Mittwoch, 21. Mai 2014
Flutkatastrophe auf dem Balkan
19.05.14 - Vier Tage entlud Tief "Yvette" letzte Woche seine Wassermassen über den Südosten Europas. In riesigen Mengen von bis über 200 Liter pro Quadratmeter täglich. Am schwersten betroffen waren die Balkanländer Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. "Unsere Städte sind zu Flüssen geworden. Die Save ist acht Meter hoch angestiegen. Die Wassermassen haben oft das dritte Stockwerk von Gebäuden erreicht. Die Menschen konnten ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Das können wir allein nicht schaffen", schildert der serbische Botschafter in Wien die katastrophale Lage in seiner Heimat. Allein in Bosnien sind rund 1,2 Millionen Menschen unmittelbar betroffen, mehr als ein Viertel der Bevölkerung. Ein Viertel der Landfläche steht unter Wasser.
Von den 75.000 Einwohnern der serbischen Stadt Obrenovac konnten rund 20.000 vor dem Ertrinken gerettet und unter schwierigsten Bedingungen evakuiert werden. In Herzegowina wurden einzelne Städte von Rettungskräften erst nach mehr als zwei Tagen erreicht. Allein in dem Städtchen Doboj wurden bisher 20 Leichen geborgen. "Höchste Priorität hat jetzt das Auffinden der Toten", so der Bürgermeister. "Es werden viele Tote sein." Bisher wurden insgesamt mindestens 44 Tote gezählt.
Aber auch die Lage der Überlebenden ist meist katastrophal. Eine Rückkehr der evakuierten Bevölkerung in ihre zerstörten Städte ist nicht absehbar. Es fehlt an allem Lebensnotwendigen. "Vor allem an Trinkwasser, Milchpulver, Kindernahrung, Windeln, Waschmittel konservierte Lebensmittel", berichten Rot-Kreuz-Helfer. Es trifft eine Bevölkerung, die immer noch unter den Folgen des Balkan-Kriegs in den 1990 Jahren zu leiden hat. Viele der Anstrengungen, das Land wieder aufzubauen, sind durch die Flut zerstört.
Seit Menschengedenken wurde der Balkan noch nie von einer ähnlichen Flutwelle überrollt. Und weitere katastrophale Folgen sind absehbar. Bereits über 300 Erdrutsche verschütteten Straßen, Häuser, ganze Ortschaften und mit noch mehr Erdrutschen ist zu rechnen.
Mit der Überflutung von Kolubara, dem größten Kohlebergwerk Serbiens sowie zahlreicher Kohlekraftwerke und unzähliger weiterer Industrieanlagen sind unabsehbare Umweltschäden durch giftige Stoffe zu erwarten. Weitere Gefahr besonderer Art droht durch freigelegte Landminen aus dem Krieg in den Jahren 1992 bis 1995. Geschätzt werden noch etwa 120.000 Minen, die nicht geräumt wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Minen mit dem Hochwasser der Save über die Donau bis ins Schwarze Meer getrieben werden. Wenn sie nicht vorher am Ufer, an Wehren oder in den Wasserkraftwerken explodieren.
Solche Katastrophen häufen sich immer öfter und nehmen größere Ausmaße an. Im Buch "Katastrophenalarm! – Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?" heißt es dazu: "Die Versicherung Münchener Rück zählte für die Jahre 1980 bis 2012 weltweit 21 000 Naturkatastrophen. Diese forderten 2,3 Millionen Todesopfer. Die Gesamtschäden beliefen sich auf 3,8 Billionen US-Dollar. Deutlich angestiegen ist vor allem die Zahl klimabedingter regionaler Umweltkatastrophen. ... Diese ansteigende Tendenz ist ein wesentliches Merkmal der Beschleunigung des Übergangs zur globalen Umweltkatastrophe."
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