Trumps ausufernder Handelskrieg gegen China löst Bumerangeffekte aus. Beijings Gegenmaßnahmen greifen
Von Jörg Kronauer
Die Aussichten, mit Strafzöllen die US-Wirtschaft anzukurbeln, sind trübe:
Donald Trump vor der Air Force One
Foto: Carlos Barria/REUTERS
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Der Handelskrieg
gegen China, den US-Präsident Donald Trump angezettelt hat, droht einen
prominenten Konzern zum Opfer eines Kollateralschadens werden zu lassen:
Apple. Das US-Unternehmen ist in der Volksrepublik stark präsent. Diese
ist sein wichtigster Produktionsstandort, und sie ist zugleich ein
bedeutender Absatzmarkt: Zuletzt konnte Apple dort rund ein Fünftel
seines globalen Umsatzes von stolzen 229 Milliarden US-Dollar
generieren.
Manchmal
helfen schon einfache Weisheiten weiter. Wenn man in die Schlacht
ziehe, konstatierte David Fickling, ein Kolumnist der
Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg, am Dienstag, dann sei
man gut beraten, sicherzustellen, »dass die Kosten, die man dem Feind
auferlegt, größer sind als diejenigen, die die Heimatfront tragen muss«.
Diese schlichte Erkenntnis habe schon vor 2.500 Jahren der chinesische
Militärstratege Sunzi in seiner berühmten Schrift »Die Kunst des
Krieges« notiert. US-Präsident Donald Trump scheine das Werk leider
nicht zu kennen. Trump eskaliert seinen Handelskrieg gegen China
in hohem Tempo. Erst die Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte,
dann, wie am vergangenen Freitag verkündet, weitere Strafzölle auf Güter
aus der Volksrepublik im Wert von 50 Milliarden US-Dollar. Und wenn
Beijing sich wehren sollte, so hat der US-Präsident am Montag gedroht,
dann werde er eben noch weitere chinesische Einfuhren mit einem
Gesamtwert von 200 Milliarden US-Dollar um zehn Prozent verteuern –
Zölle, bis die Schwarte kracht. Der Plan klingt simpel: Weil die
chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten die Importe massiv
übersteigen, wird Beijing im Zollwettlauf bald nicht mehr mithalten
können. Trump wittert seinen Sieg.Kein Zweifel: Der Handelskrieg, mit dem die US-Administration das Handelsdefizit gegenüber China reduzieren, vor allem aber das Zukunftsprogramm »Made in China 2025« stoppen und die Volksrepublik am weiteren Aufstieg hindern will, wird der Volksrepublik schaden. Die Strafzölle werden einen Teil der chinesischen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten so stark verteuern, dass viele US-Käufer wohl auf andere Produkte umsteigen werden. Die chinesischen Hersteller müssen sich neue Kunden suchen. Selbst wenn das gelingen sollte, was keineswegs ausgemacht ist: Ohne Reibungsverluste geht das nicht. Die Frage ist allerdings, wie hoch die Schäden für China letzten Endes sein werden. Vor kurzem hat sich die Londoner Wirtschaftsberatungsfirma Capital Economics an einer Prognose versucht. Sie kam zu dem Schluss, Strafzölle auf Güter im Wert von 150 Milliarden US-Dollar würden das Wachstum der chinesischen Wirtschaft, das 2017 rund 6,9 Prozent betrug, um einen halben Prozentpunkt schrumpfen lassen. So unerfreulich das für Beijing wäre – ein tödlicher Schlag ist das nicht.
Gleichzeitig zeichnen sich inzwischen allerdings erste Rückwirkungen des Handelskriegs auf die US-Heimatfront ab. Als der US-Präsident im Januar mit der Verhängung erster Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarmodule Kurs auf den Handelskrieg nahm, jubelten Manager des US-Haushaltsgeräteherstellers Whirlpool, das sei »ein großer Sieg für US-Arbeiter und -Konsumenten«. Man sei schon dabei, die Produktionskapazitäten zu erweitern. Drei Monate später hatte sich die Lage bereits deutlich eingetrübt. Trumps Stahl-Strafzölle hätten die Rohstoffpreise in die Höhe getrieben und bereits im ersten Quartal 2018 das Konzernergebnis weltweit um rund 50 Millionen US-Dollar schrumpfen lassen, klagten Whirlpool-Manager nun. Dabei waren die Strafzölle erst seit wenigen Tagen in Kraft. Wenig später stellten Experten fest, zwar hätten die Strafzölle auf Solarmodul-Importe US-Investitionen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar in die Solarmodul-Produktion im eigenen Land ausgelöst. Zugleich seien aber geplante Investitionen in Höhe von rund 2,5 Milliarden US-Dollar in den Bau von US-Solarkraftwerken gestoppt worden. Auch hier sei die Bilanz also negativ.
Zusätzlich beginnen chinesische Abwehrmaßnahmen zu wirken. Vom 6. Juli an wird Beijing einen Zoll von 25 Prozent auf die Einfuhr von Sojabohnen aus den USA erheben. US-Farmer verkauften zuletzt rund die Hälfte ihrer Ernte in die Volksrepublik und verdienten damit satte 14 Milliarden US-Dollar. Damit könnte Schluss sein: China hat bereits begonnen, seine Sojakäufe aus den USA nach Brasilien zu verlagern, wo die Produktion boomt. Das treibt Farmern etwa in Iowa, wo rund ein Siebtel der US-Sojabohnen geerntet wird, den Angstschweiß auf die Stirn. Die am 6. Juli in Kraft tretenden chinesischen Zölle drohten den US-Sojaexport in die Volksrepublik um 65 Prozent einbrechen zu lassen, warnen Ökonomen. Die Verluste allein in Iowa könnten 600 Millionen US-Dollar übersteigen – pro Jahr. »Nichts kann China ersetzen«, stöhnte am Wochenende ein Spezialist von der Iowa Soybean Association.
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