Von
Philip
Gerber [1]
amerika21
Oaxaca-Stadt. In Mexiko ist ein Konflikt
zwischen der Lehrergewerkschaft CNTE und der Regierung
von Präsident Enrique Peña Nieto am Freitag eskaliert.
Tausende Polizisten sind im südlichen Bundesstaat Oaxaca im
Einsatz. Sie versuchen, die über 50 Blockaden auf
Überlandstraßen zu räumen. Diese wurden von protestierenden
Lehrern mit Unterstützung von Eltern, sozialen Bewegungen
und indigenen Gemeinden errichtet, nachdem die führenden
Gewerkschafter Francisco Villalobos und Rubén Nuñez am
vergangenen Wochenende verhaftet worden waren.
Vollständig blockiert ist seit mehreren Tagen die
wirtschaftlich wichtige Region Isthmus von Tehuantepec, auch
deren Verbindungen in die Bundesstaaten Chiapas und Veracruz
sind unterbrochen. Seit Freitag gibt es im Tourismusort
Huatulco keine Tankstelle mehr, die noch über Benzin
verfügt. Die Erste-Klasse-Busunternehmen haben alle
Busreisen im Bundesstaat gestrichen.
Statt auf einen Dialog mit den seit fünf Wochen streikenden
Lehrern zu setzen, sendet die Regierung immer mehr Polizei
in die südlichen Provinzen. Diese Polizeieinheiten konnten
jedoch aufgrund der Blockaden, insbesondere einer Sperre der
Autobahn bei Nochixtlan in der Mixteca-Region, nicht mehr
auf dem Landweg nach Oaxaca gelangen. Die Bundespolizei
begann deshalb damit, ihre Einheiten über den zivilen
Flughafen Oaxaca-Stadt und über den Militärstützpunkt in
Ciudad Ixtepec einzufliegen.
Einen ersten Großeinsatz hatte die Polizei am
Freitagnachmittag durchgeführt. Unter Tränengaseinsatz
räumten zirka 1.000 Polizisten mehrere Straßenblockaden im
Isthmus. Es folgten Räumungen in Zanatepec nahe Chiapas
sowie in den Ortschaften Ciudad
Ixtepec [4],
Mixtequilla und Tehuantepec
[5]. Nach dem Einsatz in
Zanatepec warnten die Kirchenglocken in den umliegenden
Ortschaften die Bevölkerung vor der Polizei, nach deren
Abzug die Anwohner die Straße erneut blockierten.
Wenige Kilometer entfernt befinden sich die Stadt Juchtián
sowie der wichtige Industriehafen Salina Cruz, wo das
Erdölunternehmen Pemex eine Ölraffinerie betreibt.
Aktivisten in Juchitán berichten von Gruppen bewaffneter
Zivilisten, die der Regierungspartei PRI zugerechnet werden.
Die Polizeiaktion wird durch Militärlogistik unterstützt und
von Helikoptern und Drohnen begleitet. Um 22 Uhr, zehn
Stunden nach Beginn der Operation, aktualisierte die
Zivilschutzbehörde die Liste der Blockaden. Von den elf
Straßensperren bestanden noch neun. Wobei die Bevölkerung
von Mixtequilla ankündigte, dass sie ihre Blockade am
nächsten Morgen wieder einzurichten gedenke.
Die Aktivistinnen und Aktivisten der CNTE befürchten
gezielte Provokationen und Falschmeldungen von staatlicher
Seite im Verlaufe der nächsten Stunden und Tage. So wurden
im benachbarten Chiapas, das sich ebenfalls seit Mitte Mai
in Aufruhr befindet, nach einer Demonstration ein Supermarkt
geplündert. In der Hauptstadt Tuxtla Gutiérrez begingen
Unbekannte zwei Anschläge auf staatliche Einrichtungen, von
deren Täterschaft sich die CNTE öffentlich distanzierte.
Für Furore sorgte ein Video, in dem zu sehen ist, wie in
Comitán, Chiapas, Lehrerinnen und Lehrern öffentlich wegen
angeblichen Verrats der Streikenden das Haar geschoren
wurden. Es stellte sich heraus, dass die Täter keine
streikenden Pädagogen waren, wie Bildungsminister Aurelio
Nuño voreilig behauptet hatte. Im Gegenteil: Sie gehören
einer der Regierungspartei PRI nahestehenden Organisation
von Straßenhändlern an. Das Video der Tat, die international
Aufsehen erregte, war offenbar eine Propagandaaktion von
Regierungskreisen.
Indes fand am Freitag in Mexiko-Stadt eine
Großdemonstration zur Unterstützung der CNTE statt, an der
zehntausende Lehrer, aber auch solidarische Personen aus
sozialen Bewegungen, Kunst und Kultur teilnahmen. Der
Demonstration wurde der Zugang auf den zentralen Platz, den
Zócalo, verweigert. Die Lehrer kampieren seit einem Monat zu
Tausenden in der Hauptstadt.
Die Lehrergewerkschaft CNTE, als oppositionelle Strömung
innerhalb der staatsnahen Gewerkschaft SNTE Ende der 70er
Jahre entstanden, kämpft seit 2013 gegen
Strukturanpassungsmaßnahmen im Bildungsbereich, die
erkämpfte Arbeitsrechte annullieren und die Lehrer
prekarisieren. Auch andere von Strukturanpassungen
betroffene Arbeiter und Angestellte, etwa im
Gesundheitswesen oder beim Erdölunternehmens Pemex
unterstützen die Lehrer.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/philip-gerber
[2] http://www.somoselmedio.org/content/secci%C3%B3n-22-instala-barricadas-en-el-z%C3%B3calo-de-la-ciudad-de-oaxaca
[3] http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
[4] https://twitter.com/Yeu_voces/status/743979907168993280
[5] https://twitter.com/DiarioMarcaOax/status/744005432272773121
[6] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F06%2F154643%2Ftraenengas-lehrerstreik-oaxaca&title=Lehrerstreik%20in%20Mexiko%20unter%20Beschuss&description=Oaxaca-Stadt.%20In%20Mexiko%20ist%20ein%20Konflikt%20zwischen%20der%20Lehrergewerkschaft%20CNTE%20und%20der%20Regierung%20von%C2%A0Pr%C3%A4sident%20Enrique%20Pe%C3%B1a%20Nieto%20am%20Freitag%20eskaliert.%20Tausende%20Polizisten%20sind%20im%20s%C3%BCdlichen%20Bundesstaat%C2%A0Oaxaca%20im%20Einsatz.%20Sie%20versuchen%2C%20die%20%C3%BCber%2050%20Blockaden%20auf%20%C3%9Cberlandstra%C3%9Fen%20zu%20r%C3%A4umen.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/philip-gerber
[2] http://www.somoselmedio.org/content/secci%C3%B3n-22-instala-barricadas-en-el-z%C3%B3calo-de-la-ciudad-de-oaxaca
[3] http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
[4] https://twitter.com/Yeu_voces/status/743979907168993280
[5] https://twitter.com/DiarioMarcaOax/status/744005432272773121
[6] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2016%2F06%2F154643%2Ftraenengas-lehrerstreik-oaxaca&title=Lehrerstreik%20in%20Mexiko%20unter%20Beschuss&description=Oaxaca-Stadt.%20In%20Mexiko%20ist%20ein%20Konflikt%20zwischen%20der%20Lehrergewerkschaft%20CNTE%20und%20der%20Regierung%20von%C2%A0Pr%C3%A4sident%20Enrique%20Pe%C3%B1a%20Nieto%20am%20Freitag%20eskaliert.%20Tausende%20Polizisten%20sind%20im%20s%C3%BCdlichen%20Bundesstaat%C2%A0Oaxaca%20im%20Einsatz.%20Sie%20versuchen%2C%20die%20%C3%BCber%2050%20Blockaden%20auf%20%C3%9Cberlandstra%C3%9Fen%20zu%20r%C3%A4umen.&language=de_DE&category=text
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