Mittwoch, 27. Juli 2016

Wieder Journalist in Mexiko ermordet

27.07.2016

 

Von
, Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt.
 Fast genau ein Jahr nach dem Mehrfachmord an dem Fotoreporter Rubén Espinosa, der Aktivistin Nadia Vera und zwei weiteren Frauen in einer Wohnung in Mexiko-Stadt ist vergangene Woche im Bundesstaat Veracruz Pedro Tamayo Rosas erschossen worden. Tamayo ist der 17. Journalist, der in der laufenden sechsjährigen Amtszeit (2010-2016) von Gouverneur Javier Duarte ermordet wurde.
Der 43-jährige wurde bereits Anfang des Jahres bedroht [3], woraufhin er für ein paar Tage untertauchte und mit seiner Familie den gemeinsamen Wohnort in Tierra Blanca verließ. Zuvor recherchierte er über den Fund geheimer Massengräber in der Region. Der Umzug geschah als Sicherheitsmaßnahme unter der Aufsicht der veracruzanischen Staatlichen Kommission für den Schutz für Journalisten. Der Reporter wurde in deren Schutzprogramm aufgenommen. Doch Tamayo kehrte kürzlich nach Tierra Blanca zurück, und arbeitete weiterhin für diverse lokale Zeitungen und Medien. Unter dem Pseudonym "En la línea del fuego" berichtete [4] er für das Blatt El Piñero de la Cuenca über Verbrechen und Gewalttaten in der Gegend, die von der kriminellen Organisation Los Zetas kontrolliert wird. Seit seiner Rückkehr patrouillierten routinemäßig Polizeiwagen um sein Haus.
Roberto Hernández, Chefredakteur von El Piñero de la Cuenca, sagte Tage nach dem Mord in einem Interview [5], dass die Sicherheitsmaßnahmen "nichts gebracht haben, da diejenigen, die ihn beschützen sollten, nur ein oder zweimal die Woche Patrouille fuhren." Die Zeitung Crónica Veracruz schreibt [6] sogar, dass eine Polizeipatrouille eine Ecke weiter stationiert war, jedoch nichts unternahm, um den Mord zu verhindern. Und dass die eintreffenden Polizeibeamten, laut Aussagen der Familie, eine falsche Adresse gegenüber dem Roten Kreuz angaben, sodass Tamayo bereits tot war, als die Sanitäter verspätet ankamen.
Der Mord an Tamayo ist "ein Zeichen dafür, dass der Schutzmechanismus nicht funktioniert", erklärt Sandra Parargo von Artículo 19, einer Organisation, die sich weltweit für die Pressefreiheit einsetzt, gegenüber amerika21. Vor vier Jahren wurden zwar vom Innenministerium besagter Schutzmechanismus für Journalisten und seitens der Generalstaatsanwaltschaft eine spezielle Staatsanwaltschaft eingerichtet, aber heute seien "die Dinge praktisch schlechter" als 2012. Hinzu kommt, dass alle 21 Morde in Veracruz straffrei geblieben sind. Auch wenn im jetzigen Fall von Tamayo noch nicht abschließend gesagt werden kann, wer hinter der Tat steckt, stellt Parargo klar: "Die Hauptstörer gegen die Presse in Veracruz sind die Staatsbeamten."
Vor drei Jahren kritisierten 88 Länder, darunter auch Deutschland, im Rahmen einer Sitzung der Vereinten Nationen Mexiko für die eklatante Gewaltsituation gegen Journalisten. "Wir empfehlen Mexiko, dass Menschenrechtsverteidiger und Journalisten geschützt und keinen Diffamierungen ausgesetzt werden. Der Schutzmechanismus muss adäquat geschaffen werden", hieß [7] es damals.
Offensichtlich haben die diplomatischen Rügen wenig gebracht: Heute ist Veracruz die gefährlichste Region weltweit für die Ausübung des Journalistenberufs. 
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Veröffentlicht auf amerika21 (https://amerika21.de)

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