eingezogen. Dieser Mechanismus produziert keine Investitionen in der Realökonomie, sondern saugt immer größere Anteile des effektiv bestehenden Kapitals auf, verhindert so dessen Regenerierung und treibt damit den Prozess der Finanzialisierung voran. 9 – Im finanzialisierten Staatskapitalismus vermindert sich die Progressivität der Steuersätze. Die sogenannten Steuererleichterungen für die Reichen haben Löcher in die öffentlichen Haushalte gerissen, welche zwangsläufig mit der Vermehrung der öffentlichen Schulden gedeckt worden sind. Diese Staatsschulden werden von den Bourgeois gekauft, die bereits die Abzüge auf ihren Steuern genießen und heute auch von den Zinssätzen profitieren, welche die Allgemeinheit ihnen für den Erwerb der öffentlichen Schulden erbringen muss. 10 – Wir müssen eine eigenständige Leseart der heutigen Wirtschaftskrise vorlegen, wie sie in der Linken noch wenig verbreitet ist. Diese Krise ist in erster Linie eine Krise der Überproduktion von fiktivem Kapital und wird dadurch zur Krise der weltwirtschaftlichen Stellung der USA auf dem Gebiet der Währung. Die Krise des Euro ist demzufolge ein Reflex des Niedergangs der USA als Inhaber der internationalen Referenzvaluta. Die USA werden im Augenblick eingequetscht zwischen der Explosion der eigenen Widersprüche einerseits, und anderseits den aufstrebenden BRICS[1], deren Entwicklung im Hinblick auf die Schaffung eines Gleichgewichts, von welchem aus die Völker ihre eigenen Befreiungskämpfe entfalten können, positiv zu bewerten ist. 11 – In diesem Zusammenhang gilt es ein starkes Denken aufzubauen, das uns befähigt, den Marxismus-Leninismus an die Veränderungen der gegenwärtigen Gesellschaft anzupassen. Ein Wiederaufschwung der kommunistischen Ideale besteht weder in einem zur Farce verkommenden „remake” der Sowjetgesellschaft, noch in einem anti-ideologischen Opportunismus. Man muss wieder dazu zurückkehren, den Marxismus-Leninismus mit dem Alltagsleben der Personen zu verknüpfen. Eine schwierige Aufgabe, die aber zugleich erleichtert wird durch die Verschärfung des Klassenkampfes und der Teilung der Welt in einander entgegen gesetzte geopolitische Gruppen. Die fortgeschrittene Rolle des sozialistischen China[2] und der BRICS macht diese zu Hoffnungsträgern für den Frieden![3] 12 – Was heute in der westlichen Linken fehlt, ist sowohl der strategische Ansatz für den Sozialismus, wie auch ein gesellschaftliches Projekt: notwendig ist die Herstellung einer Volkseinheit zwischen Arbeitern, Studenten, Intellektuellen, Arbeitslosen, Migranten: die Fähigkeit zur Mobilisierung des Schweizer Volkes für die Sicherung der Pensionen gegen die Macht der Manager verdient besondere Würdigung beim Aufbau einer linken Aktionseinheit. Eine ernsthafte kommunistische Partei darf nicht wie eine Sekte von Nostalgikern wahrgenommen werden, sondern muss sich in einer glaubwürdigen Weise zur Verfügung stellen, um einen Prozess von Bündnissen in Gang zu bringen: das leninistische Konzept des „sich von den Reformisten trennen, um sich mit den Reformisten zu verbünden” behält in der Tat immer noch seine Gültigkeit. Auch wenn man für Bündnisse eintritt, muss man die Stärkung der Partei als unabhängiges Subjekt und Avantgarde im Auge behalten. Um unabhängig zu sein, muss man auch eine wirtschaftliche Tätigkeit entwickeln: Die Kommunisten müssen darüber nachdenken, wie sie die wirtschaftliche Arbeit führen, um die Initiative nicht der Bourgeoisie allein zu überlassen. Die Kommunisten müssen ein Projekt der multilateralen („win-win”) Zusammenarbeit gegen die neo-kolonialistische Abhängigkeit und zur Stärkung der ursprünglichen Kapitalakkumulation (Marx) als Bedingung für den Aufbau des Sozialismus entwickeln. In diesem Bereich will unsere Partei einen Beitrag leisten, gestützt auf die ausgezeichneten Beziehungen mit den sozialistischen und blockfreien Schwellenländern, die im Rahmen einer neuen multipolaren Weltordnung auf geopolitischem und geoökonomischem Gebiet hervortreten. Quelle: Partito Comunista della Svizzera Italiana (deutsche Fassung: 13. Mai 2014) http://www.partitocomunista.ch Kritik am Text (von Roter Webmaster) siehe [1] Die BRICS-Staaten sind eine Vereinigung von aufstrebenden Volkswirtschaften. Die Abkürzung „BRICS“ steht für die Anfangsbuchstaben der fünf Staaten: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. (Wickipedia) [2] China ist nicht mehr sozialistisch, sondern ein imperialistisches Land. Aber als solches ist es Konkurrent – im gewissen Sinne auch Gegner – des USA-Imperialismus – ähnlich übrigens auch Russland (siehe Ukraine) (Red, Kommunisten-online) [3] Die Gegnerschaft zu den USDA aber kann die USA dazu anreizen, um die alleinige Hegemonie über die WQelt zu bekommen, neue Kriege anzufachen. Das gilt gegen China und gegen Russland. In dem Maße, wwie sich die Widersprüche zu diesen Ländern verschärfen, erhöht sich die Gefahr eines imperialöistischen Krieges durch die USA und EU (Ukraine). (Red, Kommunisten-online) Kritische Antwort an die Genossen der Partito Comunista della Svizzera Italiana zu deren Text „Überlegungen zur gegenwärtigen Entwicklung des Imperialismus“ (siehe) Von Günter Ackermann Liebe Genossinnen und Genossen der Partito Comunista della Svizzera Italiana, vielen Dank für die Zusendung Eures Textes. Ich kann hier nicht ausführlich darauf eingehen und nur einen Aspekt beleuchten, den ich falsch finde. Zunächst allgemein. Es mag sein, dass es in der Schweiz für das Land typische Entwicklungen gibt. Ich meine aber, sie werden sich grundsätzlich nicht von denen in Deutschland, Frankreich usw. unterscheiden. Dass in der Schweiz der Bereich Banken eine besondere Rolle spielt und was auch auf andere Bereiche der Wirtschaft ausstrahlt, war schon zu Lebzeiten Lenin bekannt. Aber zum dem in Eurem Text, das ich so nicht für richtig halte: Ihr schreibt von „aufstrebenden BRICS, deren Entwicklung im Hinblick auf die Schaffung eines Gleichgewichts, von welchem aus die Völker ihre eigenen Befreiungskämpfe entfalten können, positiv zu bewerten ist.“ Die Bezeichnung „BRICS“[1] ist kein, aufgrund marxistisch-leninistischer Analysen, entwickelter wissenschaftlicher Begriff, sondern eine aufgrund bürgerlich-sozialogischer Kriterien entstandene Bezeichnung. Nicht die Klassenstrukturen der Länder werden berücksichtigt, sondern die Zuwachsraten der Wirtschaft. Es geht vor allem um die Steigerung von Profiten der Besitzer von Produktionsmitteln. Diese „Gruppierung“ ist eher zufällig. So gestalten sich die Klassenstrukturen in Russland anders als in China und in China anders als in Indien usw. Schöpfer der Bezeichnung ist ein Jim O’Neill, Chefvolkswirt der Großbank Goldman Sachs[2], also nicht etwa ein Institut für Marxismus-Leninismus an der Wallstreet in New York. Für Herrn Jim O’Neill ist das deshalb wichtig, weil seine Bank sich nach neuen Profitquellen umsehen musste und die sog. BRICS-Staaten entdeckt hat. Aber so was ist doch wohl für Kommunisten kein Kriterium Wenn Ihr schreibt: „deren Entwicklung im Hinblick auf die Schaffung eines Gleichgewichts, von welchem aus die Völker ihre eigenen Befreiungskämpfe entfalten können, positiv zu bewerten ist“, so trifft das auch nur bedingt zu. Ich denke nicht, dass Brasilien (das „B“ bei BRICS) sich besonders hervor tut im Bereich Befreiungskämpfe. Ländern wie Venezuela sind da um Längen voraus – mal ganz zu schweigen vom sozialistischen Kuba. Die noch unter dem verstorbenen Präsidenten Venezuelas, Hugo Chávez, geschaffene neue Kreditbank hat die Weltbank aus einigen lateinamerikanischen Ländern verdrängt. Im Gegensatz zur Weltbank fordert sie nicht die Verelendung der Menschen dieser Länder. Über sie hat sich z.B. Argentinien von der Weltbank unabhängig gemacht, Ecuador hat die Weltbank sogar aus dem Land gejagt. Die Weltbank und der IWF sind nichts anderes, als ein Mittel, die imperialistischen Interessen der USA in diesen Ländern durch zu setzen. Venezuela hat also einen weit größeren Beitrag im Kampf gegen den USA-Imperialismus geleistet, als das „B“-Land der BRICS-Staaten. Oder Südafrika. Dieses Land hat sich seit der Apartheid nur scheinbar verändert. Zwar können jetzt auch die schwarzen Afrikaner wählen und haben formell die gleichen Rechte, wie Weiße, aber an ihrer sozialen Lage hat sich nichts verändert – einiges eher schlechter geworden. Das fruchtbare Land gehört den Burischen Großgrundbesitzern, der größte Wirtschaftszweig, der Bergbau, gehört wenigen ausländischen Konzernen. „Der Bergbau wird von wenigen Konzernen beherrscht, die zu den größten weltweit gehören, etwa Anglo American, Gencor, ARMgold, AngloGold Ashanti und Implats. Der Konzern Lonmin, der die Platinförderung beherrscht, und der Diamantenproduzent De Beers gehören ganz oder teilweise zu Anglo American.[3] Vor zwei Jahren hat die Regierung des Landes sogar auf streikende Arbeiter schießen lassen. Geändert hat sich nur eins: Zur weißen Oberschicht in der Zeit der Apartheid ist zusätzlich eine schwarze gekommen: Die ist durch Korruption aus den Kreisen des ANC entstanden und saugt das Volk nun zusätzlich, zur alten Oberschicht, aus. Was ist daran fortschrittlich? Was antiimperialistisch? Noch ein BRICS-Land: Das „C“, China. Ihr nennt China sozialistisch. Liebe Genossinnen und Genossen, wie definiert man, den Prinzipen des Marxismus-Leninismus folgend, die Gesellschaftsordnung eines Landes? Nach der Staatsfahne und dem Namen der Regierungspartei? Danach wären Österreich bis 1990 und Frankreich noch heute sozialistische Länder. Die Regierungspartei nannte sich in Österreich bis 1990 und in Frankreich noch immer „Sozialistische Partei“. Dass China die Rote Fahne als Nationalfahne hat, kann doch niemand ernsthaft zum Kriterium für die sozialistische Gesellschaftsordnung erheben. Für mich ist noch immer die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln das Kriterium. In einem Land, in dem die Wirtschaft auf Maximalprofit orientiert ist, in dem es neben Börsen, Börsenspekulanten, Immobilien und Währungsspekulanten Profit aus der Arbeiterklasse mit Brachialgewalt gepresst wird und Gewerkschaften Fremdwörter sind, Arbeiterrechte faktisch nicht bestehen, solch ein Land als sozialistisch bezeichnen zu wollen, ist verwegen. Die Führung der VR-China selbst bezeichnet ihren „Sozialismus“ inzwischen „harmonischen Sozialismus“. Was darunter zu verstehen ist? Siehe: „II. Die Bedeutung und das Wesen einer „Harmonischen Gesellschaft” Im Konzept der „harmonischen Gesellschaft“ bedeutet „He” Stabilität und Friedlichkeit und „Xie” bedeutet Koordinierung. (…)Meiner Meinung nach ist eine harmonische Gesellschaft eine Gesellschaft, die Gleichheit, Demokratie, Wohlstand, hohe Effektivität und nachhaltige Entwicklung mit sich gebracht hat. Sie beinhaltet die Harmonie zwischenmenschlicher Beziehungen auf der einen Seite und die Harmonie der Beziehung zwischen Mensch und Natur auf der anderen. Der erste Aspekt beinhaltet, dass jeder Bürger seinen Dingen nachgeht und gut mit den anderen zurecht kommt. Die grundlegenden Erfordernisse einer harmonischen zwischenmenschlichen Beziehung umfassen die Entwicklung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, Freundschaftlichkeit und Lebendigkeit, deren Fehlen zwangsläufig in zwischenmenschlicher Disharmonie resultieren muss, die durch Ungleichheit, Unaufrichtigkeit, Instabilität sowie scharfe Widersprüche, starke Opposition, gewalttätige Zusammenstöße und einen ruhelosen Gesamtzustand charakterisiert ist. Die Harmonie zwischen Mensch und Natur umfasst ebenfalls zwei Aspekte: die Harmonie zwischen Mensch und Ressourcen und die zwischen Mensch und Umwelt. Ersteres drückt sich aus in einer Gesellschaft, die sparsam mit ihren Ressourcen umgeht; Letzteres in einer umweltfreundlichen Gesellschaft. Sie zeigt einen Zustand auf, in dem die Ressourcen ausgebeutet und mit hoher Effizienz genutzt werden, und in dem die Umwelt geschützt und von den Menschen verbessert wird, so dass sie auf diese Weise die nachhaltige Entwicklung der Volkswirtschaft unterstützen. Die Disharmonie zwischen Mensch und Natur, auf der anderen Seite, führt zu einem Mangel und ineffizienter Nutzung von Ressourcen, zu Verschwendung und Zerstörung, zu Umweltverschmutzung und ökologischem Ungleichgewicht; die Errichtung einer harmonischen Gesellschaft wird dadurch unmöglich. Diese Art von Gesellschaft geht sowohl verschwenderisch mit den Ressourcen als auch zerstörerisch mit ihrer Umwelt um. Umfasst dieses Gesamtkonzept auch die Harmonie zwischen Mensch und Gesellschaft? Nach meinem Empfinden ist dies in der Tat ein Aspekt der Harmonie von zwischenmenschlichen Beziehungen oder des Verhältnisses eines Menschen zu einem anderen, der andere Aspekt ist dabei die Harmonie zwischen Individuen. Grund dafür ist, dass der Begriff „Mensch” nicht nur Individuen meint, sondern auch den Menschen als Gattung und dass eine Gesellschaft, die aus einer bestimmten großen Gruppe besteht, die Gesamtheit zwischenmenschlicher Beziehungen darstellt. Die Vorstellung vom Aufbau einer sozialistischen harmonischen Gesellschaft hat das Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklung verändert, einschließlich des Ziels, der Triebkraft und der Art der Entwicklung: von der Philosophie des Klassenkampfes hin zu der von der Harmonie der zwischenmenschlichen Beziehungen; von der Vorstellung, dass „der Mensch die Natur erobern kann”, hin zu der von der Harmonie zwischen Mensch und Natur; von der Opposition eines Menschen zu einem anderen und zwischen Mensch und Natur hin zur Koordination zwischen Bevölkerung, Ressourcen, Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftlicher Entwicklung. (…) Das Ziel einer harmonischen Gesellschaft jedoch ist es, zurückzukehren zum Urzustand, jedoch auf einer wesentlich höheren Ebene, indem man die Unterdrückung und die herrschenden Klassen ausschaltet.“[4] Ich halte das hier allen Grundlagen des Marxismus-Leninismus widersprechenden Unsinn. Hier wird der feudalistische altchinesische Philosoph Konfuzius aus dem Grabe gezerrt, in dem er seit 2500 liegt. Es wurde der Versuch gemacht, ihn wieder auferstehen zu lassen und dessen Vorstellungen von Harmonie zu beleben. Der Sinn ist, für die Herrschenden in China, den Kapitalismus einzuführen und das unter Vermeidung des Klassenkampfes. Das kann und wird nicht gelingen. In dem Moment, wo es antagonistische Klassen gibt – und es gibt sie in China – gibt es Klassenwidersprüche und damit Klassenkampf. „Die fortgeschrittene Rolle des sozialistischen China[5] und der BRICS macht diese zu Hoffnungsträgern für den Frieden!, schreibt Ihr.“ China und auch Russland sind imperialistische Konkurrenten der USA, hier erwachsen bestimmte Spielräume antiimperialistischer Bewegungen, mehr aber auch nicht. Was all die die sog. BRICS -Staaten verbindet, ist der Drang des Finanzkapitals – nicht nur der Wallstreet – den Einfluss in diesen Ländern zu verstärken, ist die Gier nach Maximalprofit. Das geben sie auch unumwunden, wenn auch verklausuliert, zu. So bei Wikipedia: „Etwa 40 % der Weltbevölkerung, 3 Milliarden Menschen, leben in den BRICS-Staaten. Ihr Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2008 ca. 22 %. Brasilien: Rohstofflieferant und großes landwirtschaftliches Potenzial für soft (zum Beispiel Orangensaft) und hard (zum Beispiel Eisenerz) commodities (engl. Handelsware /Rohstoffe) Russland: beträchtliche Vorräte an Öl und vor allem Erdgas, viele Industrieeinrichtungen noch aus Sowjetzeiten Indien: „Denkfabrik“ (Softwareprodukte u. a. aus Bangalore) und größter Generika-Hersteller der Welt, beginnende Industrialisierung Volksrepublik China: „Werkbank der Welt“, immer mehr Innovationen, niedrige Löhne und riesiger Binnenkonsum (ca. 800 Millionen potenzielle Käufer) Südafrika: „Tor zum afrikanischen Kontinent“[6] Ideologische und ökonomische Gemeinsamkeiten sind kaum vorhanden, jedenfalls nicht mehr, als zwischen Island und Bangladesch. Während in Südafrika, etwas weniger auch in Indien, die USA und die EU direkten wirtschaftlichen und politischen Einfluss haben, relativiert sich das in Brasilien etwas. Dank des sozialistischen Kuba, der bolivarischen Republik Venezuela, der fortschrittlichen Regierung des Präsidenten Evo Morales in Bolivien usw. der Einfluss der USA und der EU am Schwinden ist, sind Russland und China direkte Konkurrenten. Chinesische Produkte kann man inzwischen überall kaufen, sei es Textilien oder technische Geräte, ist Russland inzwischen direkt auf die Speisekarte der USA-Imperialisten geraten. Das ist zu erkennen in der immer primitiver werdenden antirussischen Hetze. Die derzeit so weit eskaliert, dass ernsthaft Kriegsgefahr droht. China und Russland lassen sich nicht aus Washington fernsteuern, sondern verfolgen eigene – imperialistische – Interessen und das widerspricht dem Expansionsstreben Washingtons. Damit aber werden sie keineswegs zu sozialistischen oder vergleichbaren Ländern, sie bleiben, was sie sind: eigenständige Imperialismen. Liebe Genossinnen und Genossen, das, was Ihr mit Eurer BRICS-These verbreitet, ist offenbar entlehnt der „Drei-Welten-Theorie” von Mao Tsetung. Der Unterschied ist nur, dass bei Mao neben den USA noch die Sowjetunion als imperialistisches Land auftauchte. Trotzdem ist sie heute so falsch wie damals. Sie setzt gleich, was nicht gleich ist und berücksichtigt nicht die realen Klassenwidersprüche, nennt nur die Erscheinungsform, analysiert aber nicht das Wesen. Lenin aber sprach von konkreter Analyse einer konkreten Situation. Mit kommunistischen Grüßen Der Rote Webmaster von Kommunisten-online.de Rotfront Günter Ackermann [1] Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika [2] Umsatz im Jahre 2012: 34,136 Mrd. $; Gewinn vor Steuern 2012: 7,475 Mrd. $ [3] Siehe Wikipedia [4] Harmonische Gesellschaft, Lohnarbeit und Klassenkämpfe, geschrieben von Xinhua Jian siehe [5] China ist nicht mehr sozialistisch, sondern ein imperialistisches Land. Aber als solches ist es Konkurrent – im gewissen Sinne auch Gegner – des USA-Imperialismus – ähnlich übrigens auch Russland (siehe Ukraine) (Red, Kommunisten-online) [6] siehe

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