Freitag, 28. März 2014

Ukraine: Schmidt laesst amerikanische Weltkriegstraeume platzen

Nachdem sich die journalistischen Propagandasoldaten im Auftrag des Pentagon nun ueber Monate hinweg in den großen deutschen Medien darum bemueht hatten, das Publikum in Kriegsstimmung zu bringen, und nicht wenige Leser und Zuschauer die gleichgeschaltete Kriegspropaganda auch geschluckt hatten, laesst Altkanzler Helmut Schmidt dass Fass der allgemeinen Kriegsstimmung platzen: er erklaert, dass Sanktionen gegen Russland verfehlt seien und dass er Verstaendnis habe fuer Putins Vorgehen auf der Krim. Zwar hatte auch Schroeder bereits Verstaendnis fuer Putin geaeußert; die aktuelle Funktion des letzten SPD-Kanzlers bei Gazprom beeintraechtigte jedoch seine Position in dieser Sache. Helmut Schmidt gegenueber jedoch koennen solche Zweifel nicht geltend gemacht werden. In der oeffentlichen Meinung kann Schmidt einen fuehrenden Platz seine Vertrauenswuerdigkeit betreffend beanspruchen: ueber seine Einschaetzung duerfte sich auch Angela Merkel nur schwer hinwegsetzen koennen. Schmidt hatte bereits bei der Muenchener Sicherheitskonferenz erhebliche Zweifel an der Ausrichtung der NATO und der westlichen Außenpolitik zur Sprache gebracht: die NATO sei letztlich ueberfluessig und man sollte aufhoeren, staendig neue "humanitaere" Interventionen in andern Laendern durchzufuehren und stattdessen damit anfangen, wildgewordene Finanzmanager an die Leine zu nehmen. Diese Aeußerungen Schmidts wurden jedoch nur in der FAZ veroeffentlicht. In der ZEIT, die Schmidt als Mitherausgeber fuehrt, erschien kein Wort der Erklaerungen des Altkanzlers; stattdessen ausfuehrliche Artikel ueber Außenminister Steinmeier und Bundespraesident Gauck, die beide die entgegengesetzte Position vertraten: Deutschland muess endlich umfassenderen militaerischen Einsatz zeigen (und das, obwohl die Bundeswehr schon in mehreren Regionen außerhalb des NATO-Gebietes militaerisch aktiv ist). Mit seinen Aeußerungen widersetzt sich Schmidt offen der US-gesteuerten NATO-Linie, die im aktuellen Fall der Ukraine auf maximale Eskalation zielte, mit der offensichtlichen Absicht, einen Krieg in der Ukraine bzw. mit Russland zu provozieren. In der Ukraine wurden von seiten des Pentagon die rechtsradikalen Kraefte unterstuetzt, die offen erklaerten, dass sie auf die militaerische Auseinandersetzung mit Russland zielten. Auch Ex-Praesidentin Timoshenko brachte diese Orientierung kuerzlich in aller Deutlichkeit zur Sprache: sie wolle Atomwaffen einsetzen, um die Russen aus der Ukraine zu beseitigen. In einem anderen abgehoerten Gespraech war von der zustaendigen US-Außenministerin Nuland zu erfahren, dass die Unterstuetzung der Rechtsradikalen gewollt sei - von der Rechten wurden 7 Regierungsposten: nahezu alle Positionen besetzt, die Zugang zu den Waffenarsenalen boten und Straffreiheit fuer gewalttaetige Aktivitaeten der Rechtsradikalen, die nicht selten in Schlaegerbanden auftraten, um ihre Vorstellungen von Ordnung und Politik durchzusetzen. Jeder Versuch der Verstaendigung mit der russischen Regierung wurde von amerikanischer Seite abgewehrt, zuletzt das Treffen auf dem geplanten G8-Gipfel - ein Fehler nach Schmidts Ansicht. Die Fokussierung der amerikatreuen Journalisten, die in praktisch allen großen Medien die Berichterstattung zur Ukraine betrieben, wurde durchweg auf Punkte und Vorgaenge gelenkt, die geeignet waren, die Russen als Angreifer und Unterdruecker erscheinen zu lassen. Die Praesenz der Rechtsradikalen in Kiew / in der Regierung wurde anfangs ganz ignoriert, spaeter verharmlost und kleingeredet und weitgehend verschwiegen: dass der Verteidigungsminister aus ihren Reihen kam, konnte man in der westlichen Presse nicht erfahren. Ebensowenig, dass ausgerechnet die Position des Minderheitsbeauftragten an die Partei ging, deren Fuehrer erklaert hatten, es ginge darum, gegen Juden und Russen vorzugehen, falls noetig mit Gewalt. Auch der SPD-Politiker Erhard Eppler erklaerte, ihm sei es nicht moeglich gewesen, aus den westlichen Medien zu erfahren, welche Posten von des Rechtsradikalen besetzt wurden. Motivation der amerikanischen Kriegsfreudigkeit Von verschiedener Seite - etwa vom CDU-Politiker Willy Wimmer, unter Kohl Staatssekretaer im Verteidigungsministerium, wurde festgestellt - dass es im amerikanischen Interesse liege, wenn in Europa, bzw. zwischen Europa und Russland Krieg gefuehrt werde. Auch eine Konfrontation in Form eines kalten Krieges kaeme den USA zupaß: das Abbrechen der europaeischen Wirtschaftsbeziehungen mit Russland wuerde die Europaeer zwingen, stattdessen das amerikanische Boot zu besteigen, mit dem vorbereiteten Freihandelsabkommen TTIP, das u.a. Fracking ermoeglicht, die Verbraucherrechte ebenso wie den Arbeitnehmerschutz in Europa minimiert und die Großkonzerne in eine privilegierte Position versetzt. Darueberhinaus ließe sich eine fuer die Oelkonzerne vorteilhafte Preisentwicklung erwarten und das Petrodollar-System, das von Russland bedroht wird, koennte dann ueberleben. Die Folgen eines Kriegs, selbst wenn er nuklear gefuehrt werden sollte, werden von amerikanischer Seite als gering eingeschaetzt; dies berichteten europaeische Gespraechspartner aus Kontakten mit amerikanischen Militaers. Die USA koennten aus einem Nuklearkrieg weitgehend unversehrt hervorgehen. Nur Europa waere dann fuer eine Weile unbewohnbar. Auch eine Studie, die vor einigen Jahren vom Magazin des Council on Foreign Policy veroeffentlicht wurde, stellte fest, dass die nuklearstrategischen Kapazitaeten Chinas und Russlands keinen wirksamen Gegenschlag ermoeglichten, wenn von seiten der USA im Erstschlag eins dieser Laender vernichtend getroffen wuerde. Ein Atomkrieg sei somit fuer die USA nahezu gefahrlos und siegreich durchfuehrbar. Krieg als Loesung der amerikanischen Probleme Die USA stehen derzeit vor ueberwaeltigenden wirtschaftlichen und finanziellen Problemen. Die bisherige Loesung durch die intensiv angekurbelte Notenpresse stoeßt inzwischen an ihre Grenzen: der ueberwiegende Teil der US-Staatsanleihen muss inzwischen von der Federal Reserve aufgekauft werden; China hat die Stuetzung durch den Kauf dieser Anleihen beendet und auch ansonsten besteht nur noch wenig Interesse am US-Dollar. Das zu Unterstuetzung des Dollar installierte Petro-Dollar-System, das in den letzten Jahrzehnten alle Oelkonsumenten noetigte, Oel zu Dollarpreisen zu kaufen, wird inzwischen von mehreren großen Oellieferanten durchloechert: unter ihnen Iran und Russland. Somit droht ein Kollaps des Dollar. Ein Krieg koennte das alte System sichern helfen: hierdurch koennten die Laender, die aus dem Petrodollar-System ausscheren - also etwa Russland, Iran und Venezuela - an weiteren Oellieferungen gehindert werden. Darueberhinaus koennte ein Krieg einer der wenigen Industrien, deren Produkte noch auf dem Weltmarkt gefragt werden zur deutlichen Steigerung ihrer Umsaetze verhelfen. Europa in der Kriegsperspektive Die Konsequenzen eines Kriegs fuer Europa sind als mehr oder weniger deutlich negativ einzuschaetzen Die vergleichsweise guenstigen Energielieferungen aus Russland muessten teuer ersetzt werden; der russische Markt und umfangreiche Investitionen der Industrie in Russland wuerden verloren gehen. Russland gehoerte in den vergangenen Jahren zu den Wachstumsmaerkten; hier wurden auch unter anderem mehr als 300 Fahrzeugwerke errichtet. Auch die umfangreichen Geschaefte mit Russlands Buendnispartner China waeren bedroht. Rational kalkulierende Politiker wehren deshalb eine Kriegsperspektive ab, wie derzeit etwa Helmut Schmidt. Amtierende Politiker hingegen sind von solcher Rationalitaet ausgenommen: ihre erste Sorge gilt der Perspektive ihrer Wiederwahl. Sie sind aus diesem Grund in hohem Mass durch die Medienberichterstattung beeinflussbar, die im negativen Fall ihre politische Karriere vernichten kann. Dies wurde in Deutschland zuletzt u.a. am Beispiel von Christian Wulff oder Sebastian Edathy demonstriert: sie wurden effektiv durch Pressekampagnen oeffentlich hingerichtet. Vorher war bereits Guido Westerwelle, der entgegen den NATO-Absichten die amerikanischen Atomwaffen von deutschem Boden entfernt haben wollte und die Bundeswehrpraesenz in Afghanistan infrage stellte, mit einer Medienkampagne auf politisches Zwergenmass geschrumpft worden. Das Propagandanetzwerk der NATO Vor diesem Hintergrund ist die Wirkung des umfangreichen Netzwerks amerikafreundlicher Journalisten zu verstehen: diese betreiben in nahezu allen großen Medien die Auslandsberichterstattung, wenn Themen zur Verhandlung stehen, die Interessen der NATO involvieren. Hier wird dann ggf. in extremer Einseitigkeit, wie im Fall der Ukraine geschehen, berichtet. Zu anderen Themen erfolgt gleichzeitig eine ausgewogene oder kritische Berichterstattung, so dass die Einseitigkeit bei einem Themenkomplex unauffaellig bleibt. Unliebsame Journalisten oder Politiker koennen mithilfe von Materialien, die die NSA durch flaechendeckende Ueberwachung gewinnt, belastet und durch entsprechend nachhaltige Attacken aus ihrer Position entfernt werden. Auf diesen Wegen konnte das Pentagon, dessen Propagandaetat gegenueber der Summe von 5 Milliarden Dollar (2008) vermutlich erheblich aufgestockt wurde, weitgehenden Einfluss auf die deutsche Außenpolitik gewinnen. Die entsprechende Zielsetzung war zuletzt von Donald Rumsfeld im Jahr 2006 erklaert worden: man brauche Propaganda, 7 Tage in der Woche, rund um die Uhr. Obama, der Guantanamo nicht, wie versprochen, aufloeste, duerfte zwischenzeitlich an dieser Ausrichtung nichts veraendert haben; auch eine Verdoppelung des Propaganda-Etats liegt im Bereich des Moeglichen. Zur gleichgeschalteten Vorgehensweise des Propagandanetzwerkes hat Albrecht Mueller (SPD) in den von ihm herausgegebenen Nachdenkseiten einige Beitraege veroeffentlicht, unter anderem hier, in denen er einige der Strukturen benennt und ihre Arbeitsweise beschreibt. Der medienkritische Blogger Wolfgang Jungmann hat eine Liste von Journalisten veroeffentlicht, die in der Vergangenheit vom Netzwerk der "Atlantikbruecke", das der NATO / den Interessen der US-Regierung verbunden ist, eingeladen wurden und kooperierten. Darin finden sich von insgesamt 89 Journalisten allein 26 Mitarbeiter der oeffentlichen Medien in Deutschland. Aktuell beschreibt Jungmann auch die Berichterstattung deutscher Journalisten ueber die Bemuehungen der ukrainischen Rechtsradikalen, einen Buergerkrieg in der Ukraine zu initiieren, was diese euphemistisch als "Verteidigung des Vaterlands" darstellen. Der zentrale Mechanismus der Steuerung der westlichen "Demokratien" durch die Medien wurde bereits vor 90 Jahren von Edward Bernays in einem damals vielgelesenen Buch beschrieben: "THE conscious and intelligent manipulation of the organized habits and opinions of the masses is an important element in democratic society. Those who manipulate this unseen mechanism of society constitute an invisible government which is the true ruling power of our country. We are governed, our minds are molded, our tastes formed, our ideas suggested, largely by men we have never heard of. This is a logical result of the way in which our democratic society is organized. " Nur weil dieser Mechanismus der Oeffentlichkeit - einschließlich der Kritiker des Systems - heute praktisch unbekannt ist, ist es moeglich, immer wieder Kriege fuer die Interessen der jeweils herrschenden Elite zu fuehren, obwohl die Bevoelkerung in der Regel zum ueberwiegenden Teil pazifistisch ausgerichtet ist und mehrheitlich Kriege verabscheut. http://www.whale.to/b/bernays.pdf http://www.heise.de/tp/artikel/41/41315/1.html http://www.heise.de/tp/artikel/41/41340/ http://www.heise.de/tp/artikel/41/41328/ http://www.youtube.com/watch?v=2y0y-JUsPTU#t=476 http://www.spiegel.de/politik/ausland/helmut-schmidt-verteidigt-in-krim-krise-putins-ukraine-kurs-a-960834.html Willy Wimmer, Interview, KenFM zu den Kriegen in Jugoslawien, Irak, Afghanistan, Libyen und den amerikanischen Interessen http://www.youtube.com/watch?v=faL4zRUdQTA http://www.youtube.com/watch?v=O3fNWgefjz0 Daniele Ganser, Historiker, Uni Basel: Teil 1: Ressourcenkriege, Peak Oil, Imperium USA http://www.youtube.com/watch?v=Jyj-ofBUILw Teil 2: NATO-Terror, Ausblick und Loesungsansaetze http://www.youtube.com/watch?v=uHNG7FXKiwg Zur konkreten strategischen Perspektive mit Hinblick auf die Ukraine die folgende Analyse: http://www.leap2020.eu/GEAB-N-83-ist-angekommen-Umfassende-weltweite-Krise-Der-Uberlebenskampf-der-USA-eskaliert-Ein-neuer-Kalter-Krieg-wird_a15803.html http://www.youtube.com/watch?v=O3fNWgefjz0 http://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=21147 http://www.deutschlandfunk.de/verhaeltnis-eu-russland-gefahr-einer-spirale-nach-unten.694.de.html?dram:article_id=280378 http://spiegelkabinett-blog.blogspot.de/2013/03/journalisten-der-atlantikbrucke-in.html http://spiegelkabinett-blog.blogspot.de/ Fuer vollständige Info / Quellen / Bildmaterial / Videos usw. den nachfolgenden angegebenen Link zum Beitrag aufrufen! ================ globalisierungskritische Nachrichten WWW.Meta-Info.De Link zum Beitrag / Hintergrundinfo, Quellen oder Pressehinweis: www.meta-info.de?site=metainfo&lid=33799 Redaktionspool - metainfo hamburg - www.meta-info.de * Offene bundesweite unmoderierte Attac-Diskussionsliste. * Soweit nicht ausdrücklich anders angemerkt gibt dieser * Beitrag ausschließlich die Meinung der AutorIn wieder. -- | - JPBerlin - Politischer Provider - | Anregungen, Fragen: Attac-D-owner@listen.attac.de | https://listen.attac.de/mailman/listinfo/attac-d | https://listen.attac.de/mailman/listinfo/attac-d#listekurz | https://listen.attac.de/mailman/listinfo/attac-d#verytricky

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