Landesweite Proteste gegen Bildungsreform. Minister verweigert Gespräche. Lehrkräfte bitten Senat um Vermittlung. Mahnwache in der Hauptstadt
Von
Leticia
Hillenbrand [1]
amerika21
Mexiko-Stadt. In Mexiko setzen Lehrer und Professoren einen seit fast zwei Wochen anhaltenden landesweiten Streik gegen die Bildungsreform der Regierung fort. Trotz eines massiven Polizeieinsatzes hält die Nationale Unabhängige Lehrergewerkschaft (CNTE) derzeit eine Mahnwache im Zentrum von Mexiko-Stadt ab. Zuvor waren am Mittwoch Lehrkräfte aus dem ganzen Land angereist, um den Senat zu ersuchen, einen Dialog mit der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto zu ermöglichen. Die Pädagogen betonen [3], dass sie ihre Mahnwache nicht aufheben werden, bis die Regierung auf Verhandlungen eingeht. Laut CNTE haben bereits mindestens 25.000 Menschen im Bildungswesen ihren Arbeitsplatz verloren.
Die Aktion begann bereits in der Nacht zum Donnerstag,
nachdem die Protestierenden Senat und Regierung - teils
unter Tränengas der Polizei - ein Dokument aushändigten, in
dem sie ihre Ablehnung der Bildungsreform begründen und um
die Möglichkeit eines offenen Dialogs mit der Regierung
bitten. Anschließend postierten sich die Lehrkräfte vor dem
Bildungsministerium, wo die Zusammenkunft von der
Bundespolizei aufgelöst wurde. Daraufhin verlegten die
Lehrer ihre Mahnwache in den Park La Ciudadela, mitten im
historischen Zentrum der Hauptstadt.
Die unabhängige Gewerkschaft fordert einen runden Tisch mit
dem Bildungsminister und weiteren Vertretern der Regierung,
um über die 2013 initiierte Bildungsreform zu diskutieren.
Die Dozenten kritisieren, dass die Reform die Privatisierung
des Bildungssystems vorantreibt und sich damit die
Arbeitsbedingungen der Lehrer und Professoren
verschlechtern. Sie beinhaltet Leistungskontrollen, darunter
eine standardisierte Prüfung aller Lehrer, die weder dem
sozialen und alltäglichen Arbeitsumfeld der Pädagogen noch
der kulturellen und sprachlichen Vielfalt der Schüler
Rechnung trägt. Die Mitglieder der CNTE sind nicht per se
gegen eine Bildungsreform, die das prekäre Bildungsniveau im
Land verbessert, wollen aber mitbestimmen können.
Den unbefristeten Streik gebe es auch wegen der 25.000
Entlassungen im Bildungssektor, die einen gravierenden
Rückschritt für das Bildungswesen des Landes bedeuten, erklärte
[4] CNTE-Mitglied José
Rangel. Die Initiative sei ein "Zwangsgesetz", das nur "den
Kampf im ganzen Land intensiviert und das Bildungssystem
Mexikos destabilisiert", stellte Rangel fest.
Bildungsminister Aurelio Nuño Mayer kündigte jedoch bereits
an, keine Gespräche mit den Pädagogen führen zu wollen, da
"sie mit ihren Aktionen den Dialog blockieren". Die
Bildungsreform wurde vom Parlament beschlossen und steht
daher nicht zur Debatte, so Nuño. Er warnte davor, dass
diejenigen Lehrer, die mehr als drei Mal hintereinander ohne
Entschuldigung nicht zur Arbeit erscheinen, sofort entlassen
werden können. "Diejenigen, die gegen diese Reform sind,
sind auch diejenigen, die ihre Privilegien behalten wollen",
fügte er an.
Im Bundesstaat Chiapas
[5] kam es indes zu
Auseinandersetzungen zwischen Lehrern, Eltern sowie Lokal-
und Bundespolizisten. Die Einsatzkräfte haben am Mittwoch
die Protestierenden mit Tränengas attackiert, als diese die
zwei wichtigsten Eingänge der kleinen Stadt Chiapa de Corzo
blockiert haben.
Am Donnerstag haben die Lehrkräfte zusammen mit Eltern
erneut gegen die Polizeigewalt protestiert und auf der
Straße ihren Kampf gegen die Bildungsreform fortgesetzt. Am
gleichen Tag blockierten sie trotz starker Polizeipräsenz
alle Zugänge zum Flughafen der Stadt Oaxaca im Süden des
Landes.
Die Lehrerschaft ist am 15. Mai in den Dauerstreik
getreten. Mittlerweile haben sich die Eltern der 43
verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa, Mitglieder
der Nationalen Gewerkschaft der Berg- und Metallarbeitern
sowie indigene Gemeinden aus dem Bundesstaat Guerrero dem
Arbeitskampf der Pädagogen angeschlossen
[6].
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/leticia-hillenbrand
[2] https://www.facebook.com/ZapoteRadio/photos/pb.127778507266598.-2207520000.1464358147./1179326968778408/?type=3&theater
[3] http://desinformemonos.org.mx/no-vamos-a-irnos-sin-establecer-una-mesa-de-dialogo-cnte/
[4] http://www.telesurtv.net/news/Maestros-piden-al-Senado-mexicano-dialogo-por-reforma-educativa-20160525-0058.html
[5] http://www.proceso.com.mx/441701/se-enfrentan-maestros-policias-en-chiapas
[6] http://suracapulco.mx/2/anuncian-que-unen-sus-luchas-maestros-familiares-de-desaparecidos-mineros-e-indigenas-frente-al-gobierno/
[7] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F05%2F153137%2Fmahnwache-gegen-bildungsreform&title=Lehrer%20in%20Mexiko%20gehen%20gegen%20Privatisierung%20der%20Bildung%20auf%20die%20Barrikaden&description=Mexiko-Stadt.%20In%20Mexiko%20setzen%20Lehrer%20und%20Professoren%20einen%20seit%20fast%20zwei%20Wochen%20anhaltenden%20landesweiten%20Streik%20gegen%20die%20Bildungsreform%20der%20Regierung%20fort.%20Trotz%20eines%20massiven%20Polizeieinsatzes%20h%C3%A4lt%20die%20Nationale%20Unabh%C3%A4ngige%20Lehrergewerkschaft%20%28CNTE%29%20derzeit%20eine%20Mahnwache%20im%20Zentrum%20von%20Mexiko-Stadt%20ab.&language=de_DE&category=text
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[3] http://desinformemonos.org.mx/no-vamos-a-irnos-sin-establecer-una-mesa-de-dialogo-cnte/
[4] http://www.telesurtv.net/news/Maestros-piden-al-Senado-mexicano-dialogo-por-reforma-educativa-20160525-0058.html
[5] http://www.proceso.com.mx/441701/se-enfrentan-maestros-policias-en-chiapas
[6] http://suracapulco.mx/2/anuncian-que-unen-sus-luchas-maestros-familiares-de-desaparecidos-mineros-e-indigenas-frente-al-gobierno/
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