Freitag, 28. März 2014
Hartz-4-Bezieher als Kanonenfutter der Bundeswehr?
Werbe- und Propagandaveranstaltungen der Bundeswehr im Jobcenter
27.03.2014
Die Bundeswehr steht als Arbeitgeber bei vielen Menschen nicht sehr hoch im Kurs. Der Afghanistan-Einsatz und die militärische Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen – ja, auch dafür werden deutsche Soldaten eingesetzt – findet in der öffentlichen Meinung nur wenig Zuspruch. Um insbesondere junge Menschen für eine militärische (oder zivile) Karriere zu begeistern, plant die Bundeswehr in diesem Jahr zahlreiche Werbe- und Propagandaveranstaltungen in Jobcentern und Arbeitsämtern. Offenbar sollen Erwerbslose künftig als Kanonenfutter missbraucht werden. Schließlich bahnen sich weltweit immer mehr Konflikte an, an denen Deutschland sich verstärkt beteiligt.
Erwerbslose als Kanonenfutter?
Seit Wegfall der Wehrpflicht hat die Bundeswehr Probleme mit dem Nachwuchs. Das Interesse junger Menschen an einer militärischen oder zivilen Laufbahn scheint gering zu sein. Deshalb setzt die Bundeswehr seit einiger Zeit auf ein anderes Konzept. Statt seriöser Informationsveranstaltungen, in denen über die Aufgaben und den Arbeitsalltag bei der Bundeswehr informiert wird, setzt man bei unzähligen Propagandaveranstaltungen auf ein bewährtes Prinzip a la „Überraschungsei“: Infobroschüren und Werbefilme vermitteln einen attraktiven Arbeitsplatz mit einer Mischung aus "Sport, Spaß, Spannung und Technik". Wer würde sich davon nicht begeistern lassen? Dass Soldaten bereit sein müssen, Menschen zu töten oder selbst getötet zu werden, wird gar nicht und nur beiläufig erwähnt. Das heroische Bild des Kampfjet-Piloten oder des adretten Marine-Offiziers lässt neben sich natürlich keinen Raum für Soldaten mit abgetrennten Gliedmaßen im Afghanistan-Einsatz oder getöteten Kindern und anderen Zivilisten.
Allein von April bis einschließlich Juni 2014 plant die Bundeswehr bundesweit fast 200 Werbe- und Propagandaveranstaltungen in Arbeitsämtern, Berufsinformationszentren und Jobcentern. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke vom 27. Februar 2014 hervor. Offenbar sollen Erwerbslose zukünftig als neues Menschenmaterial für Kriege herhalten.
Bereits seit einiger Zeit steht die enge Zusammenarbeit der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit der Bundeswehr in der Kritik. So wird eine „Karriere“ bei der Bundeswehr als eine interessante Integrationsalternative in den Arbeitsmark von der BA beschrieben, berichtet Marcel Kallwass, ehemaliger und gefeuerter BA-Mitarbeiter, in seinem Blog „kritischerkommilitone“. Auch sei die Rede von "einem Sprungbrett für junge Menschen". Dass dieses Sprungbrett direkt in einem Kriegseinsatz führen kann, wird allerdings verschwiegen. Vielmehr geht es um "vermeintliche Chancen" für Erwerbslose. Perspektivisch, so heißt es in internen Kreise, könnten auch Sanktionen verhängt werden, wenn "Vermittelte" sich weigern, eine Ausbildung bei der Bundeswehr anzufangen. (ag)
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