Dienstag, 30. Mai 2017
Senkt die Mehrwertsteuer!
"Ärmere Menschen in Deutschland werden steuerlich ähnlich hoch
belastet wie reichere. Wer Geringverdiener entlasten will, darf nicht
bei der Einkommensteuer ansetzen. (...) Die indirekten Steuern spielen
im Wahlkampf hingegen meist gar keine Rolle. Dabei sind gerade sie das
Gegenteil von progressiv, nämlich degressiv: Menschen mit geringen
Einkommen wenden einen sehr viel höheren Anteil ihres Einkommens für
indirekte Steuern auf als Menschen mit hohen Einkommen. So zahlt
beispielsweise ein Haushalt in der Gruppe der 10 Prozent mit den
niedrigsten Einkommen mehr als 20 Prozent seines Einkommens als
indirekte Steuern an den Staat. Ein Haushalt, der zu den oberen 10
Prozent gehört, zahlt dagegen knapp 8 Prozent seines Einkommens als
indirekte Steuern. (...) Auch für Haushalte mit relativ hohen
Einkommen ist die gesamte Steuerbelastung geringer als von vielen
wahrgenommen. So zahlt ein Haushalt aus den 10 Prozent
einkommensstärksten (ab dem 90. Perzentil) knapp 25 Prozent seines
Einkommens an Steuern. Dies ist nur geringfügig mehr als die 20
Prozent, die ein Haushalt mit den 10 Prozent der niedrigsten Einkommen
(10. Perzentil) durchschnittlich an Steuern zahlt. So ist das deutsche
Steuersystem also weder durchgehend progressiv, noch ist es für
Menschen mit hohen Einkommen stark progressiv. (...) Es gibt keine
überzeugenden Anzeichen, dass das deutsche Steuersystem für die
Mehrheit der Deutschen besonders ungleich ist – mit der wichtigen
Ausnahme der 25 Prozent der Geringverdiener. Sie werden steuerlich
relativ stark belastet. Aber diese Botschaft hört keine der
politischen Parteien gerne, da sie schwer in Einklang mit der von
vielen praktizierten Klientelpolitik zu bringen ist." Kolumne von
Marcel Fratzscher vom 26. Mai 2017 bei der Zeit online
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-05/steuern-entlastungen-steuerpolitik-deutschland-geringverdiener/komplettansicht
Wir erinnern an: Kein Thema für den Mainstream: Merkels Mehrwertsteuer-Staat
http://www.labournet.de/?p=116397
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