Dienstag, 30. Oktober 2018

»Nach der Schicht überreichte man die Kündigung« – Celenus-Klinink in Bad Langensalza entlässt Mitarbeiterin – vermutlich, weil sie für Verdi aktiv war


Dossier

Celenus attackiert Streikende - SoliaufrufIn einem Gespräch von Johannes Supe mit Thomas Mühlenberg bei der jungen Welt vom 10. April 2018 externer Link schildert der Ver.di-Sekretär im Fachbereich Gesundheit und Soziales die Hintergründe: “… Wir wollen über einen Vergütungstarifvertrag verhandeln. Die Belegschaft wird hier vergleichsweise schlecht bezahlt. So erhält eine Krankenschwester momentan 2.100 Euro brutto im Monat. Vergleicht man das mit Tarifverträgen, die in ähnlichen Bereichen angewandt werden, sind die Löhne sehr niedrig, fallen in der Spitze um mehr als 1.000 Euro ab. Das wollen wir aufholen, und zwar schon seit 2016. Damals hatten wir eine Verabredung mit Celenus, dass bis Juli 2017 ein Tarifvertrag ausgehandelt werden soll. Doch das hat bisher nicht funktioniert; im vergangenen Herbst eskalierte die Auseinandersetzung. Im Juli gab es einen ersten Warnstreik, im Oktober, November und Dezember folgten weitere, auch in diesem Jahr besteht der Konflikt weiter. Die Gegenseite hat dabei versucht, die Streiks mit einstweiligen Verfügungen zu unterbinden. Kolleginnen, die sich weigerten, während des Streiks zu arbeiten, wurden abgemahnt. (…) Bei der Kollegin Schmidt ist bisher nichts weiter passiert, Carmen Laue aber kündigte man fristlos. Beiden Kolleginnen wirft die Leitung vor, dass sie Infomaterialien zum Streik, etwa Pressemitteilungen von Verdi, verteilt haben…” Siehe den Soli-Aufruf mit Adressen und weitere Infos:
  • Celenus-Klinik: Kündigungen waren unwirksam. Voller Erfolg vor Gericht und trotzdem weitere Aussperrungen New 
    “Carmen Laue und Heike Schmidt haben ihre Arbeit in der Reha-Klinik zurück. Das Arbeitsgericht Nordhausen in Thüringen hat am 17. Oktober 2018 die Kündigung der beiden Beschäftigten der Celenus-Klinik in Bad Langensalza für unrechtmäßig erklärt. Doch der Arbeitgeber macht mit seiner rigiden Personalpolitik weiter und zeigt sich noch immer nicht gesprächsbereit. (…) Mit dem Angebot zu Gesprächen hat ver.di die Streikmaßnahmen ausgesetzt. Die Beschäftigten wollten am Montag, 22. Oktober 2018, wieder arbeiten gehen. Doch der Arbeitgeber rief sie nacheinander zu Einzelgesprächen. Das Recht zur Teilnahme eines Betriebsratsmitgliedes wurde ihnen verwehrt. Auf der Arbeitgeberseite saßen fünf Gesprächsteilpartner. Ein Beschäftigter, der nicht ohne Betriebsrat reden wollte, erhielt sofort Hausverbot und wurde von der Arbeit freigestellt. Die Kolleginnen der Reinigung wurden ebenfalls von der Arbeit freigestellt. Des Weiteren wurden bis auf zwei Kolleginnen alle anderen ausgesperrt. „Ich bin schockiert, wie man hier mit Menschen umgeht, die ihr Recht nach dem Grundgesetz wahrnehmen“, sagte Landesfachbereichsleiter Bernd Becker. Erneut werde ganz deutlich, dass es dem Arbeitgeber nicht mehr um eine inhaltliche Lösung gehe, sondern darum, sich mit allen Mitteln durchzusetzen. Wie sonst sei erklärbar, weit über 50 Prozent der Therapeuten auszusperren, obwohl die Belegung nach ver.di-Kenntnis im Schnitt 90 Prozent betrage. ver.di wird gegen die rechtswidrigen Aussperrungen rechtlich vorgehen und hat erneut Verhandlungstermine vorgeschlagen.“ Themenbeitrag von und bei ver.di von Ende Oktober 2018 externer Link
  • Größtmögliche Brutalität. Aussperrungen, Freistellungen, Hausverbot – privater Klinikkonzern Celenus geht im Tarifkonflikt in Bad Langensalza weiter auf Konfrontation  
    Der Konflikt zwischen dem privaten Rehaklinikbetreiber Celenus und seinen Beschäftigten in der Einrichtung im thüringischen Bad Langensalza spitzt sich weiter zu. Nach einem erfolgreichen Arbeitsgerichtsprozess wollte die Gewerkschaft Verdi auf die Geschäftsleitung zugehen und setzte den seit Monaten andauernden Arbeitskampf als Zeichen des guten Willens aus. Doch die Kompromissbereitschaft des Unternehmens beförderte sie damit nicht. Dieses reagierte statt dessen mit größtmöglicher Brutalität. »Ich bin fassungslos! Wir reichen dem Arbeitgeber zum wiederholten Male die Hand, und er reagiert mit Aussperrungen, Freistellungen und einem Hausverbot«, so der Verdi-Landesfachbereichsleiter Bernd Becker am Dienstag in einer Mitteilung. Am Vortag hatten die Beschäftigten – die sich seit Monaten im Ausstand für einen Entgelttarifvertrag befinden – den Streik ausgesetzt und waren zur Arbeit erschienen. Damit wollte die Gewerkschaft ihren ernsten Willen unterstreichen, zu einer Verhandlungslösung zu kommen. Zugleich bot sie erneut Gespräche an. Doch statt nun seinerseits auf die Beschäftigten zuzugehen, versammelte das Management diese in einem Raum und rief sie nacheinander zu Einzelgesprächen. Sie durften – entgegen geltender Rechtslage – keine Betriebsratsmitglieder hinzuziehen. Ein Kollege, der darauf bestand, wurde nach Verdi-Angaben sofort »freigestellt« und erhielt Hausverbot. Die anderen fanden sich im »Gespräch« in einer Verhörsituation wieder – allein mit fünf Arbeitgebervertretern. Zwei Beschäftigte wurden danach zu ihren Arbeitsplätzen geleitet und durften keinen Kontakt zu ihren in dem Raum isolierten Kollegen aufnehmen. Die anderen wurden allesamt ausgesperrt. Zudem wurden die bereits – angeblich aus »betriebsbedingten« Gründen – entlassenen Reinigungskräfte, deren Kündigungsfrist noch nicht abgelaufen ist, von der Arbeit freigestellt…” Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 24.10.2018 , siehe dazu auch:
  • Bad Langensalza: Harte Fronten an Reha-Klinik  
    Celenus sperrt Beschäftigte aus, die wieder arbeiten wollen. Unternehmen sieht in dem Vorstoß ein taktisches Manöver. (…) Von den Freistellungen betroffen sind Therapeuten und Mitarbeiter der Reinigung. Wie sie berichteten, habe der Arbeitgeber in den Gesprächen versucht, sie unter Druck zu setzen. Seit Dienstag streiken sie wieder. (…) Inzwischen mischen sich zunehmend kritische Stimmen in die Debatte um den Tarifstreik. Nachdem drei Mitarbeiterinnen in einem Brief an unsere Zeitung erklärt hatten, sie fürchten um ihren Job, werden auch im sozialen Internet-Netzwerk Facebook kritische Töne angeschlagen. „Das ist schrecklich“, ärgert sich die Betriebsratsvorsitzende Althaus. Zumal ihr die nicht streikenden Mitarbeiter in persönlichen Gesprächen gesagt hätten, sie verdienen zu wenig. „Wir streiken auch mit für sie, für ihr Gehalt; eigentlich müssten sie dann sagen, sie verzichten auf das Geld“, meinte sie…” Artikel von Sabine Spitzer vom 24. Oktober 2018 in Thüringer Allgemeine online externer Link
  • Klatsche für Celenus: Voller Erfolg vor Gericht: Kündigungen von Streikenden bei Reha-Konzern Celenus unwirksam  
    “Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt das Urteil des Arbeitsgerichtes Nordhausen, das die Kündigung von zwei Beschäftigten der Celenus-Klinik an der Salza im thüringischen Bad Langensalza am Mittwoch (17.10.) für unrechtmäßig erklärt hat. Die aktiven Gewerkschafterinnen waren im April fristlos gekündigt worden, weil sie eine Verteilaktion von ver.di-Flugblättern durchgeführt hatten. (…) Die betroffenen Beschäftigten, Carmen Laue und Heike Schmidt, arbeiten seit Jahrzehnten in der Thüringer Klinik; sie bleiben infolge des Urteils Arbeitnehmerinnen von Celenus, und ihr Gehalt muss nachgezahlt werden. ver.di hatte beide in den vergangenen Monaten finanziell unterstützt und ihnen Rechtschutz gewährt. Das Gericht begründete seine Entscheidung im Wesentlichen damit, dass der den Mitarbeiterinnen gegenüber erhobene Vorwurf nicht von solchem Gewicht sei, dass er – wenn überhaupt – ohne eine vorherige Abmahnung zu einer Kündigung führen könne. Eine solche Abmahnung habe es jedoch nicht gegeben. (…) Zu dem Erfolg beigetragen haben auch etliche Solidaritätsbotschaften aus dem In- und Ausland. Unter anderem hatten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus Frankreich, Österreich, Belgien, Italien und Spanien gegen das Vorgehen des zur französischen Orpea-Gruppe gehörenden Unternehmens protestiert. “Die enorme Solidarität ist ein großartiges Zeichen, dass die Beschäftigten über Ländergrenzen hinweg zusammenhalten”, kommentierte Bühler. »Das unsägliche Gebaren eines international agierenden Konzerns, der Tarifverhandlungen verweigert und gegen grundlegende Beschäftigtenrechte verstößt, muss unterbunden werden.” Mit einer operativen Umsatzrendite von 27 Prozent in Europa ist Orpea hoch profitabel – auf Kosten von Beschäftigten und Patient/innen. Bühler: “Solche privaten Konzerne, die auf der Jagd nach Maximalprofiten mit dem Schicksal von Menschen spielen, haben im Gesundheitswesen nichts zu suchen.”Pressemitteilung von ver.di vom 18.102018 externer Link
  • Internationale Solidarität mit den KollegInnen der Celenus-Kliniken  
    “… Celenus hatte in seiner thüringischen Klinik im Zusammenhang mit dem Tarifkonflikt im April bereits zwei Betriebsratsvertreterinnen fristlos gekündigt und im Mai fünf weitere Beschäftigte auf unbestimmte Zeit ausgesperrt. Dagegen richtete sich der Protest der Kollegen am Freitagmorgen in Berlin, wo die Vorstandssitzung des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken (BDPK) stattfand. Celenus-Chefin Susanne Leciejewski ist seit Juni Mitglied dieses Gremiums. Unterstützung erhielten die Streikenden nicht nur von den zuständigen Gewerkschaftssekretären von der Verdi-Landes- und Bundesebene, sondern auch von Jan Willen Goudriaan, Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsverbands für den öffentlichen Dienst (EGÖD), und einer Delegation der französischen Gewerkschaft Confédération générale du travail (CGT). Die internationale Unterstützung ist von besonderer Bedeutung, weil Celenus zur französischen Orpea-Gruppe gehört, die europaweit etwa 790 Standorte mit insgesamt 82.900 Betten betreibt. Mit einem operativen Ergebnis (ohne Mieten und Restrukturierungskosten, EBITDAR) von 27 Prozent des Umsatzes (2017) ist Orpea hochprofitabel. Das ist möglich aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen, der niedrigen Löhne und der repressiven Methoden, mit denen jeglicher Versuch, Gegenwehr zu organisieren, verhindert werden soll…“ Artikel von Susanne Knütter in junge Welt vom 29.09.2018 externer Link
  • Zustimmung und Solidarität zum Streik der Beschäftigten der Celenus-Klinik  
    „Die Kundgebung der Streikenden am 1. September fand große Zustimmung und Solidarität. Es kamen ca. 100 Leute zur Celenus-Klinik in Bad Langensalza (Thüringen), um den seit zwei Monaten streikenden – in der Gewerkschaft ver.di organisierten – Beschäftigten Solidarität und Unterstützung zu versichern. Darunter waren größere Delegationen der IG Metall-Vertrauensleute von Borbet (einem Automobilzulieferer aus Bad Langensalza mit ca. 1000 Beschäftigten), von mdc aus Kölleda (zu Daimler gehörend) sowie von anderen Kliniken aus Nordhausen und Hildburghausen (Südthüringen) und der ver.di-Jugend mit selbst gemalten Schildern „Haltet durch“. (…) Auffällig war in den Diskussionen, dass alle Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen wir sprachen, die Rechtsentwicklung der Regierung und die faschistischen Scharfmacher die in Chemnitz auftraten klar ablehnten. Eine der entlassenen Streikenden war empört, dass wir mit unseren Steuern die AfD mit finanzieren müssen.“ Bericht vom 03.09.2018 bei Rote-Fahne-News externer Link
  • Soli-Kundgebung am 1.9. mit CELENUS Klinik an der Salza: Gewerkschaftsfamilie kämpft für Grundrechte  
    Mit einer gemeinsamen Kundgebung demonstrieren die Gewerkschaften ver.di, IG Metall, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund Geschlossenheit im Kampf gegen die Aushöhlung von Grundrechten und die Verletzung von Arbeitnehmerrechten. Am 1. September um 10 Uhr treffen sich Beschäftigte der Klinik, Gewerkschaftsvertreter und Bürger/Innen der Stadt auf der Kurpromenade, um “Gesicht zu zeigen“…” PM vom 31.08.2018 des ver.di Bezirk Thüringen externer Link
  • International unsozial. Thüringer Rehaklinik geht weiter gegen Gewerkschafter vor. Eigentümer Orpea ist auch anderswo für aggressiven Kurs bekannt  
    Das Management der Rehaklinik an der Salza im thüringischen Bad Langensalza geht weiter mit brachialen Methoden gegen Beschäftigte vor, die einen Entgelttarifvertrag fordern (siehe junge Welt vom 10. Juli). Nachdem der private Betreiber Celenus bereits zwei Gewerkschafterinnen fristlos gekündigt und fünf Beschäftigte der Physiotherapie ausgesperrt hatte, gab er nun auch noch die Stillegung der klinikeigenen Hauswirtschaft bekannt. Zwölf Reinigungskräfte sollen entlassen werden. Der Versuch, das ohne Verhandlungen mit dem Betriebsrat durchzuziehen, ist allerdings vom Landesarbeitsgericht bereits am Donnerstag gestoppt worden. Seit dem 2. Juli befinden sich die Mitarbeiter der Rehaklinik im unbefristeten Streik. Sie fordern einen Entgelttarifvertrag auf dem Niveau der Einrichtungen der Deutschen Rentenversicherung, wo die Gehälter laut der Gewerkschaft Verdi um bis zu 42 Prozent höher liegen. Doch die Celenus-Geschäftsführung stellt sich einfach stur und geht statt dessen immer dreister gegen die gewerkschaftlich aktiven Beschäftigten vor. Mitte Juli machte sie ihre bereits zuvor geäußerte Drohung wahr und kündigte an, die Hauswirtschaft stillzulegen und die zwölf dort arbeitenden Kolleginnen und Kollegen zu entlassen. Der Grund für die Schließung sei der hohe Kostendruck, so das Management. Der zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Mühlenberg hält das für vorgeschoben. (…) Der Betriebsrat ist gegen das Vorgehen der Klinikleitung bereits vor Gericht gezogen und hat am vergangenen Donnerstag vor dem Landesarbeitsgericht in zweiter Instanz erreicht, dass Celenus mit ihm über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten verhandeln muss. (…) Der Streik geht unterdessen weiter, begleitet von öffentlichen Aktionen. Am Dienstag vergangener Woche trugen die Beschäftigten in einem Demonstrationszug durch Bad Langensalza ihre Klinik symbolisch zu Grabe. (…) Die Solidarität mit den Streikenden reißt unterdessen nicht ab. Kürzlich erreichte die Pflegekräfte auch ein Unterstützungsschreiben der französischen Beschäftigtenorganisation Force Ouvrière (FO), das die gewerkschaftsfeindlichen Praktiken des Celenus-Eigentümers Orpea anprangert. Die Orpea-Gruppe mit Sitz in Frankreich betreibt europaweit etwa 790 Standorte mit insgesamt 82.900 Betten, davon 165 Kliniken mit rund 17.600 Betten in der Bundesrepublik. Mit einem operativen Ergebnis (ohne Mieten und Restrukturierungskosten, EBITDAR) von 27 Prozent des Umsatzes (2017) ist Orpea hoch profitabel. Für Deutschland weist die Bilanz für 2017 eine Marge von 25,1 Prozent aus. Wie solche Gewinnspannen in einem Gesundheitsunternehmen zu erreichen sind? Vor allem, indem die Beschäftigten ausgepresst und schlecht bezahlt werden. Gewerkschafter aus ganz Europa berichten über haarsträubende Arbeitsbedingungen, Tarifflucht und die Missachtung grundlegender Beschäftigtenrechte bei dem Konzern. Im Stammland Frankreich kam es 2017 und 2018 deshalb mehrfach zu Arbeitskämpfen. Bereits 2014 hatte Orpea dort mit der Bespitzelung von Gewerkschaftsmitgliedern für einen Skandal gesorgt. In der Schweiz stand das Unternehmen 2017 wegen Personalmangels und schlechter Pflegequalität in der Kritik. In Belgien protestierten Angestellte 2015 ebenfalls gegen Überlastung. Durch Streiks konnten sie einige Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen durchsetzen. In Polen und Tschechien haben 70 Prozent der Beschäftigten nur einen befristeten Vertrag. In Spanien kommt es immer wieder zu Konflikten mit den Gewerkschaften, weil das Unternehmen gesetzliche Arbeitszeiten und Tarifverträge nicht einhält. Beim rabiaten Vorgehen in Thüringen handelt es sich also um keinen Einzelfall, sondern offenbar um die internationale Unternehmensstrategie.” Artikel von Daniel Behruzi in der jungen Welt vom 31.07.2018 externer Link
  • Auf Biegen und Brechen: Reha-Klinikbetreiber Celenus ist nicht gerade zimperlich im Umgang mit Gewerkschaftern
    Die Rehaklinik an der Salza im thüringischen Bad Langensalza ist eigentlich ein Ort, an dem es Menschen gut gehen soll. Seit 20 Jahren werden hier Kranke versorgt und therapiert. So lange sind auch Carmen Laue und Heike Schmidt schon da, die eine als Masseurin, die andere als Physiotherapeutin. »Wir waren vom ersten Tag an dabei, haben die Klinik mit aufgebaut«, sagt Heike Schmidt. Beide haben sich all die Jahre aufopferungsvoll um die Patientinnen und Patienten gekümmert, sich nie etwas zuschulden kommen lassen. Dennoch standen sie im April plötzlich auf der Straße – fristlos gekündigt. Der Grund: Sie sollen Flugblätter verteilt haben, auf denen die Gewerkschaft Verdi über den laufenden Tarifkonflikt mit dem Klinikbetreiber Celenus informierte. (…) Nach Berechnungen der Gewerkschaft verdienen die Beschäftigten der in der Nähe von Erfurt gelegenen Klinik bis zu 42 Prozent weniger als Angestellte in den Einrichtungen der Deutschen Rentenversicherung. Zu Beginn der Tarifauseinandersetzung bekam ein Physiotherapeut gerade mal 1.750 Euro brutto, Masseure und medizinische Bademeister gingen mit lediglich 1.630 Euro nach Hause. Im Laufe des Konflikts konnte Verdi einige Verbesserungen in einem Manteltarifvertrag festschreiben. Doch seit die Einrichtung im Jahr 2015 vom Celenus-Konzern übernommen wurde, geht das Management auf Konfrontationskurs. (…) In Bad Langensalza jedenfalls verweigert der Konzern beharrlich einen Entgelttarifvertrag und ging auch auf diverse Kompromissangebote der Gewerkschaft nicht ein. Statt dessen versuchte er mit Hilfe der einschlägig bekannten Wirtschaftskanzlei »Beiten Burkhardt Rechtsanwaltsgesellschaft mbH«, Arbeitsniederlegungen verbieten zu lassen. Als das scheiterte, verlegte sich das Management darauf, einzelne Aktivistinnen zu attackieren. Trotz öffentlicher Proteste gegen die Entlassungen legte Celenus nach und sperrte Anfang Mai fünf Beschäftigte der Physiotherapie als »Arbeitskampfabwehrmaßnahme« auf unbestimmte Zeit aus – darunter auch die Betriebsratsvorsitzende. Ende Juni meldete das Unternehmen dann auch noch mindestens zwei der Betroffenen von der Krankenversicherung ab. Die Begründung: Es handele sich um einen rechtswidrigen Arbeitskampf. (…) Von der Sturheit des Managements lassen sich die Beschäftigten jedoch nicht beeindrucken. »Wir sind durch all die Attacken der vergangenen Monate nur noch enger zusammengerückt«, berichtete Carmen Laue. Seit gut einer Woche ist die Belegschaft nun im unbefristeten Streik.” Artikel von Daniel Behruzi vom 10.07.2018 in der jungen Welt externer Link
  • Celenus immer dreister. Reha-Konzern meldet Ausgesperrte in Bad Langensalza bei der Krankenversicherung ab. Versuche, die Belegschaften zu spalten, scheitern grandios. Ab 2. Juli unbefristeter Streik.
    Das Vorgehen des Reha-Konzerns Celenus im Tarifkonflikt an der Klinik an der Salza in Bad Langensalza wird immer skurriler und dreister. Nach der fristlosen Kündigung von zwei Gewerkschafterinnen und der Aussperrung von fünf Beschäftigten aus der Physiotherapie versucht das Management nun sogar, Letzteren den Krankenversicherungsschutz zu nehmen. Der Arbeitgeber meldete im Juni 2018 mindestens zwei der Physiotherapeutinnen bei ihrer Krankenversicherung ab. Auf deren Nachfrage erklärte Klinikdirektor Oleg Giese zunächst, der Arbeitskampf sei rechtmäßig. Später widerrief er diese Aussage und bezeichnete den Streik als illegal, weshalb die Ausgesperrten keinen Versicherungsschutz haben sollten. (…) Selbst ein Angebot von Thüringens Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) und des Bürgermeisters von Bad Langensalza, Bernhard Schönau (FDP), sich im Konflikt als Schlichter zur Verfügung zu stellen, ließ die Celenus-Spitze unbeantwortet. Die ver.di-Aktiven haben daraus den Schluss gezogen, dass sie den Druck auf den zur französischen Orpea-Gruppe gehörenden Konzern erhöhen müssen. Sie wollen deshalb ab dem 2. Juli in einen unbefristeter Streik treten. ver.di hat dem Arbeitgeber dafür eine detaillierte Notdienstvereinbarung vorgelegt, die das Wohl der Patientinnen und Patienten schützen soll. Doch auch darauf: keine Reaktion…” Meldung der ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen externer Link ohne Datum
  • Union Busting: Orpea: international brutal
    Zwei fristlos gekündigte Gewerkschafterinnen, fünf ausgesperrte Beschäftigte der Physiotherapie, geplante Stilllegung der Hauswirtschaft und Entlassung von zwölf Reinigungskräften – das ist die vorläufige Bilanz des Feldzug der Celenus-Spitze gegen die Beschäftigten der Reha-Klinik an der Salza im thüringischen Bad-Langensalza. Dabei tun diese nichts anderes, als ihr demokratisches Recht auf Streik und gewerkschaftliche Organisierung wahrzunehmen, um höhere Löhne durchzusetzen. Das rabiate Vorgehen des zur französischen Orpea-Gruppe gehörenden Unternehmens ist international offenbar kein Einzelfall. In ganz Europa klagen Gewerkschafter/innen über die Methoden des hoch profitablen Konzerns. »Orpea setzt überall auf Expansion und Profitmaximierung – auf Kosten des Personals und der Pflegequalität«, sagt Adrian Durtschi, Leiter des Fachbereichs Sozialversicherungen und privates Gesundheitswesen (UNICARE) im internationalen Gewerkschaftsverband UNI Global Union, dem auch ver.di angeschlossen ist. »Uns liegen etliche Berichte aus verschiedenen Ländern vor, dass der Konzern dabei nicht davor zurückschreckt, gegen grundlegende Beschäftigtenrechte zu verstoßen.« (…) »Orpea setzt auf Repression, wenn sich Beschäftigte gegen schlechte Bedingungen zur Wehr setzen«, fasst Adrian Durtschi von UNICARE zusammen. »Aber wenn sich Kollegen nicht einschüchtern lassen und die Profite bedroht sind, kann auch dieses Unternehmen zu Zugeständnissen bewegt werden. Letztlich geht es ihm nur ums Geld.« Und davon verdient Orpea jede Menge. In allen Ländern fährt der Pflegekonzern satte Gewinne ein – und entzieht dem Gesundheitswesen somit jedes Jahr hunderte Millionen Euro. Das operative Ergebnis (ohne Mieten und Restrukturierungskosten, EBITDAR) lag in den europäischen Ländern 2017 zwischen 15 und 30 Prozent, in Deutschland bei 25,1 Prozent (2017). Das ist weit mehr als viele Industriebetriebe generieren…” Beitrag vom Juli 2018 bei ver.di Gesundheit & Soziales externer Link mit vielen internationalen Beispielen
  • Kündigungen bei Celenus: Fassungslos, wütend, kämpferisch
    Die zwei entlassenen Gewerkschafterinnen an der Celenus-Klinik im thüringischen Bad Langensalza wollen nicht klein beigeben. Große Solidarität aus dem ganzen Bundesgebiet. Beitrag vom Juni 2018 bei ver.di Gesundheit & Soziales externer Link
  • Celenus attackiert Streikende – Soliaufruf  
    Es ist ein Paradebeispiel für »Union Busting«, für das systematische Vorgehen gegen Gewerkschaftsrechte: Das Unternehmen Celenus hat ein Mitglied der ver.di-Tarifkommission an der Klinik an der Salza in Bad Langensalza in Thüringen fristlos gekündigt und einem weiteren mit Kündigung gedroht, weil sie Informationsmaterial zum Streik verteilt haben sollen. Seit Wochen streiten die Beschäftigten der Reha-Klinik für höhere Löhne. »Doch statt den Konflikt am Verhandlungstisch zu lösen, setzt der Arbeitgeber auf Einschüchterung«, kritisierte ver.di-Landesfachbereichsleiter Bernd Becker. (…) Fachkräfte erhalten in der Thüringer Reha-Klinik nach Berechnungen der Gewerkschaft bis zu 42 Prozent weniger als beispielsweise ihre Kolleginnen und Kollegen in Kliniken der Deutschen Rentenversicherung. In den unteren Entgeltgruppen bekommen viele kaum mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Dagegen wehren sich die Beschäftigten, die sich in einer Urabstimmung mit überwältigender Mehrheit für einen Arbeitskampf ausgesprochen haben. Mehrfach versuchte das zum französischen Orpea-Konzern gehörende Unternehmen, Streiks per einstweiliger Verfügung zu verhindern – ohne Erfolg. Jetzt werden einzelne Aktivistinnen attackiert. (…) Bitte schickt Protestschreiben an die Geschäftsführerin der Celenus Kliniken GmbH S.Leciejewski@celenus-kliniken.de und den Klinikdirektor in Bad Langensalza ogiese@rehaklinik-badlangensalza.de Solidaritätsbekundungen an: jalthaus@rehaklinik-badlangensalza.de ” Soliaufruf und Hintergründe von ver.di Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen externer Link

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