Sonntag, 21. Januar 2018
[Die Anstalt, Prof. Wolfgang Däubler und LabourNet Germany] Gesucht: LeiharbeiterInnen für eine Klage vor dem EuGH für gleichen Lohn und gleiche Bedingungen auch in Deutschland
Zwischenbericht von Prof. Wolfgang Däubler: Die Leiharbeitskampagne
– oder: die Mühen der Ebene
"Seit Mitte Mai, seit der Sendung über Leiharbeit in „Die Anstalt“
habe ich über 500 Mails bekommen. In den ersten Tagen waren es
besonders viele, doch Anfragen gibt es auch heute noch. Die meisten
Zusendungen waren in einem anderen Stil geschrieben als ich ihn von
Betriebsräten und Arbeitnehmern gewohnt bin. In jeder zweiten Mail war
von „Ausbeutung“ und „Sklavenhaltersystem“ die Rede. Man sei von allen
verraten und verkauft worden, die Gewerkschaften eingeschlossen. Auch
bei anderen war die Wut mit Händen zu greifen. (...) Sehr viele
Einsender gingen davon aus, es gebe schon eine Klage vor dem
Europäischen Gerichtshof, der man sich anschließen könne. Das war
ersichtlich nicht der Fall. Auch ist etwas Derartiges in der
Prozessordnung nicht vorgesehen. Der Einzelne muss seinen Verleiher
verklagen, um Equal Pay, gleichen Lohn wie die Stammarbeitnehmer, zu
bekommen. Der juristische Weg dorthin ist im Grunde gar nicht
kompliziert (...) Die Leiharbeitstarife weichen von dem, was ohne sie
gelten würde, nur zu Lasten der Leiharbeitnehmer ab. Etwas Derartiges
kann auch ein höchst wohlwollender Beobachter nicht mehr als Wahrung
des „Gesamtschutzes“ ansehen. Also haben die Tarifverträge ihren
Ermächtigungsrahmen überschritten und sind deshalb unwirksam. Der
einzelne Leiharbeitnehmer kann gleiche Bezahlung wie ein
Stammarbeitnehmer verlangen. (...) Im Juni und Juli 2017 hatte ich
insgesamt etwa 25 Leiharbeitnehmer zusammen, die zum Anwalt gehen und
einen Prozess wagen wollten. (...) Nur ungefähr die Hälfte hatte sich
tatsächlich gemeldet. Die andere Hälfte war „abgängig“. Ich schrieb
diese zweite Hälfte an und fragte, weshalb sie sich nicht an den
Anwalt gewandt hätten; „wir waren doch anders verblieben.“ Die
meisten haben geantwortet, manche ausweichend („keine Zeit“), manche
hatten schlicht Angst. (...) Bei der anderen Hälfte der Mandanten gab
es viele inhaltliche Probleme..." Zwischenbericht von Wolfgang Däubler
vom Januar 2018 (pdf)
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/01/leihklage_zwischenbericht1.pdf
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen