Montag, 7. August 2017

US-Autogewerkschaft verliert Abstimmung bei Nissan, zeigt zu Recht eine Erpressungskampagne des Unternehmens an – und macht keine Anstalten zu irgendeiner selbstkritischen Bewertung



2.200 dagegen, 1.300 dafür – so das klare Ergebnis der Abstimmung im  
Nissan-Werk im Bundesstaat Mississippi am 3. und 4. August 2017 zur  
Frage, ob sich die Belegschaft von der Vereinten  
Automobilarbeitergewerkschaft UAW vertreten lassen möchte – möchte  
sie, zu fast zwei Dritteln, nicht. Zu bemerken dabei zuerst: Von den  
rund 6.500 Beschäftigten waren beinahe die Hälfte nicht wahlberechtigt  
– ZeitarbeiterInnen, denen wie weltweit, auch hier grundlegende Rechte  
verwehrt bleiben. Warum nach 14 Jahren Kampagne (seit der  
Werksgründung 2003) diese Wahl verloren wurde, darüber gibt es nicht  
nur im Werk, in den regionalen Medien und in der Gewerkschaftsbewegung  
erste Debatten, sondern auch in zahlreichen weiteren politischen  
Zusammenhängen. Ein Grund war sicherlich die extrem aufwendige  
Kampagne des Unternehmens gegen die Gewerkschaft, deren Tenor auch aus  
der triumphierenden Erklärung nach der Abstimmung sichtbar wird. Eine  
schmutzige Erpressungskampagne allemal, inklusive zahlreicher  
„Gruppen- und Einzelgespräche“ voller Drohungen über soziale Einbußen,  
die ein Votum für die Gewerkschaft mit sich bringen würde. Es gibt  
aber sicher mindestens noch zwei weitere Gründe. Zum einen ist es  
durch Gesetzgebung und Tradition so, dass in solchen Abstimmungen die  
Gewerkschaft etwas ist, das von außen kommt, es sind nicht die  
Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, die sich organisieren.  
Schließlich hat Nissan es genüsslich ausgenutzt, dass – ob zufällig  
oder nicht – in den Tagen vor der Abstimmung ein (wieder einmal  
neuer) Korruptionsfall in der UAW bekannt wurde, was ein (großer)  
Baustein mehr war in einem Bild, das besagt, dass die UAW insgesamt  
kein Ruhmesblatt der Gewerkschaftsbewegung ist.  Zur Abstimmung, ihren  
Bedingungen und den gewerkschaftlichen Perspektiven sowohl bei Nissan,  
als auch allgemein im Süden der USA siehe unsere Materialsammlung  
„Bleiben die US-Südstaaten gewerkschaftsfrei?“ vom 06. August 2017
http://www.labournet.de/?p=119773

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