Mittwoch, 23. August 2017
Paradigmenwechsel: 11 Thesen zu den neuen Herausforderungen an die humanitäre Hilfe
"Das Elend der Welt hat längst ein Ausmaß angenommen, das durch Hilfe
nicht mehr gemildert werden kann. Die ungebremste Krisendynamik der
letzten Jahre hat das internationale humanitäre System gesprengt.
(...) Zu den Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Überschwemmungen,
ist eine Vielzahl von „man-made“ Desastern hinzugekommen, die ihre
Ursachen im Klimawandel, in zunehmender sozialer Ungleichheit, in
Staatsauflösung und/oder Kriegen finden. Nicht selten sind es multiple
Krisen, die sich vor diesem Hintergrund herausbilden. (...) Nicht
zuletzt die millionenfache Flucht und Migration von Menschen ist
Ausdruck und Folge eines sich immer mehr verfestigenden multiplen
Krisengeschehens. (...) Dieser dramatische Zuwachs von Ungleichheit
ist kein Betriebsunfall, sondern unmittelbare Folge der marktradikalen
Umgestaltung der Welt sowie der Schrumpfung der Arbeitsmärkte durch
Einführung neuer Technologien. Das Versprechen, dass dabei auch etwas
für die Armen abfallen würde, hat sich als Trugschluss erwiesen. Statt
zu einem Trickle-down-Effekt kam es zu dessen Gegenteil, zur
Umverteilung von unten nach oben. Die Reichen wurden reicher, die
Armen ärmer. Acht Einzelpersonen, so Oxfam, sollen heute so viel
besitzen wie die unteren 3,5 Mrd. der Weltbevölkerung zusammen. (...)
Der im Herbst 2015 veröffentlichte Bericht der Bundesregierung über
die deutsche humanitäre Hilfe im Ausland lässt keinen Zweifel: das
Elend der Welt hat längst ein Ausmaß angenommen, das durch Hilfe nicht
mehr gemildert werden kann. Auf dramatische Weise übersteigt heute der
Bedarf an Hilfe die weltweit zur Verfügung stehenden Mittel. Selbst
die großen UN-Hilfswerke sind inzwischen überfordert..." Beitrag von
Thomas Gebauer, seit 1996 Geschäftsführer von medico international,
vom 17. August 2017 beim medico-Blog
https://www.medico.de/blog/11-thesen-zu-den-neuen-herausforderungen-an-die-humanitaere-hilfe-16821/
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