Sonntag, 28. Oktober 2018

Ungewollter Abschied


Vor 80 Jahren verließen die Kämpfer der Internationalen Brigaden Spanien – der Abzug war mit der trügerischen Hoffnung verbunden, dass Deutschland und Italien ihre Unterstützung für die Franquisten einstellen würden

Von Werner Abel
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»Ihr habt große und bewundenswerte Opfer gebracht« – Ministerpräsident Juan Negrin (Mitte, in Zivil) bei der Verabschiedung der Internationalen Brigaden am 28. Oktober 1938 in Barcelona
Die Auszüge aus den Reden von Hans Kahle und Juan Negrín wurden dem von der Agencia de Información Mundial Antifascista herausgegebenen »Boletin especial de prensa, dedicado a la Despedida de las Brigadas Internacionales« (Barcelona 1938) entnommen. Die Übersetzung besorgten Marguerite und Manfred Bremer.
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Am 15. Oktober 1938 hieß es im Befehl des Kommandeurs der 35. Division der Spanischen Volksarmee, Pedro Mateo Merino: »Internationale Kameraden: Spanien bittet Euch, nicht mehr Kämpfer im spanischen Heer zu sein, damit Ihr eine Schlacht mehr gegen die Niedertracht und Gemeinheit unserer Feinde gewinnt; damit auch nicht der kleinste Zweifel die Völker beherrschen soll betreffs des großen Verbrechens der Invasion gegen unser Land; weil wir nicht wollen, dass Eure heroische, von menschlicher Bewegung erfüllte Größe durch die Armut der Lügen und Interessen der Verursacher der spanischen Tragödie beschmutzt wird. Wie sehr jeden Spanier Euer Abmarsch schmerzt, das wisst Ihr, weil Ihr unsere besten Brüder seid, weil Ihr unwiderlegbar die Besten der Welt repräsentiert. Die ungeheuren Werke, die Ihr uns zurücklasst, haben Euch für immer die Liebe und die Dankbarkeit des spanischen Volkes und aller wahren Völker der Welt erobert.«
Die Worte Mateo Merinos galten allen Interbrigadisten, waren aber besonders an die internationalen Angehörigen seiner Division gerichtet, zur der die XI., die XIII. und die XV. Internationale Brigade gehörten. Ihre Kämpfer sollten am 17. Oktober verabschiedet und durch Spanier ersetzt werden. Der Divisionskommandeur wusste, was die Republik den Internationalen zu verdanken hatte. Die drei Internationalen Brigaden hatten bei der Ebro-Offensive im Juli die »Speerspitze« gebildet. Sie hatten nach der Überquerung des Flusses die Ortschaften Corbera und La Fatarella eingenommen, die Eroberung von Gandesa war nur deshalb nicht gelungen, weil die Unterstützung durch die Artillerie ausgeblieben war.

Das Vorspiel

Seit Frühjahr 1938 hatte sich unter den Interbrigadisten die Nachricht verbreitet, dass sie von den Fronten abgezogen werden sollten. Die Militärzensur, die immer wieder damit konfrontiert war, dass die Freiwilligen in ihren Briefen von diesen Plänen schrieben, informierte in ihren regelmäßigen Rapports die politisch und militärisch Verantwortlichen, den Generalinspekteur bzw. Generalkommissar der Brigaden, Luigi Gallo (eigentlich Luigi Longo), und den Kommandanten der »Base Albacete«, General José Gómez (alias Wilhelm Zaisser). Letzterer hatte diese Funktion erst seit Dezember 1937 inne. Auch er erfuhr im Februar 1938 inoffiziell, dass die 150 Kilometer südwestlich von Valencia gelegene Basis der Internationalen Brigaden aufgelöst werden sollte. Ebensowenig wie die Interbrigadisten, die in ihren Briefen beteuerten, dass sie Spanien erst verlassen würden, wenn die Republik vollständig über die Franquisten gesiegt habe, konnte sich auch Wilhelm Zaisser vorstellen, dass gerade zu dem Zeitpunkt, in dem die Franquisten drohten, Zentralspanien von Katalonien abzuschneiden, Truppen heimgeschickt werden sollten; zumal er wusste, dass die Ebro-Offensive und mit ihr die entscheidende Schlacht vorbereitet wurde. Um negative Auswirkungen auf die Kampfmoral der Interbrigadisten zu verhindern, wurden ihre politisch Verantwortlichen aktiv und gingen in die Offensive. André Marty, der Vorsitzende der Militärpolitischen Kommission der Internationalen Brigaden, äußerte sich in der spanischen Presse und den Zeitschriften und Zeitungen der Interbrigadisten und gab zu den vermeintlichen »Gerüchten« zu verstehen, dass niemand daran denke, die Brigaden von den Fronten zurückzuziehen.
Die Situation der Republik hatte sich auf beunruhigende Weise geändert. Man hatte große Gebietsverluste hinnehmen müssen, und je länger der 1936 mit dem Putsch der faschistischen Generäle um Francisco Franco begonnene Krieg andauerte, desto schwieriger gestaltete sich die Versorgungslage. Wenn es von Beginn an auch viel Solidarität gab, der Republik war es nicht gelungen, die internationale Isolation zu durchbrechen. Hauptsächlich auf Betreiben der britischen Regierung beharrten die westlichen Demokratien auf dem Standpunkt der Nichteinmischung und unterstützten somit objektiv die Franquisten und die deutschen und italienischen Invasoren, die skrupellos und unter vollständiger Missachtung des Völkerrechts ihre Militärverbände auf spanischem Boden kämpfen ließen. Allein die Sowjetunion und das weit entfernte Mexiko leisteten der Republik Hilfe, aber die Waffen, die sie lieferten, erreichten immer seltener den spanischen Kriegsschauplatz. Die Seeblockade war mit der Zeit dichter geworden, und über Frankreich kamen nach dem Zerfall der Volksfrontregierung im April 1938 kaum noch Waffen.
In der spanischen Regierung wuchsen die Zweifel, ob der Krieg noch zu gewinnen sei. Der Präsident Manuel Azaña war in dieser Hinsicht inzwischen pessimistisch gestimmt, der Verteidigungsminister, der Rechtssozialist Indalecio Prieto, sprach seine Zweifel sogar öffentlich aus und wurde deshalb von Ministerpräsident Juan Negrín, der dann Prietos Ressort übernahm, entlassen. Ebenso wie die Kommunisten schätzte Negrín die Zukunft in zutreffender Weise ein: Er ging davon aus, dass die aggressive Politik Nazideutschlands zu einem Krieg mit den Westmächten, vor allem mit Frankreich, führen würde. In diesem Fall, so das Kalkül des Ministerpräsidenten, müssten die Spanische Republik und die westlichen Demokratien Verbündete werden, und bis zu diesem Zeitpunkt müsse die Republik ausharren. Personell sah er sie dazu durchaus in der Lage. Bei einer Gesamtbevölkerung der republikanischen Zone von zirka zwölf Millionen Menschen standen 1938 noch etwa 800.000 waffenfähige Männer zur Verfügung.
Des weiteren ging Negrín davon aus, dass die Franquisten trotz ihrer bisherigen Erfolge ohne die Unterstützung Deutschlands und Italiens und ohne den Einsatz marokkanischer Söldner nicht siegen könnten. In dem am 1. Mai 1938 der Öffentlichkeit übergebenen »Dreizehn-Punkte-Programm der Regierung der nationalen Einheit«, das die Eckpfeiler einer demokratischen Nachkriegsordnung Spaniens beschrieb, wurde auch der Abzug aller ausländischen Streitkräfte vom spanischen Boden gefordert.

Fatales Angebot

Den 13 Punkten entsprechend bot Juan Negrín am 21. September 1938 bei einer Rede vor dem Völkerbund an, die Angehörigen der Internationalen Brigaden nach Hause zu senden. Er erwartete im Gegenzug, dass auch Deutschland und Italien den Rückzug ihrer Truppen aus Spanien anordnen würden. Der italienische Faschistenführer Benito Mussolini ging scheinbar auf das Angebot ein und versprach, 10.000 italienische »Freiwillige« aus Spanien abzuziehen, wenn die republikanische Seite die gleiche Zahl repatriiere; allerdings war allein das italienische Spanienkorps, das sogenannte Corpo Truppe Volontarie, insgesamt fast achtmal so stark.
André Marty betonte am 25. September 1938 in einem Interview mit der Zeitung Las Noticias, dass die Interbrigadisten die Haltung der spanischen Regierung zwar verstünden, den Befehl zu ihrem Abzug in dem Moment, in dem sie am Ebro dringend gebraucht würden, aber nicht nachvollziehen könnten. Zu hören, dass sie vor dem Sieg der Republik das Land verlassen sollten, sei ein furchtbarer Schock. Empört reagierte Marty auch auf die scheinheilige Zusage Mussolinis, denn zu diesem Zeitpunkt waren es nur noch zirka 10.000 Internationale, die sich in der republikanischen Zone aufhielten. Zu diesen zählten etwa 4.000 Verwundete und Kranke. Zur Stärke der Internationalen äußerte Marty: »Es gab nie mehr als 15.000 Interbrigadisten, ganz im Gegenteil zu den 150.000 ausländischen Soldaten in der faschistischen Zone.«
Nach neueren Berechnungen dürften es sogar noch mehr Ausländer gewesen sein, die die Franquisten unterstützten, setzte Franco bei seinem »katholischen Kreuzzug« gegen die »gottlosen Roten« doch allein zwischen 80.000 und 100.000 marokkanische Söldner ein. Zu den Ausländern an Francos Seite gehörten zudem neben den erwähnten 78.000 Italienern 20.000 Portugiesen und mindestens 20.000 Deutsche. Bei letzteren handelte es sich nicht nur um Angehörige der berüchtigten »Legion Condor«, sondern auch um deutsche Artilleristen, Panzerfahrer, Nachrichtensoldaten und Vertreter anderer Waffengattungen, die nach Spanien geschickt worden waren. Auch Katholiken und Faschisten aus verschiedenen anderen Ländern, so 700 Iren, hatten sich dem Kampf gegen die Republik angeschlossen.
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300.000 Menschen verabschiedeten am 28. Oktober 1938 die Angehörigen der Internationalen Brigaden in Barcelona
In den Internationalen Brigaden wurden die 13 Punkte Negríns intensiv diskutiert und zum Gegenstand der politischen Unterrichtung gemacht. Einige meinten, dass alle Opfer umsonst gewesen seien. Marty verteidigte trotz seiner Enttäuschung die Vorstellung Negríns, Republikaner und Franquisten sollten allein unter sich und ohne ausländische Einmischung eine Friedensreglung treffen. Er argumentierte: Der Vorschlag zum Abzug der Internationalen, mit dem man den ersten Schritt gehe, sei nicht nur eine Lektion für die europäischen Demokratien, sondern auch für die »totalitären Länder, die eine Invasion planten, testeten und in der Praxis durchführten«. Es war dies indes eine Lektion, die die Faschisten schlicht ignorierten. Barcelona etwa wurde am 26. Januar 1939 von marokkanischen Truppen eingenommen, unterstützt von Italienern und deutschen Panzern.

Die Auflösung der Base Albacete

Am 4. April 1938 hatte Wilhelm Zaisser den telefonischen Befehl erhalten, die Base bei Albacete sofort aufzulösen und die Mannschaft unter Zurücklassung der Sachwerte nach Barcelona zu evakuieren. Am 25. Mai 1938 teilte das Verteidigungsministerium dem ehemaligen Kommandeur der Roten Ruhrarmee, dem aufgrund seiner herausragenden Rolle bei der Verteidigung Madrids im Herbst 1936 auf Betreiben der Kommunistischen Partei Spaniens der Titel eines Generals verliehen worden war, mit, dass er demobilisiert sei und die Volksarmee keine Verwendung mehr für ihn habe. Ende August in die Sowjetunion zurückgekehrt, schrieb er am 28. November 1938 an Georgi Below (das ist der Bulgare Georgi Damjanow), den stellvertretenden Kaderleiter des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, einen Bericht über die Arbeit und die Auflösung der Base, aus dem hervorgeht, dass das Verwaltungszentrum der Interbrigaden überstürzt und im Grunde planlos aufgelöst und dessen Aufgaben an verschiedene Orte verstreut wurden. Abgesehen davon, dass die Evakuierungszüge teilweise ihre Bestimmungsorte nicht erreichten und unter den zu transportierenden Verwundeten durch Luftangriffe Opfer zu verzeichnen waren, erreichte Zaisser gegen verschiedene Widerstände doch, dass die Menschen und ein Teil des Materials in Barcelona ankamen. Hier sollte im Stadtteil Horta im Nordosten der katalanischen Hauptstadt anstelle der Base eine Administración Central errichtet werden, die im Verteidigungsministerium dem Subsekretariat des Landheeres unterstand. Zaisser schrieb, dass der Generalstab und das Subsekretariat sich widersprechende Befehle gaben, so dass die Internationalen Brigaden im Grunde über kein effizient arbeitendes Verwaltungszentrum mehr verfügten. Besonders tragisch war, dass mit der Base gleichzeitig 19 Hospitäler evakuiert wurden und die medizinischen Aufgaben von einer Fachorganisation, dem Servicio Sanitario Internacional, auf ein eher politisches repräsentatives Organ, die Ayuda Médica Extranjera, übertragen wurden. Auch hätten die Generalinspektion und die politische Führung der Brigaden argumentiert, es sei besser, die Base zu liquidieren, als zu warten, bis sie vom Kriegsminister geschlossen werde. Zur Auflösung aber wäre es, so Zaisser, nicht gekommen, wenn das Politbüro der KP Spaniens in die Entscheidungsfindung einbezogen und der Kommandeur der Base dort gehört worden wäre. Hätte es ein arbeitsfähiges Verwaltungszentrum gegeben, so wäre es letztlich leichter gewesen, die Interbrigaden aufzulösen und ihre Angehörigen zu evakuieren.

Der Abzug

Schon im Juni 1938 war damit begonnen worden, verwundete, kranke und ältere Interbrigadisten nach Frankreich zu evakuieren, jenen, die aus demokratischen Ländern kamen und ungefährdet zurückkehren konnten, wurde die Ausreise erlaubt. Außerdem begann der Abbau der »Hilfsdienste«, zu denen auch das Sanitätswesen gehörte. Umfangreichere Transporte begannen dann am 12. November 1938. Sie standen zum größten Teil unter der Kontrolle einer Kommission des Völkerbundes. Die von den Fronten abgezogenen Interbrigadisten waren in Demobilisierungslagern zusammengezogen worden, die sich in den Provinzen Valencia, Alicante und Barcelona befanden. Die Interbrigadisten beklagten vielfach, dass sie sich untätig in den Lagern aufhalten mussten, während ihre spanischen Brüder an den Fronten gegen die Faschisten kämpften. Aber ihr Einsatz war nicht vergessen, und das republikanische Spanien, Regierung, Militär sowie die politischen Parteien und die Gewerkschaften, beschlossen, die Internationalen in würdiger Form zu verabschieden.
Am 27. Oktober 1938 gab die spanische Regierung zu Ehren der Internationalen Brigaden daher ein Bankett im ehemals mondänen Casino La Rabassada, das zu dieser Zeit als Kaserne diente. Zu einem symbolträchtigen Höhepunkt der Veranstaltung kam es, als der spanische Ministerpräsident Juan Negrín den deutschen Antifaschisten, Kommunisten und Kommandeur der 45. Division der Spanischen Volksarmee Hans Kahle umarmte. Dieser hatte zuvor seine Rede in deutscher Sprache begonnen, um zu demonstrieren, dass es antifaschistische, Deutsche gebe, »die verstehen, zu kämpfen und, falls nötig, zu sterben, um ihre Verpflichtung als wirkliche Deutsche zu erfüllen«. Dann hatte er seine Rede fortgesetzt: »Und jetzt werde ich Spanisch sprechen, die Sprache der Internationalen Brigaden, die Sprache der aus dreiundfünfzig Ländern Stammenden, die zu den Internationalen Brigaden zählten, weil Spanien nach diesen zwei Jahren des Krieges unsere zweite geliebte Heimat ist.«
Neben Hans Kahle sprachen Luigi Longo, An­dré Marty und Juan Negrín. Der Ministerpräsident war sichtlich bewegt, als er sagte: »Ihr habt große und bewundernswerte Opfer gebracht. Niemand hat euch gezwungen zu kommen. Ihr habt euch freiwillig einer Disziplin unterworfen, die auf den ersten Blick fremd erscheinen könnte; und in einem solchen Maße, dass ihr diese Disziplin so verinnerlicht habt, dass ihr, als die Zeit gekommen ist, dass man meint, es sei besser, für unsere gemeinsame Sache Spanien zu verlassen, dies getan habt, und wie ein Mann, mit Tränen in den Augen, wie ich sie bei vielen gesehen habe, habt ihr euch bereit gemacht zu gehen. Ihr geht für immer, um an einem anderen Ort zu kämpfen. Und jetzt, da ihr geht, sage ich euch im Namen des spanischen Volkes, dass wir nicht wie üblich schwören, zu kämpfen, bis wir siegen oder sterben. Wir schwören nur eine einzige Sache, die wir erfüllen werden: Wir schwören zu siegen!«
Am 28. Oktober 1938 verabschiedeten sich in Barcelona 300.000 Menschen von den Internationalen Brigaden, die gemeinsam mit spanischen Einheiten eine letzte Parade auf spanischem Boden veranstalteten. Die Internationalen marschierten ohne Waffen, aber mit erhobenen Fäusten. Kaum jemand der Verantwortlichen der Republik versäumte es, sich von ihnen zu verabschieden. Neben den Vertretern der Regierung waren auch der Generalsekretär der KP Spaniens, José Díaz, und das berühmte Mitglied des Politbüros der KP Spaniens, Dolores Ibárruri, erschienen. Vicente Rojo Lluch, der Chef des Generalstabs der Spanischen Volksarmee, sowie Enrique Líster und Juan Modesto, die Kommandeure des V. Armeekorps, nahmen ebenfalls teil.

Helden geehrt

Die Abschiedsparade war auch als Ehrung für jene Interbrigadisten gedacht, die sich im Kampf für die Republik besonders bewährt hatten. Zu ihnen gehörte der 44jährige Friedrich (Fritz) Birk aus dem baden-württembergischen Ettlingen, der von der XI. Brigade delegiert worden war. Birk hatte, so kurios das klingt, vermutlich während des ganzen Krieges keinen einzigen Schuss abgefeuert. Aber er hatte der Waffenmeisterei der XIII. Brigade angehört, die eine »gemischte Brigade« gewesen war. Das hatte nichts mit einer multinationalen Zusammensetzung zu tun, sondern damit, dass sowjetische Berater davon ausgegangen waren, dass dieser Krieg ein Bewegungskrieg war und es effizienter sei, wenn eine etwa 3.000 Mann starke Einheit von der Infanterie über Panzer bis zur Artillerie über alle Waffengattungen verfüge. Da es sich um sehr verschiedene Waffentypen handelte, muss Birk ein exzellenter Mechaniker gewesen sein. Das wird auch dadurch bestätigt, dass er nach der Auflösung der Brigade im Juli 1937 in eine Waffenfabrik kommandiert und danach von der XI. Brigade übernommen worden war.
Vielleicht hatte Fritz Birk in der Presse der Brigade einige der zahllosen Grußadressen gelesen, die Einheiten der Volksarmee, Belegschaften von Betrieben, Parteien und Gewerkschaften, aber auch einzelne Personen zum Abschied an die Interbrigadisten schrieben? Vielleicht hatte er Luigi Longos Worte gehört, der, gerührt durch die Herzlichkeit der Spanier, sagte: »Ihre Dankbarkeit ist größer als das, was die Internationalen für Spanien haben tun können, aber es war auch ein Kampf aller Völker für ihre eigene Existenz. Die Frauen und Kinder der ausländischen Freiwilligen werden stolz sein, Familienmitglieder derer zu sein, die in Spanien für die Freiheit der Welt gekämpft haben.«
Fritz Birk, der 1956 verstarb, hat es nicht mehr erlebt, dass die spanische Regierung 1996 mit der Verleihung der Ehrenstaatsbürgerschaft das Versprechen von »La Pasionaria« Dolores Ibárruri einlöste, das sie den abziehenden Interbrigadisten in ihrer Rede auf der Abschiedsparade in Barcelona 1938 mitgegeben hatte: »Nie werden wir euch vergessen! Und wenn einst der Olivenbaum des Sieges blüht, durchflochten mit dem Siegerlorbeer der Spanischen Republik, dann kommt wieder! Kommt zu uns, denn hier werdet ihr, die ihr keine Heimat habt, eine Heimat finden. Hier werdet ihr, die ihr, der Freundschaft beraubt, leben müsst, Freunde finden, und ihr alle, alle werdet die Zuneigung des gesamten spanischen Volkes finden, das heute und immer voller Begeisterung rufen wird: Lang leben die Helden der Internationalen Brigaden!«

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