Reichtum ohne Grenzen
Von Milan Nowak
Die immergleiche Symbolik des kapitalistischen Reichtums: Ein Porsche im Moskauer Jachthafen
Foto: Sergei Karpukhin/REUTERS
|
Im Jahr 2017 wuchs das Vermögen der Milliardäre weltweit auf 8,9 Billionen US-Dollar. Das ist der Höchststand in der Menschheitsgeschichte. Das geht aus dem Freitag veröffentlichten »Billionaires Insights Report« der Schweizer Großbank UBS und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hervor. Für die Studie wurde die Vermögensentwicklung von 2.158 Milliardären aus 43 Ländern untersucht. Eingerechnet werden in die Zahlen, die zum fünften Mal vorgelegt werden, sämtliche Vermögenswerte: Unternehmen, Firmenbeteiligungen, private Immobilien, aber auch Kunstsammlungen. Ziel ist, das Wachstum des Reichtums und der Zahl der Milliardäre zu erfassen; außerdem geht es darum, die Regionen und Branchen zu benennen, in denen diese Spezies besonders häufig anzutreffen ist. Die Untersuchung nimmt insbesondere die Entwicklung in China in den Blick.
Gegenüber 2016 wuchs das Vermögen der Milliardäre um 19 Prozent oder 1,4 Billionen US-Dollar. In den Vorjahren von 2012 bis 2015 lag die Wachstumsrate hingegen noch bei »nur« neun Prozent. Am meisten zulegen konnten Milliardäre in der Konsum- und Einzelhandelsbranche (plus 360 Milliarden US-Dollar von 2016 auf 2017), im Technologiebereich (plus 250 Milliarden US-Dollar) und im Rohstoffsektor (plus 180 Milliarden US-Dollar).
Zwischen 2006 und 2017 wuchs die Anzahl der chinesischen Milliardäre von sechzehn auf 373. Fast alle (97 Prozent) gelten als »selbstgemacht«, das heißt, sie haben ihr Vermögen nicht geerbt. UBS und PwC unterscheiden vier Generationen von chinesischen Milliardären: Die erste wurde reich durch Niedriglohnproduktion einfacher Waren für den Weltmarkt, die zweite im Bausektor und die dritte über das Internetgeschäft. Die vierte Generation ist vor allem im Technologiebereich tätig. China, so UBS und PwC, sei kein »Dieb von Technologien«, sondern inzwischen Vorreiter in vielen Bereichen. So mache der chinesische Hochtechnologiestandort Shenzhen dem US-amerikanischen Silicon Valley Konkurrenz: Hier wurden zwischen 2016 und 2017 fünfzig Startup-Unternehmen mit Milliardenbeträgen hochgezogen, während es im Silicon Valley 65 waren. In drei Jahren, heißt es in der Studie, werde Asien mehr Milliardäre beheimaten als die USA.
Wuchs das Milliardärsvermögen im amerikanischen Raum zwischen 2012 und 2017 jährlich im Durchschnitt um neun Prozent von 2,4 auf 3,6 Billionen US-Dollar, so konnte es sich im asiatischen Raum von 1,1 auf 2,7 Billionen US-Dollar mehr als verdoppeln – mit jährlichen Wachstumsraten von durchschnittlich neunzehn Prozent. Europa wurde von 2016 auf 2017 von Asien überholt: Hier wuchs das Milliardärsvermögen zwischen 2012 und 2017 von 1,7 auf 2,6 Billionen US-Dollar.
»Wir sehen seit Jahren eine Entwicklung von der westlichen Welt nach Asien«, sagte Caroline Kuhnert, die das Geschäft der UBS mit vermögenden Kunden unter anderem in Europa leitet, gegenüber dpa. Allerdings ist auch in Deutschland die Zahl der Milliardäre binnen Jahresfrist weiter gewachsen: von 117 auf 123.
In den nächsten zwei Jahrzehnten werden weltweit 3,4 Billionen US-Dollar an eine neue Milliardärsgeneration vererbt. Das globale Durchschnittsalter der Milliardäre liegt bei 64 Jahren. Schon 2017 flossen weltweit an 44 Erben insgesamt 189 Milliarden Euro. Um den Reichtumstransfer zu sichern, bemühen sich die Superreichen um eine frühe Einbeziehung der Nachfolgegeneration, insbesondere um die Vorbereitung weiblicher Familienmitglieder auf die Übernahme der Geschäfte.
https://www.jungewelt.de/artikel/342405.milliard%C3%A4rsstudie-reichtum-ohne-grenzen.html
https://www.jungewelt.de/artikel/342405.milliard%C3%A4rsstudie-reichtum-ohne-grenzen.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen