Montag, 7. August 2017

Exklusiv-Interview mit islamistischem Gefährder


Bremen will den 18-jährigen Farid (Name von der Redaktion geändert) in die russische Teilrepublik Dagestan abschieben. Nach Überzeugung der Innenbehörde handelt es sich bei dem jungen Mann um einen islamistischen Gefährder. In einem Exklusiv-Interview mit buten un binnen äußert sich Farid zu den Vorwürfen.
https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/interview-gefaehrder102.html

Farid sitzt momentan in Abschiebehaft und fühlt sich von Polizei und der Bremer Innenbehörde zu Unrecht in die terroristische Ecke gestellt. In einem exklusiven Interview mit buten un binnen erklärte er: "Ich bin in einem Alter, in dem man viel Scheiße baut." Teenager würden eben nicht viel nachdenken. Nur deshalb sei er ins Visier der Innenbehörde geraten. Unter anderem hatte er im Internet nach Reiserouten ins syrische Kriegsgebiet gesucht oder Anleitungen zum Bombenbau heruntergeladen. "Ich gebe zu, das war ein Fehler, und ich bereue es auch."

Sicherheitsbehörden hatten Farid im Blick

Zweimal fiel der heute 18-Jährige nachweislich den Behörden auf. Das erste Mal im Jahr 2014. Der damals 15-Jährige wollte nach eigener Aussage nach Syrien ausreisen und im Machtbereich des sogenannten Islamischen Staats leben. Er sei erwischt worden, weil er damals bei Facebook seine Ausreise nach Syrien angekündigt hatte, sagte Farid. „Dann gab es eine Razzia bei mir zu Hause, und ich habe ein Ausreiseverbot bekommen.“ Ein Flugticket habe er seinerzeit nicht gekauft.
Das zweite Mal fiel der junge Russe in diesem Januar auf. In einem Internetchat hatte er geschrieben, er würde sich an einem Anschlag beteiligen wollen. Daraufhin wurde Farid nach eigener Aussage in die Psychiatrie eingewiesen und dort untersucht.
Drohungen nicht einmal einen Monat nach dem Lastwagen-Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz mit zwölf Toten. Farid versteht trotzdem nicht, warum die Behörden ihn als Gefährder einstufen und abschieben wollen. "Ich habe noch nie jemanden etwas angetan, und ich habe auch keine Vorstrafen gehabt."

Innenbehörde sieht Gefährdung

Die Sprecherin der Bremer Innenbehörde Rose Gerdts-Schiffler hat keinen Zweifel daran, dass es sich bei dem 18-Jährigen um einen gefährlichen Islamisten handelt: "Sowohl Handlungen als auch Äußerungen in der Vergangenheit belegen eindeutig seine radikal-islamistische Gesinnung. Aber was noch viel wichtiger ist: Den Sicherheitsbehörden liegen Aussagen vor, die ganz eindeutig klären, dass er bereit ist, Anschläge zu begehen oder zu unterstützen."
Farid betonte im Interview mehrfach, er sympathisiere nicht mit dem "Islamischen Staat". Warum er trotzdem nach Syrien reisen wollte, erklärte Farid so: Er sei "genervt" gewesen, dass seine Eltern ihm verboten, in die Moschee zu gehen. Der Jugendliche besuchte 2014 häufig den Kultur-Familienverein in Gröpelingen. Der Moschee-Verein war 2014 von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) verboten worden, weil er als Treffpunkt für radikale Islamisten galt.

Dummer Jungenstreich?

Heute will Farid seine Pläne als eine Art dummen Jungenstreich verstanden wissen: Für den "IS" zu kämpfen, sei für ihn nicht infrage gekommen. "Ich kann mir nicht vorstellen zu sterben, und ich will auch nicht unter Schmerzen leiden. Ich will auch niemanden töten", sagte Farid.
Die Innenbehörde ordnet die Aussagen von Farid keinesfalls in die Kategorie dumme Jungenstreiche ein. Laut Gerdts-Schiffler werde niemand in Bremen in Abschiebehaft gesteckt, "bei dem wir nicht größte Befürchtungen haben, dass eine terroristische Gefahr von ihm ausgeht.“ Bremen habe "genügend Belege in der Hand, um wirklich hochbesorgt sein zu können."

Seit 18. Geburtstag in Haft

Derzeit liegt der Fall beim Bundesverwaltungsgericht. In vielleicht drei Wochen werden die Richter entschieden haben, ob Farid nach Russland abgeschoben werden darf – so wie es das deutsche Recht ermöglicht. Bis dahin bleibt der junge Mann in Haft. Dort sitzt er seit dem 14. März – dem Tag, als Farid 18 Jahre alt wurde.

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