Freitag, 28. März 2014
Viele Deutsche haben zwei Jobs
Viele Menschen in Deutschland müssen ihr Einkommen mit einem Zweitjob aufbessern. 11 Prozent aller Frauen und sieben Prozent der Männer haben laut einer Auswertung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im vergangenen Jahr einen Minijob ausgeübt, wie die „Berliner Zeitung“ berichtet. Dem Blatt zufolge würden die meisten „Multijobber“ einen Nebenjob ausüben, da sie für diesen keine Sozialabgaben zahlen müssten.
Zahl der Multijobber hat sich nach der Wiedervereinigung mehr als verdreifacht
3,02 Millionen Menschen haben in Deutschland einen Nebenjob. Seit der Wiedervereinigung hat sich die Zahl dem IAB zufolge mehr als verdreifacht. Von diesen Multijobbern üben rund 2,6 Millionen Menschen einen Minijob aus. Der Hauptgrund liegt hierfür laut IAB vor allem in den Vergünstigungen für Zweitjobs, die im Zuge der Hartz-Reformen eingeführt wurden. Seit 2003 müssen Arbeitnehmer keine Sozialabgaben für einen Minijob leisten – auch dann nicht, wenn er als Zweijob ausgeübt wird. Eine solche „Subvention eines zweiten Jobs ist schwer nachvollziehbar“, kritisierte IAB-Forscher Enzo Weber gegenüber der Zeitung. „Es gibt Geringverdiener, die aus finanzieller Not einen Zweitjob übernehmen müssen. Der Großteil hat aber einen ordentlich bezahlten Hauptberuf.“
Obwohl die Gehälter bei Minijobs meist sehr niedrig sind, nehmen viele Arbeitnehmer diesen Nachteil in Kauf, weil sie für Überstunden oder eine Aufstockung der Arbeitszeit im Hauptberuf Sozialabgaben zahlen müssten und letztendlich weniger Geld auf ihrem Konto hätten. Hinzu komme, dass der Nebenjob meist nur als Zuverdienst zum Familieneinkommen betrachtet werde, mutmaßt die Zeitung.
Vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen, dem Einzelhandel und der Gastronomie werden viele reguläre Stellen durch Minijobs ersetzt, die auch für den Arbeitgeber von Vorteil sind, da er für diese Jobs deutlich geringere Sozialabgaben zahlen muss als für sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Der Zeitung zufolge seien diese Branchen auf die geringen Gehälter der Nebenjobber angewiesen. (ag)
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