Dienstag, 23. Mai 2017
Hamburg: Gipfel der G20 7./8. Juli 2017“
Gipfelproteste nach dem Empire: Hafenblockade, linke Gegenentwürfe und
Organisationsfrage - wozu die G20-Protesttage in Hamburg gut sein
sollten
"Im Bewegungsblog des neuen deutschland warfen Tadzio Müller
(Rosa-Luxemburg-Stiftung) und Alexis Passadakis (attac) am 7. April
die Frage auf, warum die (außerparlamentarische) Linke im Juli gegen
das G20-Gipfeltreffen in Hamburg mobilisiert. Nach der
Weltwirtschaftskrise von 2008, so ihr Argument, sei die Hegemonie des
Neoliberalismus gebrochen. Mit dem Bewegungszyklus der letzten Jahre
sei zudem das linke Projekt wieder sichtbar geworden. Gipfelproteste
seien, anders als in den 2000er Jahren, daher vor allem ineffektiver
Symbolismus (...) Dem wäre entgegenzuhalten, dass linke Bewegungen
nicht grundsätzlich von der Krise des Neoliberalismus profitieren
konnten. Das politische Feld wird vielmehr von einer verschärften
neoliberalen Austeritätspolitik einerseits und einer
neofundamentalistischen bzw. reaktionären Tendenz andererseits
bestimmt. (...) Langfristig wird es darum gehen, dass wir die
Erfahrungen aus den Mobilisierungen gegen G20 in unseren
Bewegungszusammenhängen zur Konstitution einer »Bewegung der
Bewegungen« nutzen. Davon sind wir heute noch weit entfernt, doch wird
diese strategische Übereinkunft im Angesicht der regressiven Tendenzen
immer dringlicher. (...) Für die Mobilisierungen gegen G20 bedeutet
das, dass beim Experimentieren mit der Protestform der Widerspruch von
Kapital und Arbeit berücksichtigt werden muss. So wäre etwa mit einer
Hafenblockade als Hafenstreik eine neue Qualität in breitem zivilen
Ungehorsam gewonnen. Die Bewegung in Frankreich letztes Jahr gegen das
neue Arbeitsgesetz (Loi Travail) konnte einzelne Momente des
Zusammenschlusses von »Multituden-Subjekten« und Arbeiterklasse in
Blockade und Streik sichtbar machen: Streik innen, Blockade außen,
Zustimmung drumherum. Das könnte auch eine Weiterentwicklung für
»zivilen Ungehorsam« sein, der in Massenbewegungen wirklichen
ökonomischen Schaden anrichtet und politische Wirkung entfaltet."
Diskussionsbeitrag David Doell vom 16. Mai 2017 in ak - analyse &
kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis Nr. 627
http://www.akweb.de/ak_s/ak627/34.htm
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