Sogenannte „antideutsche“ Fotograf*innen nahmen unseren Protest zum Anlass, den Ausländerblock exzessiv zu fotografieren und unsere Bilder auf Antifa-Recherche-Fotoblogs hochzuladen. Unsere Genoss*innen und wir werden dort mit deutschen Faschisten in eine Reihe gestellt. Junge, migrantische Menschen, die zum Teil zum ersten Mal für einen politischen Protest auf die Straße gingen oder die sich spontan in den Block eingereiht haben, um für ihre Befreiung und die Befreiung der gesamten Gesellschaft einzustehen, wurden mit der Absicht der öffentlichen Diffamierung abgelichtet. Damit bringen diese Fotograf*innen uns als linke Ausländer noch stärker in die Gefahr faschistischer Angriffe, als wir es aufgrund unseres Aussehens ohnehin schon sind. Die „Antideutschen“ stellen sich mit ihrer Ideologie im Allgemeinen und der Veröffentlichung der Fotos im Besonderen in eine Reihe mit staatlicher und faschistischer Repression gegen Ausländer.
Wir verurteilen diesen Angriff und Diffamierungsversuch aufs Schärfste und markieren ihn als das, was er ist: einen reaktionären Angriff zur Einschüchterung der Teilnehmer*innen des Ausländerblocks.
In Zeiten wachsender faschistischer Bewegungen in Deutschland (Pegida, AfD) und weltweit erleben wir schon viel zu oft Anfeindungen und Ausgrenzung. Denn obwohl die meisten Ausländer in Deutschland putzen, kochen, Taxi fahren oder auf dem Bau arbeiten; obwohl wir die am schlechtesten bezahlten Jobs zugewiesen bekommen, die keine Deutschen machen wollen, werden wir immer wieder für Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht. Obwohl wir Ausländer wegen Kriegen und Verfolgung, Arbeits- und Perspektivlosigkeit überhaupt erst nach Deutschland kamen, obwohl in vielen Communities Abschiebungen eine permanente Gefahr darstellen und wir alle einer immer stärkeren rassistischen Gewalt ausgesetzt sind, werden wir zur Gefahr für die deutsche Gesellschaft erklärt.
Uns als proletarische Ausländer zusammenzutun, als Menschen, die zwar gemeinsame Klasseninteressen mit deutschen Prolet*innen haben, aber leider auch bei unseren Klassenbrüdern und -schwestern oft nicht willkommen sind, ist schon deshalb eine Notwendigkeit. Aber auch die rassistische und antiproletarische Haltung weiter Teile der deutschen Linken spiegelt die gesamtgesellschaftliche Tendenz wieder, in der migrantische Communities, die der Arbeiter*innenklasse angehören, eher als Feinde wahrgenommen werden, als als das, was sie sind – täglich kämpfende Arbeiter*innen, die vom deutschen Staat und seinem kapitalistischen System besonders hart unterdrückt werden. Diese Attacke zeigt das einmal mehr.
Deutsche „Antideutsche“, selbsternannte „antifaschistische“ Gruppen, deren Politik aus Attacken auf revolutionäre migrantische Gruppen besteht, die uns als Antisemit*innen beschimpfen und damit Gewalt gegen uns legitimieren, missbrauchen den Kampf gegen den antijüdischen Rassismus, gegen den Faschismus und gegen den deutschen Nationalismus für ihre pro-zionistische und damit pro-koloniale und rassistische Politik gegen Palästina und gegen den gesamten globalen Süden. Unsere Familien, ob in Mexiko, in der Türkei oder in Südafrika wissen aber nur zu gut um die Kooperation der dortigen rechten Diktaturen mit dem israelischen Kolonialregime im Kampf gegen linke Befreiungsbewegungen. In unseren Artikeln „Zionisten sind Rassisten“ und „Wenn zwei sich streiten“ haben wir unsere Position zu dieser Neuen Rechten in Deutschland bereits beschrieben. Diese selbsternannten „antifaschistischen“ Gruppen verdienen den Titel „antifaschistisch“ nicht, denn ihre Politik dient nur der Aufrechterhaltung der kapitalistischen und kolonialen Herrschaft. So stellen sie sich selbst in die Ecke der Faschisten.
Wir wissen, dass es historisch immer Anfeindungen gab, wenn sich unterdrückte Gruppen als selbstorganisierte Strukturen an revolutionärer Politik beteiligt haben. Wir wissen, wie sehr wir als revolutionäre Migrant*innen, insbesondere als revolutionäre migrantische Frauen*, eh schon auf der politischen Abschussliste einer Reihe migrantischer und nicht-migrantischer Gruppen stehen. Die deutschen „Antideutschen“ sind nur eine davon. Aber dieser Angriff schüchtert uns nicht ein! Er bestärkt uns, noch weiter zu mobilisieren und unserem Klassenkampf gegen Kapital und Unterdrückung auf immer neuen Wegen Ausdruck zu verleihen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen