Mittwoch, 13. April 2016

Gefeierter Mörder

Video über Erschießung eines wehrlosen Palästinensers sorgt in Israel für Aufregung

Von Flo Osrainik
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Gezielte Tötung: Israelische Besatzungssoldaten vergewissern sich ihrer Tat (Hebron, 24.3.2016)
Die Gefahr ist gebannt. Die beiden Angreifer liegen am Boden. Einer der beiden ist tot, der andere verletzt. Sie sollen am 24. März in Hebron mit Messern Besatzungssoldaten angegriffen und leicht verletzt haben. Was dann folgt, will nicht so recht in das verbreitete Bild der »moralischen« israelischen Streitkräfte (IDF) passen. Die Soldaten sowie Siedler und Sanitäter, fast alle bewaffnet, ignorieren den verletzt am Boden liegenden 21jährigen Abd Al-Fatah Scharif. Die Anwesenden ahnen nicht, dass sie gefilmt werden. Ein Siedler zu den Soldaten: »Das Arschloch atmet noch.« Es folgt eine kurze Unterhaltung zwischen den IDF-Angehörigen. Anschließend schießt einer der Besatzungssoldaten dem Verletzten beiläufig aus nächster Nähe in den Kopf.
Das Video zu dem Mord wurde der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem zugespielt. Der Mann, der den Vorgang gefilmt hat, erhält Morddrohungen von Siedlern, sein Haus wurde mit Steinen beworfen. Die Armeeführung hat den Soldaten vorerst suspendiert und behauptet, dass dieses Verhalten »nicht den Werten der israelischen Streitkräfte« entspreche und es sich um einen »schwerwiegenden Vorfall« handele.
Obwohl der uniformierte Mörder und andere Anwesende, darunter der Vorgesetzte des Schützen, auf dem Video gut zu erkennen sind, wurde der Täter von keiner israelischen Zeitung namentlich genannt. Im Netz machte der Name seines Facebook-Profils trotzdem schnell die Runde: Elor Azaria. Der Soldat wird unterdessen von seinen Unterstützern im Internet als Held bezeichnet. Dabei wird der Mord damit gerechtfertigt, dass Azaria »nur seinen Job gemacht hat«. In Beit Schemesch und der Heimatstadt des Soldaten, Ramle, fanden Demonstrationen für ihn statt.
Aktion 200000
Die israelische Zeitung Haaretz berichtete, der Todesschütze soll auf seiner Internetseite faschistische Ansichten geteilt und zu einem anderen Soldaten gesagt haben, dass der Palästinenser den Tod verdient hätte. Der investigative Journalist Uri Blau hatte die Einträge von Azaria untersucht und einen »tief verwurzelten Hass gegenüber Palästinensern, unterstützt von Familienmitgliedern und Freunden« festgestellt.
In Israel macht der Fall Schlagzeilen. Aber nicht wegen des Mordes oder der Ansichten des Besatzungssoldaten, sondern wegen seiner Suspendierung. Eine an Premierminister Benjamin Netanjahu gerichtete Petition, die eine Auszeichnung für den Soldaten fordert, hatten Anfang April bereits über 58.000 Menschen unterzeichnet. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders Channel 2 News waren 57 Prozent der Israelis der Meinung, dass es nicht nötig sei, den Soldaten zu verhaften. Nur fünf Prozent bezeichneten sein Vorgehen als Mord.
Naftali Bennett, Rechtsaußenpolitiker der Partei »Jüdisches Heim« und derzeitiger Bildungsminister, verbreitete seine Sicht der Dinge zu dem Fall über das Internet: »Der Soldat ist kein Mörder«, es herrsche Krieg gegen den Terrorismus. Entgegen den in dem Video zu sehenden Szenen und Aussagen von Zeugen behauptete Bennett, der »Terrorist« hätte noch eine Bombe zünden können.
Laut Beschluss eines israelischen Militärgerichts darf der Name des Mörders nicht publiziert werden – weder in israelischen noch in ausländischen Medien. Letzteren droht der Verlust ihrer Akkreditierung für Israel, sollten sie sich nicht der Zensur beugen. Wie der US-Journalist und The-Intercept-Redakteur Glenn Greenwald berichtete, fügte sich unter anderem die New York Times dem Richterspruch und nennt Azaria nicht beim Namen.


Die Gefahr ist gebannt. Die beiden Angreifer liegen am Boden. Einer der beiden ist tot, der andere verletzt. Sie sollen am 24. März in Hebron mit Messern Besatzungssoldaten angegriffen und leicht verletzt haben. Was dann folgt, will nicht so recht in das verbreitete Bild der »moralischen« israelischen Streitkräfte (IDF) passen. Die Soldaten sowie Siedler und Sanitäter, fast alle bewaffnet, ignorieren den verletzt am Boden liegenden 21jährigen Abd Al-Fatah Scharif. Die Anwesenden ahnen nicht, dass sie gefilmt werden. Ein Siedler zu den Soldaten: »Das Arschloch atmet noch.« Es folgt eine kurze Unterhaltung zwischen den IDF-Angehörigen. Anschließend schießt einer der Besatzungssoldaten dem Verletzten beiläufig aus nächster Nähe in den Kopf.
Das Video zu dem Mord wurde der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem zugespielt. Der Mann, der den Vorgang gefilmt hat, erhält Morddrohungen von Siedlern, sein Haus wurde mit Steinen beworfen. Die Armeeführung hat den Soldaten vorerst suspendiert und behauptet, dass dieses Verhalten »nicht den Werten der israelischen Streitkräfte« entspreche und es sich um einen »schwerwiegenden Vorfall« handele.
Obwohl der uniformierte Mörder und andere Anwesende, darunter der Vorgesetzte des Schützen, auf dem Video gut zu erkennen sind, wurde der Täter von keiner israelischen Zeitung namentlich genannt. Im Netz machte der Name seines Facebook-Profils trotzdem schnell die Runde: Elor Azaria. Der Soldat wird unterdessen von seinen Unterstützern im Internet als Held bezeichnet. Dabei wird der Mord damit gerechtfertigt, dass Azaria »nur seinen Job gemacht hat«. In Beit Schemesch und der Heimatstadt des Soldaten, Ramle, fanden Demonstrationen für ihn statt.
Die israelische Zeitung Haaretz berichtete, der Todesschütze soll auf seiner Internetseite faschistische Ansichten geteilt und zu einem anderen Soldaten gesagt haben, dass der Palästinenser den Tod verdient hätte. Der investigative Journalist Uri Blau hatte die Einträge von Azaria untersucht und einen »tief verwurzelten Hass gegenüber Palästinensern, unterstützt von Familienmitgliedern und Freunden« festgestellt.
In Israel macht der Fall Schlagzeilen. Aber nicht wegen des Mordes oder der Ansichten des Besatzungssoldaten, sondern wegen seiner Suspendierung. Eine an Premierminister Benjamin Netanjahu gerichtete Petition, die eine Auszeichnung für den Soldaten fordert, hatten Anfang April bereits über 58.000 Menschen unterzeichnet. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders Channel 2 News waren 57 Prozent der Israelis der Meinung, dass es nicht nötig sei, den Soldaten zu verhaften. Nur fünf Prozent bezeichneten sein Vorgehen als Mord.
Naftali Bennett, Rechtsaußenpolitiker der Partei »Jüdisches Heim« und derzeitiger Bildungsminister, verbreitete seine Sicht der Dinge zu dem Fall über das Internet: »Der Soldat ist kein Mörder«, es herrsche Krieg gegen den Terrorismus. Entgegen den in dem Video zu sehenden Szenen und Aussagen von Zeugen behauptete Bennett, der »Terrorist« hätte noch eine Bombe zünden können.
Laut Beschluss eines israelischen Militärgerichts darf der Name des Mörders nicht publiziert werden – weder in israelischen noch in ausländischen Medien. Letzteren droht der Verlust ihrer Akkreditierung für Israel, sollten sie sich nicht der Zensur beugen. Wie der US-Journalist und The-Intercept-Redakteur Glenn Greenwald berichtete, fügte sich unter anderem die New York Times dem Richterspruch und nennt Azaria nicht beim Namen.

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