Die Bakterien werden zwar zum größten Teil abgetötet, doch können überlebende Bakterien Schutzmaßnahmen entwickeln und diese genetische Immunität weitergeben.
Quelle: Arbeit-Zukunft vom 5. Juli 2016
Der schottische Bakteriologe Alexander Fleming experimentierte 1928 mit Erregerkulturen und bemerkte, dass eine Probe mit Schimmelpilz verunreinigt war. Im Begriff diese zu entsorgen, bemerkte er zufällig, dass der Schimmelpilz in der Lage war die Bakterienkulturen zu verdrängen. Der Pilz hatte wohl die Fähigkeit Substanzen zu erzeugen, die tödlich für Bakterien sind. In weiteren Versuchen zeigte sich, dass sie aber ungiftig für Tiere sind. Erst viel später, im Verlauf des Weltkrieges, wurden seine Forschungsergebnisse wieder aufgenommen und führten zum ersten Antibiotikum Penicillin.Dabei hatte man schon im Mittelalter schimmelige Lappen auf Wunden gelegt um Infektionen vorzubeugen und sogar im alten Ägypten konnte die Verwendung von antibakteriellen Wirkstoffen nachgewiesen werden. 1940 gelang ein Tierversuch und verhalf dem Penicillin zum Durchbruch. Hier wurde eine Gruppe von 50 Ratten mit einer tödlichen Dosis Streptokokken infiziert. Die Hälfte der Ratten bekam Penicillin und bis auf ein Tier überlebten alle. Die Tiere der unbehandelten Gruppe verstarben dagegen. Ein Jahr darauf wurde es am Menschen getestet. Ein 43-jähriger Polizist hatte sich durch eine Verletzung bei der Gartenarbeit eine Blutvergiftung zugezogen. Nach fünf Tagen der Behandlung waren die Krankheitssymptome verschwunden, doch leider war der Vorrat an Penicillin aufgebraucht. Einen Monat später verstarb der Patient dann doch, womit schon das grundlegende Problem der Antibiotika zu Tage trat. Die Bakterien werden zwar zum größten Teil abgetötet, doch können überlebende Bakterien Schutzmaßnahmen entwickeln und diese genetische Immunität weitergeben. Das ist auch der Grund weshalb man Antibiotika immer über einen längeren Zeitraum geben muss.
Diese antibiotikaresistenten Bakterien sind das Problem, das man selbst verursacht hat. Denn immer mehr antibiotische Medikamente verlieren ihre Wirksamkeit und die sehr teure Entwicklung von neuen Antibiotika kann im Wettlauf mit der Resistenzfähigkeit der Bakterien nicht Schritt halten. Wenn bei einem Patienten alle Antibiotika wirkungslos sind gibt es für diesen Notfall z.B. noch ein Reserve Antibiotikum: Colistin. Doch auch hier wurde schon von einer 49-jährigen Frau in den USA berichtet, bei der eine Colistin-resistente Infektion diagnostiziert wurde.
Die Berliner Zeitung berichtete am 2.6.2015 von einer Studie, die voraussagt, dass die Zahl der Menschen, die an multiresistenten Bakterien versterben von weltweit derzeit 700.000 auf 10.000.000 bis zum Jahr 2050 ansteigen kann. Besonders problematisch sind Krankenhauskeime. Laut DGK (Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene) infizieren sich jedes Jahr in Deutschland 800.000 Menschen in Kliniken. Für rund 40.000 Patienten endet der Verlauf tödlich. Man geht davon aus, dass 10 Prozent der Krankenhauskeime multiresistent sind, wie der MRSA Erreger, der immer wieder in Pressemeldungen genannt wird, wenn aufgrund mangelnder Krankenhaushygiene Patienten verstarben. So stehen die Chancen einer erfolgreichen E coli Behandlung bei nur 1:10. Damit mutieren Krankenhäuser zu gefährlichen Orten, denn wer will sich schon dem Risiko aussetzen, sich im Rahmen einer harmlosen Darmspiegelung mit multiresistenten Keimen zu infizieren.
Die Bedrohung durch Superbakterien ist allein auf den massenweisen und teils vollkommen unnötigen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen. Rund einem Drittel der Krankenversicherten wird jährlich ein Antibiotikum verschrieben, wovon wiederum 30 Prozent aus medizinischer Sicht unangebracht sind. Über Ausscheidungen gelangen Antibiotika und Derivate in den Wasserkreislauf. Man geht davon aus, dass in der Humanmedizin jährlich zwischen 250 und 300 Tonnen eingesetzt werden. In der Tiermedizin ist die Lage noch dramatischer. Zum einen, da man festgestellt hat, dass sich durch die Gabe von Antibiotika eine schnellere Gewichtszunahme in der Tiermast erzielen lässt und zum anderen ist durch die Massentierhaltung die bakteriologische Belastung zwangsläufig sehr hoch. Vor allem in der Schweinemast, in der Hühnerhaltung und auch in Fischfarmen. Vergleiche zu einer artgerechteren Tierhaltung zeigen, dass dort der Einsatz von Antibiotika viel geringer ist. Hier zeigt sich wieder der kapitalistische Grundsatz, dass nur der Profit des Einzelnen zählt, aber die unüberschaubaren Folgekosten auf die Gesellschaft abgewälzt werden.
Dabei sind Bakterien nicht unsere Feinde. Ohne Bakterien könnte kein Mensch leben. Man geht davon aus, dass im gesunden menschlichen Darm 100 Billionen Bakterien leben, zehnmal so viel wie der Körper Zellen hat. Das ist ein gutes Kilo von über 500 Bakterienstämmen die in perfekter Symbiose mit dem Menschen leben und uns helfen die Nahrung überhaupt verwertbar für uns zu machen. Doch Antibiotika unterscheiden nicht zwischen guten und schlechten Bakterien, weshalb eine Antibiotika Behandlung des Menschen immer mit Nebenwirkungen verbunden ist. Der Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Diabetes nach der Einnahme von Antibiotika muss weiter erforscht werden. Der beste Schutz ist, wie bei jeder Krankheit, ein gutes Immunsystem. Mit einer gesunden Lebensweise und vor allem einer guten Ernährung kann man wirksam vorbeugen. So sind auch natürliche Antibiotika, wie zum Beispiel Knoblauch, Ingwer oder im Einzelfall kolloidales Silber eine Alternative. (JT)
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