Vertreter der vier Behörden stellten nun
einen Leitfaden vor, mit dem politische Gewalt gegen Frauen
besser erkannt und angezeigt werden soll. Denn Aggressionen
und Beleidigungen seien in der mexikanischen Gesellschaft so
normal, dass sie akzeptiert würden, heißt es in dem
Dokument. Demnach geht es vor allem um politische Gewalt die
Frauen aufgrund ihres Geschlechts betrifft und die besondere
Auswirkungen auf Politikerinnen hat. Erstmals ist in dem
Leitfaden ein umfangreiches Register von Stellen enthalten,
wo die Betroffenen Anzeige erstatten koennen.
“Diese Adressliste wird sehr hilfreich
sein”, so Dania Ravel Cuevas vom Nationalen Wahlinstitut.
Ihren Angaben zufolge stellen sich am 1. Juli auf der
lokalen Ebene mehr als 40.000 Frauen zur Wahl, viele wüssten
nicht, wie sie mit Beleidigungen umgehen sollen. Sieben
Kandidatinnen sind im Vorfeld der Wahl bisher ermordet
worden, zuletzt Rosely Danilú Magaña Martínez, Kandidatin
für die Gemeindevertretung auf der Isla Mujeres im
Bundesstaat Quintana Roo.
Der Generalstaatsanwalt für Wahldelikte,
Héctor Marcos Díaz-Santana, schloss sich dem Aufruf zwar an,
nannte aber keine konkreten Zahlen, inwiefern seine Behörde
bisher zur Aufklärung solcher Straftaten und damit zur
Abschreckung beigetragen hat. Kritikerinnen und Kritiker
werfen ihm vor, die Fälle der FEPADE nicht mit genügend
Härte zu verfolgen.
Die Zahl der Toten im mexikanischen
Wahlkampf erhöht sich indes täglich. Der privaten
Beratungsfirma Etellekt zufolge, die die meisten Medien
zitieren, sind bisher 113 Kandidaten und Kandidatinnen
getötet worden. Die Zahlen der Regierung sind deutlich
niedriger: Ende Mai sprach Innenminister Navarrete Prida von
34 Fällen. Doch es ist anzunehmen, dass er ein Interesse
daran hat, den Wahlprozess nach außen hin als nicht so
gewalttätig darzustellen, wie er ist.
Die Morde ziehen sich durch alle Parteien,
von der neoliberalen PAN bis zur linken MORENA. Unklar ist,
wie viele Personen aus Sorge um ihr Leben auf eine
Kandidatur verzichtet haben. Frauen sind von Hate Speech und
Diffamierungskampagnen im Netz auf besondere Weise
betroffen, denn die Beleidigungen werden oft persönlich,
sind sexuell konnotiert oder richten sich gegen
Familienmitglieder. “Es ist bedauernswert, dass die Frauen
in dem Moment, in dem sie sich etwas erkämpft haben,
erhöhter Gewalt ausgesetzt sind”, sagte Pablo Navarrete
Gutierrez vom Institut der Frau, “das ist das Willkommen
unserer patriarchalen, machistischen Gesellschaft auf dem
Feld der Politik”. Gleichzeitig merkte er an, dass Parteien
selbst häufig das erste Glied in einer langen Kette der
politischen Gewalt seien.
Es sind die ersten Parlamentswahlen seit
einer Gesetzesänderung 2014, die die Parteien dazu
verpflichtet, 50 Prozent ihrer Listenplätze an Frauen zu
vergeben. Diese Vorgabe versuchen einige Parteien trotzdem
zu umgehen, etwa indem sie Frauen in den Wahlkreisen
aufstellen, in denen die Gewinnchancen niedrig sind. Als
Präsidentschaftskandidaten sind nach dem Verzicht der
Unabhängigen Margarita Závala nur noch Männer übrig: Andrés
Manuel Obrador von der linken Morena, der die Umfragen im
Moment anführt, Ricardo Anaya von der rechten PAN, José
Antonio Meade von der regierenden PRI, und der unabhängige
Gouverneur von Nuevo León, Jaime Rodríguez.
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/sonja-gerth
[2] http://www.cimacnoticias.com.mx/node/76994
[3] https://politico.mx/minuta-politica/minuta-politica-gobierno-federal/cifra-de-pol%C3%ADticos-asesinados-llega-113-el-pac%C3%ADfico-zona-roja/
[4] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2018%2F06%2F204043%2Fpolitische-morde-diskriminierung-mexiko&title=Wahlkampf%20in%20Mexiko%3A%20Politische%20Morde%20und%20Frauendiskriminierung&description=Mexiko-Stadt.%C2%A0Das%20mexikanische%20Wahlinstitut%20%28INE%29%2C%20die%20nationale%20Menschenrechtskommission%20%28CNDH%29%2C%20die%20auf%20Wahldelikte%20spezialisierte%20Staatsanwaltschaft%20%28FEPADE%29%20und%20das%20Nationale%20Fraueninstitut%20%28Inmujeres%29%20haben%20gefordert%2C%20politische%20Gewalt%20gegen%20Frauen%20im%20Wahlprozess%20sofort%20zu%20beenden.&language=de_DE&category=text
[1] https://amerika21.de/autor/sonja-gerth
[2] http://www.cimacnoticias.com.mx/node/76994
[3] https://politico.mx/minuta-politica/minuta-politica-gobierno-federal/cifra-de-pol%C3%ADticos-asesinados-llega-113-el-pac%C3%ADfico-zona-roja/
[4] https://flattr.com/submit/auto?user_id=amerika21&url=https%3A%2F%2Famerika21.de%2F2018%2F06%2F204043%2Fpolitische-morde-diskriminierung-mexiko&title=Wahlkampf%20in%20Mexiko%3A%20Politische%20Morde%20und%20Frauendiskriminierung&description=Mexiko-Stadt.%C2%A0Das%20mexikanische%20Wahlinstitut%20%28INE%29%2C%20die%20nationale%20Menschenrechtskommission%20%28CNDH%29%2C%20die%20auf%20Wahldelikte%20spezialisierte%20Staatsanwaltschaft%20%28FEPADE%29%20und%20das%20Nationale%20Fraueninstitut%20%28Inmujeres%29%20haben%20gefordert%2C%20politische%20Gewalt%20gegen%20Frauen%20im%20Wahlprozess%20sofort%20zu%20beenden.&language=de_DE&category=text
Veröffentlicht auf amerika21
(https://amerika21.de)
_______________________________________________Chiapas98 Mailingliste
JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider
Chiapas98@listi.jpberlin.de
https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/chiapas98
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen