"Dass nach der Ermordung von George Floyd in den USA mancherorts
Denkmäler von Kolonialisten und Rassisten vom Sockel gestürzt wurden,
gefiel der AFD-Politikerin Beatrix von Storch gar nicht. Und sie hatte
eine Idee. Zusammen mit Mitgliedern der AFD-Jugend verhüllte sie Mitte
Juli ein Karl-Marx-Denkmal in Berlin. Begründung: Marx sei ein
Antisemit und Rassist gewesen. Nun gibt es das alte Sprichwort, jede
und jeder (auch wenn sie den ‚Genderwahn‘ hassen, soviel Zeit muss
sein, Frau von Storch) solle zuerst einmal vor der eigenen Tür kehren.
Und da wäre bei von Storchens einiges zu tun. (...) Aber darum soll es
hier nicht gehen, sondern um die Frage, ob Karl Marx tatsächlich
Antisemit und Rassist war und gegen wen sich seine Vorbehalte
richteten. Dass Marx selbst jüdischer Abstammung war, reicht als
Gegenargument nicht aus. (...) Und es stimmt auch, dass Marx in
rassistischer Weise über seinen Schwiegersohn Paul Lafargue gespottet
hat. (...) Alles keine Gründe, Marx-Denkmäler zu verhüllen und
abzubauen; die in den USA geschleiften Denkmäler erinnerten nicht an
Männer (es waren nur Männer...), die mal einen rassistischen Spruch
formuliert hatten, sondern an solche, die Sklavenhalter waren und
Armeen anführten, die für die Beibehaltung der Sklaverei kämpften.
(...) Wenn die noch existierenden Marx-Denkmäler also bleiben können,
wäre dennoch zu überlegen, wie denjenigen Gerechtigkeit zu erweisen
ist, über die sich Marx despektierlich äußerte. (...) Lafargue zeigt
darin auch, wie destruktiv ungebremster Produktivismus für Menschen
und Umwelt ist, Gedanken, die gerade heute aufgenommen und
weitergedacht werden müssen. Deswegen ist es geboten, endlich
Paul-Lafargue-Denkmäler zu errichten..." Beitrag von Gert Eisenbürger
(mit Grafik von Simon Hirzel) aus der ila 438 vom September 2020 - wir
danken!
https://www.labournet.de/?p=178292
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