Rarámuri kämpfen um ihren Wald und ihr Territorium
Von Gerold Schmidt, Ceccam
(Mexiko-Stadt, 27. Mai 2017).- Die Gemeinde Bosques San
Elias Repechique in der Sierra Tarahumara im Landkreis
Bocoyna, Bundesstaat Chihuahua, wehrt sich gegen das
Fällen Tausender Bäume auf ihrem angestammten
Territorium. Die Rarámuri-Vertreter*innen klagen die
mexikanische Umweltbehörde Profepa an, nur eine
oberflächliche Kontrolle des Holzschlags durchzuführen
und sich zu weigern, Gemeindemitglieder bei einer
gründlichen Begehung des Territoriums zu begleiten. Das
Umweltministerium Semarnat hat mehrere Genehmigungen für
den Holzschlag im Einzugsgebiet der Gemeinde erteilt.
Doch die Rarámuri machen geltend, dass dabei häufig
weder vorgesehene Abstände zu Bächen und Quellen noch
die vorgeschriebene Distanz zwischen den Bäumen
eingehalten werden.Zudem würde das Holz mit Lastern von
Personen mit „falschen Papieren“ aus anderen Landkreisen
abtransportiert. Dabei würden die LKW nur mit den großen
Stämmen beladen, nicht verwertbares Holz aber
zurückgelassen. Dies erhöhe die Brandgefahr. Erst Ende
April war an einer Stelle, an der die Gemeinde Anfang
des Jahres den Holzlastern mit einer Blockade die Zu-
und Abfahrt versperrt hatte, ein Brand ausgebrochen, der
nach Schätzungen auf etwa 40 Hektar Wald übergriff. Die
Rarámuri schließen Brandstiftung nicht aus.
Der Holzschlag ist nicht neu. Die Bewohner*innen von
Bosques San Elias Repechique beobachten seit Jahren,
wie der Waldbestand auf ihrem Territorium schrumpft
und zerstört wird. Eine richterliche Suspendierung der
Holzschlagaktivitäten von Anfang April dieses Jahres
wird von den privaten Holzschlägern nach Aussage der
Rarámuri nicht respektiert. Für die Profepa und das
Umweltministerium ist jedoch alles in Ordnung,
Verstöße werden abgestritten. „Wir verstehen den
doppelten Diskurs der Behörden nicht. Sie sagen, die
Naturressourcen müssen geschützt werden, aber erteilen
die Genehmigungen für deren Ausbeutung, ohne auf die
Gesetze zu achten.“
Behörden vergaben private Besitztitel
Angesichts der Verweigerungshaltung der Behörden
führen die Rarámuri seit Monaten eine eigene
Baumzählung durch. Sie dokumentieren die vorgefundenen
Schäden und Verstöße mit Fotos und sind zuletzt
verstärkt an die Öffentlichkeit gegangen. Die
Situation des Territoriums der Gemeinde Bosques San
Elias Repechique wird durch umstrittene
Besitzverhältnisse kompliziert.
Im Rahmen von zwei erfolgreichen Gerichtsklagen gegen
den Bau eines Flughafens und eine Gaspipeline auf ihrem
Territorium wurde den Rarámuri in den vergangenen Jahren
ihr kollektiver Anspruch auf das angestammte, seit
Jahrhunderten von ihnen bewohnte Territorium und ein
entsprechendes Entscheidungsrecht über dessen Nutzung
zugesprochen. Gleichzeitig vergaben die Behörden in den
vergangenen Jahrzehnten aber private Besitztitel an
Personen, die nicht zur Gemeinde gehören. Diese leben
meist nicht einmal auf dem Territorium, aber machen Land
und dessen Ausbeutung für sich geltend. Die vom
Umweltministerium erteilten Genehmigungen für die Wald-
und Holznutzung sind ein Beispiel dafür.https://www.npla.de/poonal/raramuri-kaempfen-um-ihren-wald-und-ihr-territorium/
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