Freitag, 28. März 2014
Kooperation für den Frieden zu Krim-Referendum und Sanktionsspirale: "Eine andere Politik ist nötig: Kooperation statt Konfrontation, zivile Konfliktbearbeitung statt Sanktionen"
Die Kooperation für den Frieden, ein Dachverband von über 50 Organisationen
und Gruppen aus der Friedensbewegung, kritisiert das völkerrechtswidrige
Vorgehen Russlands, wozu das Referendum vom Sonntag gehört, ebenso
wie die destruktive Politik des Westens. Das Referendum mit seiner
Mehrheitsentscheidung für einen Anschluss an Russland hat eine neue
Situation geschaffen. Sie legitimiert für beide Seiten das weitere Anheizen
der Auseinandersetzung: Der Westen wird seine angekündigten Sanktionen
umsetzen, Russland die Eingliederung der Krim vorantreiben und
möglicherweise ihrerseits mit Sanktionen gegen den Westen antworten.
Die Kooperation für den Frieden fordert einen anderen Lösungsansatz
für die Krim-Krise. Anstatt die verhängnisvolle Konflikteskalation voran
zu treiben, verlangt sie die Schaffung eines neuen internationalen Systems
kollektiver Sicherheit: Dies ersetzt Konfrontation und Sanktionen mit ziviler
Konfliktbearbeitung. Zwischen den Kontrahenten muss Misstrauen ab- und
Vertrauen aufgebaut werden. Ohne Verhandlungen, die auch die Position
der anderen Seite berücksichtigen, sind keine Lösung oder wenigstens
Prozesse hin zur Lösung möglich. Die Geschichte hat gezeigt, dass das
Selbstbestimmungsrecht von Völkern oder Regionen nur in einem
konsensualen Prozess aller Beteiligten erfüllt werden kann und nicht auf
den Spitzen von Bajonetten oder durch einseitige Maßnahmen.
Für eine solche Initiative sind neutrale Mediatoren bzw. Moderatoren
unabdingbar. Die Kooperation schlägt als Vermittler neben der OSZE die
Gruppe der Friedensnobelpreisträger vor. Organisationen wie IPB oder
IPPNW, aber auch Personen wie Mairead Maguire oder Adolfo Pérez
Esquivel, sind geeignet, mitzuhelfen, den Konflikt zu entschärfen. Die
vergessenen Grundgedanken des „gemeinsamen Hauses Europas“,
friedliche Koexistenz, Dialog, Kooperation und Ausgleich, müssen wiederbelebt werden.
Das Gefährlichste wäre die weitere Militarisierung des Konfliktes.
Deswegen wertet die Kooperation es zumindest als positiv, dass
US-Außenminister John Kerry und die deutsche Bundeskanzlerin
Angela Merkel einer militärischen Reaktion auf das Geschehen
auf der Krim eine klare Absage erteilt haben. Für Deutschland
muss dies verbindlich in einem Beschluss des „Deutschen Bundestages“ festgeschrieben werden.
An den Westen gewandt erneuert die Kooperation für den Frieden
den Vorwurf, dass die Einbindung der Gesamt-Ukraine in die
westlichen Bündnisse sowie die finanzielle Förderung einer
äußerst zweifelhaften Putsch-Regierung destruktive und verschärfende
Elemente der Krise sind. Deswegen darf es keine Unterzeichnung
des geplanten Assoziierungsabkommens mit der EU geben.
Die konkurrierenden geostrategischen Interessen und die allseitige
Unterstützung der Oligarchen gefährden die Zukunft der Menschen
und die Stabilität der Großregion. Der Konflikt droht auf dem Rücken
der Menschen ausgetragen zu werden. Das heißt konkret, dass die
Verschärfung der Lage auf Kosten der Menschen- und
Minderheitenrechte in der Region gehen wird. Darüber hinaus werden
die sich zusehends verschlechternden Beziehungen zwischen dem
Westen und Russland andere Konflikte in einer eng vernetzten Welt,
wie beispielsweise den Krieg in Syrien, noch schwerer lösbar machen.
Die Kooperation für den Frieden bezweifelt, dass Deutschland aufgrund
seines grausamen Vorgehens in der Ukraine und auf der Krim während
des 2. Weltkrieges, sowie seiner Unterstützung der Ost-Erweiterung
nach dem Ende des Kalten Krieges, ein glaubwürdiger Vermittler in der
Krise sein kann. Deutschland und der Westen haben, besonders durch
die NATO, mit ihrer Machtlogik und Expansionspolitik der letzten 20 Jahre,
wie der Aufnahme ehemaliger Warschauer Pakt-Staaten in die Nato,
das Schieben ihrer Raketenabwehr gen Osten und die geplanten
EU-Assoziierungen, diesen Konflikt maßgeblich mit provoziert.
Die Kooperation für den Frieden sieht einen friedlichen Weg in einem
System kollektiver Sicherheit, das Sicherheit miteinander anstatt
gegeneinander schafft. Dafür kann an die Erfahrung der
KSZE-Verhandlungen angeknüpft werden, es muss abgerüstet und
es müssen den Interessen aller Seiten Rechnung getragen werden.
Die Politik der Konfrontation, des Freund-Feind Denkens muss
überwunden werden. Die drängenden Probleme der Menschheit
können nur gemeinsam gelöst werden. Ohne Drohungen, Misstrauen und Blockbildung.
Die SprecherInnen der Kooperation für den Frieden:
Reiner Braun (IALANA)
Philipp Ingenleuf (Netzwerk Friedenskooperative)
Jens-Peter Steffen (IPPNW)
Renate Wanie (Werkstatt für gewaltfreie Aktion)
Lucas Wirl (NaturwissenschaftlerInnen Initiative)
http://www.koop-frieden.de/aktuelles/artikel/zu-krim-referendum-und-sanktionenspirale-eine-andere-politik-ist-noetig-kooperation-statt-konfront.html
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