31.12.2017
Mexiko-Stadt. In Mexiko hat die Nationale Menschenrechtskommission (Comisión Nacional de los Derechos Humanos, CNDH) die Untätigkeit von Präsident Enrique Peña Nieto in Bezug auf ein heftig umstrittenes Gesetz zur Nationalen Sicherheit kritisiert, das den massiven Einsatz der Armee im Land ermöglichen soll. Peña Nieto habe damit die Chance auf einen "ehrlichen und breit gefassten Dialog" mit der Bevölkerung verspielt. Mit einer Debatte hätten Meinungen aufgenommen und die Menschen informiert werden können. Die CNDH bekräftigte, dass mit dem neuen Gesetz zur Inneren Sicherheit "grundlegende Rechte und Freiheiten der Mexikaner untergraben werden können", schreibt [3] die Nachrichtenseite Aristégui Noticias.
Weiter heftige Kritik an Gesetz zur Inneren Sicherheit in Mexiko
Von
René
Thannhäuser [1]
amerika21
Mexiko-Stadt. In Mexiko hat die Nationale Menschenrechtskommission (Comisión Nacional de los Derechos Humanos, CNDH) die Untätigkeit von Präsident Enrique Peña Nieto in Bezug auf ein heftig umstrittenes Gesetz zur Nationalen Sicherheit kritisiert, das den massiven Einsatz der Armee im Land ermöglichen soll. Peña Nieto habe damit die Chance auf einen "ehrlichen und breit gefassten Dialog" mit der Bevölkerung verspielt. Mit einer Debatte hätten Meinungen aufgenommen und die Menschen informiert werden können. Die CNDH bekräftigte, dass mit dem neuen Gesetz zur Inneren Sicherheit "grundlegende Rechte und Freiheiten der Mexikaner untergraben werden können", schreibt [3] die Nachrichtenseite Aristégui Noticias.
Mitte Dezember hat der mexikanische Senat das von Präsident
Peña Nieto und seiner Regierungspartei Partei der
Institutionellen Revolution (Partido Revolucionario
Institucional, PRI) vorgeschlagene Gesetz zur Innern
Sicherheit verabschiedet.
Am 30. November hatte bereits die Abgeordnetenkammer dem
Gesetz zugestimmt. Neben den Abgeordneten der PRI und ihren
Verbündesten der Grünen Partei verhalfen auch die Stimmen
von Abgeordneten der Oppositionsparteien zu den nötigen
Mehrheiten. So gaben auch Abgeordnete der konservativen
Partei der Nationalen Aktion (Partido Acción Nacional, PAN)
und der sich als links verstehenden Partei der
Demokratischen Revolution (Partido de la Revolución
Democrática, PRD) ihre Zustimmung [4].
Aufsehen erregte die Zustimmung der konservativen Partei
der Sozialen Begegnung (Partido Encuentro Social, PES), die
sich erst vor wenigen Tagen mit dem Linksbündnis Partei der
Nationalen Erneuerung (Movimiento Regeneración Nacional,
Morena) auf eine Kooperation für die im Jahr 2018
stattfindenden Wahlen geeinigt hatte [5]. Morenas Kandidat Andrés
Manuel López Obrador wird für die 2018 anstehenden
Präsidentschaftswahlen gute Erfolgschancen zugesprochen.
Das verabschiedete Gesetz regelt die polizeilichen
Kompetenzen der mexikanischen Streitkräfte in der
Kriminalitätsbekämpfung. Obwohl die mexikanische Verfassung
den Einsatz des Militärs im Inland verbietet, übernimmt es
gegenwärtig in Bereichen der Inneren Sicherheit und der
Katastrophenhilfe weitreichende Aufgaben. Die neuen
Richtlinien statten nun die Armee und Marine mit Rechten in
der Geheimdienstarbeit aus und gewähren Vollmachten in der
Gefahrenabwehr. Zudem erhält der Präsident umfangreiche Weisungsbefugnisse [6].
Raúl Benítez Manaut vom Zentrum für Nordamerikaforschung
der öffentlichen Universität (Universidad Nacional Autónoma
de México, UNAM) weist [7]jedoch
darauf hin, dass sich durch die neuen gesetzlichen
Regelungen "nichts ändern wird". Letztlich normalisiere und
verfestige die neue Regelung die jahrzehntelange Tradition
des Verfassungsbruches und des Scheiterns der Behörden im
Umgang mit dem organisierten Verbrechen. 1995 hatte der
damalige Präsident Ernesto Zedillo als Mittel der
Korruptionsbekämpfung die Mitglieder einer föderalen
Bundespolizei durch Militärpolizisten ersetzt. Im Jahr 2006
erklärte der damalige Präsident Felipe Calderón dem
organisierten Verbrechen den Krieg und entsandte das
Militär, um mit Waffengewalt gegen die Banden vorzugehen.
Während die Sicherheitsbehörden und weite Teile der Politik
in der zunehmenden Militarisierung des Landes das einzige
probate Mittel sehen um im Drogenkrieg gegen die Kartelle
die Oberhand zu gewinnen, verweisen Experten und
Menschrechtsorganisationen auf negative Entwicklungen. Seit
2006 sind mehr als 200.000 Menschen in Mexiko ums Leben
gekommen, mehrere Zehntausend sind verschwunden und
Hundertausende wurden vertrieben.
Wurde der Einsatz des Militärs zunächst sogar von Teilen
der Zivilgesellschaft begrüßt, da dem Militär im Gegensatz
zur korrupten Polizei ein größeres Vertrauen
entgegengebracht wurde, ist die Armee mittlerweile zu einem
weiteren Akteur im undurchsichtigen Geflecht von Kartellen,
Banden, Polizei und Staat geworden. So hat beispielsweise
das Kartell Los Zetas seine Ursprünge in Spezialkräften des
mexikanischen Militärs, die der berüchtigten
US-Militärakademie Western Hemisphere Institute for Security
Cooperation – auch bekannt als School of the Américas –
ausgebildet wurden und in den 90er Jahren zum Golf-Kartell überliefen [8]. Seitdem Los Zetas sich
vom Golf-Kartell trennten sind sie nicht nur durch ihre
Schulung und Bewaffnung, sondern auch durch ihre Brutalität
zu einem der größten Kartelle des Landes geworden.
Zum Ende des blutigsten Jahres in der jüngeren Geschichte
Mexikos verkündete [9] Präsident Peña Nieto,
die neuen Gesetze nicht vor einer Überprüfung durch das
Oberste Gericht anwenden zu wollen. Das Militär sprach
zeitgleich von einem "juristischen Meilenstein" und kündigte [10]an, sich den
Entscheidungen von Judikative und Legislative fügen zu
wollen. Angesichts
schwammiger Definitionen und Formulierungen, nicht
genauer benannter legislativer Kontrollmechanismen und
nicht genannter Aufgabenbegrenzungen für das Militär
fürchten Menschenrechtsorganisationen, Experten und
soziale Bewegungen Angriffe auf demokratische
Grundrechte. Ähnlich sieht es der Vertreter des Hohen
Kommissariats der Vereinten Nationen für Menschenrechte
(UNHCHR) in Mexiko, Jan Jarab, der eine Verfestigung von
Gewalt und Menschenrechtsverletzungen befürchtet [11].
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/rene-thannhaeuser
[2] https://www.flickr.com/photos/presidenciamx/15003636132
[3] https://aristeguinoticias.com/2712/mexico/lamenta-cndh-que-pena-nieto-promulgara-ley-de-seguridad-interior/
[4] https://twitter.com/MaricarmenNava/status/936383695270940672/photo/1?ref_src=twsrc%5Etfw&ref_url=http%3A%2F%2Fwww.animalpolitico.com%2F2017%2F11%2Fpan-prd-ley-seguridad-interior%2F
[5] http://www.animalpolitico.com/2017/12/morena-encuentro-social-alianza-congreso/
[6] http://www.animalpolitico.com/2017/11/seguridad-interior-ley-puntos-clave/
[7] http://www.bbc.com/mundo/noticias-america-latina-42363890
[8] http://expansion.mx/nacional/2011/07/05/el-origen-de-los-zetas-brazo-armado-del-cartel-del-golfo
[9] https://aristeguinoticias.com/2112/mexico/promulga-epn-ley-de-seguridad-interior-este-jueves-pero-espera-que-la-revise-la-corte/
[10] http://www.jornada.unam.mx/2017/12/28/politica/003n1pol
[11] http://www.proceso.com.mx/513278/aval-a-ley-seguridad-interior-petrifica-la-situacion-violencia-abuso-a-derechos-onu-dh
[12] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2017%2F12%2F192596%2Fmexiko-innere-sicherheit&title=Weiter%20heftige%20Kritik%20an%20Gesetz%20zur%20Inneren%20Sicherheit%20in%20Mexiko&description=Mexiko-Stadt.%C2%A0In%20Mexiko%20hat%20die%20Nationale%20Menschenrechtskommission%20%28Comisi%C3%B3n%20Nacional%20de%20los%20Derechos%20Humanos%2C%20CNDH%29%20die%20Unt%C3%A4tigkeit%20von%20Pr%C3%A4sident%20Enrique%20Pe%C3%B1a%20Nieto%20in%20Bezug%20auf%20ein%20heftig%20umstrittenes%20Gesetz%20zur%20Nationalen%20Sicherheit%20kritisiert%2C%20das%20den%20massiven%20Einsatz%20der%20Armee%20im%20Land%20erm%C3%B6glichen%20soll.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/rene-thannhaeuser
[2] https://www.flickr.com/photos/presidenciamx/15003636132
[3] https://aristeguinoticias.com/2712/mexico/lamenta-cndh-que-pena-nieto-promulgara-ley-de-seguridad-interior/
[4] https://twitter.com/MaricarmenNava/status/936383695270940672/photo/1?ref_src=twsrc%5Etfw&ref_url=http%3A%2F%2Fwww.animalpolitico.com%2F2017%2F11%2Fpan-prd-ley-seguridad-interior%2F
[5] http://www.animalpolitico.com/2017/12/morena-encuentro-social-alianza-congreso/
[6] http://www.animalpolitico.com/2017/11/seguridad-interior-ley-puntos-clave/
[7] http://www.bbc.com/mundo/noticias-america-latina-42363890
[8] http://expansion.mx/nacional/2011/07/05/el-origen-de-los-zetas-brazo-armado-del-cartel-del-golfo
[9] https://aristeguinoticias.com/2112/mexico/promulga-epn-ley-de-seguridad-interior-este-jueves-pero-espera-que-la-revise-la-corte/
[10] http://www.jornada.unam.mx/2017/12/28/politica/003n1pol
[11] http://www.proceso.com.mx/513278/aval-a-ley-seguridad-interior-petrifica-la-situacion-violencia-abuso-a-derechos-onu-dh
[12] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2017%2F12%2F192596%2Fmexiko-innere-sicherheit&title=Weiter%20heftige%20Kritik%20an%20Gesetz%20zur%20Inneren%20Sicherheit%20in%20Mexiko&description=Mexiko-Stadt.%C2%A0In%20Mexiko%20hat%20die%20Nationale%20Menschenrechtskommission%20%28Comisi%C3%B3n%20Nacional%20de%20los%20Derechos%20Humanos%2C%20CNDH%29%20die%20Unt%C3%A4tigkeit%20von%20Pr%C3%A4sident%20Enrique%20Pe%C3%B1a%20Nieto%20in%20Bezug%20auf%20ein%20heftig%20umstrittenes%20Gesetz%20zur%20Nationalen%20Sicherheit%20kritisiert%2C%20das%20den%20massiven%20Einsatz%20der%20Armee%20im%20Land%20erm%C3%B6glichen%20soll.&language=de_DE&category=text
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