Dienstag, 15. September 2020

UN verurteilt Zurückdrängen von Flüchtlingsbooten und Aussetzung der Seenotrettung


Dossier

EU: No Entrance. Titelbild zum isw-report 104 - Auf der Flucht. Fluchtursachen. Festung Europa. Alternativen. (Festung Europa, Februar 2016)“Für 79 gerettete Bootsflüchtlinge ist das Ausharren auf einem Frachter im Mittelmeer zu Ende gegangen. Für über 150 Menschen geht das Warten weiter. (…) Das UN-Menschenrechtkommissariat hat die restriktive Politik europäischer Staaten gegenüber Bootsflüchtlingen auf dem Mittelmeer scharf kritisiert. Die abwehrenden Maßnahmen gefährdeten Menschenleben, betonte der Sprecher des Hochkommissariats, Rupert Colville, am Freitag in Genf. Laut Berichten verlangten die Behörden Maltas von Handelsschiffen, dass sie Boote mit Flüchtlingen und Migranten auf das offene Meer zurückdrängen. Das sei besonders besorgniserregend. Der UN-Sprecher betonte auch, dass derzeit keine Seenotrettungsschiffe im zentralen Mittelmeer operierten. Die humanitäre Arbeit privater Seenotretter werde laut Berichten von Regierungen behindert und unterbunden. Allen privaten Seenotrettern müsse unbedingt erlaubt werden, ihre Operationen fortzusetzen…” Bericht vom 11. Mai 2020 bei MiGAZIN externer Link, siehe neu dazu (und weiterhin ohne Wirkung):
  • Flüchtlingsrettung: Handelsschiffe werden Geiseln der EU-Flüchtlingspolitik New
    “Seit fünf Wochen liegt der Tanker “Maersk Etienne” vor Malta. An Bord: 27 Flüchtlinge, die aus Seenot gerettet wurden. Das Schiff darf den Hafen von Malta nicht anlaufen, weil Malta sich für die Flüchtlinge nicht verantwortlich fühlt.” Bericht von Lara Straatmann und Barbara Schmickler vom 10. September 2020 bei WDR Monitor externer Link  (Videolänge: 7:36 Min.)
  • Endloses Ausharren: Reeder und UN fordern sofortige Lösung für Gerettete Flüchtlinge 
    Seit über einem Monat harren 27 gerettete Flüchtlinge auf einem Handelsschiff aus – darunter ein Kind und eine Schwangere. Die Besatzung teilt mit den aus Seenot Geretteten ihr Essen, Wasser und die Decken an Bord. Nur die Regierungen verweigern jede Hilfe. Die Vereinten Nationen und Reederverbände haben eine sofortige Anlandung der 27 Flüchtlinge auf dem Handelsschiff „Maersk Etienne“ gefordert. Die Menschen, darunter ein Kind und eine Schwangere, befänden sich seit über einem Monat auf dem Tanker, erklärten die Internationale Schifffahrtskammer (ICS), die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Montag. Die Regierungen hätten gegen internationales Recht dem Kapitän bisher die Erlaubnis verweigert, die Menschen, die aus Libyen geflohen seien, an Land zu bringen. Laut dem dänischen Unternehmen Maersk, zu dessen Flotte die „Etienne“ gehört, sind drei der Geretteten am Sonntagmorgen von Bord des Tankers gesprungen. „Die Crew hat schnell gehandelt und konnte die Personen retten, denen die gebotene Betreuung gegeben wird“, erklärte die Firma und wiederholte die eindringliche Bitte um eine Lösung für die Menschen…” Meldung vom 8.09.2020 beim Migazin externer Link – ab da im Abo
  • 350 Gerettete auf Sea Watch – Vereinte Nationen fordern Öffnung von Häfen für Seenotretter 
    Der Hilferuf der “Louise Michel” wurde von den Behörden lange ignoriert, doch schließlich erreichten die italienische Küstenwache und auch die “Sea-Watch 4” das Seenotrettungsschiff. Doch das Bangen ist noch nicht vorbei. Der Hilferuf des Seenotrettungsschiffs „Louise Michel“ im Mittelmeer wurde erhört: Nachdem die italienische Küstenwache am Samstagabend 49 Menschen von dem Rettungsschiff übernahm, wechselten später rund 150 weitere Gerettete auf die „Sea-Watch 4“. „Wir haben nun rund 350 Personen an Bord, die so schnell wie möglich in einem sicheren Hafen an Land gelassen werden müssen“, twitterte Sea-Watch. (…) UN-Organisationen forderten am Samstag eine sichere Ausschiffung aller auf dem Mittelmeer festsitzenden Flüchtlinge und Migranten. Anrainerstaaten müssten ihre Häfen öffnen und die Menschen an Land gehen lassen, verlangten das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf…” Meldung vom 31.08.2020 beim Migazin externer Link – ab da im Abo. Siehe dazu auch unser Dossier: Projekt Sea-Watch: Nicht länger tatenlos zusehen, wie Menschen im Mittelmeer sterben
  • Vor Libyen: UN bestürzt über Bootsunglück mit mindestens 45 Toten 
    Nach einem neuen schweren Bootsunglück mit Dutzenden Toten im Mittelmeer warnen die UN vor weiteren Tragödien. Derzeit sind nur private Seenotretter im Einsatz. Die Vereinten Nationen haben sich bestürzt über ein Bootsunglück im Mittelmeer geäußert, bei dem nach Angaben von Überlebenden mindestens 45 Migranten und Flüchtlinge ums Leben gekommen sind. Angesichts des bislang schlimmsten Unglücks vor der Küste Libyens in diesem Jahr forderten die UN am Donnerstag in Genf von den EU-Staaten, für eine sichere Anlandung von Migranten und Flüchtlingen zu sorgen. Unter den Toten seien nach Angaben von Überlebenden fünf Kinder, hieß es. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration und des Flüchtlingshilfswerks UNHCR konnten 37 Menschen von Fischern gerettet werden. Von ihnen stammten die meisten aus dem Senegal, aus Mali, dem Tschad und aus Ghana. Der Motor des Bootes sei explodiert. Das Unglück habe sich am Montag ereignet. Die UN betonten, dass ohne offizielle Missionen zur Seenotrettung weitere Tragödien zu befürchten seien. Derzeit operieren keine staatlichen oder EU-geführten Rettungsmissionen im Mittelmeer…” Meldung vom 21.08.2020 beim Migazin externer Link (im Abo), siehe dazu auch die Meldung in unserem Dossier: [Libyen-Deal] Absurde EU-Politik im Mittelmeer: Rettungsmissionen sollen zukünftig von libyschen Schleusern koordiniert werden
  • Flüchtlingsdrama auf Viehfrachter vor Malta: “Heute ist der letzte Tag, an dem ich sie versorgen kann” 
    Malta verwehrt 50 aus Seenot geretteten Flüchtlingen, an Land zu gehen – und lässt sie in schmutzigen Ställen eines Viehfrachters ausharren. Viele sind krank, die Vorräte gehen aus. Der Kapitän warnt vor einer Tragödie. (…) Der Viehfrachter ist – anders als die Rettungsschiffe von Nichtregierungsorganisationen – nicht auf Migranten vorbereitet. Normalerweise transportiert Shaaban mit seinem Schiff Kühe übers Mittelmeer. Zurzeit hausen in den dreckigen, stinkenden Ställen der MV “Talia” Flüchtlinge, die er am Freitag auf hoher See gerettet hat. An Bord gibt es keine medizinische Versorgung für die Menschen, und nun gehen auch die Vorräte aus. (…) Die Behörden antworten uns nicht. Und die Migranten kommen zu mir und bitten um Essen und Wasser. Aber meine Vorräte gehen aus. Heute ist der letzte Tag, an dem ich sie versorgen kann. Und es ist schon zu Kämpfen unter ihnen gekommen. (…)Sie befinden sich alle in schlechtem Zustand. Und 20 haben ernste gesundheitliche Probleme. Manche zeigen kaum Lebenszeichen, essen nicht, können sich kaum noch bewegen. Andere haben ernste Entzündungen. Und alle haben fünf Tage bei schlechtem Wetter auf offener See verbracht, ohne Trinkwasser und Lebensmittel…” Artikel und Interview von Frank Hornig, Rom, vom 07.07.2020 beim Spiegel online externer Link
  • Zwei Tage nach Notstand: „Ocean Viking“ darf in sizilianischen Hafen einlaufen
    Nachdem SOS Mediterranée am Freitag den Notstand auf der “Ocean Viking” ausgerufen hatte, erhielt das Schiff heute die Erlaubnis, einen sicheren Hafen anzusteuern. Die 180 Flüchtlinge an Bord sollen am Montag ausgeschifft werden…” Meldung vom 6.7.2020 im Migazin externer Link, siehe zuvor:
    • Für die 180 Migranten auf der „Ocean Viking“ zeichnet sich eine Lösung abDie seit Tagen ausharrenden Flüchtlinge sollen am Montag auf ein italienisches Quarantäne-Schiff gebracht und dort auf das Coronavirus getestet werden. Das melden mehrere Nachrichtenagenturen. Sie berufen sich auf das italienische Innenministerium. Das Quarantäne-Schiff liegt derzeit vor der sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle vor Anker. Zuvor hatten die Behörden der Stadt Pozzallo ein medizinisches Team zur „Ocean Viking“ geschickt, um die Flüchtlinge zu untersuchen. Dabei seien keine besonderen Gesundheitsprobleme festgestellt worden. Auch die angespannte Lage an Bord habe sich gebessert. Die „Ocean Viking“ hatte am Freitag den Notstand ausgerufen und über mehrere Suizidversuche berichtet…” Agenturmeldung vom 5. Juli 2020 beim Deutschlandfunk externer Link
    • Das Corona-Logbuch: Lage auf der »Ocean Viking« vor Sizilien verschärft sich – #dontleavethembehind: Das Mittelmeer in der Coronaepidemie“… Das Coronavirus dient zunehmend vielen europäischen Staaten als Entschuldigung, die Seenotrettung auszusetzen. Wir schauen trotzdem dorthin, wo die Hilfeschreie der Flüchtlinge nun so unerhört bleiben, wie selten zuvor: 3. Juli (…) Unter den 180 Migranten auf dem privaten Rettungsschiff »Ocean Viking« vor Sizilien spitzt sich die Lage nach Angaben der Helfer zu. (…) Zuvor waren mehrere Bitten um Zuweisung eines sicheren Hafens in beiden Ländern erfolglos geblieben. (…) 12. Juni Vereinte Nationen alarmiert wegen Griechenlands Umgang mit Migranten. Die UN-Organisation für Migration (IOM) ist wegen Videos alarmiert, die offenbar zeigen, wie Migranten an der europäischen Außengrenze teils mit Gewalt zurückgedrängt werden. (…) Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) äußerte sich ähnlich. Solche Zwischenfälle häuften sich seit März, sagte ein Sprecher in Genf. (…) 11. Juni Fast 53 Tote bei Bootsunglück vor tunesischer Küste. (…) Unter den Opfern sind mindestens 22 Frauen und drei Kleinkinder. (…) 10. Juni Bundesregierung blockiert Seenotretter. Das Bundesverkehrsministerium versucht offenbar mit einer Änderung von Regelungen, deutsche Seenotrettungsorganisationen in ihrer Arbeit zu behindern. (…) 08. Juni. Außer Sichtweite. Immer mehr Berichte zeigen: Europa schiebt Geflüchtete illegal in die Türkei zurück. Oder setzt sie auf aufblasbaren Plattformen im Meer aus. Gleichzeitig harren mehr als 400 schutzsuchende Menschen aktuell auf Kreuzfahrtschiffen vor Malta fest. Manche von ihnen harren dort bereits seit mehr als einem Monat aus. 07. Mai. (…) Nach dem deutschen Rettungsschiff »Alan Kurdi« ist auch ein spanisches Schiff in Italien festgesetzt worden. Die italienische Küstenwache legte die »Aita Mari« wegen »Normenverletzung« an die Kette. (…) 06. Mai. (…) Die Migration übers Mittelmeer sorgt in der Corona-Krise für Konflikte um zwei deutsche Schiffe (…) Die Reederei Klingenberg aus Schleswig-Holstein warnte am Mittwoch vor einer möglichen Eskalation auf ihrem Containerschiff »MV Marina«, das vor Malta bei einer Rettungsaktion am vergangenen Wochenende Dutzende Migranten an Bord genommen hatte. (…) Unterdessen setzten die italienischen Behörden das private Schiff »Alan Kurdi« der Hilfsorganisation Sea-Eye aus Regensburg im Hafen von Palermo nach einer technischen Kontrolle fest. Die 146 Menschen, die die »Alan Kurdi« vor Libyen gerettet hatte, sind nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne zwar an Land. Doch das Tauziehen, in welche EU-Länder sie kommen, dauert an…” Bericht von Fabian Hillebrand bei neues Deutschland vom 7. Mai 2020 externer Link
    • Siehe auch unser Dossier: Italienische Flüchtlingspolitik
  • Völkerrecht über Bord: Seenotretter fordern europäische Rettungseinsätze im Mittelmeer 
    “Bootsflüchtlingen, die auf See aufgegriffen und nach Libyen zurückgebracht werden, drohen Lagerhaft und unmenschliche Behandlung. Daher drängen Helfer die EU, selbst Rettungsdienste zu starten, und dies nicht der libyschen Küstenwache zu überlassen. Die Seenotrettungsorganisation „SOS Méditerranée“ hat Deutschland und die EU aufgerufen, die Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache im Mittelmeer zu beenden. Die EU lagere mit der Ausbildung und der Finanzierung der Küstenwache ihre Verantwortung und ihre Migrationskontrolle aus, sagte die Vorstandsvorsitzende Laura Gorriahn in Berlin. Doch die libysche Küstenwache erfülle ihre Rettungsaufgabe nicht, da sie die Flüchtlinge nicht in Sicherheit, sondern nach Libyen bringe. Das Seerecht verpflichte Anrainerstaaten dazu, einen angemessenen Such- und Rettungsdienst zu betreiben und die Rettung durch private Schiffe zu ermöglichen, erläuterte die Professorin für Internationales Öffentliches Recht, Nora Markard. Zudem sei festgelegt, dass die Geretteten an einen sicheren Ort zu bringen seien. „Aber Libyen ist kein sicherer Ort.“ Die Geretteten erhielten keine angemessene Unterbringung und Versorgung und seien nicht vor Gewalt, Verfolgung und erniedrigender Behandlung geschützt, wie es das Recht vorsehe. Europa mache sich durch die Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache der Beihilfe zu Menschenrechtsverletzungen schuldig. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bereits 4.856 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer abgefangen und nach Libyen zurückgebracht worden. Allein in der Woche vom 16. bis 22. Juni waren es 477 Menschen. Im vergangenen Jahr zählte die UN-Organisation 9.225 Bootsflüchtlinge, die nach Libyen zurückgebracht wurden. Nach IOM-Schätzung halten sich etwa 650.000 Migranten in dem arabischen Bürgerkriegsland auf…” Beitrag vom 25. Juni 2020 von und bei MIGAZIN externer Link, siehe dazu auch:
    • Die EU soll sich kümmern
      “… Die Vorstandsvorsitzende von SOS Méditerranée, Laura Gorriahn, sagte am Dienstag, eine verstärkte Seenotrettung im Mittelmeer müsse ein Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft werden. Deutschland übernimmt am 1. Juli für ein halbes Jahr den rotierenden Vorsitz des Europäischen Rates in Brüssel. Zudem fordert SOS Méditerranée, dass die Bundeswehr sich nicht mehr an der Ausbildung der libyschen Küstenwache beteiligt, und die libysche Küstenwache nicht mehr mit EU-Geldern finanziert wird. Die NGO stellte am Dienstag Auszüge aus dem Logbuch ihres Rettungsschiffes »Ocean Viking« vor. Sie zeigen, wie widerwillig verschiedene Akteure rund um die Fluchtroute Mittelmeer mit privaten Seenotretter*innen zusammenarbeiten. Minutiös ist etwa aufgeschrieben, wie kompliziert im Januar dieses Jahres die Kommunikation zwischen der NGO, der Hilfsorganisation Alarm Phone, der italienischen und maltesischen Rettungsleitstellen und der EU-Mission EUNAVFOR Med Irini abläuft. Laut dem Logbuch dauert es Stunden, bis klar ist, dass die »Ocean Viking« Menschen an Bord nehmen darf. »Rettungen verzögern sich auf Kosten von Menschenleben«, sagte Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland. Nora Markard, Professorin für Internationales Öffentliches Recht in Münster, erinnerte bei der Pressekonferenz an verschiedene rechtliche Konventionen, die auf See gelten und die übereinstimmend die Pflicht regeln, Menschen in Seenot zu retten. Das gelte für alle Schiffe, private oder gewerbliche, und alle Schiffstypen…” Beitrag von Marion Bergermann bei neues Deutschland vom 23. Juni 2020 externer Link
  • Weitere Frauen und Kinder tot: IOM verlangt staatliche Seenotrettung im Mittelmeer 
    Seit Jahresbeginn sind im Mittelmeer mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen. Am Mittwoch wurden weitere Tote gemeldet – darunter viele Frauen und Kinder. Die Dunkelziffer schätzt die IOM deutlich höher. Sie ruft die EU auf, die Seenotrettung im Mittelmeer wiederaufzunehmen. Die Internationale Organisation für Migration hat die EU zur sofortigen Wideraufnahme der Seenotrettung im Mittelmeer aufgefordert. Viele Bootsflüchtlinge befänden sich in einer aussichtslosen Lage und ihre Leben müssten gerettet werden, sagte IOM-Sprecherin Safa Msehli dem „Evangelischen Pressedienst“ in Genf. Seit Beginn des Jahres seien im zentralen Mittelmeer mindestens 157 Menschen auf hoher See ums Leben gekommen. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen. „Wir müssen von Bootsunglücken im Mittelmeer ausgehen, von denen wir nichts mitbekommen. Wir befürchten das Schlimmste“, sagte Msehli. „Wir haben nur sehr wenige Informationen über die Bewegungen der Boote mit Flüchtlingen und Migranten, die von Libyen oder Tunesien in See stechen.“ Da die Anrainerstaaten und die EU die Seenotrettung eingestellt hätten und die Regierungen die private Seenotrettung stark behinderten, seien Bootsflüchtlinge allein ihrem Schicksal überlassen…” Artikel von Jan Dirk Herbermann vom 12.06.2020 beim Migazin externer Link (im Abo)
  • Außer Sichtweite: Auf dem Mittelmeer wird immer brutaler gegen Flüchtlinge vorgegangen – Europa schiebt Geflüchtete illegal in die Türkei zurück. Oder setzt sie auf aufblasbaren Plattformen im Meer aus
    “… An der Küste wiegt ein leeres Schlauchboot in den Wellen, die sanft an den Kieselstrand anlanden. Auf den Steinen liegt eine Wasserflasche und eine Rettungsweste. Sie ist noch voll mit Luft, leuchtend Orange und so klein, dass sie nur einem Kind passt. Das Video, in dem diese Szene zu sehen ist, hat die deutsche NGO Mare Liberum veröffentlicht. Es soll belegen, dass Ende April an der Ostküste der griechischen Insel Chios Menschen ankamen, die kurz darauf wieder verschwanden. 194 Menschen seien im März und April Opfer solcher »Push-backs« geworden. Menschen, die bereits im europäischen Rechtsgebiet waren, werden zurück nach Afrika und Asien gebracht. Das ist illegal, den Menschen wird ihr Recht, Asyl zu beantragen, verwehrt. Der griechische Menschenrechtsaktivist Vassilis Tsarnas hat deshalb Strafanzeigen gestellt. Aus den Flüchtlingscamps Diavata und Paranesti seien immer wieder Menschen abgeschoben worden, berichtet er. Die Polizei habe zum Teil völlig zufällige Gruppen aus dem Camp zusammengepfercht und auf Boote in Richtung Türkei geschickt. (…) Die türkische Küstenwache behauptet, bereits mehrmals Menschen gerettet zu haben, die vorher aus Griechenland abgeschoben wurden. Auf einem Video, dass ein Mitglied der türkischen Küstenwache filmte, sieht man die Flüchtlinge auf orangenen Rettungsinseln auf dem Meer schwimmen. Das perfide: Die Flöße sind nicht etwa zur Rettung der Menschen eingesetzt worden. Die griechischen Behörden haben diese Menschen auf die aufblasbaren Inseln gesetzt und sie dann aufs offene Meer gebracht. Das bestätigt auch ein Bericht von Just Security, einem Online-Rechtsforum, das mit der juristischen Fakultät der New York University verbunden ist. Der Bericht dokumentierte seit dem 23. März mindestens elf Fälle, in denen Asylsuchende von der türkischen Küstenwache in »orangefarbenen, zeltartigen aufblasbaren Rettungsflößen ohne Motoren oder Treibmittel, die nicht gesteuert werden können« gefunden wurden…” Beitrag von Fabian Hillebrand bei neues Deutschland vom 8. Juni 2020 externer Link
  • Sterben im Mittelmeer: Europas Rückzug bei der Seenotrettung / [Appell] 425 Menschen auf Fährschiffen festgesetzt 
    • [Appell] 425 Menschen auf Fährschiffen festgesetztUnter dem Vorwand der COVID-19-Pandemie halten die maltesischen Behörden seit April bzw. Mai Hunderte Asylsuchende auf Privatschiffen fest, die normalerweise für den Küstentourismus genutzt werden und vor den Hoheitsgewässern des Landes liegen. Die Situation an Bord wird immer unerträglicher, da die Schiffe nicht für längere Aufenthalte ausgelegt sind. Die maltesischen Behörden müssen die auf den Schiffen willkürlich festgehaltenen Personen umgehend in Malta von Bord gehen lassen und dafür sorgen, dass sie Asylanträge stellen und angemessene Aufnahmeleistungen in Anspruch nehmen können. Bitte setzt euch für Asysuchende vor Malta ein!...” Appell vom 28. Mai 2020 von und bei amnasty international externer Link bis zum 09.07.2020
    • Sterben im Mittelmeer: Europas Rückzug bei der Seenotrettung 
      “Georg Restle: „Während sich ganz Europa mit den Folgen der Corona-Pandemie beschäftigt, spielen sich vor den Toren des Kontinents Dramen ab, die kaum noch jemand zur Kenntnis nimmt – draußen auf dem Mittelmeer. Dabei scheint es fast so, als benutze die Europäische Union die Corona-Krise als Vorwand, um Flüchtlinge, die in Seenot geraten, nicht mehr retten zu müssen. Mit tragischen Folgen: Immer noch ertrinken und verdursten Menschen auf dem Mittelmeer, weil ihnen jede Hilfe verweigert wird. Menschen, die Gesichter und Geschichten haben…” (…) Europäische Staaten wie Malta und Italien machen im April ihre Häfen dicht für Flüchtlinge. Begründung: die Corona-Pandemie. Deswegen forderte die Bundesregierung die Rettungsorganisationen schon Anfang April schriftlich auf: Zitat: „(…) derzeit keine Fahrten aufzunehmen und bereits in See gegangene Schiffe zurückzurufen (…).” Gorden Isler, Vorsitzender Sea-Eye: „Das hätte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass man sowas mal von einem deutschen Ministerium bekommt, so eine Aufforderung, dass man die Rettung tatsächlich einstellen soll. Und das in der gleichen Zeit, wo auch die gleichen Politiker, der Bundesinnenminister nicht müde wird, immer wieder zu sagen, wie wichtig es doch jetzt in dieser Zeit gerade ist, Freiheitseinschränkungen hinzunehmen und rücksichtsvoll zu sein in der Corona-Krise, um jedes Menschenleben zu schützen. Das ist schon ein Ausblick darauf, dass hier bewertet wird, welches Menschenleben schützenswert ist und welches Menschenleben eben nicht.“ (…) Georg Restle: „ (…) Es gibt eine neue Schätzung der UN-Migrationsbehörde, wonach seit 2014 mehr als 20.000 Flüchtlinge im Mittelmeer umgekommen sind. Und nein, das sind keine Opfer einer Naturkatastrophe, sondern 20.000 Menschenleben, von denen man die allermeisten hätte retten können, wenn man es politisch nur gewollt hätte.“ Bericht von Lara Straatmann und Andreas Maus WDR Monitor vom 28. Mai 2020 externer Link  (Videolänge: ca. 7 Min.)
  • Rund 160 Flüchtlinge weiter auf Booten trotz Quarantäne-Ende – Die Vereinten Nationen fordern jetzt die Aufnahme der Menschen 
    “… Die Vereinten Nationen fordern von europäischen Ländern die Aufnahme von rund 160 Migranten und Flüchtlingen auf zwei Schiffen vor der Küste Maltas. Den festsitzenden Menschen müsse die sichere Einreise gestattet werden, verlangten das Flüchtlingshilfswerk UNHCR und die Internationale Organisation für Migration am Donnerstag in Genf. Die Menschen befinden sich den Angaben zufolge seit zwei Wochen auf den Schiffen und hätten somit die Standard-Quarantänezeit für mögliche Corona-Erkrankungen hinter sich gebracht. Es sei inakzeptabel, die Menschen länger als nötig und unter schweren Bedingungen an Bord der Schiffe zu belassen…” Meldung vom 21. Mai 2020 bei MiGAZIN externer Link
  • Noch im Bericht vom 11. Mai 2020 bei MiGAZINexterner Link: “… Derweil haben fünf Tage nach ihrer Rettung 79 gerettete Bootsflüchtlinge an Bord des Frachters „Marina St. Johns“ in Sizilien an Land gehen dürfen. (…) Weitere Flüchtlinge müssen nach Angaben von Hilfsorganisationen dagegen noch auf Schiffen im Mittelmeer ausharren. Die Hilfsorganisation SOS Mediterranée teilte mit, dass sich weiterhin 162 gerettete Bootsflüchtlinge auf maltesischen Schiffen auf See befänden. In internationalen Gewässern außerhalb des maltesischen Hoheitsgebiets warteten seit dem 30. April 57 Migranten auf der „Europa II“ auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Weitere 105 Menschen seien seit ihrer Rettung am Mittwoch auf der „Bahari“ außerhalb maltesischer Gewässer…”
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=172334

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