Liebe Freund*innen, Kolleg*innen und Lateinamerika-Interessierte,
heute wird die ila 405 ausgeliefert. Schwerpunkt der Mai-Ausgabe ist "Fußball & Co. - Sport in Lateinamerika". Vor fast genau 27 Jahren, im Juni 1990, veröffentlichte die ila erstmals einen Schwerpunkt zum Thema Fußball. Zu diesen Zeiten war der hierzulande beliebteste Ballsport bei vielen Linken noch verpönt und Fußball-Fans galten als unpolitisch oder sogar reaktionär. In den Jahren danach erschien eine Vielzahl guter und kritischer linker Publikationen über Fußball. Und es hat sich einiges getan in den Fankulturen. In vielen Aufständen der letzten Jahre haben Ultras eine tragende Rolle gespielt, sei es in Ägypten und anderen Revolten des sogenannten Arabischen Frühlings oder bei den Protesten gegen die Zerstörung des Gezi-Parks in Istanbul 2013, wo die ansonsten heftig verfeindeten Fangruppen der drei großen Clubs der Stadt gemeinsam die Polizeikräfte zurückschlugen. Nach dem Aufstand in Argentinien 2001 erzählten Jugendliche von H.I.J.O.S., der Organisation der Kinder der Verschwundenen, dass dies ein Moment war, in dem kollektiv die Angst überwunden wurde, dass sie aber durch ihren Fußballaktivismus schon vorher eine Menge Erfahrung mit Straßenkämpfen hatten. In Deutschland haben Ultra-Gruppen von Bayern München und dem 1. FC Nürnberg in den letzten Jahren die von den Vereinsführungen verdrängte Arisierung der Clubs und die Entfernung jüdischer Mitglieder nach 1933 aufgearbeitet und dafür gesorgt, dass heute an den von den Nazis aus dem Amt gedrängten Bayern-Präsident Kurt Landauer und den Nürnberger Trainer Jenö Konrad erinnert wird.
Dass Fußball mehr sein
kann als ein Spiel, zeigen auch weniger spektakuläre
Beispiele aus der Mai-ila, etwa die Nutzung des
„unverdächtigen“ Fußballs für Treffen zur Vorbereitung
gemeinsamer Aktionen in argentinischen Betrieben oder
auf dem Höhepunkt der Repression in El Salvador, um
Leute für den Kampf in der Illegalität fit zu machen.
Oder die Ansätze von Jugendlichen in Bolivien und
Feministinnen in Argentinien, sich konsequent der
männlich-patriarchalen Logik von Sieg und Niederlage
zu verweigern und Fußball als kollektive Aktion zu
betrachten, die vor allem der Stärkung
gemeinschaftlichen Handelns dienen soll.
Fußball ist zwar in den
meisten Ländern Lateinamerikas der populärste Sport
(außer in Cuba, Nicaragua, Panama, Venezuela, Puerto
Rico und der Dominikanischen Republik wo béisbol
mehr Fans hat). Aber Sport in Lateinamerika besteht
längst nicht nur aus Fußball. Bei unsere Recherchen
sind wir auf sportliche Aktivitäten gestoßen, die nur
wenige Menschen betreiben, dies aber mit großem
Engagement. Gleichzeitig erzählt die Innen- und
Außenwahrnehmung dieser Sportarten und AthletInnen
viel über die Gesellschaften, in denen sie praktiziert
werden.
Der Schwerpunkt "Fußball & Co. - Sport in Lateinamerika" der ila 405 hat einen Umfang von 32 Seiten (das gesamte Heft 60 Seiten) und kann zum Preis von 6,00 Euro bei der ila (Heerstraße 205, 53111 Bonn, Tel 0228-658613, E-Mail vertrieb@ila-bonn.de oder über die website www.ila-web.de bestellt werden. Auf der website finden sich wie immer das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe und als Leseproben einige Artikel aus der Printausgabe.
Aktuelle Aboprämien
Prämie 1
Wer Beton sät, wird Zorn
ernten. Mexikos Umweltbewegung von unten. Dokumentation
von Luis Hernández Navarro
Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen und der
Basiswiderstand gegen die fortschreitende Zerstörung
der Umwelt sind Thema dieses Buches. Dargestellt wird
die opferreiche, zum Teil von Erfolg gekrönte
Verhinderung der Abholzung von Wäldern, der
Privatisierung des Trinkwassers, die Verhinderung
industrieller Megaprojekte und der Widerstand gegen
eine Landwirtschaft, die schwere Gesundheitsschäden
für die Bevölkerung nach sich zieht. Die im Buch
dokumentierten Fälle sind Beispiele von Konflikten
größeren Ausmaßes.
Lesen Sie dazu:
Prämie 2
Luiz Ruffato, Teilansicht der
Nacht. Vorläufige Hölle, Band 3
Luiz Ruffatos fünfbändiges Romanprojekt »Vorläufige
Hölle« ist ein historisches Porträt Brasiliens auf dem
Weg von der Agrargesellschaft in das postindustrielle
Zeitalter aus der Perspektive der arbeitenden,
gewöhnlichen Menschen.
Auch im dritten Band des Romanwerks, der auf dem
Hintergrund der 1970er Jahre zwischen Militärdiktatur,
Pop und vermeintlichem Fortschritt im brasilianischen
Hinterland spielt, vermischen sich Fiktion und
Erinnerung, staunende Kinderaugen und das Delirium
Sterbender zu einem kraftvollen Tableau all der
unspektakulären Leben, die eine Gesellschaft
ausmachen.
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Prämie 3
Paco Ignacio Taibo II, Die
Yaqui. Indigener Widerstand und ein vergessener
Völkermord
Paco Ignacio Taibo II zeichnet in diesem Buch ein
umfassendes Porträt der Yaqui, ihrer Geschichte und
Kultur und schildert den 42 Jahre währenden Kampf
ihrer Guerilla-Einheiten um Land und Freiheit gegen
den Zugriff der mexikanischen Regierung. Mit der
Rekonstruktion ihrer Geschichte hebt er darüber hinaus
einen vergessenen Genozid ins Bewusstsein.
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Prämie 4
Rio de Janeiro: CIDADE EM JOGO
– Umsiedlungen, Militarisierung und Proteste
Aus der Perspektive von sechs FotografInnen – AF
Rodrigues, Elisângela Leite, Kátia Carvalho, Luiz
Baltar, Rosilene Miliotti und Thiago Diniz – werden in
diesem Buch die Umsiedlungen ganzer Wohnviertel und
die Militarisierung der Favelas in Rio de Janeiro im
Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2016
aufgegriffen, aber auch gezeigt, wie die Bevölkerung
seit Jahren auf den Straßen Widerstand leistet und
Teilhabe einfordert.
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