Vorsitzender von staatlicher Menschenrechtskommission erschossen – Gewalt eskaliert weiter
Poonal(Mexiko-Stadt, 25. November 2017, poonal).- In Mexiko ist erstmals ein staatlicher Ombudsman ermordet worden. Mehrere bisher unbekannte Täter*innen schnitten am 20. November dem Fahrzeug, in dem Silvestre de la Toba Camacho mit seiner Familie fuhr, mit ihrem Auto den Weg ab und erschossen in der Landeshauptstadt La Paz den Präsidenten der Staatlichen Menschenrechtskommission des Bundesstaates Baja California Sur.
„Beispielloser Vorgang“
Neben de la Toba Camacho kam auch sein Sohn Fernando im
Kugelhagel um. Seine Frau und eine Tochter überlebten
das Attentat schwer verletzt. Im Zentrum von La Paz
tauchte ein Transparent auf, in dem angebliche
Drogenkartelle die Regierung auffordern, sich nach ihnen
„auszurichten”, wollten sie nicht das „Schicksal von
Silvestre” teilen. Inwieweit tatsächlich die Kartelle
hinter dem Mord stehen ist bisher genauso wenig
gesichert wie es eindeutige Hinweise auf die
ausführenden Täter*innen gibt.
Der Vertreter des UNO-Menschenrechtshochkommissariats
in Mexiko, Jan Jarab, verurteilte die Tat als
„beispiellosen Vorgang“. Die Ombudsbeauftragten aus dem
ganzen Land trafen sich hinter verschlossenen Türen mit
Luis Raúl González Pérez, dem Präsidenten der Nationalen
Menschenrechtsrechtskommission. Sie wiesen auf die
aktuelle Situation im Land hin, in der „Unsicherheit,
Straffreiheit und Korruption vorherrschen“. Gónzalez
Pérez hatte zuvor schon die „Gleichgültigkeit“ der
staatlichen Behörden auf allen drei Ebenen angeklagt.
Gouverneur weist Rücktrittsforderungen zurück
Carlos Mendoza Davis, Gouverneur von Baja California
Sur, hat jegliche Rücktrittsforderungen wegen der
überbordenden Gewalt im Bundesstaat zurückgewiesen. Baja
California Sur weist inzwischen auf die Einwohnerzahl
bezogen die dritthöchste Mordrate der 32 mexikanischen
Bundesstaaten einschließlich Mexiko-Stadt auf. Noch vor
10 bis 15 Jahren galt der Bundesstaat mit dem Badeort
Los Cabos als einer der ruhigsten und sichersten im
Land.
Die Morde in Baja California Sur ordnen sich in den
allgemeinen Gewaltkontext ein. Nur einen Tag nach dem
tödlichen Attentat auf den Ombudsman und seine Familie
wurde im Landkreis Hidalgotitlán, Bundesstaat Veracruz,
der neu gewählte Bürgermeister Santana Cruz Bahena von
einem 30-köpfigen Kommando mitten am Tag aus seinem Haus
gezerrt und erschossen. Es ist in diesem Jahr bereits
der fünfte ermordete Bürgermeister.
Unrühmlicher Rekord bei Tötungsdelikten
Die Zahl der 2017 in
Mexiko ermordeten Journalist*innen liegt bereits
bei elf. Mit landesweit 2.764 Tötungsdelikten
verzeichnete der Oktober einen unrühmlichen Rekord für
die letzten zwei Jahrzehnte. Seit 1997 werden Morde in
Mexiko statistisch halbwegs systematisch erfasst. Für
das gesamte Jahr 2017 wird ebenfalls ein trauriger
Rekord erwartet. Bis Ende Oktober summierte sich die
Zahl der Morde auf fast 24.000.
_______________________________________________Chiapas98 Mailingliste
JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider
Chiapas98@listi.jpberlin.de
https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen