Die Steuerbehörden des Landes ermitteln in 33 Fällen, Drogenbarone, Politiker, Lobbyisten und Fernsehstars verstecken ihr Geld.
Süddeutsche Zeitung v. 7.4.2016
Von Peter Burghardt
Es überrascht nicht, dass Mexiko in den Panama Papers eine Rolle spielt. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist arm, die Elite setzt sagenhafte Summen um. Laut Fachblatt Forbes hat Mexiko 14 Milliardäre; der Telekommunikationsmagnat Carlos Slim gilt mit 50 Milliarden Dollar als viertreichster Mensch der Welt. Der südliche Nachbar der USA wird von monopolartigen Strukturen beherrscht und von der skandalbelasteten Revolutionspartei PRI. Seit 2012 regiert für sie der telegene Präsident Enrique Peña Nieto, der kommende Woche Deutschland besucht.
Politiker, Lobbyisten, Unternehmer, Fernsehstars. Und Rauschgifthändler
Den nachhaltigsten Einfluss auf das Image des Landes hat aber der große und blutige Kampf unter Mexikos Drogenbaronen, als Nummer eins gilt der zweimal geflüchtete und dreimal inhaftierte
Kokain-Baron Joaquín El Chapo Guzmán vom Sinaloa-Kartell. Da wird eine Menge Geld versteckt - einige Namen prominenter Mexikaner drangen nun durch das Daten-Leck, darunter Politiker, Lobbyisten, Unternehmer, TV-Stars - und Rauschgifthändler. Mexikos Steuerfahnder ermitteln wegen des Panama-Leaks gegen 33 Landsleute.
Sogar dem Drogenbaron Rafael Caro Quintero richtete der Vorgänger von Mossack Fonseca, die Jürgen Mossack Lawfirm, zwei Briefkastenfirmen ein. Quintero zählte zu den Bossen des Guadalajara-Kartells, ehe er 1985 verhaftet wurde. 2013 kam er wegen Formfehlern frei. Mit welch gefährlichem Kunden Jürgen Mossack sich da eingelassen hatte, war ihm laut einer E-Mail von 2005 wohl bewusst: "Verglichen mit R. Caro Quintero, war Pablo Escobar ein Säugling. Ich möchte nicht zu denen gehören, die er besuchen wird, wenn er aus dem Gefängnis kommt." Acht Jahre später wird der Drogenboss entlassen - wegen eines Formfehlers. Inzwischen gibt es erneut einen Haftbefehl.
Noch mehr erregen sich Landsleute jedoch über einen Mann, der unter Mexikos aktueller Regierung enorm verdient haben soll. Der Bauunternehmer Juan Armando Hinojosa Cantú hatte es 2015 auf einmal eilig, 100 Millionen Dollar offshore unterzubringen. Dies sei "nur ein kleiner Teil des Portfolios des Kunden", schrieb ein Vermittler aus Miami im Juli laut den Dokumenten der Florida-Vertreterin von Mossack Fonseca. "Wir sehen ein großes Wachstumspotenzial, da er einer der prominentesten Geschäftsleute Mexikos ist." So half Mossack Fonseca offenbar, für Hinojosa Cantú eine üppige Summe aus Steuerparadiesen der Karibik nach Neuseeland zu verschieben. Die neuen Offshore-Trusts laufen auf die Namen seiner Mutter und Schwägerin. Der Begünstigte ist jedoch offenbar Hinojosa Cantú.
Die Transaktion ereignete sich, als Mexiko über einen heiklen Interessenskonflikt debattierte: Eine Firma von Hinojoso Cantú hatte den beiden obersten Mexikanern für sieben Millionen Dollar ein Anwesen im edelsten Viertel von Mexiko-Stadt gebaut. Die Residenz, bekannt als "Casa Blanca", gehörte Angélica Rivera, frühere Telenovela-Schauspielerin und gegenwärtige Ehefrau von Präsident Peña Nieto.
Zwar sprachen von ihm eingesetzte Ermittler Peña Nieto vom Verdacht der Einflussnahme frei. Doch die Nähe des Staatschefs zum Bauherrn ist legendär. Laut Berechnungen der Plattform Aristegui Noticias haben öffentliche Verträge Hinojoso Cantú während der Karriere von Peña Nieto 750 Millionen Dollar eingebracht.
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