Dienstag, 15. September 2020

Die ökonomische Krise in der Türkei

Auch die Türkei verzeichnet im Zuge der ökonomischen Krise des Imperialismus den stärksten Einbruch der Wirtschaftsleistung seit Beginn der eigenen Datenerfassung (1998):Das BIP fiel vom ersten zum zweiten Quartal 2020 um ganze elf Prozent. Bereits seit Anfang des Jahres ist der Wert der Lira zusätzlich kontinuierlich gefallen, im August ist sie vorübergehend mit weniger als dem eines Siebtel eines US-Dollars auf einem Rekordtiefpunkt angelangt.
Die Türkei steckt damit in einer erneuten Währungskrise nach der vor zwei Jahren, diesmal allerdings um einiges heftiger. Bürgerliche Ökonomen machen dafür die Zinspolitik verantwortlich – trotz hoher Inflation wurde der Leitzins das vergangene Jahr in einem Lockerungszyklus auf 8,25% ein gutes Drittel des Wertes zuvor, gesenkt und nun nicht wieder erhöht. Die Strategie dahinter ist, die Konjunktur wieder anzukurbeln und das zu niedrige Verhältnis vom Export zum Import zu erhöhen. Die Lockerung aufgrund der hohen Inflation allerdings zu einem negativen Realzins geführt, weshalb Investitionen des imperialistischen Finanzkapitals in der Türkei abnehmen. Damit steckt die türkische Wirtschaft in einer Zwickmühle. Unterdessen plündert der Staat die Devisenreserven der Zentralbank, die in der Folge alleine dieses Jahr von umgerechnet 81 auf 51 Milliarden Dollar sanken, und nimmt großflächig Kredite, um den Folgen der ökonomischen Krise entgegenzuwirken. Wie die Maßnahmen auf das Volk abgewälzt werden, zeigt alleine der Fall des Mindestlohns von umgerechnet 350 auf 267 Euro innerhalb weniger Monate - während wie gesagt starker Inflation.

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