

- „Wind in ihren Segeln“ von Jesper Bengtsson am 07. September 2020 bei Internationale Politik und Gesellschaft
zum Prozess der Übernahme politischer Positionen der Rechten unter anderem (aus sozialdemokratischer Sicht): „… Erwartet wurde ein Konsens, herausgekommen ist eine Regierungskrise. Nach einjährigem hartem Ringen sollte die schwedische Migrationskommission eigentlich im August ein neues migrationspolitisches Konzept vorlegen. Dieser Kommission gehören alle im Parlament vertretenen Parteien an. Angestrebt wurde eine Neuregelung, die sich auf einen breiten Konsens stützt und den nicht enden wollenden Migrationsdebatten ein Ende setzt, denn diese spielen den erstarkenden Rechtspopulisten in die Hände. Maria Malmer Stenegard sitzt für die konservative Moderate Partei in der Kommission und berichtet von einer tiefen Spaltung des Gremiums. Die Sozialdemokratische Partei (SAP) sei die einzige Partei, die hinter allen Vorschlägen stehe. Stenegards christdemokratischer Kollege Hans Eklind vermisst in dem endgültigen Entwurf eine Reihe wichtiger Punkte und bemängelt, etliche Probleme wie die Rückführung von Migranten in ihre „Heimatländer“ seien ausgeklammert worden. Wenn die Kommission am 15. September ihren endgültigen Entwurf vorlegt, werden wohl nur die regierenden Sozialdemokraten mit allen 26 Vorschlägen einverstanden sein. Ihr kleinerer Koalitionspartner, die Grüne Partei, wird nur einige wenige Reformvorschläge mittragen. Um die diversen Einzelbeschlüsse durchs Parlament zu bringen, wird die SAP also auf wechselnde Mehrheiten angewiesen sein – ein herber Rückschlag für die rot-grüne Regierungskoalition. Die Arbeit der Migrationskommission ist vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise von 2015 zu sehen. Damals kamen 163 000 Geflüchtete nach Schweden; die meisten von ihnen waren vor dem Krieg in Syrien geflohen. Schweden nahm pro Einwohner mehr Flüchtlinge auf als jedes andere europäische Land, wenn man von Deutschland einmal absieht. Anfangs gab es in der Bevölkerung und im Parlament massiven Rückhalt für eine liberale Flüchtlingspolitik. Sobald die Zahlen stiegen, ließ die Begeisterung nach. Im November 2015 führte die sozialdemokratisch geführte Regierung „temporäre“ Beschränkungen ein. Fortan wurden nur noch befristete Aufenthaltsgenehmigungen erteilt, das Recht auf Familienzusammenführung wurde eingeschränkt und Familienangehörige bekamen nur noch dann eine Aufenthaltsbewilligung, wenn sie nachweisen konnten, dass finanziell für sie gesorgt ist. Die neue Politik erfüllte ihren Zweck: 2016 stellten nur noch 28 939 Personen in Schweden Asyl, und seither bleibt die Zahl der Asylanträge konstant unter diesem Niveau. Das zeitlich befristete Gesetz von 2015 ließ zwar die Zahl der Geflüchteten sinken, konnte aber die Migrationsdebatten nicht eindämmen…“
- „Klippan 1995. On Sept 9 the refugee Gerhard Gbeyo was murdered with a knife by a Swedish neo-Nazi with ties to the NS-movement“ am 18. August 2019 im Twitter-Kanal von b9AcE
erinnerte damals bereits an einen Nazimord an einem Flüchtling im Jahr 1995 – hier als Hinweis darauf, dass auch in Schweden die Rechten und ihre Naziableger schon seit langem ihre Aktivitäten mit den auch von anderswo her bekannten Verbrechen entfalten – man weiß also, mit wem man es zu tun hat, wenn man solche politische Positionen übernimmt…
- „Deckmantel Coronaschutz“ von Reinhard Wolff am 09. Juli 2020 in der taz online
macht deutlich, dass der Rassismus auch in Schweden und Norwegen nicht nur geflohenen Menschen gilt, sondern auch „im Inneren“ Feindbilder schafft: „… Norwegen, Finnland und Dänemark halten wegen der deutlich höheren Covid-19-Infektionszahlen in Schweden ihre Grenzen gegenüber den SchwedInnen nach wie vor geschlossen. Grenzverkehr gibt es trotzdem, etwa für Arbeitspendler oder andere „dringende“ Gründe. Eine lückenlose Überwachung ist sowieso unmöglich. Mehr als 200 Straßen verbinden Schweden und Norwegen, Tausende Feld- und Waldwege nicht eingerechnet. Und weil die Samen dem Zug ihrer Rentiere folgen, die nun mal keine Grenzen kennen, gelten diese Grenzen für sie sowieso nicht. Das war 1751, als in Lappland erst mal überhaupt nationale Grenzen gezogen wurden, im „Lappkodicillen“, einer Art Magna Charta der Samen, festgelegt worden. Die gilt bis heute. Auch die im März erlassenen norwegischen Coronagrenzvorschriften enthalten deshalb eine spezielle Ausnahme. Wie kann man also auf die Idee kommen, ausgerechnet einige Dutzend Samen als gefährlichste Infektionsverbreiter einzustufen, gegen die man Militär einsetzen solle, „weil die ja beim Einkaufen unsere Lokalbevölkerung treffen könnten“ (Amundsen)? Wer das vorschlage, wolle ganz einfach nur Stimmung gegen die Samen machen, meint Per-Olof Nutti, Präsident des schwedischen Samenparlaments: „Auch Rentiersamen nehmen die Situation, in der wir uns befinden, sehr ernst. Die überqueren die Grenze ja nicht zum Spaß, oder um norwegische Bürger und Politiker zu ärgern, sondern folgen wie seit ewigen Zeiten der Wanderung ihrer Tiere.“ Es könnte bloße Unkenntnis sein, wenn man die Samen zur Infektionsgefahr hochstilisiert. Aber von Per-Willy Amundsen ist eine lange Liste rassistischer Ergüsse bekannt. Im Juni verteidigte er Oslos Polizei gegen den Vorwurf von Racial Profiling. Das sei geradezu Pflicht der Polizei: „Denn wer ist es denn, der Banden- und Jugendkriminalität organisiert?“...“
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