Mindestens acht Tote bei
Zusammenstößen mit der Polizei, davon sieben
erschossen. Zahlreiche Verletzte, 25 Personen werden
vermisst. Journalist ermordet
amerika21
Nochixtlán, Oaxaca/Mexiko-Stadt. Im
süd-mexikanischen Bundesstaat Oaxaca ist es am Sonntag zu
gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Schusswaffengebrauch
zwischen den seit Mitte Mai streikenden Lehrern und der
Polizei gekommen. Laut dem lateinamerikanischen
Nachrichtensender Telesur unter Berufung
auf die Lehrergewerkschaft CNTE sind dabei mindestens 13
Menschen getötet und mehr als einhundert verletzt worden. 25
Protestierende gelten demnach noch immer als vermisst. Im
Gespräch mit einem Telesur-Korrespondenten hat die CNTE auf
externe Gruppen von Provokateuren hingewiesen
[4], die vor Ort gewesen
seien, um die Polizeigewalt rechtfertigen zu können. Die
Behörden sprechen von acht Toten und der Beteiligung von
"merkwürdigen Gruppen" an den Ausschreitungen.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Bundespolizei,
dem Sekretär für öffentliche Sicherheit und der
Staatsanwaltschaft Oaxaca erklärten
[5] die Behörden am
Montag, die Identität der Verantwortlichen für die Morde
nicht zu kennen. Acht Personen seien am Sonntag ums Leben
gekommen, davon sieben mit Schussverletzungen, darunter kein
Lehrer. Man habe aber feststellen können, dass sich
"merkwürdige Gruppen" gewaltsam am Protest beteiligten, die
nichts mit der CNTE zu tun hätten. Sollte es sich
bewahrheiten, dass die Polizei das Feuer eröffnet hat, wie
die CNTE behauptet, werden die zuständigen Bundes- und
Provinzbehörden die Verantwortung für den Einsatz
übernehmen, so die offiziellen Sprecher. Die nationale
Kommission für Menschenrechte (CNDH) hatte bereits zuvor angekündigt
[6], alle Informationen
zu sammeln um die Verantwortlichen der Morde und Verletzten
ausfindig zu machen.
Der Protest eskalierte, als die Polizei versuchte, eine
Straßensperre in Nochixtlán im Bundesstaat Oaxaca zu räumen.
Mindestens acht Menschen starben, 108 wurden verletzt, davon
sind
laut [7] dem
Nachrichtenportal Aristegui Noticias 53 Personen zivile
Opfer und 55 Angehörige der Polizei. Zahlreiche Menschen
wurden verhaftet. Die Lehrergewerkschaft CNTE sprach in
einer am Sonntag Nachmittag veröffentlichten Mitteilung von
einem absichtlich verübten "Massaker", während die Nationale
Sicherheitskommission CNS behauptete, die Polizisten seien
nicht bewaffnet gewesen. Bald darauf kursierten in sozialen
Netzwerken Fotos und Videos, die das Gegenteil zeigten
[8]. Die Bundespolizei räumte
[7] daraufhin den
Gebrauch der Waffen ein, gab aber in einer Erklärung an, die
Gewalt sei von bewaffneten Gruppen ausgegangen, die sich mit
dem Streik der Pädagogen solidarisiert hätten.
Auch bei der Identität der Toten unterscheiden sich die
Versionen: Während die Polizei betonte, unter den Opfern
befänden sich keine Lehrer, erklärte die Gewerkschaft am
Sonntag, unter den zunächst sechs bestätigten Todesopfern
seien mindestens zwei. Auf einer Kundgebung als Reaktion auf
die Gewalt sprach die Gewerkschaft am Montag zunächst von
neun Todesopfern und gab laut dem Magazin "Proceso" auch
deren Namen bekannt.
Ebenfalls am Sonntag wurde der Journalist Elidio Ramos
Zárate ermordet
[9], als er im 200
Kilometer entfernten Juchitán über die dortigen Proteste
berichtete. Der für die Tageszeitung "El Sur del Istmo"
tätige Ramos wurde von Unbekannten erschossen. Laut seinem
Vorgesetzten hatte er im Vorfeld Drohungen erhalten.
Bezüglich der Vermissten gibt der Präsident des
Menschenrechtsverbandes Liga Mexicana de Derechos Humanos,
Adrián Ramírez, an, es geschehe seitens der Polizei oft,
dass festgenommene Personen erst mehrere Stunden später
offiziell registriert werden, nachdem sie in behördliche
Einrichtungen gebracht wurden.
In der Hauptstadt hatten indes bereits am Samstag Tausende
friedlich gegen die Bildungsreform der Regierung von
Präsident Enrique Peña Nieto demonstriert. Zu der zentralen
Kundgebung in Mexiko-Stadt hatte eine Vielzahl sozialer
Organisationen aufgerufen. Laut
[10] den Organisatoren
haben sich daran mehr als 14.000 Menschen beteiligt. Bereits
am Freitag hatte es gewaltsame Ausschreitungen in Oaxaca
gegeben.
Proteste gegen die Reform gibt es schon seit 2013, doch
erst mit der erneuten Mobilisierung am 15. Mai durch die
CNTE und einem anschließenden Protest-Camp im Herzen der
Hauptstadt rückte das Thema wieder in den öffentlichen
Fokus. In den letzten Wochen verhärteten sich die Fronten
zusehends. Vor wenigen Tagen wurden zudem zwei prominente
Führer der Gewerkschaft, Rubén Nuñez und Francisco
Villalobos, unter dem Vorwurf der Geldwäsche verhaftet.
Die Gewerkschaft fordert einen "Runden Tisch" mit dem
Bildungsminister und weiteren Regierungsvertretern, um die
Bildungsreform zu diskutieren. Sie kritisiert, dass die
Reform die Privatisierung des Bildungssystems vorantreibt
und sich damit die Arbeitsbedingungen des Lehrpersonals
verschlechtern. Die CNTE ist nicht gegen eine
Bildungsreform, die das prekäre Bildungsniveau im Land
verbessert, will aber mitbestimmen können.
Währenddessen geht der Protest weiter: In insgesamt acht
Bundesstaaten werden wichtige Verbindungsstraßen nach wie
vor mit Straßensperren blockiert.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/christina-bell
[2] https://amerika21.de/autor/denis-mainka
[3] http://desinformemonos.org.mx/muertos-y-heridos-durante-ataque-policiaco-en-nochixtlan-la-poblacion-se-repliega-y-resiste/
[4] http://www.telesurtv.net/news/8-muertos-22-desaparecidos-y-decenas-de-heridos-en-Oaxaca-20160620-0014.html
[5] http://www.animalpolitico.com/2016/06/el-gobierno-acepta-que-hubo-8-muertos-en-nochixtlan-y-vuelve-a-culpar-a-grupos-extranos
[6] http://www.proceso.com.mx/444574/investiga-la-cndh-hechos-violencia-en-oaxaca
[7] http://aristeguinoticias.com/2006/mexico/oaxaca-6-muertos-y-108-heridos-tras-choques-entre-pf-y-cnte/
[8] https://www.youtube.com/watch?v=ShyJubjTR08
[9] http://www.animalpolitico.com/2016/06/hombres-armados-asesinan-al-reportero-elidio-ramos-zarate-en-juchitan-oaxaca/
[10] http://www.somoselmedio.org/content/m%C3%A1s-de-mil-%C2%A0granaderos-impidieron-el%C2%A0paso-la-marcha-de-la-cnte
[11] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F06%2F154826%2Flehrerprotest-mehrere-tote&title=Eskalation%20bei%20Lehrerprotesten%20in%20Mexiko%20fordert%20mehrere%20Todesopfer&description=Nochixtl%C3%A1n%2C%20Oaxaca%2FMexiko-Stadt.%20Im%20s%C3%BCd-mexikanischen%20Bundesstaat%20Oaxaca%20ist%20es%20am%20Sonntag%20zu%20gewaltsamen%20Auseinandersetzungen%20mit%20Schusswaffengebrauch%20zwischen%20den%20seit%20Mitte%20Mai%20streikenden%20Lehrern%20und%20der%20Polizei%20gekommen.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/christina-bell
[2] https://amerika21.de/autor/denis-mainka
[3] http://desinformemonos.org.mx/muertos-y-heridos-durante-ataque-policiaco-en-nochixtlan-la-poblacion-se-repliega-y-resiste/
[4] http://www.telesurtv.net/news/8-muertos-22-desaparecidos-y-decenas-de-heridos-en-Oaxaca-20160620-0014.html
[5] http://www.animalpolitico.com/2016/06/el-gobierno-acepta-que-hubo-8-muertos-en-nochixtlan-y-vuelve-a-culpar-a-grupos-extranos
[6] http://www.proceso.com.mx/444574/investiga-la-cndh-hechos-violencia-en-oaxaca
[7] http://aristeguinoticias.com/2006/mexico/oaxaca-6-muertos-y-108-heridos-tras-choques-entre-pf-y-cnte/
[8] https://www.youtube.com/watch?v=ShyJubjTR08
[9] http://www.animalpolitico.com/2016/06/hombres-armados-asesinan-al-reportero-elidio-ramos-zarate-en-juchitan-oaxaca/
[10] http://www.somoselmedio.org/content/m%C3%A1s-de-mil-%C2%A0granaderos-impidieron-el%C2%A0paso-la-marcha-de-la-cnte
[11] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F06%2F154826%2Flehrerprotest-mehrere-tote&title=Eskalation%20bei%20Lehrerprotesten%20in%20Mexiko%20fordert%20mehrere%20Todesopfer&description=Nochixtl%C3%A1n%2C%20Oaxaca%2FMexiko-Stadt.%20Im%20s%C3%BCd-mexikanischen%20Bundesstaat%20Oaxaca%20ist%20es%20am%20Sonntag%20zu%20gewaltsamen%20Auseinandersetzungen%20mit%20Schusswaffengebrauch%20zwischen%20den%20seit%20Mitte%20Mai%20streikenden%20Lehrern%20und%20der%20Polizei%20gekommen.&language=de_DE&category=text
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